HÄUTET SIE LEBEND - UNTERNEHMEN WILDGÄNSE - Mario Siciliano

Peitschenhiebe, laute Explosionen, wilde Abenteuer und anderer Filmstoff aus Italien.
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Richie Pistilli
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HÄUTET SIE LEBEND - UNTERNEHMEN WILDGÄNSE - Mario Siciliano

Beitrag von Richie Pistilli »

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Häutet sie lebend - Unternehmen Wildgänse (D)
Scorticateli vivi (IT)
Ecorchés vifs (FRA)
Skin 'em Alive

IT 1978

R: Mario Siciliano
D: Bryan Rostron, Mario Novelli, Giuseppe Castellano, Pier Luigi Giorgio, Ettore Pecorari, Antonio Diana, Charles Borromel, Karin Well u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 19.10.1979

Synchronkartei

Schnittbericht

Score: Stelvio Cipriani

Italo-Cinema.de

OFDb



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Ein kleinkrimineller Journalist und Rauschgifthändler namens Rudi Kubler (Bryan Rostron) wittert das Geschäft seines Lebens, wobei er die im Auftrag der Mafia zu veräußernde Menge an berauschendem Stoff unterschlagen und selbst an den Mann bringen möchte. Aber leider wird er von seinen verbündeten Geschäftspartnern abgezockt und kassiert zunächst einmal ordentlich Haue durch einen rabiaten Schlägertrupp der mächtigen Organisation. Als er dann aber auch noch von seinem geprellten und zugleich hocherzürnten Arbeitgeber ein unerfüllbares Ultimatum zur Rückgabe der unterschlagenen Stoffmenge auferlegt bekommt, sieht Rudi nur noch einen Ausweg um sein Leben zu retten: Er muss schleunigst weg von hier! Da sein älteres Brüderlein Frank Kubler (Charles Borromel) gerade als Anführer einer Söldnertruppe den Sudan unsicher macht, bietet es sich für Rudi angesichts seiner momentan recht aussichtslosen Lage geradezu an, diesem kurzerhand einen unangekündigten Besuch im weit entfernten Afrika abzustatten. Doch bevor es auf den Flug von Rom nach Entebbe geht, schaut Frank noch einmal kurz im Appartement seiner Teilzeitgeliebten Evelyn (Karin Well) vorbei, um von dieser neben einer letzten Portion Beischlaf auch noch 500 Dollar für das benötigte Flugticket einzufordern.


Aber kaum im sudanesischen Zielgebiet angekommen, findet sich Rudi auch schon inmitten eines wild tobenden Feldzugs gegen die Menschlichkeit wieder, denn sein sauberer Herr Bruder hat mit seinem bestialischen Berserktrupp nichts besseres zu tun, als ein massakerhaftes Exempel an einer zwar etwas zurecht leicht rebellischen, aber auch zugleich hilflos ausgelieferten Dorfgemeinschaft zu statuieren. Hier wird dann auch sogleich geschändet und gefoltert was das Zeug hält. Gemäß dem Motto “Mitgehangen, mitgefangen” gibt es für den blonden Rudi daraufhin kein Entrinnen mehr vor der winkenden Zwangsmitgliedschaft im rassistisch-kriegsverbrecherischen Söldnerclub “die Wildgänse” .


Als aber sein Bruder Frank völlig unerwartet in die Kriegsgefangenschaft der rebellischen Anti-Apartheitskämpfer gerät, setzt Rudi plötzlich alles daran, diesen aus der Gewalt der Rebellen wieder zu befreien. Doch geht es Rudi letztendlich wirklich um das Wohl seines verdorbenen Bruders oder sind es doch andere Gründe, die für sein plötzliches Engagement verantwortlich sind?


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Soll ich Dich machen lustig?


