Totentanz der Vampire
The House that dripped Blood
Grossbritannien 1971
Regie: Peter Duffell
Peter Cushing, Christopher Lee, Jon Pertwee, Ingrid Pitt, Joss Ackland, Denholm Elliot
The House that dripped Blood
Grossbritannien 1971
Regie: Peter Duffell
Peter Cushing, Christopher Lee, Jon Pertwee, Ingrid Pitt, Joss Ackland, Denholm Elliot
Inspector Holloway (John Bennett) von Scotland Yard kommt aus London aufs Land um das mysteriöse Verschwinden des Filmstars Paul Henderson (John Pertwee) zu untersuchen. Sergeant Martin (John Malcolm) von der örtlichen Polizei erzählt dem Inspector dass in dem Haus, welches der Schauspieler bewohnte, schon vorher merkwürdige Dinge geschehen sind:
1. Method for Murder
Der Schriftsteller Charles Hillyer (Denholm Elliot) und seine Frau Alice (Joanna Dunham) aus London mieten das Haus, damit Charles in Ruhe sein Buch fertigschreiben kann. Seine Romanfigur heisst Dominick (Tom Adams), ein gewalttätiger Killer. Schon bald scheint Dominick ein beängstigendes Eigenleben zu entwickeln. Charles hat Visionen von ihm und kann schon bald nicht mehr zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Ist seine Romanfigur wirklich zum Leben erwacht oder treibt da jemand ein böses Spiel mit Charles?
Diese Geschichte ist leider ziemlich vorhersehbar, da in ähnlicher Form schon einige Male zuvor gesehen. Es ist im Grunde genommen ein waschechter Psychothriller, der auch auf Kurzfilmlänge funktioniert. Denholm Elliot spielt seinen Part als hysterischer, am Rande des Wahnsinns wandelnder Charles mit viel Gefühl.
2. Waxworks
Philip Grayson (Peter Cushing), ein pensionierter Börsenmakler aus London, will in dem Haus in Ruhe und Abgeschiedenheit lesen, gute Musik hören und der Gartenarbeit frönen. Nebenbei will er aber auch noch um seine längst verlorene Liebe trauern. Eines Tages entdeckt er in der Stadt ein Wachsfigurenkabinett und darin die Figur der Salomé, welche seiner Verflossenen täuschend ähnlich sieht. Der Besitzer des Kabinetts (Wolfe Morris) erzählt ihm dass seine Frau das Modell für die Figur gewesen sei, eine Mörderin, die seinen besten Freund mit der Axt erschlagen habe und dafür hingerichtet worden sei. Grayson ist schockiert von der Geschichte und auch von der magischen Anziehungskraft, die von der Figur ausgeht. Er beschliesst, nie mehr in dieses Kabinett zu gehen. Doch da taucht unerwartet sein alter Freund Neville Rogers (Joss Ackland) auf. Er war damals in die gleiche Frau verliebt wie Philip, und genauso erfolglos wie dieser. Bei einem Stadtspaziergang entdeckt auch Neville das Wachsfigurenkabinett und entgegen Graysons dringlichem Rat geht er hinein. Dies löst eine Reihe von dramatischen Ereignissen aus, die in Tod und Vernichtung enden…
Eigentlich liebe ich Wachsfiguren-Horror. Diese stummen und in ihrer Aktion erstarrten Figuren können eine ganz schön morbide Atmosphäre erzeugen. Aber hier springt der Funke nicht so richtig rüber. Zu konstruiert wirkt die Geschichte von der wächsernen Salomé, welche die beiden Herren in ihren Bann zieht nur weil sie ihrer unerfüllten Liebe ähnlich sieht. Dafür kommen wir in den Genuss einer gut gemachten Traumsequenz und eines hervorragend aufspielenden Peter Cushing. Er und Joss Ackland agieren auf sehr hohem Niveau und retten diese sonst doch ziemlich abstruse Geschichte.
Nachdem sich Inspector Holloway diese beiden Geschichten vom Sergeant angehört hat beschliesst er, dem Makler A.J. Stoker (John Bryans) einen Besuch abzustatten. Auch dieser meint dass das Haus für diese unheimlichen Ereignisse verantwortlich sei. Er hat auch noch zwei Geschichten auf Lager:
3. Sweets to the Sweet
Der alleinerziehende Geschäftsmann John Reid (Christopher Lee) bezieht mit seiner bezaubernden kleinen Tochter Jane (Chloe Franks) das Haus. Da Reid oft geschäftlich in London zu tun hat stellt er Ann Norton (Nyree Dawn Porter) als Haushälterin und Privatlehrerin für Jane ein, denn er will sie nicht zur Schule schicken. Ueberhaupt verbietet er ihr den Umgang mit anderen Kindern und sie darf auch keine Spielsachen haben. Ann ist zutiefst erschüttert über die Einsamkeit und Traurigkeit des kleinen Mädchens und es gelingt ihr, deren Vertrauen zu gewinnen. Als sie Reid auf dessen komisches Verhalten anspricht macht er vage Andeutungen über ein dunkles Geheimnis der verstorbenen Mutter. Ann merkt schliesslich dass sich die Kleine mit Büchern über Hexerei und Voodoo beschäftigt. Als in einer Gewitternacht die Elektrizität ausfällt findet Reid in der Schachtel, wo die Kerzen aufbewahrt werden nur noch deren vier, die anderen fehlen. Und plötzlich beginnen ihn unerträgliche Brustschmerzen zu plagen….
