GO WITH GOD, GRINGO - Edoardo Mulargia

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
Antworten
Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1975
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

GO WITH GOD, GRINGO - Edoardo Mulargia

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Vajas con Dios, gringo!
Herstellungsland: Italien
Spanien
Erscheinungsjahr: 1966
Regie: Edoardo Mulargia
Darsteller: Glenn Saxson, Lucretia Love, Ignazio Spalla, Armando Guarnieri, Aldo Berti, Pasquale Simeoli, Spartaco Battisti, Tom Felleghy, Livio Lorenzon, Mark Stevens

Vayas3.jpg
Vayas4.jpg


Bill und seine Bande können mittels einer List aus dem Gefängnis fliehen. Unter den Ausbrechern befinden sich zudem der zu Unrecht verurteilte Gringo sowie ein lebensfroher Zeitgenosse, der sich Mexico nennt. Während ihrer Flucht gen Texas gelangen die Outlaws in eine Stadt, die immo vom Karnevalvirus befallen ist. Und wo der Karneval regiert, sammeln sich viele Menschen. Viele Menschen erhöhen wiederum die Gefahr erkannt zu werden. Eine brenzlige Situation, die das Nervenkostüm eines der Halunken derart strapaziert, dass er einen angeheiterten Einheimischen erschießt. Der Mord veranlasst den angesehenen Bürger Don Pedro Soares dazu, dem Bunch genauer auf den Zahn zu fühlen, was wiederum zu einer wilden Schießerei führt. Der Übermacht unterlegen nimmt Bill die Tänzerin Carmen als Geisel und der wilde Haufen setzt seine Flucht via Postkutsche fort. Dass eine Frau in den Reihen harter Männer für Unruhe sorgt, reflektiert keine wirklich revolutionäre Erkenntnis. Gottlob ist Ringo in der Droschke, um das Mädel zu schützen, was ihn allerdings den Ausschluss aus der Reisegruppe kostet. Doch Gringo lässt sich nicht so mir nichts dir nichts abschütteln und heftet sich unmittelbar an die Sporen der Outlaws, um Carmen aus deren Klauen zu befreien und (!) um eine alte Rechnung zu begleichen.

Eieiei, da ist Ihnen ja mal wieder was entgangen! Freilich können Sie nichts dafür, da VAYAS CON DIOS, GRINGO niemals eingedeutscht wurde. Erfreulicherweise ist die IW-Szene in unserem Land keine Schwätzerszene, und deren Aktivisten sind immerzu im Einsatz, um Vergessenes wie Unbekanntes auszugraben, was dem Gringo aus dem Ruhrgebiet immer wieder die Möglichkeit offeriert, seinen IW-Horizont sowie die Italo-Cinema-Datenbank zu bereichern.

Wie EL PURO und DAKOTA - NUR DER COLT WAR SEIN GESETZ inkludiert der Score zu VAYAS CON DIOS, GRINGO eine gepfiffene Melodie, die sich mit Blick auf die drei genannten Filme als ein telegrafischer Code, der dem Zuschauer klar macht, dass er in einen Mulargia-Western eintritt, deuten lässt. Jene getrillerte Tonfolge erinnert, wie die gesamte musikalische Filmbegleitung, an die Morricone-Kompositionen aus den ersten beiden Vertretern der Dollar-Trilogie. Komponiert wurde der Stoff von Felice di Stefano, der auch für die Scores der Mulargia-Western JETZT SPRECHEN DIE PISTOLEN, DJANGO - KREUZE IM BLUTIGEN SAND, DJANGO - DEIN HENKER WARTET und die bereits zitierte Gurke DAKOTA - NUR DER COLT WAR SEIN GESETZ verantwortlich zeichnet.

