Der Fluss der Mörderkrokodile (D)
Die heilige Bestie der Kumas (D)
Il fiume del grande caimano (IT)
Le grand alligator (FRA)
Caimán (ESP)
El río del caimán gigante (COL)
The Big Caimano River
The Great Alligator
Big Alligator River
Alligators
IT 1979
R: Sergio Martino
D: Barbara Bach, Claudio Cassinelli, Mel Ferrer, Romano Puppo, Fabrizia Castagnoli, Enzo Fisichella, Lory Del Santo, Anny Papa, Bobby Rhodes, Clara Colosimo u.a.
Deutsche Erstaufführung: 29.05.1980
Synchronkartei
Score: Stelvio Cipriani
Italo-Cinema.de
OFDb
Inmitten der Abgeschiedenheit der unberührten Wildnis des Amazonasgebiets eröffnet eines Tages eine hochmoderne Hotelanlage ihre Pforten, für deren Errichtung das Land der Ureinwohner erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Da das Inselgebiet für die Gäste nur mit einem Helikopter zu erreichen ist, lässt der naturfeindliche Geschäftsmann Joshua (Mel Ferrer) auch den schlecht rasierten Journalisten Daniel Nessel (Claudio Cassinelli) aus Übersee einfliegen, damit dieser ihm im Rahmen der Eröffnungsfeier die notwendige Publicity verschafft. Doch Nessel reist nicht alleine in den Dschungel an, sondern hat obendrein auch noch das adrette Fotomodell Sheena (Geneve Hutton) im Gepäck, mit der er sogleich eine ausgiebige Fotosession vor der naturgewaltigen Hotelanlagenkulisse zelebriert. Doch am nächsten Tag ist Sheena plötzlich spurlos verschwunden. Gemeinsam mit der reizenden Hotelangestellten Alice Brandt (Barbara Bach) begibt sich Nessel auf die Suche nach dem verschollenen Fotomodell, wobei sie bereits nach kürzester Zeit beim Stamm der Kumas landen. Die Urweinwohner teilen den beiden daraufhin mit, dass Sheena in der Vornacht gemeinsam mit dem Sohn des Stammeshäuptlings vom großen Flussgott zu sich genommen wurde, da diesen das naturfeindliche Vorgehen des weißen Mannes mächtig erzürnte. Doch was hat es mit diesem mysteriösen 'Flussgott' auf sich?
Die Antwort auf diese Frage lässt nicht lange auf sich warten, denn bereits während ihrer Rückkehr werden Alice und Daniel von einem überdimensionalen Mörderkrokodil attackiert, wobei sie den Angriff unbeschadet überstehen. Da das Killereptil jedoch zwischenzeitlich Blut geleckt hat, machte dieses bereits die badenden Hotelgäste als Nachschub für seine Rache aus. Doch allen Warnungen zum Trotz besteht der skrupellose Geschäftsmann Joshua weiterhin auf die Durchführung der Eröffnungsfeier und ebnet somit den Weg zum unausweichlichen Worst-Case-Szenario für die immer noch völlig ahnungslosen Urlaubsgäste.
