NEVER MIND THE BOLLOCKS - Sex Pistols

Ohrenschmaus und Hörgenuss
Antworten
Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 1986
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

NEVER MIND THE BOLLOCKS - Sex Pistols

Beitrag von Sid Vicious »

NEVER MIND THE BOLLOCKS – Malocher, Diven, Nihilisten

DSCN8200.JPG

SIDE 1
1. "Holidays in the Sun" 3:22
2. "Liar" 2:41
3. "No Feelings" 2:53
4. "God Save the Queen" 3:20
5. "Problems" 4:11

SIDE 2
6. "Seventeen" 2:02
7. "Anarchy in the U.K." 3:32
8. "Bodies" 3:03
9. "Pretty Vacant" 3:18
10. "New York" 3:07
11. "E.M.I." 3:10


Paul Cook ist bei den Pistols ein Malocher mit Leib und Seele. Er betont an den richtigen Stellen, er wirbelt, wenn es erforderlich ist. Er macht wirklich nichts Besonderes, aber er macht über die gesamte („Bollocks-„)Spielzeit keine nennenswerten Fehler. Das Gitarrenspiel von Jones (der Großteile der Basspassagen einspielte) ist da schon deutlich dominanter, aber beileibe nicht protzig, denn Jones spielt simpel konstruierte Fanfaren, die sich allerdings bis heute unauslöschlich in meinem Gehirnkasten eingenistet haben. Ein Vergleich Steve Jones/Johnny Thunders ist übrigens nicht allzu weit hergeholt. Johnny hat bei den DOLLS und den HEARTBREAKERS dito simple, aber eingängige Riffs gespielt.

Also wer oder was machte eigentlich bei den SEX PISTOLS das Besondere aus? John Rotten! Der fiese Zyniker, der alles schlecht redete, gegen den Strom schwamm. Rotten (von damaligen Wegbegleitern bis dato als Arschloch und Wichser bezeichnet) hassten wahrscheinlich alle (außer Sid) und um ein Gleichgewicht herzustellen, hasste Rotten - bis auf ganz wenige Ausnahmen - alles und jede(n). Wer derart emsig Hass versprüht wie empfängt, der besitzt sekundär allerbeste Voraussetzungen, um seinen von Zynismus und Sarkasmus flankierten Hass in die Welt zu schreien und primär als Sprachrohr wie Galionsfigur einer Generation ohne Zukunft zu fungieren. Und ohne Rotten auch nur ansatzweise schmeicheln zu wollen: Was er auf „Never mind the Bollocks“ abzieht, ist der pure Wahnsinn! Diese einzigartig schwingende Stimme, diese wahrscheinlich gar unbeabsichtigten Kiekser, das klingt einfach nur geil. Schaue ich mir damalige Interviews mit John an, so erkenne ich eine überdurchschnittliche Intelligenz und enorme Schlagfertigkeit, die Rotten als eines der Kinder aus DORF DER VERDAMMTEN ausweisen.

„Never mind the Bollocks“ besitzt eh keine Ausfälle. Geliefert werden nach meinem Dafürhalten überragende, sehr gute und gute Songs. Was mit den Worten „Cheap Holidays in other Peoples Misery“ eröffnet wird, wird mit der Abschlussformel „Goodbye A & M“ geschlossen. Was dazwischen liegt, sind ironische, zynische, sarkastische Lyrics. Pfiffig wie der Fuchs am Ententeich, bissig wie der Dobermann in Nachbars Garten.

Der Höhepunkt dieses starken Alben ist zweifelsfrei „Anarchy in the U. K.“. Für mich der beste Song, der jemals komponiert wurde. Denn wenn du so etwas raushaust, dann kannst du anschließend in die Musikantenrente gehen. Denn du kannst diese Komposition mit diesem unfassbar genialen Gesang nie und nimmer übertreffen.

Was soll ich noch schreiben? „Never mind the Bollocks“ klingt von vorne bis hinten geil. Die Songs werden gnadenlos ins Gehör getrommelt und Johns fies-verbale Spitzen fungieren als der dazu benötigte, gnadenlose Vorschlaghammer.

Ach so, wer den Sound bemängeln, ihn ggf. als zu dünn bezeichnen sollte…
…Alter, das ist Punk, das ist kein Alben von KING CRIMSON oder ELP oder PINK FLOYD. Das muss so klingen!

Wertung: 10 von 10 Sternchen

PS: Richard Hell sagt, dass die PISTOLS „Pretty Vacant“ von ihm geklaut hätten. Man höre zum Vergleich „Blank Generation“ von den VOIDOIDS. Okay, ich kann das (noch) nicht raushören, aber Malcolm soll tatsächlich gesagt haben: Schreibt einen Song, der wie „Blank Generation“ klingt – und aus dieser Aufgabe resultierte „Pretty Vacant.
DSCN8248.JPG
BildBildBildBildBild

Antworten