CALIGULA 2 - THE UNTOD STORY - Joe D'Amato

Peitschenhiebe, laute Explosionen, wilde Abenteuer und anderer Filmstoff aus Italien.
Antworten
Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1931
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

CALIGULA 2 - THE UNTOD STORY - Joe D'Amato

Beitrag von Sid Vicious »

Regisseur: Joe D'Amato
Kamera: Joe D'Amato
Musik: Carlo Maria Cordio
Drehbuch: Joe D'Amato, George Eastman, Michele Soavi
51ht2i7s4WL.jpg
Rom gleicht einem Sündenpfuhl, denn dessen Imperator, Gaius Caesar Augustus Germanicus, lässt Folter und Orgien in einem bisher unbekannten Ausmaß regieren. Er, Caligula, der Herrscher über Leben und Tod, weidet sich an der Qual seiner Opfer und hat sich selbst zum Gott gekürt. Doch die Verschwörer in seinem Umfeld mehren sich von Tag zu Tag. Wird es ihnen gelingen, die Schreckensherrschaft des wahnsinnigen Imperators zu beenden?

Tinto Brass´ „Caligula - Aufstieg und Fall eines Tyrannen“ sorgt(e) für reichlich Polarisierungspotential, da er beim Publikum gleichermaßen für Empörung wie Faszination sorgen konnte - und immer noch kann. Folglich handelt es sich um einen Film, der mittels abstoßender Bildkompositionen mit seinem Publikum kommuniziert und einhergehend das Leben des Caligula dokumentiert. Das Dasein eines perversen und größenwahnsinnigen Imperators.

Das Pepla-Genre lag Ende der 1970er Jahre tief verbuddelt im Erdboden von Cinecittà, doch Tinto Brass begann zu buddeln und holte einige Ingredienzien an die Oberfläche zurück, mischte diese mit Gewalt und Perversion und überschritt anschließend die gern zitierte Tabugrenze. Diese sehr wohl erfolgreiche Strategie respektive der erfolgreiche Weg, den „Caligula“ beschritt, rief einige mehr oder minder gelungene Nachahmer auf die Agenda. Der interessanteste Beitrag aus diesem Imitatorenensemble ist „Caligula 2 - The Untold Story“. Ein Werk von Joe D´Amato, welches die Abartigkeiten der römischen Kaiserzeit noch einen Tick ekliger visualisierte als es beim allmächtigen Vorbild der Fall ist. Von weiteren Vergleichen möchte ich allerdings Abstand nehmen, denn „Stiefelchen“ bleibt uns so oder so als ein krankes, allerdings innert der Lichtspiele immer gern gesehenes Arschloch erhalten!

Der Imperator aller Imperatoren konstruiert Rom erneut als ein ausuferndes Sittengemälde werden, welches von Brutalität, Folter und Perversion durchzogen ist. Es wird mit Sicherheit zahlreiche Rezipienten geben, die mit dem visualisierten, perversen Treiben ihre Probleme bekommen könnten, aber das Leben im alten Rom war halt kein Ponyhof und D´Amato versucht den Ungeheuerlichkeiten des Caligula so nahe wie möglich zu kommen.

Für David Brandon war die Verkörperung des Caligula seine erste große Rolle. Zuvor kannte man ihn aus dem hervorragenden Film „Jubilee“. Dort arbeitete er unter der Regie von Derek Jarman mit Musikgrößen wie Toyah Willcox und Adam Ant (gehört zur Londoner Punk-Avantgarde) zusammen. Als Caligula transportiert Brandon einen zwischen Größenwahn, Perversion und Angstzuständen schwingenden Imperator. Einhergehend lässt er seinen makabren (für mache tödlich endenden) Humor für sich sprechen. Brandon fühlt sich in der Rolle des Imperators sichtlich wohl, was ihn auch gleichzeitig zum schauspielerischen Highlight des Films avancieren lässt. Klar, er bekleidet auch die dankbarste Rolle, sodass jenes unerbittliche und zugleich beängstigende Spiel eh keinen Platz für etwaige Nebenbuhler zulässt. Somit muss sich (selbst) Gabriele Tinti weit hinter Brandon anstellen. Tinti verkörpert den bemitleidenswerten Charakter, Marcellus Agrippa. Ein Senator der mit seinen Vorhaben, Caligula zu „entmachten“, ganz derbe auf die Schnauze fällt. Seine folgende (Todes)Strafe hat es übrigens gewaltig in sich… und das nicht allein im übertragenden Sinne. Auf Verschwörer und Attentäter ist Stiefelchen halt ganz schlecht zu sprechen.

„Der einzige Weg ein Gott zu sein, ist grausam wie ein Gott zu sein.“ (Caligula)

Joe D'Amatos Präsentation einer (wild ausschweifenden) Orgie, die zwischen Hardcore und Brechreiz chargiert, wird auf sehr unangenehme Weise transportiert. Ein Treiben, welches kotzende Lustgreise ihren Trieben folgen lässt. D'Amato liefert alles andere als angenehme Bilder und liefert dem Zuschauer ein ekelerregendes Gemälde der Dekadenz.

Neben diesen, jegliche Hemmungen ablegenden Ausschweifungen, bleibt natürlich kaum Platz für erotische Momente. Und das Einzige was in diesem Film noch mit Sinnlichkeit zu tun hat, ist wirklich nur Laura Gemser. Es mag sein, dass Laura keine schauspielerische Offenbarung war, aber diese bezaubernden Frau wurde nicht grundlos zur „Goddess of Sexploitation“ gekürt.

Fazit: „Caligula - Aufstieg und Fall eines Tyrannen“ stellt sich als ein überwiegend unterhaltsamer sowie zeitweise gar spannender Film vor. Der gelegentlich auftauchende Leerlauf begründet sich mittels ausgiebig ausgespielten Schmuddelsex sowie diversen Tabubrüchen.
Caligula_2_The_untold_Story_Screenshot00001.png
Caligula_2_The_untold_Story_Screenshot00002.png
Caligula_2_The_untold_Story_Screenshot00003.png
Caligula_2_The_untold_Story_Screenshot00006.png
Caligula_2_The_untold_Story_Screenshot00008.png
Caligula_2_The_untold_Story_Screenshot00010.png
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Dschallogucker
Beiträge: 509
Registriert: Do., 10.12.2020 14:02

Re: CALIGULA 2 - THE UNTOD STORY - Joe D'Amato

Beitrag von Dschallogucker »

Hab ich 2004 gekauft, da war ein Taschenbildband dabei. Also ein Mediabook, bevor dieser Name überhaupt aufkam. Film hat mir gefallen.

Antworten