RED RIDING HOOD - Giacomo Cimini

Nebelige Schlösser, mystisches Gewirre und blutiges Gekröse.
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Richie Pistilli
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RED RIDING HOOD - Giacomo Cimini

Beitrag von Richie Pistilli »

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Red Riding Hood (D, IT, UK)
Cappuccetto Rosso (IT)

IT 2003

R: Giacomo Cimini
D: Kathleen Archebald, Susanna Satta, Roberto Purvis, Marc Fiorini, Justine Powell, Iaon Gunn, Antonella Salvucci, Remo Remotti, Fabio Sonnino u.a.



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Score: Alessandro Molinari

Italo-Cinema.de

OFDb



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"Ich, das rechtschaffende Rotstiefelchen Jennifer und mich, der große böse Wolf George"



Die zwölfjährige Jennifer McKenzie (Susanna Satta) hat es in ihrem bisherigen Leben wahrlich nicht leicht gehabt: Nachdem ihrem über alles vergötterten Daddy (Devin McKinney) -ein gnadenloser Richter am obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten in New York- vor laufender TV-Kamera eiskalt das Lebenslicht ausgeblasen wurde, verschlägt es Jenny mit ihrem Schoßhund George nach Rom, da sowohl ihre leibliche Mutter (Arianna Iachetti) als auch ihre Stiefmutter keinerlei Interesse für sie zeigen. Die eine verbrachte ihre kostbare Zeit viel lieber mit ständig wechselnden Toyboys, anstatt sich um ihre zuwendungsbedürftige Tochter zu kümmern und die andere machte sich irgendwann mit ihrer allerneuesten Errungenschaft gänzlich aus dem Staub. Aktuell bewohnt Jenny gemeinsam mit George -der mittlerweile zu einem großen und bösen Killerwolf herangereift ist- eine luxuriöse Penthousewohnung inmitten der italienischen Hauptstadt, von wo aus sie ihre Ausbildung verbessert, der Gerechtigkeit dient und die Wahrheit wiederherstellt -also im Grunde alles das, was sich ihr Vater von ihr gewünscht hätte. Was zunächst vernünftig klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein sehr krudes Rechtsverständnis, mit dem Jenny und ihr Gehilfe George vermeintliche Gesetzesbrecher aburteilen. Egal ob Gauner, notorische Lügner, Ehebrecher oder Betrüger - für Jenny sind sie alle gleich und verdienen somit auch die ein und dieselbe Strafe: den bitteren Tod! Dumm nur, dass plötzlich ihre Großmutter Rose (Kathleen Archebald) unerwartet vor der Tür steht. Vom Gericht zum gesetzlichen Vormund erklärt, möchte Rose ihre Enkeltochter wieder mit zu sich nach New York nehmen, was dem kleinen Satansbraten wiederum so rein gar nicht zu schmecken scheint. Wird es der ahnungslosen Großmutter gelingen, die selbsternannte Juniorrichterin ihres Amtes zu entheben oder schwebt sie vielleicht schon längst selbst in Lebensgefahr und weiß es nur noch nicht?


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Giacomo Ciminis RED RIDING HOOD hat zwar inhaltlich -bis auf das Vorhandensein einer erdnussbutterallergischen Großmutter, eines rechtschaffenden Rotstiefelchens mit pathologischem Dachschaden und eines futuristisch wirkenden Killer-Wolfs- nicht allzu viel mit dem grimmschen Märchen gemein, zumal sich unsere 12-jährige Hauptprotagonistin alles andere als ein frommes Mädchen entpuppt. Anstatt fröhlich im nahe gelegenen Wald herumzutrollen und der erkrankten Großmutti hilfsbereit zur Seite zu stehen, schafft die in Rom alleinlebende Jennifer McKenzie (Susanna Satta) gemeinsam mit ihrem Freund George (der böse Wolf) viel lieber den lieben langen Tag über Recht, indem die beiden beispielsweise Dieben, Ehebrechern, Lügnern und Fahrerflüchtigen gnadenlos die Rechnung machen. Dabei werden nicht nur diebische Hände fein säuberlich von den restlichen Armen abgetrennt oder fachgerechte Beinamputationen ambulant auf der Straße durchgeführt, sondern es wird auch noch genagelt was das Zeug hält - und zwar mit einer handelsneuen Nagelmaschine eines renommierten Werkzeugherstellers. Dumm nur, dass die spielverderberische Großmutter Rose (Kathleen Archebald) dem munteren Treiben ein Ende setzen möchte - aber sie hat dabei die Rechnung leider ohne Jennifer und George gemacht...


Es ist kaum zu glauben, aber dieser unbeschreibliche Genre Mix funktioniert letzten Endes einwandfrei, denn Giacomo Cimini ist es letztendlich mit seiner bis dato einzigen abendfüllenden Inszenierung gelungen, Elemente aus psychohaften Märchen-, Slasher-, Horror-, Splatter,- und Folterfilmen erfolgreich miteinander zu vermengen. Abgerundet wird das Ganze mit einer hervorragenden Kamerarbeit, die zugleich mit ihren entsprechenden Bildeinstellungen und Bewegungen für den mitschwingenden Giallo-Effekt sorgen. Hinzu kommen zahlreiche dezente Farbakzente, die in Verbindung mit den atmosphärischen und düsteren Set-Bildern eine ordentliche Stimmung verbreiten. Das war es dann aber auch schon, was dieser Film mit dem klassischen Giallo gemein hat, denn der Rest wirkt dann eher wie ein märchenhafter Horror-Trip, aus dem es für die bereits ordentlich gebeutelte Großmutter kein Entrinnen mehr zu geben scheint.

Ein sehr gutes Händchen bewies Cimini bei der Wahl seiner 12-jährigen Hauptprotagonistin, denn Susanna Satta verkörpert das selbstjustizielle Rotstiefelchen mit äußerster Bravour: ein garstiges Girl, das weder auf den Mund gefallen ist, noch seine Pillen zu den verordneten Zeiten zuverlässig einnimmt - denn anders lässt das bereits in jungen Jahren angestaute Wahnpotenzial nicht erklären. Hinzu kommt ein infernales Dauergrinsen, das gemeinsam mit der satirischen Humornote des Films nichts Gutes erahnen lässt.

Eine ausführlichere Besprechung steht wie immer auf Italo-Cinema.de zur verfügung.


Fazit: Ein außergewöhnlicher Genre-Mix, der durchweg positiv überrascht.


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Trailer:


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Schnittbericht: Kinofassung vs Director's Cut

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