● FOLGE 07 | UNTER DRUCK (D|1997)
in den Hauptrollen: Katy Karrenbauer, Barbara Freier, Claudia Loerding, Cheryl Shepard und Franziska Matthus
mit Wolfgang Finck, Annette Frier, Tanya Neufeldt, Kristiane Kupfer, Isabella Schmid, Christiane Reiff, Ana Fonell, u.a.
eine Produktion der Grundy UFA | im Auftrag von RTL
Regie: Bodo Schwarz
Dem korrupten Schließer Zöllner gehen mehrere Tausend Mark in der Justizvollzugsanstalt verloren, die er von Dagmar Friese bekommen hat, um für Drogennachschub zu sorgen. Dies stellt ihn vor mehrere Probleme gleichzeitig: Sein Dealer verliert langsam aber sicher die Geduld, Dagmar will ihre hart verdiente Kohle wieder sehen, oder den versprochenen Stoff, und Dr. Kaltenbachs Personalkontrollen machen es immer unmöglicher, unbehelligt durch die Schleuse zu gelangen. Der Konflikt spitzt sich somit immer weiter zu, bis es zu einem Eklat kommt, der die Karten in Reutlitz völlig neu mischt...
In der siebten Folge der beliebten Knastsaga werden am Ende nicht nur die Emotionen hochkochen, sondern es kommt erstmals zu richtigen Entladungen, die weitreichende Folgen für die meisten Beteiligten haben werden. "Unter Druck" gehört beinahe vollkommen dem korrupten Schließer Gerhard Zöllner, der von Wolfgang Finck mit höchster Präzision dargestellt wird. Sein neuer Nebenverdienst entwickelt sich gleichzeitig zu seinem Hauptverdienst, doch es kommt zu Komplikationen, da man sich im Knast nicht so frei bewegen kann, wie zu Zeiten des Vorgängers von Dr. Evelyn Kaltenbach. Durch einen dummen Zufall kommt Dagmars Drogengeld abhanden, das den neuen Nachschub für Station B sichern sollte, sodass der Titel der Folge seine Sinnhaftigkeit entfalten kann. Zöllner beutet die Frauen in jeder Hinsicht aus, was zunächst Kathrin erfahren muss. Um an Geld für Stoff zu kommen, lässt sie sich von Zöllner rammeln, bekommt allerdings nur einen Zwanni, immerhin könne sie froh sein, dass sie überhaupt was kriegt, da er es auch ohne Geld haben könne, was sich im unmittelbaren Verlauf noch in ekelhafter Art und Weise bewahrheiten wird. Die Ereignisse überschlagen sich in bester Serienmanier, sodass Dramatik, Theatralik und Spannung eine geballte Ladung ergeben können. Es ist also völlig klar, dass kein Weg an einer waschechten Katastrophe vorbeiführen wird, doch Regisseur Bodo Schwarz agiert in diesem Zusammenhang sehr clever und lässt die Spannung beinahe bis ins Unermessliche steigen, ohne jedoch die erwartete Eruption zu schildern, die sich bis in die nächste Folge vertagt. So sieht man weiterhin die Machenschaften eines Gerhard Zöllner, der nicht nur seine Schutzbefohlenen quält, sondern auch Jutta Adler in einer widerwärtigen Tour finanziell und emotional ausbeutet. Da er Geld braucht - schließlich gab es erst vor Kurzem einen neuen Wagen - bringt er Jutta dazu, an ihre Reserven zu gehen. Hierbei agiert die stellvertretende Anstaltsleitung mit einer himmelschreienden Naivität, die vollkommen konträr zu ihrer Unerbittlichkeit im Dienst steht.
In der Zwischenzeit baggert Walter an Susanne herum, was Vivi natürlich gar nicht passt, aber die Anführerin der Station B vertritt selbstbewusst die Meinung, dass sie schlafen kann, mit wem sie will. Diese unbedachte Aussage, die schon über einen gewissen Wahrheitsgehalt verfügt, immerhin hat Walter noch jede für sich gewinnen oder gar umstricken können, treibt Vivi fatalerweise in die Krallen von Zöllner, der ihr behilflich ist, die Zelle zu wechseln. Dafür möchte er natürlich Geld sehen, da ihm sein Gläubiger im Nacken sitzt. Doch Geld ist leider nicht zu haben. »Gut, zahlste eben in Naturalien!«, bekommt man zu hören, und erst jetzt erfasst man den Ernst der Lage, denn es droht, einer der Sympathieträgerinnen an den Kragen zu gehen. Folge 7 nimmt wenig Rücksichten auf die Sentiments anderer Insassinnen, was sie auch gleichzeitig mit dem Publikum veranstaltet, sodass es zu einer ungewöhnlich gebündelten Brisanz kommen kann, die für derartige Formate nicht alltäglich war. Dies gilt vor allem für die hier geschilderte sexualisierte Gewalt und Willkür in diesem Gefängnis, in welchem offenbar jeder machen kann, was er will. Immer wieder sieht man Gerhard Zöllner, der sich windet, Vorteile verschafft, lügt und betrügt, wo er nur kann, obwohl sich die Schlinge um seinen Hals immer enger zuzieht, was einem zugegebenermaßen eine innere Freude bereitet. Dennoch wird einem hierbei auch klar, dass das Gefühl der Bedrängnis zu immer mehr Aggressivität führen wird. Insbesondere mit Dagmar Friese steuert er auf Kollisionskurs zu, da sie es sich nicht nehmen lässt, ihn in seiner Misere noch vorzuführen, verspotten und zu demütigen. So bekommt es die Serie mit ihrem ersten wirklichen Clash zu tun, der vehemente Züge annimmt und diverse Opfer in Stellung bringt. Wen es am Ende erwischen wird, vertagt sich wie gesagt zugunsten der Hochspannung, was ein erneutes Einschalten so gut wie garantiert. In "Unter Druck" geht es ordentlich zur Sache und die Folge wirkt beinahe wie ein Prototyp der vielen, großen Frauenknastmomente, die immer wieder erfreuen können.