Der gute Mario Siciliano tummelte sich im Laufe seiner Karriere als Regisseur auf zahlreichen Genre-Spielplätzen herum und inszenierte neben einigen Western (SCHWEINEHUNDE BETEN NICHT), Pornos, einem Thriller (STACCO) oder einem Giallo (BLUTIGE MAGIE) auch mehrere Kriegsfilme, von denen mir bis dato der sehr ordentlich geratene 7 DRECKIGE TEUFEL (1969) und sein opulentes Abschiedsgeschenk ROLF – DER TAG DES SÖLDNERS (1984) geläufig sind. Im Vergleich zu 7 DRECKIGE TEUFEL weist HÄUTET SIE LEBEND ein gesteigertes Maß an unmenschlichen Grausamkeiten sowie anderweitigen Verwerflichkeiten menschlichen Handelns auf. Marios söldnerhafte Schweinehunde kennen weder Moral, noch Erbarmen. Hier wird geschändet, gefoltert, erniedrigt und beleidigt bis die Schwarte kracht. Dabei geht die gezeigte Gewalt aber keinesfalls soweit, wie es uns der deutsche Verleihtitel gerne verkaufen möchte. Signor Siciliano serviert uns neben den zahlreichen Gräueltaten seiner teuflischen Söldnertruppe auch jede Menge Rassismus und Sexismus, wobei diese unschönen Verhaltensweisen den Verwerflichkeitsgrad des berserkerhaften Höllenkommandos eigentlich konsequent unterstreichen sollen. Dies wäre dem Regisseur auch zweifelsfrei gelungen, hätte er nicht die Szene mit der gefangenen Rebellin in seine Inszenierung miteingebaut, in der er diese losgelöst vom eigentlichen Treiben unnötigerweise dem testosterongeschwängerten Publikumsanteil vorführt (vgl. hierzu auch das einleitendes Zitat) und sich somit den Tatbestand des Seximusvorwurfes in einem gewissen Maße doch gefallen lassen muss.


Aber ansonsten dient der herzhafte Umgangston doch eher dazu, die unvorstellbare Grausamkeit des barbarischen Schändervereins herauszustellen und dies gelingt ihm schließlich auch ohne Weiteres. Ergänzend kommt hinzu, dass weder die verantwortlichen Auftraggeber dieser unmenschlichen Mission, noch der eigentliche Grund für das niederträchtige und schonungslose Treiben bekannt gegeben werden, wodurch den losgelösten Gewalttaten wiederum ein ungenießbarer Beigeschmack von purer Willkür beigemischt wird. 'Menschlichkeit' ist unseren söldnerhaften Schweinehunden ein Fremdwort - hier zählt nur der eigene Vorteil – koste es, was es wolle! Und Gefangene werden dabei erst recht nicht gemacht! Dabei ist der umtriebige Söldnerabschaum sogar von einer dermaßen starken Habgier befallen, dass noch nicht einmal voreinander halt gemacht wird, wenn es um das gegenseitige Abjagen von erbeuteten Kriegsschätze geht. Aber auch die rabiate Verhörmethode der Söldnerbande ist absolut rein niemanden zu empfehlen, da sich diese letztendlich als eine sprichwörtlich schädelbrechende Erfahrung herausstellt und außerdem gar nicht mal so schmerzfrei verläuft. Und auf gesundheitliche Gebrechen wird unter den Clubmitgliedern erst recht keine Rücksicht genommen, den wer hier krampft hat bei diesem Spiel schon automatisch verloren und wird daraufhin mit Schaum vor dem Mund im afrikanischen Dschungel zurück gelassen.


Als Hauptdarsteller wurde dieses mal der blondhaarige Bryan Rostron engagiert, dessen Karriere als Schauspieler ganze 4 Beteiligungen aufweist. Neben der hier vorliegenden Söldnersause trat er lediglich in Enzo G. Castellaris Glanzstück EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE, D'Amatos SKLAVENMARKT DER WEIßEN MÄDCHEN und in Zurlinis DIE TARTARENWÜSTE in Erscheinung. Seine Darbietung als Rudi liefert er hierbei in einer recht unterhaltsamen Weise ab, wobei sein darzustellender Charakter dem seines menschenverabscheuenden Bruders in fast rein gar nichts mehr nachsteht. Somit wären wir auch schon bei Charles Borromel (DER COUP DER SIEBEN ASSE, VERDAMMT ZU LEBEN – VERDAMMT ZU STERBEN, ABSURD) angelangt, der in der Rolle des befehlshabenden Obersöldners Frank alle Grausamkeiten dieser Welt über die schutzlos und zurecht rebellierenden Revolutionsanhänger kommen lässt und dabei den wertvollen Bodenschatz der bereits schwer gebeutelteten Region ('Diamanten') völlig ungeniert für sich alleine einstreicht.


