MEIN KÖRPER FÜR EIN POKERSPIEL - Lina Wertmüller

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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Anti-Hero
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MEIN KÖRPER FÜR EIN POKERSPIEL - Lina Wertmüller

Beitrag von Anti-Hero »

Mein Körper für ein Pokerspiel (Il mio corpo per un poker, ITA 1968)
R: Lina Wertmüller

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Mirella flüchtet vor ihrem herrschsüchtigen und brutalen Vater von zu Hause und führt fortan ein Verbrecherleben. Als berüchtigte Belle Starr macht sie nun die Gegend unsicher. Eines Tages lernt sie den Banditen Larry Blackie kennen und verliebt sich in ihn.

Die italienische Regisseurin Lina Wertmüller versuchte sich hier mit einer Variante der bekannten Belle Starr Geschichte im Genre des Western. Die gute Belle wird uns erstmal vorgestellt als Frau, die weiß was sie will, stark, mutig und den Männern ebenbürtig. In Rückblenden wird dann ihre ganze Lebensgeschichte erzählt, wie sie vom Mädchen der Oberschicht zur gefürchteten Revolverheldin wurde. Die Wandlung von dem jungen Mädchen, die freudig auf den Verlobten wartet, den ihr Vater ihr mitbringt, zur emanzipierten und unabhängigen Frau geschieht allerdings hier verhältnismäßig schnell. Auch wenn es einen starken Grund dafür gab, den der von ihr verehrte Vater ist ein ziemlich mieser Hund. ("Ich glaub, sie pariert nur mit der Peitsche."), der sie mit einem alten, hässlichen Mann verheiraten will, damit er bessere Chancen bei der Wahl zum Gouverneur hat. Die Männer kommen sowieso nicht gut weg, auch Blackie und Belles Jugendfreund Cole sind ziemlich machohafte Brutalinskis.

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"So eine Frau wie dich hab ich ja noch nie kennen gelernt. Du bist hart und brutal wie zehn Sack Zement und du kannst so weich und zärtlich sein wie ein Frühstücksei." (Blackie)

Obwohl der Film nicht immer ganz schlüssig ist und ab und zu etwas langatmig daherkommt, ist er alles andere als uninteressant. Il mio corpo… hätte sicher noch mehr potential nach oben gehabt, wenn die Charakter vielleicht etwas besser herausgearbeitet worden wären. Zudem gibt es einfach zu viele überflüssige Dialoge, Leone hätte für vieles wohl keine Dialoge gebraucht. Der Film bietet noch einen hörenswerten Soundtrack, kann aber optisch, nicht wirklich überzeugen, ist meines Erachtens viel zu beliebig ausgefallen auch wenn es ein paar wirklich gelungene Szenen gibt.

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Die emanzipatorische Belle Starr, die reitet, pokert, schießt und raucht wie ein Mann, wird gespielt von Elsa Martinelli, die in ihrer Lederkluft und roten Haaren ziemlich heiß aussieht. Martinelli singt auch den hübschen Titeltrack No Time for Love. Belle Starr ist glaub ich die einzige Revolverheldin im Italowestern, neben Nicoletta Machiavelli in Gian Roccos Giarrettiera Colt, der auch sehr viel versprechend aussieht, mit Barnes, Camaso und Machiavelli in den Hauptrollen, der Film kann eigentlich nur ein Gewinner sein.

"Belle Starr gibt’s in Wirklichkeit gar nicht, hinter diesem Namen versteck ich nur mein Leben, das ich mir ganz anders vorgestellt hatte." (Belle Starr)

Ihre männlichen Mitspieler sind George Eastman und Robert Woods. Woods ist ausschließlich in den recht ausführlichen Rückblenden zu sehen, was wohl auf irgendwelche Streitigkeiten zwischen Woods und Wertmüller zurückzuführen ist. Das kann ich aber nicht bestätigen, da ich nicht mehr genau weiß wo ich das gelesen habe. Bei Eastman ist mir besonders seine Synchronstimme auf die Nerven gegangen, denn sie labert und labert die ganze Zeit und gibt ständig irgendwelche völlig unpassenden Sprüche von sich. Kurz mit dabei ist auch noch Bruno Corazzari als Pinkerton Detektiv, der während er Blackie foltert Chopin spielt. ("Machst du dir was aus Chopin, seine Musik ist für mich der größte geistige Genuss.")