Starke Geschichte um ein seltsames, böses Kind und seinem hoffnungslos überforderten Vater. Hier entsteht von Anfang an ein gewisses Unbehagen welches sich bis hin zum äusserst gelungenen und tragischen Finale steigert. Erwähnenswert ist die schauspielerische Glanzleistung von Christopher Lee. Er meistert die Rolle des vermeintlich gefühlskalten, aber in Wirklichkeit von Todesängsten geplagten Rabenvaters mit Bravour.
4. The Cloak
Schliesslich bezieht der besagte, vermisste Filmstar Paul Henderson das Haus, welches er während der Dreharbeiten zu seinem neusten Low-Budget Horrorfilm bewohnen will. Er ist ein alternder, eingebildeter Schnösel, der an allem etwas auszusetzen hat. So sind ihm die Requisiten zu billig, der Regisseur zu unfähig und der Umhang, welchen er als Vampir tragen soll zu neu und zu wenig authentisch. In seiner Garderobe entdeckt er die Karte von Theo von Hartmann, einem Kostümverleiher. Er geht hin und kann ein passendes Cape für nur 13 Shilling kaufen. Er hat das Gefühl dass der unheimliche Hartmann den Umhang unbedingt loswerden wollte. Schon bald erfährt er warum, denn als er am nächsten Tag am Filmset den Umhang trägt und in einer Szene seine Filmpartnerin Carla (Ingrid Pitt) beissen soll, kommt es über ihn und es bleibt nicht nur beim Schauspiel. Er ist überzeugt dass er das Cape eines richtigen Vampirs gekauft hat und sich selber in einen solchen verwandelt wenn er es trägt. Er will es vernichten, aber Carla bittet ihn, es nochmals anzulegen um zu beweisen dass seine Aengste unbegründet sind….
Dies ist die unterhaltsamste aller Episoden. Hier nimmt sich die Horrorbranche liebevoll selbst aufs Korn. Köstlich ist eine Pointe als Henderson von den guten alten Zeiten mit Filmen wie „Frankenstein“, „Das Phantom der Oper“ und „Dracula“ schwafelt. Aber natürlich der Dracula mit Bela Lugosi in der Hauptrolle, nicht mit „diesem neuen Burschen“, womit natürlich Christopher Lee gemeint ist. John Pertwee agiert herrlich überdreht und wir kommen auch in den Genuss der kurvenreichen, sinnlichen Ingrid Pitt.
Nachdem Inspector Holloway nun diese vier Geschichten gehört hat will er sich im Haus selbst ein Bild machen, denn er glaubt natürlich nicht an solchen Unfug. Er wird es aber bald schon bitter bereuen das Haus betreten zu haben, denn es birgt ein schreckliches Geheimnis…..
Die Geschichten zu diesem dritten Episodenfilm von Amicus stammen wiederum aus der Feder von Robert „Psycho“ Bloch. Regie führte Peter Duffell, welcher vorher ausschliesslich fürs Fernsehen gearbeitet hatte und hier seinen ersten Spielfilm inszenierte. Und dann gleich ein Horrorfilm, so ähnlich wie der Regisseur in der vierten Episode. Duffell macht einen guten Job. Er versteht es, jeder Geschichte ihren besonderen Reiz zu verleihen. Auch die Hommage an die grossen Schriftsteller der Horrorliteratur ist liebenswürdig. So beinhaltet die Biblothek des Hauses die gesammelten Werke von Edgar Allan Poe und der Makler heisst Stoker, was auf den Schöpfer von „Dracula“ verweist. Die Ausstattung ist durchaus sehenswert, vor allem wenn man das geringe Budget berücksichtigt. Der deutsche Titel ist irreführend, da nur die letzte Episode wirklich von Vampiren handelt. Aber auch der englische Titel „The House that dripped Blood“ ist nicht minder reisserisch und unstimmig, denn im ganzen Film ist kein Tropfen Blut zu sehen. Ist auch gar nicht nötig, denn als Gesamtwerk funktioniert er auch ohne Effekte ganz gut. Die Rahmenhandlung ist vernünftig aufgebaut und führt den Zuschauer sicher durch die Geschichten. Die Musik von Michael Dress ist einfühlsam und besticht vor allem während der opening credits durch ihre spartanische Orchestrierung, mit Orgel und Trommelwirbel.
Fazit: Sehenswerter Episodengrusler, sicher inszeniert und mit teilweise grossartig aufspielender Darstellerriege. Nicht der Beste von Amicus, aber unterhaltsam allemal. 6/10