DAS SCHRECKLICHE GEHEIMNIS DES DR. HICHCOCK - Riccardo Freda

Nebelige Schlösser, mystisches Gewirre und blutiges Gekröse.
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Mater_Videorum
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DAS SCHRECKLICHE GEHEIMNIS DES DR. HICHCOCK - Riccardo Freda

Beitrag von Mater_Videorum »

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Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock
(OT: L'orribile segreto del Dr. Hichcock)

IT, 1962



Regie: Riccardo Freda
Musik: Roman Vlad
Darsteller: Barbara Steele, Robert Flemyng, Harriet Medin, Silvano Tranquilli, Maria Teresa Vianello, Neil Robinson, u.v.m.


Inhalt: Der Chirurg Dr.Bernhard Hichcock entwickelt mit seinem Assistenten Lang ein neues Anästhetikum, das er auch bei seiner Frau Margaret anwendet, da er so ein paar fragwürdige sexuelle Neigungen zur Nekrophilie auslebt. Als er ihr jedoch die falsche Dosis gibt, stirbt Margaret und Hichcock verläßt sein Haus für einige Jahre. Jahre später kehrt er mit seiner neuen, wesentlich jüngeren Frau Cynthia in das Haus zurück, wo Letztere allerdings nicht sonderlich gern gesehen ist und sie sich auch von Margarets Präsenz im Haus einschüchtern läßt. Und tatsächlich ist die erste Frau bei weitem nicht tot - was für Cynthia durchaus unangenehme Folgen hat... [Quelle: OFDb]


Kurzkritik: Riccardo Fredas Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock offenbarte mir seine gesamte Bandbreite an Reizhaftigkeiten erst beim zweiten Hinschauen. Verblendet von der —ich sag's so wie es ist— grottigen deutschen Retro- bzw. Neusynchro*, konnte ich vor über zwei Jahren gar nicht so recht in Fredas intendierte Bildsprache eintauchen, welche umwerfend von Signore Masciocchi —der Riccardo auch danach noch beim Grusler Lo spettro und dem feschen Mantel- und Degenfeuerwerk Il magnifico avventuriero unterstützte— am Objektiv eingefangen wurde und dank Technicolor-Verfahren erst so richtig seine gesamte (Farben-)Pracht entfaltet.

Die Story mag dabei sicherlich keine Bäume ausreißen, aber was ich an den italienischen Horroreskapaden der 60er Jahre extrem mag, ist eben, dass jene nicht so verkopft ihr Handlungsgeflecht stricken, sondern eher mit einer beherzten Stringenz geprägt wurden, die es dennoch versteht, den Zuschauer —notfalls mit der altbewährten Stil über Substanz-Formel oder anderen wirkungsvollen Arten— in ihren Bann zu ziehen. Gleiches ist auch hier der Fall, ja sogar ein paar Proto-Giallo-Vibes mögen da und dort etwas durchblitzen, aber das triumphale Ereignis ist, wie letztendlich mit Licht, Schatten und Farbenspiel zu Werke gegangen wird – natürlich alles in Verbindung mit Roman Vlads bittersüssen Düsterklängen. Es gibt eine bestimmte Sequenz, für die ich so einiges geben würde, um diese mal auf einer Kinoleinwand zu bestaunen, während der komplette Saal im roten Schimmer versinkt, sobald der Terrormoment schlechthin im Film abgefeuert wird!

Schauspielerisch natürlich wieder Barbara Steele an vorderster Front. Dieses Mal auch keine zwielichtige Rolle aufgedrückt bekommen, mag sie vielleicht nur die helpless damsel mimen, aber füllt diese Figurensparte mit genug Hingabe und Präsenz aus, auch wenn sie in der OV aus dem italienischen "Aiuto!" mehrfach ein deutliches "Help!" mit den Lippen schluchzt, was in dieser verstummten Szene äußerst eindeutig zur Geltung kommt, hihi! Und der horrible Doc? Genau, Robert Flemyng macht schön auf liebe- und verständnisvoll, ist aber an den richtigen Stellen allzeit bereit, die Maske des Wahnsinns genussvoll überzustülpen.

Fazit: Rewatches lohnen immer, erst recht bei Filmen mit südeuropäischer Beteiligung, denn die sinken selten in der Gunst - eher umgekehrt! Und die Ostalgica-Scheibe ist schon allein wegen dem duften Transfer aus dem Hause LSP Medien zu empfehlen, der die längere ital. Fassung an Bord hat und nicht den dezimierten US-Cut. Saftiger O-Ton mit gut leserlichen deutschen Untertiteln ist auch vorhanden, da kann man sich den bemühten Retrodub gerne sparen.



*...die zwar kein ultimativer Flowkiller ist, aber den reinen Filmgenuss dennoch trübt, da man nicht einfach mal an die 50 Jahre zurückdrehen kann und auch die (heutigen) Sprecher nicht in der Lage zu sein scheinen, ihre Aussprache etwas an die damalige Zeit —oder wenigstens den Originalstimmen— anzupassen... :roll:




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alan_cunningham
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Re: DAS SCHRECKLICHE GEHEIMNIS DES DR. HICHCOCK - Riccardo Freda

Beitrag von alan_cunningham »

In letzter Zeit habe ich wirklich viele Filme gesehen - so auch diesen! :) Für mich ist es Riccardo Fredas bester Horrorfilm überhaupt. Die deutsche Synchro ist schlimm, aber nicht so schlimm wie die Pornosynchro von Fredas "Die Bestie mit dem feurigen Atem"! :shock: Italienische Filme schaue ich aber eh meist auf Englisch/Italienisch ... Barbara Steele in einer ihrer typischen Finsterrollen wäre mir natürlich lieber gewesen, aber man kann bekanntlich nicht alles haben! Trotzdem ist sie mal wieder umwerfend ... Tja, wer hätte vor zwanzig Jahren (geschweige denn vor dreissig Jahren) gedacht, dass man Filme wie diesen hier eines Tages mal in so einer Topqualität sehen kann? :shock:

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