ENDGAME - DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD - Joe D'Amato

Peitschenhiebe, laute Explosionen, wilde Abenteuer und anderer Filmstoff aus Italien.
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Sid Vicious
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ENDGAME - DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD - Joe D'Amato

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Endgame - Bronx lotta finale
Regisseur: Joe D'Amato
Kamera: Joe D'Amato
Musik: Carlo Maria Cordio
Drehbuch: Joe D'Amato, Aldo Florio
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Der Atomkrieg hat seine Spuren hinterlassen. Einige der Überlebenden traf es besonders hart, da ihr Genom geschädigt wurde. Diese neue Spezies, die Mutanten, wird von der „alten Herrenrasse“ erbarmungslos gejagt. Doch um das Volk bei Laune zu halten inszeniert die Führungsschicht ein Spiel namens „Manhunt“ (Killen für Kohle, live im TV). Dessen Abosieger, Ron Shannon, bekommt während einem seiner Fights von einer mysteriösen Frau, Lilith, das Angebot, sie und ihre Leute aus der Stadt zu schaffen. Wenn Shannon erfolgreich sein sollte, dann winken ihm 50 Kilo Gold, aber auch jede Menge Ärger.

Nach Abschluss seiner „Dom Rep-Hexalogie“ widmete sich Joe D'Amato weniger fickwütigen, aber nicht minder marginalisierten Subgenres wie dem Barbaren- und dem Endzeitfilm. Infolgedessen entstanden „2020 - Texas Gladiators“ und „Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod“. Filme, die das Genre nicht im Entferntesten neu erfinden und sich der konventionellen Schablonen des apokalyptischen bzw. postapokalyptischen Kinos bedienen. So kommt die Thematik: Herrenmensch – Untermensch ebenso zum Einsatz, wie die Faschisierung einer Provinz, die sinnbildlich für das Globale steht.

Mag sein, dass es zahlreiche Kritiker gibt, die D'Amatos „Endgame“ als niveaulosen Schrott bezeichnen oder, wie „Das Lexikon des internationalen Films“ es umschreibt, als einen „abgedroschenen Spätzeit-Actionfilm“. Das übliche stereotype und stets rezidivierende Kesseltreiben rund um alles Terza Visionistische, was einen halbwegs exploitativen Charakter besitzt, but who cares? Schließlich lässt D'Amato „die Kuh fliegen“, bietet bizarre Situationen sowie ebenso bizarre Charaktere, auch wenn diese weniger dem Einfallsreichtum des Regisseurs, als dem gezielten Stibitzen aus anderen Endzeitfilmen sowie Genreübergreifenden Produktionen, geschuldet sind. Doch „Endgame“ wirkt nicht nur als ziehende, sondern auch als gebende Quelle. So erinnert die Typografie (in futuristischen Lettern) des Filmtitels an die Artwork des Carnivore-Alben „Retaliation“. Zudem zeigt uns dieses LP-Cover einige Typen mit Sauerstoffmasken, die durchaus - abgesehen vom Militarylook - an die wild rumwütende „Endgame-Schutzstaffel“ in Ledermänteln erinnern.

Der Film ist in zwei Hälften gegliedert, die wiederum auf zwei divergierende Schauplätze verlegt sind. Man kann von einer Unter- und einer Oberwelt sprechen, allerdings mit dem Hinweis, dass es sich in beiden Fällen um Orte der Verdammnis handelt. Zuerst sind wir zu Gast in den Katakomben von Central City, wo D'Amato den Strömungen aus Tom Toelles „Das Millionenspiel“ folgt und eine Menschenjagd zum TV-Event der Zukunft kürt. Dabei wird die Optik in die Farbe Blau getaucht. Die Stärke einer solchen monochromen Einfärbung ist das Intensivieren der Atmosphäre. Somit kommt ein stets zuverlässiger Partner zum Einsatz, der den ordentlichen Aus- und Eindruck der ersten Filmhälfte bereichernd unterstützen kann.