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Am Ende bleibt ein nicht ganz überzeugender aber doch recht unterhaltsamer und interessanter Genrebeitrag von Lina Wertmüller. Hier würde ich auch gerne mal eine ungeschnittene Fassung sehen, denn der mir vorliegenden Version fehlen circa 14 Minuten.
6,5/10

Zuletzt geändert von nerofranco am 25.03.2010 16:44, insgesamt 3-mal geändert.
Schon ein spezieller Film, zum einen teil sehr unkonventionell im aufbau, was etwas langeweile aufkommen lässt, dann noch ne gesalzene Brandt syncro die auch gar nicht so recht passt....
Was der Eastman für Kallauer von Stapel lässt ist echt nicht normal...
Von den Ansätzen her hätte der Film recht gut werden können, doch so wurde einiges verschenkt!
Das ewige gelaber zwischen Ihr und Easty ist schon etwas grenzwertig...
Die Rückblicke mit ihr und ihrer Bande sind am gelungensten Fand ich...

ps. das Poster ist geil!!!!!!!!!!!
Der ist leider total zäh und langatmig. Besser als ein gewöhnlicher C-Fidani vielleicht, aber keine DVD wert. In "Um sie war in Hauch des Todes" steht das mit den Unstimmigkeiten bei Dreh. Dort kommt der Film aber viel zu gut weg.

Also mir hat der Film sehr gut gefallen. Bin aber auch ein großer George Eastman Fan.
Der Look des Films ist wahrlich sehr gewöhnungsbedürftig, die Sets sind eigenartig gefilmt - die Locations allesamt wohl in Südtirol im Wald gestanden. Denoch finde ich die Story mal was anders und durchaus interessant und die Brandt (?) Synchro haut wahrlich voll auf den Putz. Passt für mich aber zu dem Verhältnis der Figuren, die sich wie Hund und Katz benehmen.
Dann greif ich ergriffen zur Dunstkiepe....
Hätte gerne eine DVD, und da ich nur die RTL Fassung kenne wäre uncut auch mal nett ;)

Den Film hatte ich mir mal vor 2 oder 3 Wochen angesehen.
Die deutsche Synchro ist mal wieder eine Katastrophe. Da wird gesprochen, wo keiner die Lippen bewegt ....
Und auch der Film hat nichts, was einen beeindruckt. Lahme Schauspieler, die ersten 35 Minuten verstrickt sich die Geschichte in Bedeutungslosigkeit.
Da wird die Vergangenheit in einer Langatmigkeit wiedergegeben, dass einem nicht gerade "die Socken qualmen".
Dazu fehlt der Hauptdarstellerin jegliches Talent. Dagegen wirkt der Eastman, als würde er für einen Oscar vorspielen.
Die Rolle des R. Woods scheint irgendwie zwanghaft eingefügt. Die Gage hätte man sich können sparen.