Die hörenswerte Musik kündigt einen italienischen Western an, welcher der ruppigen, brutalen wie düsteren Gangart verpflichtet ist. Es wird ungern diskutiert, sodass die Colts extrem locker sitzen und ungeduldig den nächsten Auftrag ihrer Herren und Meister herbeisehnen. Einer dieser skrupellosen Killer ist Bill, gespielt von Aldo Berti. Bertis Darstellung erreicht zwar nicht die Bösartigkeit, der ebenfalls von ihm verkörperten Cassidy-Figur (EL PURO), aber Bill ist schon ein ganz besonders fieses Dreckstück - unberechenbar und jederzeit bereit zu töten.

Wie in der Inhaltsangabe vermerkt befinden sich Bill und Co. voraussichtlich auf dem Weg nach Texas und nicht - wie immerzu in den italienischen Western propagiert - auf dem Weg nach Mexiko. Wie komme ich zu dieser Erkenntnis? Weil die Ankunft in dem Städtchen, in dem der Karneval begangen wird, mittels seiner Einwohner sowie der Gebäudearchitektur verdeutlicht, dass wir bereits in Mexiko angekommen sind. Da dennoch hin und wieder die Rede von einem bestimmten Fluchtort ist, dieser allerdings nicht beim Namen genannt wird, bietet es sich an, Texas aufs Tapet zu bringen. Schließlich avancierte Texas nach Ende des Sezessionskriegs zum populärsten Zufluchtsort (beliebter als Mexiko) für Desperados aus allen Teilen des Landes. Denn wer sich der Verfolgung der Behörden entziehen wollte, der flüchtete (ging) nach Texas. Das Banditentum hatte für diese Handlung ein spezielles Kürzel parat: G. T. T. - „Gone to Texas“.

Die bereits angesprochene düstere Stimmung wird zeitweise von der Figur Mexico aufgelockert. Mexico bekleidet den Part des Narren. Jener Part, den die italienischen Filmschaffenden gern Fernando Sancho zuschusterten. Auf Sancho müssen wir diesmal zwar verzichten, aber Ignazio Spalla macht seine Sache als IW-Clown gar nicht mal so schlecht. Doch Vorsicht: Mexico reflektiert nicht den Deppen vom Dienst, den Fernando noch und nöcher verkörperte und den der Antiheld nach Belieben vergackeiern konnte, sondern einen redeseeligen (nicht unbedingt nervenden) Typen hinter dessen clownesker Fassade ein bauernschlauer Halunke lauert. Auch wenn diese Worte Mexico als einen gerissenen Zeitgenossen ausweisen, kann ich der Filmfigur nicht bestätigen, dass sie - wie in der einen oder anderen Internetdatenbank vermerkt - als Anführer der Outlaws fungiert. Mexico ist stets bereit den nächsten Unfug zu begehen, doch Bill und seine Schurken reflektieren das krasse Widerspiel, denn sie kennen keinen Humor und sind stattdessen allzeit bereit, über Leichen zu gehen.

Der Antiheld wird von Glenn Saxson verkörpert, der mittels einer genreüblichen Wortkargheit und der entsprechenden Mimik einen guten Eindruck hinterlässt. Er ist ein zu Unrecht Inhaftierter, dessen Ambitionen lange Zeit in der Schwebe bleiben. Im Film hört der Antiheld auf den Namen Gringo. Wer sich VAYAS CON DIOS, GRINGO jedoch aufmerksam anschaut, dem wird ein Steckbrief auffallen, auf dem nicht nach Gringo, sondern nach Ringo gefahndet wird. Es wäre demnach möglich, dass Mulargias Film ursprünglich VAYAS CON DIOS, RINGO firmieren sollte, was ja theoretisch an den Namensrechten gescheitert sein könnte. Ich spreche freilich nicht die Ford-Postkutsche, sondern das entsprechende Tessari-Vehikel (mit Giuliano Gemma als nazistisch wie materialistisch veranlagter Pistolero als auch passionierter Milchtrinker Ringo) an.