Die zweite Filmhälfte legt allerdings ein paar Schippen drauf, sorgt für deutlich mehr Bambule und lässt die Protagonisten einen teilweise brasilianisch wirkenden Budenzauber entfachen. Eine karge Industrie- bzw. Wüstenlandschaft ist der Untergrund auf dem D'Amato die Ingredienzien aus Western, Endzeit- und Horrorfilm kräftig mischt, um seinen Protagonisten begeisternde Ballstafetten zu ermöglichen.

Ergo legt sich Ron Shannon postwendend mit einer Horde von Blinden, die allesamt in schwarze Mönchskutten gehüllt sind und ferngesteuert durch die Landschaft taumeln, an. Ihre ungelenken Bewegungen lassen die Vermutung zu, dass Ossorios „Reitende Leichen“ zwecks einer kurzen Terrortournee ins Stiefelland geladen wurden. Weitere kuriose „Kostgänger“ sind regressive Mutationen, deren Anführer es ausgerechnet auf die hübsche Lilith abgesehen hat.

Somit sorgen blinde „Mönche“, Affen- und Fischmenschen sowie eine futuristische SS-Truppe für viel Druck in der gegnerischen Hälfte, sodass auf den traditionellen Vorstopper, ein von Hal Yamanouchi gespielter Handkantenschlagakrobat und Berufsninja, mächtig viel Arbeit zukommt. Mit diesen partikularen Konstellationen werden dem geeigneten (!) Publikum gut portionierte Köstlichkeiten in Form von Wohlbehagen und Glückseligkeit serviert.

„Ihr seit die Zukunft. Ich bin nur ein Mensch, einer den Gott vergessen hat.“ (Ron Shannon)

Wie in allen postapokalyptischen Italo-Exploitern konzentriert sich auch „Endgame“ auf eine finale Schlacht, die über den Fortbestand der Menschheit entscheidet. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse verbunden mit der Hoffnung, dass der sittsame David über den niederträchtigen Goliath siegen wird. Simultan dazu ist bei den friedliebenden und leutseligen Menschenskindern seit jeher die Rede vom „gelobten Land“, die Utopie von einem Fleckchen Erde auf dem alle glücklich und zufrieden leben können. Die Verwirklichung dieser Wünsche liegt auf den Schultern eines einzigen Mannes, einem Typen, der es mit jedem aufnehmen kann.

Diese lakonischen Endzeit-Eremiten sind uns längst kein Rätsel mehr und es verblüfft uns nicht, dass (auch) Ron Shannon, das Angebot: mitzukommen in (diese) eine bessere Welt, ablehnt. Die Zukunft braucht keinen Tausendsassa, dessen Berufung der Überlebenskampf, die Gier nach Gold sowie ein Leben ohne Verpflichtungen und Zwischenmenschlichkeit ist.

Infolgedessen schließt „Endgame“ mit dem freeze frame einer Halbtotalen und suggeriert, dass die (Anti-)Helden ihren Kampf über die Ziellinie hinaus fortsetzen. Sie, die Leichenfledderer der alten Welt, sind am Abgrund angelangt, für sie kann es nur weitergehen, wenn sie alles auf Null zurücksetzen und einen neuen Krieg entfachen.

In diesem Sinne.

Mögen die Spiele (von neuem) beginnen!
https://italo-cinema.de/item/endgame-da ... it-dem-tod
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Richie Pistilli
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Re: ENDGAME - DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD - Joe D'Amato

Beitrag von Richie Pistilli »

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Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod (D)
Endgame - Bronx lotta finale (IT)
Endgame (Gioco finale) (IT)
Le gladiateur du futur (F)
Bronx, lucha final (ES)
Confronto Final (POR)
Endgame



