DAS MYSTERIÖSE SCHIFF - William Nigh

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Percy Lister
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DAS MYSTERIÖSE SCHIFF - William Nigh

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"Das mysteriöse Schiff" (Mystery Liner) (USA 1934)
mit: Noah Beery, Astrid Allwyn, Edwin Maxwell, Gustav von Seyffertitz, Cornelius Keefe, Boothe Howard, Ralph Lewis, Zeffie Tilbury, Howard C. Hickman, Jerry Stewart, Olaf Hytten, George Cleveland u.a. | Drehbuch: Wellyn Totman nach der Kurzgeschichte 'The Ghost of John Holling' von Edgar Wallace | Regie: William Nigh

Das Passagierschiff unter der Führung von Kapitän Holling soll in Hinblick auf Kriegszwecke für ein neuentwickeltes Fernsteuerungssystem getestet werden. So soll die Erfindung von Professor Grimson es ermöglichen, dass ein Schiff von Land aus gesteuert werden kann, ohne Mitwirken einer Besatzung und bei absoluter Verdunkelung. Bevor es zur ersten Testfahrt kommt, erleidet Kapitän Holling einen Nervenzusammenbruch und wird durch Kapitän Downey ersetzt. Bald geschieht Merkwürdiges an Bord: Professor Grimson wird mit einem Strick gewürgt und ein Stewart schwört, den früheren Kapitän gesehen zu haben. Dann geschieht ein weiterer Mord....

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Der Kapitän als Symbol für Zuverlässigkeit, Stabilität und Verantwortung verlässt - zwar unfreiwillig - gleich zu Beginn sein Schiff und übergibt es in die Hände einer uneinigen Besatzung, die Zeuge der eigenen Entmachtung werden soll. Der technische Fortschritt, der wie ein böser Geist aus der Flasche tritt, erweist sich als ebenso unheimlich, wie die Anwesenheit eines blinden Passagiers, bei dem es sich um den verwirrten Captain Holling handeln soll. Animositäten unter den Mitgliedern der Mannschaft, bei denen es um Machtdemonstration, Kompetenzstreitigkeiten und private Eifersucht geht, erschweren die Ermittlungen des wenig vertrauenswürdigen Major Pope. Erinnert die Atmosphäre ohnehin teilweise an die Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone, so sorgt der zigarrenschmauchende untersetzte Mann zusätzlich für Misstrauen. Sinister erscheint auch der hagere Herr von Kessling. Der Wiener Gustav von Seyffertitz spielte zwölf Jahre zuvor in der John-Barrymore-Fassung von "Sherlock Holmes" den teuflischen Professor Moriarty. Kurios auch sein weiblicher "Gegenpart" in Gestalt der trinklustigen Großmutter, die den Männern nachstellt, dass es Freude und Grausen zugleich ist. Die Gelegenheit, sich ihrer im dichten Nebel zu entledigen, wurde allerdings verpasst. Die weibliche Hauptdarstellerin Astrid Allwyn schlägt sich wacker innerhalb der Männerriege und sorgt für den einen oder anderen Suspense. Das Zischen und Summen der Elektromotoren, die der unheilbringenden Erfindung ein atmosphärisches Eigenleben verleihen, liefern die nötigen Spannungsmomente, die bei den Mordanschlägen leider verschenkt wurden. Trotz der kurzen Laufzeit (60 Minuten) kommt es zu kleinen Durchhängern, wenn z.B. Granny Plimpton mit ihren beiden "Opfern" in der Bar sitzt. Am Ende findet der Film relativ rasch zu einem für alle Beteiligten guten Abschluss, nachdem der Schurke abgeführt wird. Das Fehlen eines echten Dampfers zeigt sich vor allem in den Panoramaaufnahmen des Schiffes, die gruselig dilettantisch wirken. Für ein B-Picture sind die Interieurs jedoch recht ordentlich. Insgesamt kann man eine Empfehlung für jene aussprechen, welche ansprechende Unterhaltung für die Zeit nach 23 Uhr suchen, wenn Nieselregen und Nebel aufziehen und Freude am gepflegten Grusel besteht.

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