Manaos - Die Sklaventreiber vom Amazonas (D)
Hundert Tage bis Manaos (DDR)
Sklaven der Hölle (D)
Violence à Manaos (F)
Rebelión en la selva (MEX)
Manaos (IT)
IT / ES / MEX 1979
R: Alberto Vázquez Figueroa
D: Fabio Testi, Agostina Belli, Jorge Rivero, Florinda Bolkan, Alberto de Mendoza, Andrés García, Jorge Luke, Milton Rodríguez, Carlos East, Carlos Nieto, Mike Moroff u.a.
Deutsche Erstaufführung: 20.03.1981
Schnittbericht
Score: Fabio Frizzi
Italo-Cinema.de
OFDb
„Manaos: Eine gottverdammte Stadt, wohl die Verkommendste der Welt. Aus dem Nichts entstanden, Mitten im Dschungel des Amazonas. Die unersättliche Gier der Kautschukhändler hat dieses Gebiet zu einem der größten Gefängnisse der Welt werden lassen, 5000 km lang und knapp 4000 km breit. Hier wurden Männer auf gemeinste Art zu Sklaven gemacht und Frauen gezwungen, ihre Körper schänden zu lassen, um ihr Leben zu retten.“
Und genau in dieses idyllische Urlaubsdomizil verschlägt es ein frisch verheiratetes Paar auf ihrer Hochzeitsreise, wobei der glückliche Reisetrip bereits nach sehr kurzer Zeit ein jähes Ende findet, denn die hübsche Claudia (Agostina Belli) und ihr frisch angetrauter Ehemann geraten in die Fänge des skrupellosen Plantagenbesitzers Carmelo Sierra (Andrés García), der wiederum als erste Amtshandlung den Bräutigam in die ewigen Jagdgründe befördern lässt, um sich daraufhin ausgiebig mit der zurückgelassenen Witwe zu vergnügen. Hilflos ausgeliefert muss die frisch verheiratete Witwe so einiges über sich ergehen lassen, bevor sie von dem sadistischen Sierra in ein erbarmungsloses Arbeitslager verfrachtet wird, um dort als Lustobjekt für die hart arbeitenden Wärter zur Verfügung zu stehen. Kaum auf der Kautschukplantage angekommen, trifft sie auf Howard (Jorge Rivero), einen alten Freund ihres ermordeten Bräutigams und Arquimedes (Fabio Testi), die beide gleichfalls widerwillig ihr Leben in dieser Hölle fristen und fortan hilflos dabei zuschauen müssen, wie Claudia tagein, tagaus von den barbarischen Wärtern geschunden wird.
Als Howard einer äußerst rüden Foltermethode unterzogen werden soll, gibt es für die drei 'Sklaven der Hölle' nichts mehr zu verlieren und versuchen daher gemeinsam mit dem Indio Ramiro (Jorge Luke) eine eigentlich aussichtslose Flucht durch die endlosen Weiten des Amazonadschungels zu riskieren. Gejagt von den beastialischen Plantagenwärtern und einer Armada an Bluthunden müssen die vier geschundenen Seelen auf ihrer Flucht nicht nur ums nackte Überleben kämpfen, sondern werden auch noch mit den alltäglichen Gefahren des unerbittlichen Urwalds konfrontiert. Und dabei sind es noch etwa 100 Tage bis zur Erreichung des auserkorenen Ziels: Die Grenze zu Ecuador.
„Lieber im Dschungel verenden, als in dieser Hölle verrecken!“
Bei MANAOS handelt es sich um eine unterhaltsame Mischung aus Dschungel-, Abenteuer- und Campfilm, die zudem wie ein Kannibalenfilm daher kommt, bei dem die fleischverzehrenden Eingeborene aber durch völlige Abwesenheit glänzen. Für Regisseur Alberto Vázquez Figueroa stellte diese Regiearbeit seine zweite und zugleich auch letzte Filmproduktion für die große Leinwand dar, wobei sein Regiedebüt DIE BLUT-MAFIA (auch bekannt als PLASMA - JETZT HOLEN SIE IHR BLUT) aus dem Jahr 1978 auch recht interessant und unterhaltsam klingt. Sein vorliegender Film MANAOS handelt von einem Dschungelcamp der etwas anderen Art, denn im Vergleich zu seinem unsäglichen TV-Vertreter wartet Alberto Vázquez Figueroas Campfilm nicht nur mit wahrhaften Herausforderungen an Körper und Geist, sondern auch mit tatsächlichen Stars auf.
