HORROR INFERNAL - Dario Argento
Verfasst: Do., 26.11.2020 13:02
Horror Infernal
(Inferno)
IT, 1980
Regie: Dario Argento
Musik: Keith Emerson
Darsteller: Leigh McCloskey, Daria Nicolodi, Irene Miracle, Eleonora Giorgi, Sacha Pitoëff, Alida Valli, Veronica Lazar, Gabriele Lavia, Leopoldo Mastelloni, Ania Pieroni u.v.m.
Inhalt: Nach der Lektüre eines Buches über Alchemie stellt Rose erschrocken fest, daß ihr Wohnhaus eine der drei Brutstätten der Hölle beherbergt. Zutiefst beunruhigt schreibt sie sofort an ihren Bruder Mark. Anschließend macht sie sich auf die Suche nach Indizien, die die Thesen des Buches untermauern. Doch noch bevor Mark den Brief lesen kann, müssen deswegen zwei Menschen sterben. Als er dann in New York eintrifft ist auch seine Schwester nicht mehr am Leben. Da Rose zu diesem Zeitpunkt aber lediglich vermißt wird, ahnt Mark nicht, welche Schrecken ihm noch bevorstehen... [Quelle: OFDb]
Kurzkritik: Hui, was habe ich mich im Vorfeld schon auf diese besondere Sichtung* gefreut. Inferno, Dario Argentos eigenständige Fortsetzung zu seinem exzessiven Sinnesbetäuber Suspiria, war aus meiner eigenen Sichtweise schon seit jeher neben Profondo rosso sein wichtigster und mir liebster Film, der schon vor 15 Jahren, nach der ersten Komplettsichtung vom transfer-verruckelten DVD-Bootleg, den nötigen Stromstoß bei mir vollbrachte, welchen sein '77er Werk bisher leider immerzu ausblieben ließ. Folglich steht Inferno auch um einiges höher in meiner Gunst, als der beinahe von jedermann mehr geliebte Vorgänger. Dies aber keinesfalls einer möglichen Trotzreaktion wegen!
Es hat vielerlei Gründe, warum Feuertanz der Zombies (ja, ich gehe gern das jeweilige Alternativtitel-ABC durch) einen massiveren Einschlag in mein Geschmacksempfinden hinterlassen konnte, auch wenn es wahrlich kein Film wie ein Axthieb* ist. Das mag sicherlich an der nicht so stringent erzählten Plotnavigation liegen, denn Argento zentriert hier sein Personengeflecht nicht nur um einen möglichen Helden und den Rest dazu als simples Kanonenfutter auf der einen Seite, sowie die ausführenden Werkzeuge des Bösen auf der anderen, sondern läßt im Grunde genommen gleich drei verschiedene Mitstreiter aus Neugier + Unwissenheit eine Gefahr für die unheilige Trinität darstellen.
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Für mich ist mit diesem Film die Geschichte der drei Mütter auch fertig erzählt, es wäre daher keine Fortsetzung von Nöten gewesen, denn mal ehrlich, der Tod, also der Name, unter dem die beiden verbliebenen Furien unter anderem besser bekannt sind, sagt doch schon alles über den weiteren Verbleib ihrerseits aus. Mir wäre es deshalb neu, wenn man diesen irgendwie bezwingen oder gar zerstören könnte, daher verendet aus meiner Sicht keine der beiden sogenannten Hexen, auch wenn erneut eine operative Zentrale der Apokalypse zum Schluss abfackeln darf. Damit verschwinden glücklicherweise auch genug Beweise für deren Existenz, für die im Film so viele Personen im giallo-typischen Metzelmuster ihr Leben lassen mußten, denn merke: "Wer zuviel weiß, spielt mit seinem weiteren Dasein!"
Argentos zweiter Film über den fantastischen Terror in Reinkultur, bleibt damit auch weiter für mich (leicht) unangefochten an der Spitze seines Œuvre, zu speziell ist hier der Erzähltakt, der seine anfängliche Handlung nach dem 1. Akt abrupt in eine andere Metropole verlegt, bevor er diesen Strang später wieder aufnimmt. Zu speziell ist hier die erzielte Farbdramaturgie, die den Vorgänger dank seiner helleren roten oder dunkleren blauen Tönen, sowie mehreren gefärbten Kontrasten gleichzeitig in einer Einstellung, wahrlich etwas in den Schatten stellt, vor allem strahlen die Wände hier eine fast intensivere leuchtende Bedrohung aus. Speziell auch der Umbruch in der Musik, der bis auf wenige Ausnahmen komplett auf Klassik setzt. Egal ob im alten oder neuen Anstrich, die subversiven Antik-Klänge untermalen die mögliche Überlegenheit zu den vorherigen Werken des Filmemachers und unterstützen fast (alp-)traumartig das Geheimnis, welches unter den Sohlen jener Schuhe zu finden ist.
* diese Besprechung wurde nach der analogen Sichtung beim Terrore a Norimberga-Festival in Nürnberg im Oktober 2019 verfasst
** Werberatschlag-Insider eines späteren Film des Regisseurs