Klaus Kinski
● E DIO DISSE A CAINO / SATAN DER RACHE (I|D|1969)
mit Peter Carsten, Guido Lollobrigida, Giuliano Raffaelli, Antonio Cantafora, Alan Collins und Marcella Michelangeli
eine Peter Carsten Produktion | D.C. 7 Produzione | im Inter Verleih
Ein Film von Antonio Margheriti
Die Sonne brennt, die Männer des Straflagers schinden sich Tag für Tag kaputt. Die unerbittlichen Aufseher dulden keine Unterhaltungen, quittieren Pausen mit Peitschenhieben und inmitten dieses kargen Settings sieht man den Protagonisten dieser Rache-Geschichte: Klaus Kinski. Die Erklärungen sind kurz aber präzise und der Einstieg gelingt mit wenigen Mitteln wegweisend. Antonio Margheritis Rache-Western kann in aller Bescheidenheit als großer Klassiker des Genres betrachtet werden, zumal das Ergebnis trotz seiner eher offensichtlich geringen Budgetierung überaus beachtlich ausgefallen ist. Die Geschichte um einen brutalen Rachefeldzug kommt ohne Ausschmückungen im Bereich möglicher Nebenhandlungen aus, und die massive Konzentration auf das eigentliche Thema führt beim Publikum zu nachhaltigen Eindrücken. Diese Intensität wird durch die ungewöhnlich morbide Gestaltung und die Zeichnung der Charaktere zusätzlich hochgeschaukelt, bis der Eindruck einer Kollision mit einer Katastrophe unausweichlich wirkt. Der komplette Verlauf hat nahezu ohne nennenswerte Sympathieträger auszukommen, sodass die übliche Suche nach solchen in einer interessanten Umkehrreaktion gipfelt, da man sich dem amtierenden Anti-Helden an die Stiefel heftet. Es scheint somit die Prämisse des Films zu sein, dass - je brutaler und unmenschlicher es zugeht - es auch gleichzeitig desto besser sei, was überraschenderweise komplett aufgeht. Nicht nur der Verlauf ist trotz absoluter Vorhersehbarkeit unheimlich spannend, sondern vor allem die Tatsache, dass man gerne zum Komplizen von Guy Hamilton wird, bringt richtig Schwung in diese Angelegenheit. Ebenso wie bei bei dem in einem Tunnelblick gefangenen Protagonisten kommt es auch beim Publikum zu gestalterischen Überlegungen, wie man die Bande des verhassten Acombar möglichst qualvoll hinrichten könnte.
Auch wenn man es meinen könnte, dient dieses Konzept weniger dem ausschließlichen Selbstzweck, sondern eher dem Hervorheben kleiner Spuren von Hoffnung und Tugenden. Dem Film steht seine clevere Mischung aus verstörender Brutalität und diskreter Tragik sehr gut, auch die Gewissheit, dass es zu einem fulminanten Showdown kommen wird, schwebt verheißungsvoll über dem gesamten Szenario. Vor Klaus Kinski kann man hier in der Titelrolle buchstäblich nur den Hut ziehen, denn seine Leistung bleibt in nachhaltiger Erinnerung. Dass der gesamte Verlauf vollkommen um ihn herum konstruiert wurde, wirkt nicht so erdrückend, wie es andernorts vielleicht der Fall war, da die restlichen Darsteller nicht nur als Staffage, beziehungsweise irrelevantes Beiwerk suggeriert werden. Guy Hamilton personifiziert das Leitmotiv Rache und den blanken Hass außergewöhnlich intensiv und es besteht kein Zweifel daran, dass er sein unmenschlich wirkendes Ziel erreichen wird. Interessant bei der Inszenierung wird es, wenn man ihn dabei folgen kann, welche Methoden er anwenden wird. Seine drastischen Mittel haben im Endeffekt nur einen Zweck: Hamilton will sein eigentliches Opfer auf eine indirekte Art und Weise zu Tode zu foltern, wie ein Tier jagen und ihn Angst und Panik lehren, um in der Zwischenzeit mit dessen Helfershelfern eine Hetzjagd zu veranstalten. Doch wird er keinesfalls als Sadist dargestellt, sondern als gezeichneter Mann, der in einem Straflager eben zehn lange Jahre Zeit zum nachzudenken hatte. Co-Produzent Peter Carsten bereichert seinen Film durch eigene Präsenz, und die wenigen Carsten-Produktionen konnten teilweise zu echten Geheimtipps avancieren, von denen einige jedoch leider in der Versenkung verschwunden sind.
Mit ihm nimmt die Person des Acombar die perfekte Gestalt an, seine Erscheinung und sein immer mehr durchschimmerndes wahres Gesicht gibt der ganzen Aktion schließlich den wahren Sinn. Das Publikum verachtet diesen Herrn ebenso wie Hamilton es tut, und es kommt zu dem zweifelhaften Eindruck, eine Art Genugtuung zu empfinden, wenn ihm am ende alles genommen wird. Im Bereich der Emotionen beweist Peter Carsten erstaunlich greifbare Leistungen und es ist ein Glück, dass er in diesem Film mit von der Partie ist. Maria, seine attraktive Frau aus zweiter Hand, erfährt eine erfreulich stichhaltige Färbung von Marcella Michelangeli, zumal sie nicht sehr viele Möglichkeiten zur exponierten Entfaltung geboten bekommt. Gelöst wurde das Ganze daher optimal und sie findet sich in dieser Beziehung mit dem Rest der Besetzung in guter Gesellschaft. Inszenatorisch gesehen, ist "Satan der Rache" sehr dicht und packend ausgefallen. Überwiegend in der Dunkelheit spielend, sieht man eine mitreißende Hetzjagd eines Einzelgängers, der aufgrund seines Wissens um geheime Gänge und Katakomben wie ein Phantom umherschleichen und aus dem Nichts zuschlagen kann. Drastische Szenen, wie jene im Glockenturm oder der Kirche, werden durch fatale und genauso tödliche Irrtümer nur noch mehr forciert und das Zeitdiktat der Regie überträgt eine Form der Hochspannung, die nervöser nicht sein könnte und im Endeffekt mit einfachen Mitteln kreiert wird. Die bestimmend und dynamisch wirkende Bildgestaltung findet durch kleinere Finessen im visuellen Bereich ihre Erfüllung und die musikalische Untermalung rundet die positiven Eindrücke bemerkenswert ab. Bei "Satan der Rache" handelt es sich schlussendlich um einen seht eindringlich gestalteten Genre-Vertreter, der einem nachgeht und für erneute Sichtungen immer wieder geeignet ist.