DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »





Maria Schell

DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL


● DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL / IL SOLE NELLA POLVERE / IN THE DUST OF THE SUN / DUST IN THE SUN (F|E|1970)
mit Bob Cunningham, Karin Meier, Ángel del Pozo, José Calvo, Colin Drake, Perla Cristal, Marisa Porcel und Daniel Beretta
eine Produktion der Univers Galaxie | Kerfrance Production
ein Film von Richard Balducci

Soleil1.jpg
Soleil2.jpg
Soleil3.jpg
Soleil4.jpg
Soleil5.jpg
Soleil6.jpg
Soleil7.jpg
Soleil8.jpg
Soleil9.jpg

»I like black!«



In der Abgeschiedenheit der kleinen Westernstadt San Angelo kommt es zu dramatischen Ereignissen, nachdem der Grundbesitzer Bradford von seinem eigenen Bruder Joe (Bob Cunningham) brutal umgebracht wird. So erreicht Joe sein langjähriges Ziel, sich nicht nur den gesamten Besitz und das Vermögen anzueignen, sondern auch Gertie (Maria Schell), die Witwe seines Bruders, zu heiraten. Ab diesem Zeitpunkt ist Gerties Sohn Hawk (Daniel Beretta), der ohnehin sehr in sich gekehrte Züge hat, nicht mehr wiederzuerkennen und sinnt danach, den Mord an seinem Vater zu rächen, um die moralische Ordnung nach seinen ganz eigenen Begriffen wieder herzustellen...

Der französische Regisseur und Drehbuchautor Richard Balducci inszenierte in seiner Karriere nur verhältnismäßig wenige Spielfilme, zu denen auch die ungewöhnliche französisch-spanische Co-Produktion "Dans la poussière du soleil" gehört. Dieser im Jahr 1970 hergestellte Western wurde seinerzeit kaum bis gar nicht wahrgenommen, da es etwa drei Jahre dauerte, bis die auf William Shakespeares Drama "Hamlet" basierende Geschichte in den regulären Kinoverleih gelangte. Es folgten kurze Phasen der Aufführung, bis dieser bis heute weitgehend unbekannte Rachewestern-Vertreter wieder spurlos aus den Kinos verschwand. Im gesamten deutschsprachigen Raum, somit auch in der Bundesrepublik Deutschland, wurde Balduccis recht ambitioniert wirkende Erzählung keine Kino-Auswertung zuteil, wofür es mehrere Gründe gegeben haben dürfte. Zunächst ist allerdings einmal festzustellen, dass die Geschichte bereits im Vorfeld ein unbestimmtes Interesse und eine vielleicht nicht alltägliche Neugierde wecken kann, dies sogar vollkommen unabhängig von der Tatsache, dass Weltliteratur mehr oder weniger mit in die laufende Geschichte eingeflossen ist. Ein Film wie dieser steht und fällt mit ganz bestimmten Grundvoraussetzungen, die irgendwo zwischen Unvoreingenommenheit und Erwartungshaltung zu finden sind. Im vorliegenden Fall erhält sogar die nicht unwichtige Komponente massives Gewicht, dass die Hauptrolle des Szenarios keine Geringere als Maria Schell inne hat, sodass man sich als Zuschauer bereits vor der Sichtung darüber im Klaren sein sollte, Phasen der darstellerischen oder von Aura geprägten Dominanz geboten zu bekommen, wenngleich die Rolle der Wahl-Schweizerin hier in keinem Vergleich zu ihren Welterfolgen steht, für einen Italo-Western jedoch den Nimbus des Überqualifizierten mit sich bringt. Zumindest theoretisch. Diese überspitzte Beschreibung soll das so hochverdiente und erfolgreiche Genre keinesfalls abqualifizieren, sondern lediglich auf den Umstand hinweisen, dass derartige Fremdkörper oder vielmehr Experimente wenig erfolgversprechend waren, was die ausgebliebene Beachtung auch hinlänglich dokumentiert.