Deutsche Kinopremiere: 30.03.1984

Score: Carlo Maria Cordio

Synchronkartei

OFDb



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Habe mir nach langer Zeit mal wieder D'Amatos ENDGAME angeschaut, wobei ich sagen muss, dass mir der Film zum Vergleich meiner Erstsichtung nicht nur wesentlich besser gefiel, sondern auch zweifelsfrei zu den besseren Vertretern der niedrigbudgetierten Postapokalyptern aus bella italia gezählt werden kann. Was mir als erstes auffiel, war die altbekannte Ziegelei, die bereits in ROCK IT - THE FINAL EXECUTOR und 2020 TEXAS GLADIATORS ihre Verwendung fand, sowie die Kiesgrube mit dem Teich in der Mitte, die ebenfalls in ROCK IT und, wenn ich mich nicht täusche, auch am Anfang von FIREFLASH - DER TAG NACH DEM ENDE zu sehen war.



Einer der zahlreichen Pluspunkte dieser Endzeitsause ist neben einer der Umstände entsprechend sorgfältigen Inszenierung die illustre Schauspielertruppe, von denen Al Cliver und George Eastman sich gegenseitig in einer postapokalyptischen Vendetta bis aufs Blut bekriegen. Laura Gemser hingegen spielt eine strahlenverseuchte Mutantin, die aufgrund ihrer telepathischen Kräfte die Mächtigen dieser neuen Welt in Angst und Schrecken versetzt. Kein Wunder also, dass diese Frau Gemser mit aller Macht aus dem Weg räumen möchten. Doch glücklicherweise steht ihr der smarte Al Cliver tapfer zur Seite, so dass sich die SS-Truppen der Mächtigen zunächst einmal an ihrem Auftrag ordentlich die Zähne ausbeißen. Eine weitere Überraschung stellt die Beteiligung Nello Pazzafinis dar, denn neben seinen Auftritten in italienischen Fantasie- und Abenteuerfilmen wie beispielsweise ATOR I + II, EINER GEGEN DAS IMPERIUM und ER - STÄRKER ALS EISEN UND FEUER trat der markante Stuntman lediglich in zwei italienischen Endzeitsausen in Erscheinung: ENDGAME und SHE - EINE VERRÜCKTE REISE IN DIE ZUKUNFT. Ansonsten tummeln sich in den Katakomben und der legendäre Kiesgrube nicht nur solch erlauchte Gestalten wie Gabriele Tinti, Gordon Mitchell, Hal Yamanouchi, Alberto Dell'Acqua oder Franco Ukmar, sondern auch Joe D'Amato himself und Michele Soavi ließen es sich nicht nehmen, in klitzekleinen Nebenrollen kurzzeitig in Erscheinung zu treten. Alles Weitere wurde bereits von Sid vortrefflich beschrieben.



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Sid Vicious
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Re: ENDGAME - DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD - Joe D'Amato

Beitrag von Sid Vicious »

Irgendwie macht der Film, wie auch FIREFLASH, immer wieder Freude.

In der D´Amato Doku wird gesagt, dass Laura und Tinti einen guten Draht zum Eastman hatten und außerhalb der Drehzeiten gemeinsam loszogen.
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hockeymask86
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Re: ENDGAME - DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD - Joe D'Amato

Beitrag von hockeymask86 »

Herrliches Endzeit-Vergnügen vom guten Onkel Joe. Al Klitoris (Blap aus dem alten Forum taufte ihn so) gibt den edlen Helden, Eastman den schurkischen Widersacher und Gordon Mitchell den Fascho-Offizier. Dazu weitere bekannte Gesichter des italienischen Exploitation-Kinos.
Langweilig wirds hier nicht. Ständig wird gekämpft,geschoßen und gestorben. Wie üblich hat man irgendwo in der Pampa gedreht. Macht aber nichts. Sieht trotzdem recht endzeit-mäßig aus.
Sehr zu empfehlen.
Wer kam allerdings auf die Idee das sich die Teilnehmer der Manhunt bunte Sterne in die Visage malen?
Das sieht ziemlich lächerlich aus.

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Richie Pistilli
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Re: ENDGAME - DAS LETZTE SPIEL MIT DEM TOD - Joe D'Amato

Beitrag von Richie Pistilli »


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