Gemma war übrigens Ringo wie Gringo. Und erhielt in der Rolle des Zweitgenannten (eigentlich heißt er in ADIOS GRINGO ja Brent Landers) - zumindest kraft der alten bundesdeutschen VHS - ein besonderes, da in deutscher Sprache interpretiert, Leitmotiv. Falls der angesprochene Western (ADIOS GRINGO) mal angemessen ausgewertet und in HD veröffentlicht werden sollte, dann muss der gute alte VHS-Vorspann unbedingt in die Extras aufgenommen werden. Und sollte es irgendwann tatsächlich soweit sein, dann dürfen Sie sich auf tolle lyrische Weisheiten wie […]„Das Gesetz der Prärie bringt Gefahren und Gringo muss reiten, bei Tag und bei Nacht. Heißer Sand, Sonnenbrand und kein Schatten, die haben schon Manchen zur Strecke gebracht.“[…] freuen.

Es gibt übrigens einige Sachverständige, die das Wort Gringo als ein mexikanisches Schimpfwort interpretieren. Das ist natürlich absoluter Humbug. Die Mexikaner nannten die puritanischen Nordmänner, die Yankees, zwar gern Gringo, aber nicht um sie zu beschimpfen. Das Wort entstammt dem spanischen Dialektwort „Griego“, welches ins Deutsche übersetzt „Grieche“ bedeutet. Die in diesem Kontext nicht unbekannte iberische Satzkreation „Hablar en gringo“ bedeutet, dass jemand in einer Sprache spricht, die man selber nicht versteht. In Deutschland sagt oder sagte der Volksmund: „Das kommt mir spanisch vor“. Warum so verhalten? Warum sagt oder sagte? Weil mir nicht bewusst ist, ob die Rap-Seuche wie eine flankierende und unnachgiebig voranschreitende Volksverdummung die Umschreibung evt. bereits abgeschafft hat.

Was die technische Seite anbelangt, so bietet VAYAS CON DIOS, GRINGO einige sauber kreierte wie überaus interessante Parallelmontagen. Dazu gesellt sich eine rasante Montage, die den Zuschauer jene im Film aufkeimenden Stresssituationen erfolgreich mitfühlen lassen, was Kamera, Montage und Musik ein fortwährend harmonisches Zusammenspiel bescheinigt.

Fazit: Mulargia zeigt uns unmissverständlich wo der Ziegenbock den Honig herholt und präsentiert uns mit VAYAS CON DIOS, GRINGO einen straighten als auch brutalen wie düsteren Western, der mich von der ersten bis zur letzten Minute packen konnte. Es ist bedauerlich, dass die Verleiher dereinst im Winter- oder Dornröschenschlaf lagen, sodass es der Film nicht in den bundesdeutschen Kinos geschafft hat.
https://italo-cinema.de/item/go-with-god-gringo
Vajas_con_Dios_gringo!_Go_with_God_Gringo_00004.jpg
Vajas_con_Dios_gringo!_Go_with_God_Gringo_00005.jpg
Vajas_con_Dios_gringo!_Go_with_God_Gringo_00007.jpg
Vajas_con_Dios_gringo!_Go_with_God_Gringo_00013.jpg
Vajas_con_Dios_gringo!_Go_with_God_Gringo_00015.jpg
Vajas_con_Dios_gringo!_Go_with_God_Gringo_00018.jpg
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Grinder
Beiträge: 242
Registriert: Fr., 30.10.2020 11:01

Re: GO WITH GOD, GRINGO - Edoardo Mulargia

Beitrag von Grinder »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 18.04.2022 13:14

Inhalt ohne Gewähr, da ich den Film bisher nicht sichten konnte.
Na, das lässt sich doch gewiss was machen ;-)

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1975
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: GO WITH GOD, GRINGO - Edoardo Mulargia

Beitrag von Sid Vicious »

Grinder hat geschrieben:
Di., 19.04.2022 08:09
Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 18.04.2022 13:14

Inhalt ohne Gewähr, da ich den Film bisher nicht sichten konnte.
Na, das lässt sich doch gewiss was machen ;-)
Das hört sich gut an!