"Dans la poussière du soleil" als unwirsch, schwach oder gar misslungen abzutun, wäre angesichts der offensichtlichen Bemühungen viel zu einfach und auch mehr als ungerechtfertigt, denn Richard Balducci bietet eine nicht uninteressante Variation unter unzähligen Beiträgen an, die dem Empfinden nach nicht alle Tage zu finden war. Dass die gezeigte Geschichte auf William Shakespeares Vorlage basiert, kann aufgrund grobschlächtiger Parallelen nicht in das Reich der Mythen verwiesen werden, doch der Film funktioniert auch ohne jegliche Kenntnisse der Vorlage. Von einer Adaption reinster Seele kann nicht zuletzt wegen des Ambientes auch keine Rede sein, da die Erzählung mithilfe moderner und reißerischer Mittel auf zeitgenössische Abwege gelenkt wird und somit einen drakonischen Transfer erlebt. Es empfiehlt es sich ohnehin, den Film losgelöst, ohne Korsett und überspitzte Erwartungen zu betrachten, der sich bereits in der Eingangssequenz von seiner ansprechendsten Seite präsentiert. Spezifische Klänge läuten den bevorstehenden Kurs überaus eindrucksvoll ein und bäumen sich anklagend auf, sodass es unmittelbar nach einer schönen Panoramafahrt der an Flexibilität und Extravaganz interessierten Kamera zu Brutalität und Härte kommen kann. Im weiteren Verlauf kristallisieren sich außerdem ungewöhnlich deutliche körperliche Szenen heraus, die den hier gewählten, destruktiven Tenor oft unterstreichen und in einer derartigen Produktion fast schon ein wenig exotisch wirken. Das schnell servierte Motiv löst die nötige Kettenreaktion aus, die jede der beteiligten Charaktere existenziell bedroht. Die Marschrichtung, potentielle Geschehnisse und vorhersehbare Konsequenzen rücken im Szenario somit unmissverständlich in den Vordergrund, das von Isolation, Nötigung, Hass und Demütigung geprägt ist, um erst gar nicht auf die falsche Fährte zu führen, dass hier irgendwelche Gefangenen gemacht werden. Richard Balducci gelingt es innerhalb der sehr charakteristisch wirkenden Schauplätze und Kulissen recht eindrucksvoll, für eine seltene Art der Spannung zu sorgen, die im Endeffekt nicht einer ganz klassischen Definition entspricht, weil sie in ausgewählten Intervallen vor allem zermarternd, aushöhlend und beklemmend wirkt.

In diesem Zusammenhang ist auf Maria Schells erwartungsgemäß zwingend wirkende Darbietung hinzuweisen, die durch die bloße Anwesenheit und wenige Kniffe ihres breit gefächerten Repertoires für die bedeutenden Momente des Verlaufs sorgen kann. Für die gebürtige Österreicherin kam es insbesondere in diesem Zeitfenster zu ungewöhnlichen Einsätzen, was sich vermutlich aus zweierlei Gründen herleitet: Eine sich anbahnende Krise im internationalen Kinotopp und damit verbundene Restriktionen im Rahmen der üblichen Einsatzgebiete; hinzu kam eine längere schöpferische Kino-Pause der Interpretin, die bis auf wenige Unterbrechungen für Fernsehproduktionen bereits 1963 begonnen hatte. Maria Schells kleines Comeback führte sie somit nicht nur in diesen - wenn man so will - Franco- oder Eurowestern, sondern auch in für sie vollkommen untypische Produktionen wie beispielsweise Jess Francos Reißer "Der heiße Tod" und "Der Hexentöter von Blackmoor", in denen man Maria Schell wohl nicht unbedingt erwartet hätte. Als Zugpferd dieses Beitrags ist die Schauspielerin nebenbei bemerkt nur der nominellen Hauptrolle zu sehen, allerdings zeigt sich auch hier ein obligatorischer Präzisionsauftritt, der durch die Affinität der Kamera für ihre gebrochen wirkende Figur unterstrichen wird. Zwar kann Maria Schell im Vergleich zu vielen ihrer Top-Rollen kaum erwartungsgemäß auftrumpfen, doch es lässt sich in diesem Fall pauschal sagen, dass es hier mehr als ausreicht und sie wesentlich mehr Substanz anbietet, als oft im besagten Genre zu finden war, was insbesondere über die Aufgaben der Interpretinnen und deren Zuschnitte gesagt werden kann. Interessant zu beobachten ist, dass sich Balducci insgesamt gegen solche zu wehren versucht, es jedoch nicht schafft, sich vollends von ihnen freizumachen, da die Geschichte aufgrund der verwendeten Vorlage sozusagen vorzementiert und darüber hinaus mit einen ordentlichen Spritzer Zeitgeist versehen wurde. So begibt sich die Produktion auf den besten Weg, ihrer Hauptdarstellerin die größte Bühne zu bieten, die sie meistens ohnehin gewöhnt war, was je nach Lager für zwiespältige Eindrücke sorgen dürfte.