Zu guter letzt mengt dann auch noch der allseits beliebte Genrefilmstar Giuseppe Castellano (DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE, DER BERSERKER, KILLER SIND UNSERE GÄSTE) höchst motiviert im völlig enthemmten Treiben der unvorstellbaren Grausamkeiten mit, wobei er aber bereits nach einer gewissen Strecke des Filmverlaufs am liebsten seinen seinen Hut nehmen und desertieren möchte, da ihm seine Ängste vor der afrikanischen Pfählungs- oder Ganzkörperhäutungstherapie mit der Zeit über den Kopf wächst. Doch Captain Frank treibt ihm daraufhin seine fehlplatzierten Hirngespinste schon wieder aus... Und wie es für eine ordentliche Söldnersause gehört, spielen die weiblichen Darstellerinnen in diesem niederträchtigen Männerfilmwerk eine eher nebensächliche Rolle und wenn sie nicht gerade als Schändungsobjekte für krankhafte Söldnerhirne herhalten müssen, dann doch zumindest als horizontalgewerbliches Angebot für hauptdarstellende Blondschöpfe. So ergeht es schließlich auch der bemitleidenswerten Karin Well (STACCO, DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES, KLOSTER DER 1000 TODSÜNDEN), die sich hier als anschaffende Geliebte des rückgratlosen Bryan Rostron die Ehre geben darf.


Inszenatorisch haben wir es hier zwar vordergründig mit einer recht simplen Aneinanderreihung niederer und mit Vulgarismen durchsetzten Gewaltszenarien zu tun, wobei die bilgestalterische Arbeit des zuständigen Kamermanns Gino Santini (SARTANA, 7 DRECKIGE TEUFEL, SCHWEINEHUNDE BETEN NICHT) von handwerklichem Können zeugt und es auch hinsichtlich des durchaus vorhandenen Spannungsverlaufs rein gar nichts zu bemängeln gibt.


Die deutsche Synchro ist dann auch noch so ein Fall für sich, da diese dem niederträchtigen Treiben erst den richtigen Anstrich verleiht und dementsprechend unkorrekt daher kommt. Unfassbar!


Abschließend wurde dem kriegstreiberischen Spektakel eine eigentlich söldneruntypische Filmmusik aus dem ciprianischen Soundkosmos verpasst, die eher wie ein ursprünglich für einen Polizeifilm komponierter Soundtrack klingt und zudem auf dem 'In-a-Gadda-da-Vida' Basslauf basiert. Insgesamt konnte der Score meinen Ohren aber recht gut gefallen.


Fazit: Ein niederträchtiges Kriegsspektakel, das ungeschönt die menschlichen Abgründe des ach so einsamen und geschundenen Söldnerseelenlebens offen legt.


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Richie Pistilli
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Re: HÄUTET SIE LEBEND - UNTERNEHMEN WILDGÄNSE - Mario Siciliano

Beitrag von Richie Pistilli »

Im Vergleich zu 7 DRECKIGE TEUFEL ist mir aufgefallen, dass HÄUTET SIE LEBEND - UNTERNEHMEN WILDGÄNSE eine ordentliche Menge an Bildmaterial aus dem bereits neun Jahre zuvor inszenierten Kriegsfilm enthält.

Nicht nur, dass in HÄUTET SIE LEBEND mehrmals Sieghardt Rupp und Kirk Morris durchs Bild huschen -obwohl sie offiziell überhaupt nicht mitgewirkt hatten-, sondern auch sämtliche der gezeigten Kriegsszenen stammen aus 7 DRECKIGE TEUFEL. Ebenfalls übernommen wurde der Schlussteil samt dem Zug, dem Hissen der Flagge und den heraneilenden Freiheitskämpfern. Als Gipfel der Dreistigkeit entpuppt sich die 1:1 Kopie der verwerflichen Handgranatenaktion, die im Original von 1969 von Arthur Brauss verübt wurde. In der 78er Fassung wurde Herr Brauss lediglich durch Mario Novelli ersetzt - der Rest dieser Szene blieb gleich.


Sieghardt Rupp und Kirk Morris in 'HÄUTET SIE LEBEND - UNTERNEHMEN WILDGÄNSE'
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Häutet Sie lebend!
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7 dreckige Teufel
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Mario Novelli (HÄUTET SIE LEBEND) vs. Arthur Brauss (7 DRECKIGE TEUFEL)
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Weitere Übereinstimmungen können übrigens auch anhand eines groben Bildervergleichs der beiden Filme ersehen werden.
Obwohl HÄUTET SIE LEBEND zu großen Teilen aus fremden Filmmaterial besteht, funktioniert der 'neue' Film überraschend gut. Aber seht selbst...

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Dschallogucker
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Re: HÄUTET SIE LEBEND - UNTERNEHMEN WILDGÄNSE - Mario Siciliano

Beitrag von Dschallogucker »

Ich habe 2016 die "Uncut-Version" von Best Entertainment gesehen. Die ist laut ofdb aber auch 4-5min cut.

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