FAHRT ZUR HÖLLE IHR HALUNKEN - Sergio Corbucci

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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Anti-Hero
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FAHRT ZUR HÖLLE IHR HALUNKEN - Sergio Corbucci

Beitrag von Anti-Hero »

El Puro hat geschrieben:Bild

Gli Specialisti

Schauspieler: Johnny Hallyday, Sylvie Fennec, Mario Adorf, Francoise Fabian, Gastone Moschin, Serge Marquand, Gino Pernice, Angela Luce, Mimmo Poli, Renato Pinciroli, Brizio Montinaro, Arturo Dominici, Christian Belegue, Mario Castellani, Andrés José Cruz Soublette

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Story: Der Einzelgänger Hud kommt in die Stadt Blackstone, wo sein Bruder Charlie fälschlicherweise eines Banküberfalls angeklagt und hingerichtet wurde. Hud möchte seinen Bruder rächen und das Geld für sich haben. Er rettet eine Gruppe früher Hippies und gerät auf der Suche nach den Mördern seines Bruders mit den Mächtigen der Stadt, der Gangstertruppe um den Tagebuch schreibenden El Diablo und ebendiesen Hippies in Konflikt. Hud muss Eld Diablo, mit dessen Hilfe er sich zunächst an die Aufgabe gewagt hatte, im Verlauf seiner Ermittlungen töten; schließlich findet er das Gold - den Auslöser für die Lynchjustiz an seinem Bruder - und auch die wahre Schuldige, die Witwe Pollycut, die das Städtchen Blackstone ausplünderte (Quelle: Wikipedia)
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Guter Film und leider zu unrecht einer der unbekannteren Werke von Corbucci. Und leider auch einer der letzten Filme von C., die noch einen sehr ernsten Grundtenor haben.
Ein negativer Aspekt ist erneut die deutsche Synchro, die dem Film jegliche wortkarge Grundintension beraubt. Für mich allerdings Corbucci's 4-bester Film nach "Il Grande Silenzio", "Il Mercenario" und "Django" und besser als der hochgelobte, aber leider entäuschende "Companeros".

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Der Film ist im Jahre 2008 von Kinowelt auf einer uncut DVD erschienen. Die Bildqualität ist hervorragend und basiert auf der französischen MK2.
Die bisher fehlenden Szenen wurde untertitelt. Den Film sollte man aber, wie gesagt, nicht mit deutschen Ton ansehen, sondern sollte auf die franz. Sprache wechseln.

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Blap hat geschrieben:Ich mag den Film sehr gern. Er reicht nicht an "Django" heran, an Corbuccis Höhepunkt "Leichen" sowieso nicht. Doch mir gibt der Film mehr als z.B. "Mercenario".

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Ein älterer Kurzkommentar:


Fahrt zur Hölle, ihr Halunken

Dixon (Johnny Hallyday) eilt der Ruf eines gefürchteten Revolvermanns voraus. Als er auf dem Weg nach Blackstone ist, fährt einigen Einwohnern des Kaffs der Schrecken ins Gebein. Schliesslich hat man Dixons Bruder gelyncht, obwohl seine Schuld nicht eindeutig bewiesen war. Der Bursche war mit dem Geld der örtlichen Bank unterwegs nach Dallas, weil die Bürger Angst vor einem Überfall von El Diablo (Mario Adorf) und dessen Bande hatten. Man fand den jüngeren der Dixon Brüder verletzt vor, der Zaster war spurlos verschwunden. Ergo glaubte man an eine List des Burschen, was sein schnelles Ende am Seil zur Folge hatte. Um zukünftig Ruhe in Blackstone zu haben, wurde vom Sheriff (Gastone Moschin) ein Verbot von Schusswaffen verhängt. Auch der gefürchtete Dixon wird zunächst von dem gewissenhaften Ordnungshüter entwaffnet, doch den Lauf der Dinge kann der Sheriff trotzdem nicht stoppen. In der Stadt ist ein böses Intrigenspiel im Gange, an dem Virginia (Françoise Fabian), die Besitzerin der Bank, als treibende Kraft beteiligt ist. Diese hat jedoch nicht El Diablo auf der Rechnung, der ebenfalls hinter der verschwundenen Kohle her ist...

Sergio Corbucci verdanken wir unsterbliche Klassiker wie "Django" (1966), und natürlich den Genrehäuptling "Leichen pflastern seinen Weg" (1968). "Fahrt zur Hölle, ihr Halunken" (1969), hat längst nicht den Bekanntheitsgrad seiner Vorgänger. Das ist sehr schade, denn auch mit diesem Film ist Corbucci wieder ein Volltreffer gelungen. Die Story baut zwar zum Teil auf das übliche Racheschema, doch durch die interesant gestalteten Charaktere und ihre jeweiligen Umtriebe, gewinnt der Plot deutlich an Tiefe und Spannung. Die Besetzung ist ebenfalls sehr gut gewählt. Zwar mutet es zunächst ein wenig merkwürdig an, wenn das schmächtige Sangesbürschlein Johnny Hallyday den halben Saloon verkloppt, anschliessend gar den Sheriff mit einem Schlag umboxt, doch irgendwie muss man den Buben einfach mögen. Gastone "Ugo Piazza" Moschin hat mir als brummiger, rechtschaffener Ordnungshüter sehr gut gefallen, Mario Adorf als leicht bis mittelschwer durchgeknallter Schurke ebenfalls. Auch die Damen bieten Futter fürs Auge, hier hat mir die sehr ansehnliche Sylvie Fennec am besten gefallen.