Gertie Bradford ist vielleicht am treffendsten als wandelnder Vorwurf beschrieben. Die unvorhergesehenen Einschnitte des Schicksals oder die Aktionen derer, die versuchten, Schicksal zu spielen, treffen sie mit voller Härte, sodass es kaum verwunderlich erscheint, sie in eine offensiv schwermütige Körpersprache gehüllt zu sehen. Mit eindeutiger Gestik und Mimik, den hasserfüllten Blicken und auffällig missbilligender Konversation, provoziert die in anklagendes Schwarz gehüllte Witwe den Mörder ihres Mannes und gleichzeitig Ehemann in spe, fällt ihrem introvertierten Sohn Hawk gegenüber jedoch mit mütterlicher Leidenschaft auf, die nicht selten der einer Geliebten gleicht. Schwierige Konstellationen stellten unzählige Male die Leitlinie für derartige Stoffe dar, die - je nach ergiebiger Nutzung - für atmosphärische, teils große Momente zu sorgen wissen. Die hier zugrunde liegende Vorlage sorgt schließlich dafür, dass der Verlauf quasi ohne konventionelle Heldenfiguren auskommen muss, was zersetzende und tragische Phasen garantiert, die im Grunde genommen Maria Schells Angelegenheit sind und bleiben. Eine Person wie Joe Bradford alias Bob Cunningham fällt als Abschaum dieser kompletten Veranstaltung auf, denn er präsentiert sich in barbarischer, unerbittlicher und kaltblütiger Fasson, was letztlich einen erforderlichen Domino-Effekt auslöst. So muss er seine zukünftige Frau eigenhändig zur Witwe machen, um sie überhaupt an sich binden zu können, doch diese Qual und Demütigung wird ihren Preis haben. Der markante US-Amerikaner liefert beim bestechenden Ausbuchstabieren dieser von Perversion und Aggressivität getriebenen Person ein richtig derbes Kabinettstückchen, das zweifellos das Potenzial besitzt, in unangenehmer Weise nachzuhallen. In der Zwischenzeit arbeitet Regisseur Balducci nachdrücklich daran, die Szenerie durch interessante Rochaden bei Drive und Intensität zu halten, wenngleich der Spannungsbogen immer wieder neu aufgerollt werden muss.

