SARTANA - Alberto Cardone

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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doobee
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SARTANA - Alberto Cardone

Beitrag von doobee »

Sartana
1000 dollari sul nero
Italien / Deutschland 1966
Regie: Alberto Cardone
Anthony Steffen, Gianni Garko, Erica Blanc, Sieghardt Rupp, Carlos D'Angelo

Nach 12 Jahren Knast kehrt Johnny Liston (Anthony Steffen) nach Hause zurück. Nicht nur die wegen eines angehängten Mordes unschuldig hinter Gittern verbrachte Zeit sorgt dafür, dass Johnny ziemlich angefressen ist. Auch die Tatsache, dass sein Bruder Sartana (Gianni Garko) zwischenzeitlich seine damalige Freundin Manuela (Angelica Ott) geehelicht hat, trägt nicht zur Aufhellung der Laune bei. Der nahe am Wahnsinn gebaute Sartana hat's inzwischen zum „General“ gebracht, der sein Hauptquartier in einem alten Aztekentempel aufgeschlagen hat und mit seinem Mob die Gegend terrorisiert. Von den braven Bürgern erpresst er Schutzgelder, mit denen er nicht nur seinen eigenen Lebensstil finanziert, sondern auch den seiner Mutter (Carla Calò), einem ehemaligen Dienstmädchen, das nun als „First Lady“ mit jeder Menge Zaster und Brandy residiert. Sie ist denn auch nicht glücklich, als Johnny sich gegen seinen Bruder stellt und beginnt, die tyrannisierten Einwohner der umliegenden Ortschaften gegen Sartana aufzuwiegeln. Zusammen mit dem von Sartana gepeinigten Jerry (Roberto Miali), dem Bruder Manuelas, der die Sprache verloren hatte nachdem er als Junge die Vergewaltigung seiner Schwester durch Sartana hatte mitansehen müssen, nimmt er den Kampf gegen seinen verrückten Bruder auf. Doch Sartana hat im schmierigen Richter Waldorf (Carlos D'Angelo), der Johnny wider besseren Wissens das Gefängnis eingebrockt hatte, einen einflussreichen Verbündeten.

Diese rauhe und dreckige Kain und Abel-Adaption hat es wirklich in sich. Johnny, der zurückkommt und erleben muss dass sein Bruder Sartana zum soziopathischen, sadistischen Monster mutiert und seine Mutter zur gefühlskalten, verbitterten und rachsüchtigen Hexe verkommen ist, das ist schon tragisch. Seine Familie, wie er sie gekannt und geliebt hat, existiert nicht mehr. Johnny sieht schliesslich keine andere Möglichkeit mehr als seinen Bruder ins Jenseits zu befördern, um die Stadt von der Tryrannei zu befreien. Auge um Auge, Zahn um Zahn…..Bis es so weit ist können wir eine Flut von gut inszenierten Prügeleien und Shootouts bewundern.

Die beiden Hauptdarsteller Anthony Steffen und Gianni Garko machen ihre Sache sehr gut. Viele werfen Steffen ja vor dass er die Ausstrahlungskraft eines Zombies gehabt habe. Ich finde dies gar nicht, denn seine minimalistische Gestik und Mimik und seine Schweigsamkeit sind doch geradezu die Markenzeichen des typischen, einsamen, staubigen Italo-Gunslingers. Gianni Garko verkörpert hier zum ersten Mal die Rolle des Sartana. Doch aufgepasst, dieser hier hat nichts zu tun mit dem aalglatten, sprücheklopfenden Namensvetter der späteren Sartana-Reihe. Dieser hier ist ein Unmensch der foltert und mordet wie es ihm gerade in den Kram passt. Garko gelingt es perfekt, diesen kaputten Charakter glaubwürdig rüberzubringen. Fast könnte man meinen, er habe bei Klaus Kinski Unterricht genommen….Da es sich um eine italienisch-deutsche Coproduktion handelt dürfen natürlich auch ein paar deutsche Schauspieler nicht fehlen. Da wäre z.B. „Mr. Pumpernickel“ Chris Howland, der den Krämer William spielt und gottseidank nicht allzu oft zu sehen ist. Oder Sieghardt Rupp in der Rolle von Ralph, der rechten Hand von Sartana, der eine Arschloch-Performance par Excellence abliefern darf. Seine Prügelei mit Jerry gehört zum Feinsten, was ich je in einem Italowestern gesehen habe. Der Score von Michele Lacerenza ist eine Ohrenweide, klagende Trompeten und galoppierende Gitarren schaffen einen typischen, klassischen Italowestern-Sound der das Gezeigte prächtig untermalt.

Fazit: ein absolutes Genre-Highlight und in den Top Ten meiner ewigen IW-Bestenliste. 8/10
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