Der Film lässt sich nämlich nicht bei Tube und Co. finden. Der Fantrailer, den ich entdecken konnte, bescherte mir einen sehr guten Eindruck!
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1975
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: GO WITH GOD, GRINGO - Edoardo Mulargia

Beitrag von Sid Vicious »

Grinder hat geschrieben:
Di., 19.04.2022 08:09
Sid Vicious hat geschrieben:
Mo., 18.04.2022 13:14

Inhalt ohne Gewähr, da ich den Film bisher nicht sichten konnte.
Na, das lässt sich doch gewiss was machen ;-)
Jetzt hat die Inhaltsangabe ihre Richtigkeit. :D Ferner gab es auch einiges zu berichten, denn der Film kann einiges.

Review eingefügt.
BildBildBildBildBild

nerofranco
Beiträge: 48
Registriert: Mi., 11.11.2020 09:56

VAYAS CON DIOS, GRINGO - Edoardo Mulargia

Beitrag von nerofranco »

Vayas con dios, gringo (ITA 1966)
R: Edoardo Mulargia

MV5BN2VjZTI0MzUtNzc0Ni00MDE3LWE3N2UtYzYxMjYwMTY1NzE1XkEyXkFqcGdeQXVyMTk4MDgwNA@@._V1_.jpg


Gringo wurde unschuldig zum Tode durch den Strang verurteilt und sitzt nun im Knast. Gemeinsam mit ein paar weiteren Mithäftlingen gelingt ihm aber im letzten Moment noch die Flucht aus dem Gefängnis. Gringo begibt sich nun auf die Suche nach den Schweinehunden, die für seine unrechtmäßige Inhaftierung verantwortlich waren.

Edoardo Mulargia und Vincenzo Musolino arbeiteten des Öfteren zusammen, dabei handelte es sich allesamt um Western. Regie führte dabei immer Mulargia, der mit Musolino zusammen die Drehbücher schrieb, der wiederum die Produktion übernahm und in Nebenrollen auftauchte. Ihre erste Zusammenarbeit fand mit Perché uccidi ancora (Jetzt sprechen die Pistolen) bereits 1965 statt, in dem Anthony Steffen die Hauptrolle spielte. Danach folgten noch drei weiter gemeinsame Produktionen. Weitere Arbeiten waren nicht mehr möglich, da Musolino leider schon 1969 recht früh aus dem Leben gerissen wurde. Neben Vayas con dios, Gringo zählen noch Non aspettare Django, spara (Django – dein Henker wartet) und Cjamango (Django- Kreuze im blutigen Sand) zu ihren Gemeinschaftsproduktionen.

Vayas con dios, Gringo
ist nun die zweite Zusammenarbeit von Mulargia und Musolino. Die beiden schrieben das Drehbuch, Mulargia führte Regie, Musolino produzierte und ist auch als Darsteller mit von der Partie, als Bösewicht versteht sich, aber was kann man bei der Statur auch anderes sein. Der Film ist meiner Ansicht nach der Stärkste Streifen des Duos, dicht gefolgt von Non aspettare Django, spara. Gringo, dargestellt vom Holländer Glenn Saxson, wurde wegen des Mordes an seinen Bruder unschuldig zum Tode verurteilt. Gemeinsam mit ein paar Mithäftlingen gelingt ihm aber der Ausbruch aus dem Gefängnis und die Flucht per Postkutsche. Der Grund, warum man per Postkutsche ne Fliege machte, war der, weil der gute Glenn Saxson nicht reiten konnte, aber daraus hat sich eine interessante Variante entwickelt. Die Flüchtlinge sind nun ständig mit der Postkutsche unterwegs. Das wirkt immer irgendwie witzig, wenn die ganzen bösen Buben da andauernd hintereinander in Kutsche ein- und aussteigen. Für Saxson war es der erste Auftritt im Westerngenre, auf dass noch vier weitere Filme folgen sollten. Der beste Western neben diesem hier ist mit Sicherheit der äußerst unterhaltsame Django spara per primo (Django- nur der Colt war sein Freund) von Alberto de Martino. Auch Alfonso Brescias Carogne si nasce (Die Stunde der Aasgeier) ist ein noch recht gelungener kleiner Streifen, in dem Saxson gemeinsam mit Gordon Mitchell recht trickreich ein paar fiesen Schurken den Gar ausmacht. Auch hier ist er, wenn ich mich recht erinnere, nur per Kutsche unterwegs. Bekannt sein dürfte er auch noch aus Umberto Lenzis Comic-Verfilmung Kriminal, in dem Saxson den Titelhelden mimt. Als cooler Sonnyboy macht der blonde Saxson eigentlich immer eine tadellose Figur, als harter Rächer hat man ihn meines Wissens eh nie besetzt.