Dies geschieht augenscheinlich weniger im Sinne von ungünstiger Handhabe, sondern einer immer wiederkehrenden Verschiebung der Klimax nach hinten, um der Geschichte nötiges Feuer zu verleihen. Anhand der gewagten Integrierung von zahlreichen Gewaltspitzen, torpedoartigen Dialogen und ungewöhnlich ausgeprägten Sexszenen, kommt eine Art negativer Strudel in Gang, der die Personen nicht nur entwurzelt, sondern sie überdies dazu zwingt, entgegen des gesunden Menschenverstandes und womöglich ihres Naturells zu agieren. Die ohnehin ungewöhnliche Besetzungsliste wird ansprechend durch die Leistungen von Daniel Beretta oder Karin Meier erweitert. Der Franzose Beretta, von Haus aus eigentlich Sänger und Komponist, stand hier noch am Anfang seiner schauspielerischen Aktivität. Seine nahezu wortlose Rolle lebt in erster Linie von seiner geheimnisvoll wirkenden Ausstrahlung, die im Endeffekt eher als Laune der Dramaturgie zu bezeichnen ist. Die erkennbare Funktion als Schlüsselfigur verliert sich vielleicht ein wenig zu sehr in der staubigen Peripherie, allerdings nimmt man sie irgendwo zwischen dankend und zwangsläufig als solche an. Berettas mehr oder weniger unbekannte Kollegin Karin Meier appelliert hauptsächlich an Beschützerinstinkte, bleibt des Weiteren aufgrund ihrer soliden bis ästhetischen Szenen in Erinnerung. Der Film hat eine Reihe von Argumenten zu bieten, die ihn ergänzend sehenswert machen. Dass die Verfilmung damals kaum registriert wurde und in Vergessenheit geraten ist, spiegelt nicht deren überdurchschnittliche Qualität und die oft aufblitzende Extravaganz wider. Vor allem kameratechnisch darf ein bemerkenswertes Gespür und eine auffällige Konstanz bescheinigt werden, was dem dialogarmen Film eine ganz eigene Sprache verleiht. Musikalisch erlebt man ebenso Hochwertiges wie beispielsweise im darstellerischen Bereich, sodass "Dans la poussière du soleil", der übrigens ein bitterschönes und absolut betörendes Finale bereit hält, Erwartungen erfüllen konnte, die im Vorfeld noch nicht einmal definiert waren.

Benutzeravatar
Il nero
Beiträge: 154
Registriert: Fr., 30.10.2020 11:30

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Il nero »

Der war für mich durchaus ein Gewinner. Eine kleine unscheinbare Perle mit guter Musik.

Würde ich sehr begrüßen wenn da mal eine bessere Fassung auftauchen würde; diese skanidinavische VHS und diverse französische VHSn sind halt leider nicht das gelbe vom Ei :|

Titelmelodie
Bild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Il nero hat geschrieben:
So., 28.02.2021 14:54
Der war für mich durchaus ein Gewinner. Eine kleine unscheinbare Perle mit guter Musik.

Das finde ich auch. Mich konnte der Film sogar richtig begeistern, immerhin hatte ich im Vorfeld nicht ganz so viel erwartet, weil er doch so radikal in der Versenkung verschwunden ist. Wegen der alternativen Ansätze der Inszenierung würde ich im Endeffekt sagen, dass ich schon lange nichts Besseres aus diesem Bereich mehr gesehen habe, aber "Dans la poussière du soleil" gehört bestimmt zu den Filmen, die polarisieren dürften. Eine bessere Fassung wäre wirklich ein Traum, alleine schon fürs Kennenlernen und für noch mehr Entfaltungsmöglichkeiten.

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Schau an, schau an. Danke für die Vorstellung, der Film ist mir total unbekannt.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 02.03.2021 20:58
Schau an, schau an. Danke für die Vorstellung, der Film ist mir total unbekannt.

Ich bin nach wie vor sehr froh, dass ich den nicht gerade selbstverständlichen Luxus eingeräumt bekam, diesen Film anschauen zu können. Da war bereits im Vorfeld eine Menge Euphorie vorhanden und im Anschluss sogar noch mehr, denn eine global derartig abgebrühte Inszenierung habe ich nicht unbedingt erwartet. Jeder, der dieses Filmchen mal zwischen die Finger bekommt, sollte sich nicht von der höchstwahrscheinlich miesen Bildqualität abschrecken lassen. Wirklich empfehlenswert!

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Hört sich bestens an und stärkt einhergehend meine Freude, dass ich den auch bald kieken darf.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Oh cool! Bin sehr gespannt, wie oder ob er dir gefällt. :)

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »



MaS.jpg


● HERBERT SPAICH über MARIA SCHELL in
MARIA SCHELL - IHRE FILME - IHR LEBEN (D|1986)



