LA PAZIENZA HA UN LIMITE... NOI NO! - Franco Ciferri

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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nerofranco
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LA PAZIENZA HA UN LIMITE... NOI NO! - Franco Ciferri

Beitrag von nerofranco »

La pazienza ha un limite... noi no! (ITA/SPA 1974)
R: Franco Ciferri



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Die beiden Taugenichts Bill und Duke bekommen von ihrer Mutter jeder die Hälfte einer Karte, die zusammen zu einem sagenhaften Schatz führt. Einst hatte nämlich deren Vater diesen Schatz der Armee geklaut und so versteckt, dass er 20 Jahre über nicht gefunden werden konnte. Bill und Duke machen sich auf die beschwerliche Suche nach dem Schatz. Dabei sind sie allerdings nicht allein, denn nicht nur die Armee ist ihnen auf den Fersen, sondern auch ein geheimnisvoller Fremder in Schwarz ist dicht hinter ihnen.

"Unglaublich schwacher Versuch einer Westernkomödie auf den Spuren der 'Triniti'- Filme." (Bruckner)(2)

Die Geduld hat seine Grenze… wir nicht! So in etwa lässt sich der italienische Titel übersetzen und wer sich diesen Film antun will muss schon einiges an Geduld mitbringen, denn der Humor ist, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Für Genreexperte Christian Kessler "hört hier sogar der Humor auf Humor zu sein, und betritt das Reich der Philosophie" (3). Soweit würd ich nicht zwar nicht gehen aber witzig ist was anderes. Regie führte der unbekannte Franco Ciferri, dessen einziger Film diese Komödie darstellt und der in anderen Funktionen ansonsten noch einige Male mit Antonio Margheriti zusammenarbeitete. Manchmal wird auch Produzent Armando Morandi als Regisseur angeführt was Giusti aber definitiv ausschließt (4). Im Endeffekt ist es auch egal wer dieses Machwerk verbrochen hat, eine persönliche Note hat der Film sowieso nicht zu bieten.


Das Drehbuch, an dem unter anderem auch Amando 'die reitenden Leichen' de Ossorio mitwirkte, gibt nicht viel her. Die zwei Dumpfbacken Bill und Duke bekommen eine Schatzkarte in die Hand und begeben sich daraufhin auf die Suche. Allerdings werden sie dabei von der Armee, in Form von Leutnant Pollock, und von einem Pferdehändler verfolgt. Die Brüder Bill und Duke werden dargestellt von Peter Martell und Sal Borgese, die diesen Schwachsinn vor dem Untergang retten, denn die beiden agieren hier wirklich sympathisch und harmonieren als Duo recht gut. Bill und Duke wurden ganz offensichtlich nach dem Vorbild von Bud Spencer und Terence Hill modelliert. Bill (Martell) ist der gutaussehende, charmante(re) und klügere von beiden, der trotz seines gammligen Auftretens bei den Frauen gut ankommt. Duke (Borgese) hingegen ist der schlagkräftige und vielfräßige Hansdampf, der allerdings ein paar Schrauben locker hat. Außerdem würde er am liebsten ein großer Revolvermann sein. Seine Versuche sich als Pistolero zu beweisen scheitern allerdings kläglich an seinem Unvermögen, wobei diese Szenen, als er vor der Bank Leuten auflauert um sie zu beklauen, mit zum Besten gehört was der Film zu bieten hat. Ebenso amüsant anzuschauen ist als Duke versucht Bill eine Münze aus der Hand zu schießen und ihm dabei beinahe den Daumen wegschießt und Martell auf einem Esel reiten zu sehen ist ebenso zum Brüllen.