Unter den Mithäftlingen, die gemeinsam mit Gringo aus dem Gefängnis fliehen, finden sich unter anderem Ignazio Spalla, Aldo Berti und Dino Strano. Spalla spielt den typischen fetten aber gutmütigen Mexikaner Mexiko, dessen Name bei mir manchmal für Verwirrung gesorgt hat. Das die Mexikaner fast immer den Sidekick oder den Helfer des westlichen Helden darstellen, würde heutzutage wohl als starke Diskriminierung gelten. Mexiko ist jetzt nicht grade ein Heiliger, aber zu guter Letzt greift er Gringo doch noch unter die Arme. Zudem schleift er immer einen Gockel mit sich rum, weil der ihn im Gefängnis ständig viel zu früh aus dem Schlaf gerissen hat ("Every morning you wake me. Now come with me and I wake you up every morning"). Spalla dürfte vor allem aus Gianfranco Parolinis Sabata bekannt sein, er spielte aber auch nach Vayas con dios, Gringo noch in weiteren Mulargia/Musolino Produktion mit. In Non aspettare Django, spara hilft er Ivan Rassimov seinen Vater zu rächen und 10.000 Dollar zurückzuerobern. Aldo Bertis Bill ist ein ziemlich mieser Drecksack, der Gringo von Anfang an nicht riechen kann. Aus reinem Spaß an der Freude legt er so mal nebenbei alles um, was ihm so über den Weg läuft und dessen Nase ihm nicht gefällt. Er macht sogar vor einem hilflos am Boden liegenden Sheriff nicht halt, aber vielleicht hat er auch einfach nur so seine Probleme mit Autoritätspersonen. Als sie Don Pedros Tochter Carmen entführen, macht er sich auch an die ran, allerdings ist Gringo auch scharf auf sie, was ja auch kein Wunder ist bei der Frau. Tja, wer wird von den beiden wohl den Kürzeren ziehen? Berti war auch in Mulargias stärkstem und ungewöhnlichstem Western El Puro dabei und kam so zum wohl berühmtesten und berüchtigtsten Kuss des Genres.