»Nicht viel größer ist ihre Präsenz in dem Italowestern SPARA GRINGO, SPARA (Im Staub der Sonne), einem Serien-Produkt von Bruno Corbucci. Über die harte Knochenarbeit eines Schauspielers bei Kommerzprodukten dieser Art berichtet Maria Schell in ihren Erinnerungen: Ein Western - in Spanien gedreht. Kein sehr guter. Ich, wie schon so oft, die Liebende, zermartert und zermahlen zwischen feindlichen Brüdern. Der eine kriegt sie, die Westernbraut, der andere muss sterben. Und eben diesen einen sollte ich am Ende des Films durch staubige Straßen - durch das ganze Dorf, entgegeneilen - die Kamera auf höchstem Kran vor mir oder hinter mir her, bis in die Großaufnahme und seine männlichen Arme. Aber das ging nicht. - Ich hatte mir den Fuß verstaucht, so sehr, dass er wie leblos am übrigen Bein hing. - Wahnsinnige Schmerzen. An ein Auftreten war nicht zu denken. Wie immer im Film konnte auch diese Szene nicht verschoben werden (...) Wir müssen drehen, Kinder, wir müssen drehen, rief alles durcheinander. Die Sonne geht bald unter -. So stützten sie mich, brachten mich an meinen Platz, stellten mich auf wie eine Puppe. - Es half nichts, ich konnte keinen Schritt tun, ich fiel um wie eine Marionette. Der Arzt kam. Schüttelte bedenklich den Kopf und sagte: Sie muss sofort ins Krankenhaus, ich glaube, die Bänder sind gerissen. - Der Regisseur war verzweifelt. Bettelte. Nur diese eine Einstellung, bitte, sechshundert Komparsen - morgen geb' ich sie frei. Es klang wie - morgen kann sie ruhig sterben, nur heute nicht. Also gut, entschied der Arzt. Versuchen wir's mit Morphium; Mir war auf einmal so leicht - als ob ich fliegen könnte. Ich lief und lief.«

Ich finde solche Erzählungen ja immer sehr interessant, auch wenn der Autor den Film ungerechtfertigterweise mit "Der heiße Tod" und "Der Hexentöter von Blackmoor" in das Kapitel "Trauerarbeiten" verfrachtet hat. Gilt für alle drei. Ich habe allerdings eine Frage zum Titel. Offensichtlich hat sich der Autor geirrt, denn er nennt den Film "Spara Gringo, spara" anstelle von "Dans la poussière du soleil". Ich habe schon nachgesehen, und es handelt offensichtlich um eine Verwechslung. Dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen und mal die Experten fragen: Maria Schell spielt hier wohl nicht mit, oder? Manchmal kommt es ja vor, dass die Stabsangaben nicht komplett sind.

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL wurde auch unter dem Titel DUST IN THE SUN vermarktet. Und SPARA GRINGO, SPARA in der Bundesrepublik unter dem Titel IM STAUB DER SONNE. Da die Autoren dereinst aus der Erinnerung heraus schreiben mussten und ggf. mal Zugriff auf Verleihlisten hatten, kann sich so ein Fehler schon mal einschleichen.

Mit dem Rubriktitel "Trauerarbeiten" stellt der Autor seine Rezeptionsfähigkeit in Frage. Es ist immer traurig, dass Autoren (deren Bücher in den 1970er und 1980ern veröffentlicht wurden) zumindest hin und wieder ihre eigene Meinung einfließen ließen, um die kostengünstig inszenierten Filme abzuqualifizieren. Vielleicht hätten sie ihre Meinungen ja nach einer zweiten Sichtung geändert. Nichtsdestotrotz haben sie Pioniesarbeit betrieben, und auch dieses Heyne-Buch wird schon bald in meinem Briefkasten landen.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mi., 07.09.2022 12:00
Mit dem Rubriktitel "Trauerarbeiten" stellt der Autor seine Rezeptionsfähigkeit in Frage. Es ist immer traurig, dass Autoren (deren Bücher in den 1970er und 1980ern veröffentlicht wurden) zumindest hin und wieder ihre eigene Meinung einfließen ließen, um die kostengünstig inszenierten Filme abzuqualifizieren.