"You’re a pistolero, not like that, cool face, watching his reflexes, walk like a panther. The pistolero is out to kill." (Duke)

Ihnen auf den Fersen ist vor allem Leutnant Pollock, der schon zwanzig Jahre auf seine Beförderung zum Captain wartet. Grund dafür ist, dass er bis dato den Schatz nicht gefunden hat, was die Voraussetzung für seine Beförderung ist. Außerdem hat er eine große Schwäche für die Mutter von Bill und Duke, die er regelmäßig aufsucht, um sie nach dem Schatz zu befragen, die schweigt allerdings beharrlich. Zu allem Überfluss erfährt aber auch ein geschäftstüchtiger Pferdehändler von dem Schatz und beauftragt seinen Sekretär Blacksmith den beiden zu folgen, um so den Schatz für sich einsacken zu können. Blacksmith ist ein Mann der ganz alten Schule, elegant, vornehm und unterwürfig, der am Schluss doch noch zum Gegner überläuft und neben den beiden Protagonisten die interessanteste Figur des Films ist. Gegen Ende hin duelliert er sich noch recht umständlich mit Duke, der von traditionellen Duellregeln jedoch noch nie was gehört hat. Blacksmith schleppt sogar ständig seine einschüssige Duellpistole mit sich rum, weswegen er von Bill auch Mister Singleshot genannt wird. Auf bekannte Nebendarsteller hat man leider verzichtet oder vielleicht wollte auch niemand mitmachen. Immerhin kann man kurz Luis Barboo als Schmied begutachten was zumindest besser ist als nichts.


Zu den visuellen Qualitäten braucht man glaube ich keinerlei Worte verlieren, denn die sind eigentlich praktisch nicht vorhanden. Die ganze Geschichte ist ohne nennenswerte Einfälle uninspiriert heruntergekurbelt worden. Dem 70’er Jahr Flair kann ich aber immer etwas abgewinnen auch wenns noch so billig aussieht. Die Musik des Trios Bixio, Frizzi und Tempera, die sich unter dem Pseudonym Leonerbert verstecken, ist zwar alles andere als Italowestern-typisch, dudelt aber recht angenehm im Hintergrund vor sich hin und besitzt hin und wieder sogar einen Hauch von Melancholie, was dem Film ganz gut tut. Das Liedchen The Ballad of Bill and Duke ist ebenfalls ganz nett ausgefallen und kann sich durchaus hören lassen. Die mir vorliegende Fassung, eine englische Fassung mit hebräischen(?) Untertiteln, ist unglaublich schlecht, vor allem ist die Bildqualität mies und die Figuren stehen häufig links und rechts neben dem Bild. Sollte hier mal eine sehr gute Fassung auftauchen, eine DVD vielleicht, würd ich auf alle Fälle noch einmal zuschlagen.

Franco Ciferris La pazienza ha un limite... noi no! gehört zu den letzten Ausläufern von Italowestern-Komödien und das sieht man leider auch allzu deutlich. Der Humor ist teilweise leider unterste Kajüte, ist aber trotzdem weit weg von den vollkommen überdrehten Komödien à la Carnimeo, bedauerlicherweise in meinen Augen. Was den Film einigermaßen erträglich macht ist das sympathische und gut harmonierende Duo Martell und Borgese, die den Streifen vor dem absaufen retten. Sie liefern immerhin auch ein paar recht witzige Szenen. Wer also schon mit den gelungenen Westernkomödien nicht allzu viel anfangen kann sollte vor dieser Klamotte einen großen Bogen machen. Für Komödienfreunde ist er aber durchaus einen Blick wert, so mies wie er meist gemacht wird ist er dann doch nicht.


(1)http://www.ivid.it/fotogallery/imagesea ... g_jtau.jpg
(2) Bruckner, Ulrich P.: Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Schwarzkopf und Schwarzkopf. Berlin 2002 S. 447
(3) Kessler, Christian: Willkommen in der Hölle. Der Italo Western im Überblick. Terrorverlag. 2002. S. 181
(4) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S. 342f

Links:
http://www.spaghetti-western.net/index. ... oi_no!,_La
http://www.imdb.com/title/tt0073942/
http://www.ofdb.de/film/128390,Pazienza ... -noi-no-La

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