An vorderster Front kämpft sich der italienische Filmstar Fabio Testi in der Rolle des strafgefangenen Arquimedes durch den dicht bewachsenen Dschungel, wobei er sich aufgrund seiner vielseitigen Lebenserfahrungen (beispielsweise Cowboy, Kommissar, Soldat, Mafiosi, Lehrer, Agent, Gauner und Leibwächter) als ein echtes Multitalent herausstellt und dementsprechend auch die zu meisternden Aufgaben mit Erfolg besteht. Neben dem Verzehr frischgepellter Vogelspinnen muss er sich zudem einem kräftezehrenden Kautschuk-Abzapf-Marathon stellen sowie die halsbrecherische Fahrt mit einem steuerlosen Hausboot auf einem reißenden Fluß überstehen. An seiner Seite schlägt sich der gleichfalls genrefilmerprobte Jorge Rivero (THE GIRL WHO KNEW TOO MUCH, BLUTIGE MAGIE, CONQUEST) nicht minderschlecht, obwohl er gleich bei seiner ersten Herausforderung patzt: Rivero verweigert sich der ersten Tagesaufgabe, da er die zu überstehende Hodenmassage durch bisswütige Piranhas keinesfalls über sich ergehen lassen möchte und beschert somit seinen Mitspielern eine erste, vom Hungergefühl dominierte Nachtruhe. Aber im weiteren Spielverlauf kann auch er sich wieder aufraffen und steht schließlich bis zum bitteren Ende seinen Mann, den er sich glücklicherweise aufgrund seiner vorherigen Verweigerungshaltung unversehrt bewahren konnte.
Das härteste Päckchen hat aber die reizende und immer wieder gern gesehene Agostina Belli (EIN SCHWARZER TAG FÜR DEN WIDDER, BLAUBART - DIE BESTIE, DIE PERFEKTE ERPRESSUNG) zu tragen, denn die zu erfüllenden Herausforderungen fordern von ihr einen bedingungslosen Körpereinsatz ab, wodurch ihre bereits angeknackste Psyche um ein Weiteres belastet wird. Zum Höhepunkt ihrer zu erledigenden Tagesaufgaben zählt zweifelsfrei eine Abtreibung nach Art der Ureinwohner Südamerikas vor laufender Kamera, wobei diese sensationsträchtige Herausforderung bald auch in einer der nächsten TV Staffeln Einzug halten wird, denn ein solch verwerfliche Treiben scheint sich für das tier- und menschenverachtende TV Format bestens zu eignen. Als weitere Gaststars treten außerdem Florinda Bolkan und Alberto de Mendoza auf den Plan, die aber lediglich in der Funktion von Ehrengästen gegen Ende der Campzeit kurzzeitig auftauchen und somit von den geschmacklosen Herausforderungen verschont bleiben. Die restlichen Mitstreiter setzen sich aus zahlreichen Nebendarstellern zusammen, die aber allesamt einen ordentlichen Lebenslauf im Genrefilm vorzuweisen haben.
Das hört sich jetzt zwar alles äußerst dramatisch, brutal und verwerflich an, ist es aber gar nicht!
Im Vergleich zu den Kannibalenfilmen dieser Zeit, verzichtete Alberto Vázquez Figueroa fast ausschließlich auf die Darstellung expliziter Gewalt und auch die zahlreichen Schändungen werden recht entschärft in Szene gesetzt, so dass einige der Goreheads vom Endergebnis bestimmt enttäuscht sein werden. Allen anderen Italophilen dürfte MANAOS aber ein unterhaltsames Abenteuerfilmfeuerwerk geboten werden, das nicht nur einen trivialen Spaß bietet, sondern auch mit der fantastischen Dschungelatmosphäre Südamerikas aufwartet.
Als Krönung des Ganzen kann die deutsche Synchronisation angesehen werden, denn diese heizt das bunten Treiben nicht nur erst richtig an, sondern lässt dadurch auch den Unterhaltungsgrad in die Höhe schnallen. Abgerundet wird diese brisante Dschungelsause durch einen erstklassigen als auch eingängigen Score aus dem Hause Fabio Frizzis, der mir bereits bei meiner Filmpremiere auf Anhieb bekannt vorkam, so dass ich mir zwischenzeitlich fast schon sicher bin, diese ohrwurmträchtige Komposition mit Urlaubsflair bereits in meiner Kindheit irgendwann mal vernommen zu haben.
Fazit: “Ich bin ein Star und holt mich bloß hier nicht raus!”
Vor dem käuflichen Erwerb dieses Films wird empfohlen darauf zu achten, dass mehrere Schnittfassungen dieses Dschungelcampspektakels auf dem hiesigen Markt verfügbar sind:
Neben der bereits gekürzten deutschen Kinofassung (75 Min.) existiert auch noch eine italienische Langfassung (94 Min.), der eindeutig der Vorzug zu geben ist, da in der KF die eigentliche Rahmenhandlung des organisierten Kautschukhändlerrings und dementsprechend die Dimension des perfiden Treibens der Schere zum Opfer gefallen ist. Auch wurde dem deutschen Publikum der recht amüsante Zweikampf zwischen dem sadistischen Sierra mit einem lernfähigen Indio verwehrt sowie die bereits sehr kurz ausgefallenen Auftritte unserer beiden Gaststars Bolkan und Mendoza um ein Weiteres beschnitten, so dass ihr Auftritt in der KF fast mit der Lupe gesucht werden muss.
Von X-Rated gibt es glücklicherweise verschiedene DVD-Veröffentlichungen, bei denen beide Schnittfassungen enthalten sind. Aber auch hier heißt es 'Augen auf': Manche der X-Rated Auflagen beinhalten auch ausschließlich die kürzere KF.
Deutscher Trailer:
Score:
Open Credits & Französischer Trailer:
(Überarbeiteter Beitrag aus dem alten Forum: 07.10.2015)