Bei den "Trauerarbeiten" benennt Maria Schell "Dans la poussière du soleil" selbst als nicht gut, räumt aber ein, dass "Der heiße Tod" gar nicht so schlecht gewesen sei. Als der Autor und Interviewer sie dann schließlich mit dem Alternativtitel "Sex im Frauengefängnis" konfrontiert, rudert Schell zurück, wirkt irritiert und bedauert die Franco-Filme plötzlich. Sie räumt aber auch ein, dass diese Filme aus einer Krise heraus entstanden sind, denn der Filmmarkt war sich am verändern und es gab keine adäquaten Rollen mehr für sie, außerdem hatte sie einige Jahre pausiert. Die Berichterstattung über die Dreharbeiten zu Balduccis Film stammen übrigens aus Maria Schells Biografie "Die Kostbarkeit des Augenblicks", also hat sich der Autor des Buchs mit den drei Filmen überhaupt keine Mühe gegeben. Dennoch ist "Maria Schell - Ihr Filme - ihr Leben" wirklich empfehlenswert und gar nicht so schlecht geschrieben und recherchiert. Als nächstes aus dieser Reihe steht bei mir übrigens Götz George auf dem Plan - da freue ich mich auch schon drauf.

Sid Vicious hat geschrieben:
Mi., 07.09.2022 12:00
Vielleicht hätten sie ihre Meinungen ja nach einer zweiten Sichtung geändert.

Ich bezweifle, dass der Autor den Film selbst gesehen hat, da er Schell nur rezitiert. Man merkt auch deutlich heraus, dass er mit "Der Hexentöter von Blackmoor", "Der heiße Tod" und "Dans la poussière du soleil" einen Karrierebruch sieht und es inakzeptabel findet, den Weltstar Maria Schell in derartig - für sein persönliches Empfinden - minderwertigen Produktionen zu sehen. Das Kapitel ist leider schnell abgehandelt, aber wenigstens nicht ausgespart. Da ich mir ja immer ganzheitliche Betrachtungen wünsche, war ich ein bisschen enttäuscht über dieses stiefmütterliche Abhandeln, denn hier hätte man richtig was rausholen können.

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Danke für Anregungen. Das Maria Schell-Buch aus dem Heyne Verlag habe ich vorgestern für 3,50 Euro inklusive Versand geordert.

Im Kinski Buch aus dem Heyne Verlag haut er Autor auch ganz kräftig auf Franco drauf. Für ihn heißt Jess Franco auch Jeff Franco, dem der Autor eine fortwährende Talentlosigkeit bescheinigt. Ich bin keiner der flammenden Franco-Verehrer und werde ihn auch niemals, wie es einige tun, als Meister bezeichnen, aber die Filme aus Francos Harry Alan Towers- wie Atze Brauner-Phase halte ich nicht für talentlos inszeniert. Nicht wirklich.

PS: Das George-Buch von Heyne ist dito eine gute Anregung.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 10.09.2022 12:45
Im Kinski Buch aus dem Heyne Verlag haut er Autor auch ganz kräftig auf Franco drauf. Für ihn heißt Jess Franco auch Jeff Franco, dem der Autor eine fortwährende Talentlosigkeit bescheinigt.

Ich glaube das gehört zum guten Ton in solchen Büchern und soll vielleicht die Glaubwürdigkeit oder Seriosität unterstreichen. Im Götz-George-Buch ist auch von Franco die Rede, ohne ihn allerdings namentlich zu erwähnen, um aber dennoch zu betonen, dass es sich um einen belanglosen Regisseur handele, der sich auf alles andere konzentriert habe, als auf den Film. Hier spielte er in "Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu" und es handelte sich weniger um Dreharbeiten als eher einen schönen Urlaub in Brasilien mit seiner damaligen Frau Loni von Friedl.

Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 10.09.2022 12:45
Das Maria Schell-Buch aus dem Heyne Verlag habe ich vorgestern für 3,50 Euro inklusive Versand geordert.

Bin gespannt, ob es dir gefällt. Also ich habe mich anschließend mit etlichen Filmen von ihr eingedeckt und auch die hervorgeholt, die ich bereits hatte. "Dans la poussière du soleil" ist natürlich auch dabei, denn es ist Zeit für eine Zweitsichtung. Bin vor allem gespannt auf ihre US-Western.