Auch Sergio Martino durfte sich 1979 im Fahrwasser des Erfolgsgiganten DER WEIßE HAI mit der Inszenierung eines kostengünstigen Italo-Plagiats unter Beweis stellen, wobei er letztendlich ein der Genre-Konventionen entsprechend solides als auch äußerst gefälliges Filmprodukt abliefern konnte. Martino präsentiert uns mit DER FLUSS DER MÖRDERKROKODILE einen dermaßen mörderschuppensträubenden Unfug, dass man diese Kroko-Sause einfach nur gern haben muss. Zudem stammt das Drehbuch von keinem Geringeren als dem guten Man-Eater George Eastman, der uns einiges wissenswertes über das Fantasievolk der Kumas, das nicht nur in der Abgeschiedenheit einer nicht näher bezeichneten Wildnis sein friedliches Dasein fristet, sondern auch gerne mal ekstatische Fruchtbarkeitsriten auf der „Insel der Liebe“ zelebriert, näher bringt. Doch nachdem der skrupellose Geschäftsmann und Schauspieler Mel Ferrer das bis dato unberührte Naturparadies zur Errichtung seines kapitalistischen Erholungstempels in desaströse Mitleidenschaft zog, erzürnt dies die Kumas dermaßen, dass diese wiederum ihren großen Flussgott beschwören, der sich daraufhin als ein klobiges, ungelenkes, steifes und völlig überdimensioniertes Mörderkrokodil aus gummierten Pappmaché entpuppt. Und dieses setzt sich seiner Möglichkeiten entsprechend in Bewegung, um den verantwortlichen Umweltvernichtern ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen. Dabei fällt der Rachefeldzug des recht schwerfälligen Reptils recht unblutig aus, aber recht herzhaft munden tut seine Vendetta dennoch. Zu allem Überfluss wird der persönliche Rachefeldzug auch noch von einer militanten Truppe des ebenfalls aufgebrachten Volksstammes begleitet, die zur gleichen Zeit an Land ihre völlig erbarmungslose Rache an den hilflosen Hotelgäste verüben. Und inmitten dieser kriegsähnlichen Katastrophe wurden dann Barbara Bach und Claudio Cassinelli von den Produzenten ausgesetzt, damit sie dem Zuschauer auf ihrer Flucht vor der blutrünstigen Gummibestie die zu erwartende Unterhaltung bieten, was ihnen schlussendlich auch problemlos gelingt. Schließlich standen Herr Cassinelli und Frau Bach bereits im gleichen Jahr in dem gleichfalls unter der Regie von Sergio Martino entstandenen Abenteuerfilms INSEL DER NEUEN MONSTER gemeinsam vor der Kamera und waren somit für die anstehenden Dreharbeiten des Krokodil-Horrors auf Sri Lanka schon bestens aufeinander eingespielt. Romano Puppo wurde zudem die Rolle des Handlangers von Mel Ferrer zugesprochen, der sich dann auch so einige Male vor der Kamera blicken lässt. In einer Szene verfüttert Puppo sogar kleine Schweine an hungrige Otto-Normal-Krokodile, wobei hier aber kein tatsächlicher Tiersnuff stattfindet, denn den zähnefletschenden Mäulern wurde letztendlich vorgegarte Fleischkost zugeführt.
Der Storyverlauf gestaltet sich zunächst etwas schleppend und steht somit unserem steifen Mörderreptil in nichts viel nach. Dafür bietet der Film aber eine äußerst ansehnliche Kameraarbeit, die in Verbindung mit der beeindruckenden Naturkulisse ein bildgewaltiges Ergebnis an den Tag legt, das obendrein eine sehr angenehme Urlaubsatmosphäre verbreitet. Visuell wirkt die Inszenierung eher wie unterhaltsamer Abenteuerfilm, anstatt des suggerierten Horrors, wobei dem blutarmen Treiben der Einsatz einer größeren Menge des kunstroten Safts eindeutig zu Gute gekommen wäre. Neben dem völlig bewegungslosen Gummikrokodil, das übrigens immer nur ganz kurz in einzelnen Bildausschnitten zu sehen ist, gibt es auch noch den Einsatz eines zeitgenössischen Modellautos zu bestaunen, das vor laufender Kamera in einem aquariumähnlichen Becken versenkt wird und dabei an die außerordentliche Tricktechnik eines Antonio Margheritis erinnern lässt. Zu guter Letzt werden auch typische Kameraeinstellungen des großen Leinwandvorbilds aus Hollywood geboten, insbesondere wenn Gefahr durch das herannahende Pappmodell droht.
Musikalisch wurde dieses triviale Abenteuerspektakel mit einer passgenauen Filmmusik von Stelvio Cipriani versehen. Abschließend sei auch noch kurz auf die deutsche Synchronisation hingewiesen, die dieser tierisch-ausgestopften Sause den passenden Anstrich verleiht sowie zur kurzweiligen Unterhaltung des Films beiträgt.
Fazit: Ein mordsmäßiger Abenteuerspaß für jung und alt, mit einer beißwütigen Kunstlederhandtasche in der Hauptrolle.
Deutscher Trailer:
Italienischer & englischsprachiger Trailer:
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(Überarbeiteter Beitrag aus 2015)