DIE LETZTEN HEULER DER MARINE - Michele Massimo Tarantini

Wuselige, flotte und schlüpfrige Attacken auf die Lachmuskeln.
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Prisma
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DIE LETZTEN HEULER DER MARINE - Michele Massimo Tarantini

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DIE LETZTEN HEULER DER MARINE


● LA DOTTORESSA PREFERISCE I MARINAI / DIE LETZTEN HEULER DER MARINE (I|1981)
mit Alvaro Vitali, Paola Senatore, Gianni Ciardo, Gordon Mitchell, Renzo Palmer, Sabrina Siani sowie Renzo Montagnani und Marisa Mell
eine Produktion der Fedelfilm
ein Film von Michele Massimo Tarantini

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»Die hat zu mir Hure gesagt!«


Da eine Schiffsbesatzung in ein Hotel umquartiert werden musste, kommt es zu einigen turbulenten Verwicklungen zwischen Soldaten, Hotelpersonal und den dort abgestiegenen Gästen. Kommandant Morelli (Renzo Palmer), trifft sich in seiner Suite mit seiner Geliebten Paola (Paola Senatore) zu einem Schäferstündchen, doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, da ihm seine Ehefrau Clara (Marisa Mell) einen Überraschungsbesuch abstatten will. Als sie die beiden in flagranti erwischt, beschließt sie, mit dem erstbesten Mann ins Bett zu steigen, der ihr in die Hände fällt. Im wahrsten Sinne des Wortes stolpert sie über den kleinen, vertrottelten Alvaro (Alvaro Vitali), der mit seinem Kumpanen Gianni (Gianni Ciardo) auf der Flucht vor einem Killer ist, der die beiden durch das ganze Hotel jagt, da sie einen Mordanschlag von ihm beobachtet haben. Das Chaos nimmt seinen Lauf, jeder scheint jedem nachzustellen, doch die Zeit für derartige Kapriolen wird denkbar knapp, denn im Hotel tickt eine scharfe Bombe...

"Die letzten Heuler der Marine" darf man Regisseur Michael E. Lemick, alias Michele Massimo Tarantini in die Schuhe schieben, der eine ganze Reihe derartiger, böse Zungen behaupten sogar, überflüssiger Erotik-Komödien fabrizierte. In diesem Streifen, dem seine zweifelhafte Anerkennung durch eine Veröffentlichung in der "Flotte Teens"-Reihe zuteil wurde, versammelte sich die übliche Anzahl Verdächtiger, die es in diesem Genre zu richtigen Karrieren bringen sollten. Lange Rede, kurzer Sinn, es sei sofort darauf hingewiesen, dass man es bei diesem Film von 1981 mit einem überladenen, hektischen, ohne zündenden Humor versehenen, mit anderen Worten also strapaziösen Gebräu zu tun hat. Sicherlich wird auch dieses schwerfällige Vehikel seine Anhängerschaft haben und anscheinend war zu jener Zeit die Nachfrage vorhanden, sonst wären diese Vertreter ja nicht wie am Fließband produziert worden, aber aus heutiger Sicht ist eine Chose wie diese eigentlich nur schwer auszuhalten. Für den Film, folglich auch für die Regie und den Drehbuch-Autor, sind Situationskomik oder beispielsweise Humor vollkommen fremdartige Vokabeln, sodass in diesem Bereich nur Grobschlächtiges zu finden sein wird. Die Darsteller müssen permanent ins offene Messer laufen und dabei auch noch eine künstlichste Heiterkeit vorgaukeln. Im Endeffekt ist also kein Geringerer als der Zuschauer selbst der Verlierer, aber es gibt schließlich immer irgendwelche Gründe, sich derartig sperriges Material anzuschauen, und sei es nur wegen der beteiligten Darsteller, die andernorts ja wenigstens für Freude sorgen konnten.

Leider verhält es sich so, dass solche Filme den jeweiligen Karriere-Stand von Marisa Mell charakterisieren. Im Produktionsjahr 1981 drehte sie nur diesen einen Film, und es ist kein Geheimnis, wie es beruflich um die Österreicherin bestellt war: Keine Angebote - große Bedrängnis. Im gleichen Jahr sollte der Zuschauer noch zum irritierten Zuhörer gemacht werden, indem sie ihre Single "Lady O / Slave Of Love" in die uninteressierten Hitparaden schickte, aber das Ergebnis ist mit einem großen Flop nur Geschichte. Eine professionelle Schauspielerin sollte es natürlich im Blut haben, gute Miene zum bösen Spiel machen zu können, und genau das ist es, was die Interpretation der Interpretin hergibt. Gut, jeder Fan freut sich zunächst über ein wiedersehen, egal wie es auch aussehen mag, doch dann neigt sich der Film dem Ende zu und es bleibt eine gute Portion Ernüchterung zurück. Marisa Mell spielt einmal mehr die gehörnte Ehefrau, deren Sexhunger die Kompetenzen ihres Ehemannes bei Weitem zu übersteigen scheint. Im Film hat sie ihre besten Szenen mit Kollegin Paola Senatore, die sich zwar nicht mit ihr prügelt, aber die beiden finden sich häufiger in einem zickigen Handgemenge wieder, und es setzt etliche Ohrfeigen und scharfe Spitzen. »Halt gefälligst die Klappe, du kleines Miststück!«, oder »Die hat zu mir Hure gesagt!«, sind etwa die kleinen Wortgefechte der beiden, und Marisa Mell setzt dabei ihren abschätzigsten Blick auf, gestikuliert mit italienischer Grandezza und macht vielleicht das Beste aus wenig. Ansonsten gibt es wenig nennenswertes zu ihrem Auftritt zu sagen.

Was ist nur passiert? Früher war beispielsweise "Eis am Stiel" überaus gerne gesehen und wurde als amüsant eingestuft. "Die letzten Heuler der Marine" fällt in eine ähnliche Kategorie von Filmen, die Klamauk bis zum Exzess zelebrieren möchten und hier und da mit ein paar erotischen Einlagen zu punkten versuchen. Mit Paola Senatore, Sabrina Siani und Marisa Mell stehen sogar ansehnliche Darstellerinnen zur Verfügung, doch heute schmeckt dieses Gebräu aus Klamauk und Erotik nicht mehr wirklich, falls es das überhaupt einmal getan hat. Die Veranstaltung wirkt somit eher peinlich. Fairerweise ist zu sagen, dass sich im gesamten Verlauf dann doch zwei bis drei Lacher ausfindig machen lassen, doch im Endeffekt sehnt man sich nur nach dem versöhnlichen Ende. Doch dann taucht plötzlich und immer wieder die entsetzlich verzerrte Fratze von Alvaro Vitali auf, dem Prototypen des Trottels und des geborenen Verlierers, dessen Präsenz einen fast aggressiv macht. Abschalten gilt nicht, und von daher wird es grotesk: Das Warten auf Marisa Mell und einen ihrer albernsten Karriere-Auftritte wird zum kleineren Happening. Unterm Strich bleibt das Material mit den Verfolgungen quer durch das Hotel strapaziös, die Gags zünden kaum und die unmöglichen Personen oder die lächerlichen Dialoge machen "Die letzten Heuler der Marine" zu einer üblen Tortur, bei der Geduld, Durchhaltevermögen und diplomatisches Abwinken essentielle Grundvoraussetzungen sein werden. Insgesamt gesehen ist Tarantinis Streifen in so gut wie allen Belangen misslungen und als einer der anvisiert amüsanten Vertreter des Genres voll und ganz gescheitert. Oder man hat einfach Spaß, falls man trotzdem lacht.

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