BLACK AND BLUE - The Rolling Stones

Ohrenschmaus und Hörgenuss
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Sid Vicious
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BLACK AND BLUE - The Rolling Stones

Beitrag von Sid Vicious »

BLACK AND BLUE - The Rolling Stones
Erscheinungsjahr: 1976

1 Hot Stuff
2 Hand of Fate
3 Cherry Oh Baby
4 Memory Motel
5 Hey Negrita
6 Melody
7 Fool to Cry
8 Crazy Mama

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„Black and Blue“ ist das dreizehnte Studioalbum der ROLLING STONES. Ob der Aberglaube, der sich um die Zahl 13 schart, berechtigt ist und evt. einen Einfluss auf Jaggers ungestüm propagierte Sympathie für den Teufel oder das „Höllenkonzert“ von Altamont oder evt. gar auf das Album („Black and Blue“) nahm – ist uns Realisten freilich einerlei. Viel spannender ist die Frage, welche musikalischen (!) Messages sich hinter dem Namen „Black and Blue“ verschanzen. Was haben Jagger und Richards, was haben die STONES gebastelt? Is it only Rock´n´Roll oder doch erlesene Ziegenkopfsuppe?

Nun, „Black and Blue“ reflektiert nicht das, was ich, im Besonderen mit Blick auf die gigantische STONES-Zeit zwischen 1968 und 1973, von der Band erwarte. Obwohl „Black and Blue“ gerade mal ca. 2 Jahre nach „Goats Head Soup“ auf den Markt kam, spielt „Goats Head Soup“ in einer anderen Liga als „Black and Blue“. Was ist passiert?

In den vorangegangenen Jahren hatte sich die Zahl 10 im STONES- Œuvre zusehends etabliert. Ein STONES-Album = 10 Songs! „Black and Blue“ bietet nur 8 Tracks. Was im Normalfall einer Randnotiz gleichkommt. Aber: Die Songs sind schlicht und ergreifend zu lang geraten und inkludieren - was entscheidend ist - nur wenige Überraschungen. „Hot Stuff”, „Hand of Fate”, „Hey Negrita”, „Fool to Cry“ – sie alle bieten einen ähnlichen wie simpel absehbaren Ablauf und ziehen vorüber, ohne irgendetwas zu hinterlassen, was die Kompositionen individualisieren könnte.

„Cherry Oh Baby“ klingt da schon spannender, denn wie viele andere Bands mussten sich natürlich auch die STONES am Reggae (Beispiele: „Crackin' up“, „Feel on Baby“, „Send it to me“ - mehr fallen mir immo nicht ein) versuchen. Und das machten sie recht ordentlich, denn „Cherry Oh Baby“ bleibt - dito wie die drei in Klammern gesetzten Reggae-Kompositionen - im Ohr. Bei genauem Hinhören kann man übrigens auf den Trichter kommen, dass sich die Handhaben der Saiteninstrumente auf „White Man in Hammersmith Palais“ von THE CLASH auswirkten.

„Memory Motel“ ist die übliche Ballade, die sich auf nahezu jedem STONES-Album finden lässt. Von Scott Egan übrigens gnadenlos verrissen. Ganz so übel klingt das Teil zwar nicht, doch auch hier regiert die Absehbarkeit, denn ich kann, wenn ich Keith Richards Gesangsparts außer Acht lasse, nichts Überraschendes ermitteln.

Experimentierfreudigkeit bietet allerdings der Song „Melody“, wo sich Jagger und Billy Preston, inmitten von Swing- und Scat-Elementen, ein erfrischendes Gesangsduell liefern.

Was die STONES mit „Black and Blue“ ablieferten, mag für andere Bands zwar locker ausreichen, um positive Worte einzufahren, aber ich schreibe nun mal über ein Album der STONES, von denen ich einfach mehr erwarte. Und als ich nach sieben Songs die hochgeschraubte Erwartungshaltung ad acta legte, folgte mit „Crazy Mama“ ein verflucht geiler Abschluss. Jau, dachte ich, das ist es. Jagger in Bestform, Keith mit klasse Klampfenspiel. Der Song steht in der Tradition von „Exile“ und „Fingers“. So will ich die STONES hören!

Da ich mich, was die Werke der STONES anbelangt, nicht so schnell geschlagen gebe, habe ich mir das Album dreimal angehört. Auch wenn die Songs zu lang(atmig) geraten sind, funktionierte „Black and Blue“ von mal zu mal besser. Und schlussendlich werden Geduld und Ausdauer ja mit „Crazy Mama“ entlohnt, denn dieser Song kann einiges weg- wie raus hauen.
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