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
So., 11.09.2022 23:03
Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 10.09.2022 12:45
Das Maria Schell-Buch aus dem Heyne Verlag habe ich vorgestern für 3,50 Euro inklusive Versand geordert.
Bin gespannt, ob es dir gefällt. Also ich habe mich anschließend mit etlichen Filmen von ihr eingedeckt und auch die hervorgeholt, die ich bereits hatte. "Dans la poussière du soleil" ist natürlich auch dabei, denn es ist Zeit für eine Zweitsichtung. Bin vor allem gespannt auf ihre US-Western.
Ich kenne zwei US-Western mit Maria Schell. CIMARRON und DER GALGENBAUM. Die spielen beide in einer der oberen Ligen.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 13.09.2022 12:33
Ich kenne zwei US-Western mit Maria Schell. CIMARRON und DER GALGENBAUM. Die spielen beide in einer der oberen Ligen.

Genau die beiden habe ich gemeint und werde mir wohl erst mal "Der Galgenbaum" vornehmen. Dachte mir nämlich schon, dass die Filme was hermachen.

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Di., 13.09.2022 22:07
Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 13.09.2022 12:33
Ich kenne zwei US-Western mit Maria Schell. CIMARRON und DER GALGENBAUM. Die spielen beide in einer der oberen Ligen.

Genau die beiden habe ich gemeint und werde mir wohl erst mal "Der Galgenbaum" vornehmen. Dachte mir nämlich schon, dass die Filme was hermachen.
Einer der Samstagabend von der ARD nach dem Wort zum Sonntag ausgestrahlten Filme, den ich erstmal bei den Großeltern geschaut habe. Die Warner DVD ist mir zu teuer, ansonsten hätte ich jetztb wohl zugeschlagen.

Zu dem Film wurde dereinst ein cooles Lied komponiert, das ich auch mal auf DVD hatte und mittels eben dieser DVD kennen gelernt habe.

BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Ich habe kürzlich das Buch (Der Galgenbaum) (aus)gelesen.
Dorothy-M-Johnson+Der-Galgenbaum.jpg

Dorothy M. Johnsons Buch ist weitestgehend konform mit der 1959er Verfilmung. Was beispielsweise abweicht: An die Stelle von Dr. George Grubb tritt bei Dorothy ein Hassprediger. Die versuchte Vergewaltigung wird im Buch nicht thematisiert. Die immer wiederkehrende Formel, Bücher sind eh besser als die daraus resultierenden Filme, geht hier - zumindest meines Erachtens - nicht auf. Ich mag das Buch, aber der Film konnte mich dereinst deutlich mehr fesseln, was freilich den gut agierenden Darstellern/innen geschuldet ist.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3830
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 25.10.2022 14:38
Ich mag das Buch, aber der Film konnte mich dereinst deutlich mehr fesseln, was freilich den gut agierenden Darstellern/innen geschuldet ist.

Stehen bei dir denn eigentlich häufiger gleichnamige Romanvorlagen zu Filmen auf dem Plan?
Bei mir ist es so, dass ich den Film nicht vor dem Buch zu Ende haben darf, denn sonst bleibt es definitiv auf der Strecke.
Ich muss mir aber endlich mal den Film anschauen...

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1974
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: DANS LA POUSSIÈRE DU SOLEIL – Richard Balducci

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Di., 25.10.2022 21:03
Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 25.10.2022 14:38
Ich mag das Buch, aber der Film konnte mich dereinst deutlich mehr fesseln, was freilich den gut agierenden Darstellern/innen geschuldet ist.

Stehen bei dir denn eigentlich häufiger gleichnamige Romanvorlagen zu Filmen auf dem Plan?
Bei mir ist es so, dass ich den Film nicht vor dem Buch zu Ende haben darf, denn sonst bleibt es definitiv auf der Strecke.
Ich muss mir aber endlich mal den Film anschauen...
Eher nicht, wenn ich WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO und DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN ausklammere. Ich hatte die DVD (viel zu teuer) bei A. Mazon gesucht und die Suche spuckte mir obendrein das Buch aus. Da dieses inklusive Versand nur 5,48 Euro kostete und nicht wirklich oft zum Verkauf angeboten wird, konnte ich einfach nicht widerstehen.
BildBildBildBildBild

Antworten