Machen wir es kurz: Es gibt Dinge, die können Frauen besser, als einen IW drehen ....
Würde nicht sagen, dass der Martinelli jegliches Talent fehlt. Sie war nur klassisch fehlbesetzt.
Ach, ich mochte sie, und der Film war ok. 5/10

Woods hat sich bei der Produktion so divenhaft unprofessionell benommen das er rausgeschmissen wurde. Seine Rolle wurde dann aufgeteilt und auf der Gegenwartsebene durch eine neue von Eastman gespielte Figur ersetzt. In ein paar Szenen wurde er durch ein von hinten aufgenommenes Double ersetzt.
Also ich mag den Film gerade wegen der unglaublichen Eastman Synchro. Da bleibt kein Auge trocken :lol:
Klar, wenn man eh nicht auf deutsche Synchros steht und schon gar nichts mit Kalauern anfangen kann, wird es schwierig den Film auf deutsch durchzustehen.
6/10 würde ich auch ziehen, ich verrate jetzt aber nicht wieviele davon für die Synchro sind :mrgreen:
Frau Martinelli finde ich auch OK in der Rolle.
Der Wertmüller Film ist kein besonders interessanter Western, aber sie hat die Regie ja auch nur übernommen um der Hauptdarstellerin einen Gefallen zu tun, nicht weil sie ihn machen wollte. Also eine Gefälligkeit, eine Auftragsarbeit.
Und dann gab es auch noch etliche Probleme am Set, was unter anderem dazu führte daß Woods mitten im Film gefeuert wurde, und seine Rolle dann aufgeteilt wurde, jedenfalls die Rolle von Eastman war eigentlich derselbe Charakter.

Und dann doch besser als viele Filme der männlichen Kollegen (alle Fidanis liegen deutlich drunter, und auch besser für ich als so mancher bekannte IW), und ein paar schöne Szenen hatte der schon, und ist insgesamt ganz nett. 5/10
Wertmüller hat den Film ihrer Freundin Elsa Martinelli zuliebe übernommen asl der Film fasst schon gescheitert ist, da neben dem fehlenden Regisseur auch kaum noch Geld zur Verfügung stand. Sie hat das Drehbuch neu geschrieben während sie schon am Drehen war, und dafür alles alte Material verworfen.
Sie hat das aber alles unter dem Pseudonym Nathan Wich gemacht, und für das Drehbuch sich sogar unter 2 Pseudonymen verewigt (Wich und George Brown)

Lange Zeit war auch gar nicht bekannt, daß dieser Film von Wertmüller gedreht worden war, sie betrachtet ihn auch nicht als ihren Film, und laut meinem Hanser Reihe Film Band enthielten bis 1987 Filmographien diesen Film nicht. Und die Autoren des Bandes konnten den Film auch nicht begutachten, und schreiben es sei keine Kopie des Films aufzutreiben (das hat sich ja mittlerweile geändert), und auch Wertmülller hatte keine.
Wenn ich das richtig interpretiere ist sogar erst bei dem Interview für das Hanser Buch herausgekommen daß Wertmüller einen Western gedreht hat.
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Il nero
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Re: MEIN KÖRPER FÜR EIN POKERSPIEL - Lina Wertmüller

Beitrag von Il nero »

Mega Ödes Teil, da zieh ich jeden Fidani vor. Am meisten macht da noch die Brandt Synchro Spaß
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Anti-Hero
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Re: MEIN KÖRPER FÜR EIN POKERSPIEL - Lina Wertmüller

Beitrag von Anti-Hero »

Seit langem mal wieder gesehen. Mir machen die drei Hauptfiguren Woods, Martinelli und Eastman schon Spaß. Auch die heimeligen Winnetou-Sets stören mich weniger. Es gibt halt nicht annährend ein Konzept für 100 Minuten Spielzeit, eigentlich kaum für 60. Die Inszenierung ist solide. Einen anderen Wertmüller-Film kenn ich immer noch nicht. Eine der schwächsten Szenen ist die Schießerei in dem Saloon, wo vor einer statischen Einstellung Protagonisten im Pulverdampf hin und rennen oder fallen. Kein Schnitte, kein Stunt, etc... Zeit und Geldnot mögen eine Rolle gespielt haben, aber damit hatten nun auch zahlreiche andere Produktionen zu kämpfen.

5/10


Ein Doku über den Film wäre sicher interessanter als der Film selbst
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