Dino Stranos Foster ist ein echter Pechvogel. Als er Don Pedros Angestellten Juanito über den Haufen schießt, aus reiner Notwehr natürlich, denn der arme Juanito war einfach zu hässlich für diese Welt, verlangt Don Pedro ihm den Schuldigen auszuhändigen. Ohne groß zu zögern opfern sie Foster und schmeißen ihn vor die Tür, wo schon die ganze Meute auf ihn wartet, um ihn zu durchlöchern. Strano ist prädestiniert für solche Rollen, des kleinen fiesen Gauners oder Laufburschen der Oberbosse und ich glaube nicht, dass der jemals einen Film überlebt hat. Das wird höchstens der Fall gewesen sein in Ferdinando Merighis Allegri becchini... arriva Trinità, in dem er ja sogar den Helden verkörpern durfte. Großgrundbesitzer Don Pedro, den die Banditen bei einer großen Hausparty stören, wird dargestellt von Livio Lorenzon, der unter seinem Mexikanerhut eine klasse Figur abgibt. Der Mann hat einfach ein tolles Gesicht, wirklich Sonderklasse. Leider ist Lorenzons Auftritt von eher kurzer Dauer, er hätte sich deutlich mehr Screentime verdient gehabt. Seine Tochter Carmen ist die hübsche Lucretia Love, die in einer ihrer ersten Szenen gleich mal einen aufregenden Flamenco aufs Parkett legt, der unglücklicherweise von Fosters Zuckungen in der rechten Hand unterbrochen wird. Carmen wird von den Ex-Häftlingen bei deren Flucht entführt und sie verliebt sich dabei unsterblich in Gringo, der allerdings, nicht gerade ernstzunehmende, Konkurrenz vom fiesen Bill hat. Ob’s da wohl ein Happy End gibt?

Als sich Bill und die anderen Gringo entledigt haben kommen sie zu einer Poststation, wo sie auf Tom Felleghi und Alfredo Rizzo treffen, die irgendwelche Inspektoren darstellen und die mit einem Haufen Kies in der Gegend herumkutschieren. Wahrscheinlich handelt es sich um Geld für eine Bank oder für irgendwelche Angestellten oder sowas, auf jeden Fall ist auch noch ne Kiste voller Dynamit dabei, die sich später noch als nützlich erweisen soll. Bill und Konsorten reißen sich Geld und Dynamit unter den Nagel, indem sie Felleghis Eskorte aus dem Weg räumen. Danach taucht für alle Beteiligten Gringo völlig überraschen wieder auf und macht sie alle platt. Recht witzig ist noch jene Szene, in der die Kutsche überfallen wird und Gringo mit den übrig gebliebenen Gaunern um das Geld pokert, während sie völlig beteiligungslos die Postkutschenräuber wegsprengen. Musolino himself gibt’s auch noch zu bewundern, und zwar als Oberhaupt der Chriss- Family, die für den Tod von Gringos Bruder verantwortlich sind. Das Ganze ist kein Geheimnis, da es bereits in der sehr guten Eingangsszene über die Bühne geht.

Der Sound von Felice di Stefano ist ebenfalls sehr gut gelungen und fügt sich nahtlos in das positive Gesamtbild ein. Seine Kompositionen für Non aspettare Django, spara aus dem darauffolgenden Jahr sind sich sehr ähnlich, was sie aber keinesfalls schlechter macht. Gut gewählt sind auch die Schauplätze, die wohl ausschließlich in Italien liegen werden, zumindest ist es hier meist schön grün. Mulargias Inszenierung hat, trotz der mir vorliegenden schlechten Version, ein paar schöne Einstellungen und Kamerafahrten zu bieten. Es gibt zudem einige schöne Nachtszenen.

Vayas con dios, Gringo ist ein sehr guter Genrevertreter mit jeder Menge Action, Spannung und einigen schönen Einfällen. Der Film bringt somit genügend positive Aspekte mit, um über die gesamte, recht kurze, Laufzeit zu unterhalten. Neben El Puro Edoardo Mulargias meiner Ansicht nach die beste Arbeit im Westerngenre.



Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1975
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: GO WITH GOD, GRINGO - Edoardo Mulargia

Beitrag von Sid Vicious »

Danke für deine Review. Sehr angenehm von Dir zu lesen.

Habe die Themen zusammengefügt.
nerofranco hat geschrieben:
So., 07.04.2024 14:15
Neben El Puro Edoardo Mulargias meiner Ansicht nach die beste Arbeit im Westerngenre.
Das sehe ich ebenso. Sehr ärgerlich, dass es genau diese beiden Western nicht in die deutschen Kinos geschafft haben.
BildBildBildBildBild

Antworten