Ein erstklassiger und sehr unterhaltsamer Italo-Western. Sträflich unterbewertet, trotz grosser Namen. Die DVD von Kinowelt zeigt sich in brauchbarer Verfassung, die Bildqualität ist solides, gehobenes Mittelmaß, das Cover leider recht lieblos gestaltet, mit den Extras hätte man sich ebenfalls mehr Mühe geben können. Da der Film aber ein echter Schatz ist, kann man mit der DVD sehr gut leben, denn der geforderte Preis fällt moderat aus.

Fazit: Kein Italo-Western Freund sollte sich diese Scheibe entgehen lassen! Dicke 8/10 = Sehr gut!

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Tjo, das würde ich so noch immer unterschreiben, nur mit ein paar Worten mehr auskleiden.


nerofranco hat geschrieben:Ein genauso eigenartiger wie faszinierender Film, den Corbucci hier abgeliefert hat. Vor allen Dingen die Charaktere sind äußerst interessant, vor allem beim Moschins Sheriff weiß man nie so recht wo man dran ist. Mal ist er brutal, dann wieder ein netter Kumpel, dann wieder ein undursichtiger Gauner und dann wieder ein etwas debiler Kumpeltyp. Seinen Kopfkampf mit Adorf fand ich auch mehr als witzig. Corbucci hat überhaupt wieder eine Menge absurder Witze und lustige Szenen in den eigentlich ziemlich harten Streifen mit eingebaut. Die Saloonschlägerei beispielsweise als die Hühnerbrust Hud ein paar finstere Typen zu Brei schlägt und danach den stämmig Sheriff mit einem Schlag KO schlägt oder als er zum Schluss mit seinem schwindligen Kettenhemd gegen die Hippies antritt. Der Schluss ab dem Moment als die Mexikaner in die Stadt einreiten stellt den absoluten Höhepunkt des Films dar. Die Ballerei, die nackt kriechenden bourgeoisen und dekatenten Schweine und dazu noch die verrückten Hippies, die nur den Moment abgewartet haben zuzuschlagen. Dass die Hippies den spießigen, geldgierigen Stadtbewohnern eins auswischen wollen kann ich verstehen, nicht ganz kapiert hab ich allerdings warum sie sich unbedingt mit Hud anlegen wollen.

Die Dolomiten als Schauplätze wirken zwar irgendwie grotesk aber durchaus passend. Wenn Hud zu Sheeba zur alpenländischen Berghütte reitet wirkt das durchaus ein wenig befremdlich. Die Musik ist ebenfalls erste Sahne besonders das Lied, das zum Ende gespielt wird ist ziemlich der Hammer. Im Gegensatz zur französischen Fassung fand ich die deutsche Synchro nicht besonders gut auch was die Abänderung von so manchen Dialogen betrifft die teilweise leicht aber durchaus entscheidend verändert wurden. Einige der Namen fand ich auch klasse und witzig wie etwa Gideon der Sheriff, Sheeba oder Lord für den Totengräber. Der französische Titel, Le spécialiste (Der Spezialist), find ich etwas passender als den italienischen Gli specialisti (Die Spezialisten). Über den deutschen Titel ziehen wir mal die Hülle des Schweigens.

Corbuccis Gli specialisti ist ein außergewöhnlicher, erstklassiger Western, der sicherlich seine Schwächen hat aber das positive überwiegt doch deutlich. Wäre die Geschichte einigermaßen so faszinierend und interessant wie das ganze Drumherum hätte daraus ein echter Klassiker werden können aber stark ist er auch so. Ein Film, der auf alle Fälle auf eine erneute Sichtung wartet und der mit ein paar Bier intus vielleicht sogar noch besser kommt. Da gibt’s sicher noch so einiges zu entdecken und das ist ja schließlich das spannende am Filmschauen.
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Sid Vicious
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Re: FAHRT ZUR HÖLLE IHR HALUNKEN - Sergio Corbucci

Beitrag von Sid Vicious »

Ich habe den Unfug, den ich einst verzapft habe, mal rausgenommen, da der komplette, scheinbar im 15 Minuten zusammengezimmert Text (ungeachtet der zahlreichen Komma- wie Gramatikfehler), keinen wirklichen Sinn ergab. Als Entschädigung stelle ich eine Besprechnung zu einem geilen, aber eher unbekannten Film von Julio Buchs ein.
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