Gestern Abend geschaut, und schnell noch meine Gedanken dazu loswerden, bevor ich alles wieder vergesse... und die Gefahr ist groß, bei dem Film.
Die Präsentation von Explosive ist erste Sahne geworden, so würde man sich viele andere IW der 2. Reihe auch wünschen. Zwei tolle - den zeitgenössischen Plakaten entliehenen - Cover, ein optisch sehr schön gestaltetes Booklet (der Text bietet Genrekennern indes nichts neues), tolle Extras, von denen vor allem das Interview mit Ardisson und der Prolog/Epilog hervorzuheben sind. Wenn man denn Erbsen zählen möchte, kann man zu Recht traurig sein über den angekündigten aber nun fehlenden deutschen Trailer (auf einer kommenden Veröffentlichung eines anderen Films ist er natürlich nur halb so prächtig plaziert) und auch der traditionelle Lapsus auf dem Backcover darf bei Explosive nicht fehlen. Der Schreiberling hat hier wohl "um die Ecke bringen" und "zur Strecken bringen" gemixt und ein "um die Strecke bringt" gebastelt. Könnte schon fast als Wortschöpfung a la Brandt durchgehen.
Die fehlenden zwei Zeilen der deutschen Synchro kann ich persönlich zumindest verschmerzen, denn auf den Anblick von 50 verstreuten Leichen braucht es m.E. wirklich kein "Machs gut Dicker, ich schieß dann mal wieder vorbei", da passt doch das (ohnehin dem Original entsprechende) "Adios, Hombre" viel besser. Zumal man den Satz ja nicht mal übersetzen oder untertiteln musste. (Kann natürlich aber auch verstehen, wenn der eine oder andere das aus Gründen der historischen Vollständigkeit lieber drin gehabt hätte)
Zum Film selbst ist ja schon fast alles gesagt worden. Ghidra ist natürlich sträflich unterbeschäftigt. Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber ich würde schätzen, er hat im gesamten Film keine 12 Zeilen Dialog und nur einen Gesichtausdruck. Sanchez und Martell machen ihr gewohntes Ding, entweder man mag sie, oder nicht. Im alten Forum hatte ich immer den Eindruck, das viele Fans den Sanchez nicht mögen, und ihm Overacting vorwerfen, während Martell bei einigen überaus gut ankommt. Bei mir ist das eher umgekehrt, ich sehe den Sanchez in dieser, seiner Standard-Rolle (z.B. in den Sabata-Filmen) ganz gern, während Martell auf mich meist sehr angestrengt wirkt, oder auch zu gewollt. Und Ardisson... na ja. Ich kenne mit ihm keinen einzigen Film, wo er wirklich "gut" ist. In Nebenrollen mag das ja noch okay und wenig störend sein, aber hier in der Hauptrolle? Für mich hat er die Ausstrahlung einer Amöbe (höflich formuliert) und ich hätte mir hier eher einen Glenn Saxson oder Craig Hill für die Rolle gewünscht. Eigentlich hätte ich mir fast jeden IW-Darsteller besser in der Rolle vorstellen können. Ein bisschen Charme und/oder Coolness hätten sicher nicht geschadet, aber Ardisson ist einfach nur hölzern und nichtssagend.
Wenn man etwas positiv hervorheben möchte, dann sicher die eine oder andere gelungene Einstellung, bzw. schöne Szene. Das erste Duell im Saloon, mit dem "Pokerspiel" als Einleitung, die Hinrichtung des nächsten (was dem Cover B sein Motiv "spendierte") oder die Szene, in der Ardisson auf der Stuart-Ranch von Smart und seinen Männern überrascht wird. Auch das man etwas tiefer in die Tasche des Produzenten griff und Ardisson eine Reise nach Almeria spendierte (Iinkl. Bekanntschaft mit Connery und der Bardot
) hebt den Film noch etwas von den gaaanz billigen Django-Klonen ab. Optisch gehören die Szenen in Mini-Hollywood oder auch dem Cortijo del Monsul (bekannt aus "Von Angesicht zu Angesicht" oder "Johnny Yuma"), in dem Django sich seiner Fesseln entledigt, zu den glaubwürdigsten des Films, was die Western-Atmosphäre angeht. Leider wird das dann wieder relativiert, durch die "Stuart-Ranch", die ganz offensichtlich in eine der zahlreichen Kiesgruben bei Rom plaziert wurde, und die bei genauer Betrachtung so gar nicht nach Ranch aussieht.
(Die MacDonalds Ranch hingegen schon eher, auch wenn ich mich frage, was eigentlich eine Kirche auf einer Ranch zu suchen hat)
Die deutsche Synchro ist im großen und ganzen in Ordnung, wenn sie auch sicher mehr als nur den einen von Richie schon erwähnten Kalauer zu bieten hat (Tiefpunkt: "und halt die Ohren steif" - "Was soll ich denn sonst steif halten"
) Aber kein Vergleich zu einer derart verhunzten Synchro wie bspw. beim "Sarg voll Blut". Das einzige was ich bemängeln würde, ist, dass ausgerechnet die nicht nur schöne, sondern ja auch titelgebende Zeile (im Original zumindest) "Möge Gott dir vergeben... aber ich nicht." geändert wurde in ein nüchternes "(Mitleid) habt ihr mit meiner Familie auch nicht gehabt" (sinngemäße Wiedergabe).
Fazit: Film: nüchtern 4/10, mit ein,zwei Gläsern Makers Mark wohlwollende 5/10
Mediabook: 9/10