EVA RENZI

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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EVA RENZI

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EVA RENZI

[* 03 November 1944 | † 16. August 2005]


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Was fällt einem spontan ein, wenn man über die Schauspielerin Eva Renzi nachdenkt? Kommt einem ihre außergewöhnliche Schönheit in den Sinn, ihr nahezu erhaben wirkendes Wesen, die eigenwillige Art zu interpretieren, oder hat man die berüchtigte Revoluzzerin vor Augen, die oftmals mehr mit privaten Schlagzeilen für Aufsehen sorgte, als dass sie es mit ihrem filmischen Schaffen vermochte? Lässt man ihre Karriere Revue passieren, die sie selbst so kritisch, manchmal sogar zynisch beurteilte, oder schaut man etwas wehmütig auf eine Karriere, aus der eigentlich hätte mehr werden müssen? Eva Renzi wirft so oder so Fragen auf und fasziniert mich persönlich seit jeher immer und immer wieder aufs Neue. In Berlin wurde sie als Evelyn Hildegard Renziehausen geboren, ihr Vater war ein dänischer Mayonnaise-Fabrikant, die Mutter Französin. Die Scheidung der Eltern erfolgte als das Kind drei Jahre alt war, was zur Folge hatte, dass sie in Internaten und Klosterschulen aufwachsen musste. Ihren filmischen Werdegang ebnete sie mit Arbeiten als Telefonistin, Hostess, Platzanweiserin und Model, bis sie schließlich parallel Schauspielunterricht bei Else Bongers nahm und später zu ihrem ersten Theater-Engagement an der Freien Volksbühne in Berlin kam, damals im Alter von zwanzig Jahren. Für den Film wurde sie 1965 von Will Tremper entdeckt, der auch den Künstlernamen Eva Renzi erfunden haben soll, und sie wurde passgenau mit der Hauptrolle in dessen Film "Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert" besetzt, der ihr Image wie kein anderer Beitrag prägte und nach welchem sie fortan als »Mischung aus Julie Christie und Ingrid Bergman« gefeiert wurde. Von nun an nahm Eva Renzis Karriere schlagartig an Fahrt auf, sodass sie schnell den Sprung in internationale Produktionen schaffte, bis sie nahtlos an Hollywood anknüpfen konnte. Der große Durchbruch blieb global gesehen allerdings leider aus.

Im Jahr 1967 heiratete sie ihren 27 Jahre älteren Schweizer Schauspiel-Kollegen Paul Hubschmid, der Eva Renzis 1964 geborene Tochter Anouschka adoptierte, die ebenfalls Schauspielerin ist. Die Ehe mit Hubschmid wurde im Jahr 1980 wieder geschieden. Von Beginn an erfuhr die Interpretin ein immenses Medieninteresse, welches sie oft suchte und schlussendlich auch bediente. 1973 absolvierte sie beispielsweise eine einjährige Indienreise, und als sie ihre Erfahrungsberichte bei der Bhagwan-Sekte Ende der 70er-Jahre veröffentlichte, dabei schwere Vorwürfe und Anschuldigungen erhob, sich anschließend sogar weitgehend aus dem Beruf zurückzog, sorgte sie für großes Aufsehen. Bei den Bad Hersfelder Festspielen im Jahr 1983 provozierte sie einen Eklat, als sie den Schirmherren und damaligen Bundespräsidenten Carstens öffentlich beleidigt haben soll. In Interviews kristallisierte sich nicht selten heraus, dass sich Renzi selbst als Medienopfer angesehen hat, was vermutlich auch ihre unbändige Gegenwehr und unangepasste Reaktionen provozierte. Dies alles hört sich im Endeffekt nach einer sehr turbulenten Karriere an, die es allem Anschein nach auch gewesen sein muss, doch leider sind ihre Auftritte in Film und Fernsehen vergleichsweise rar gesät, da dem Anschein nach andere Prioritäten gesetzt wurden. Betrachtet man Eva Renzis Wesen, so sollte vielleicht nicht voreilig davon gesprochen werden, dass ziemlich viel in diesem filmischen Werdegang verschenkt wurde. Eher sollte reflektiert werden, dass die Rahmenbedingungen meistens nicht gestimmt haben und sie definitiv ihren eigenen Lebensplan hatte, der oft nicht mit (gesellschaftlichen) Konventionen unter einen Hut zu bringen war. Ein Angebot bei "James Bond" schlug sie dem Vernehmen nach ohne groß zu zögern aus, und auch über tatsächliche Partizipationen gab es von ihr selbst äußerst kritische, teils abwertende Stimmen. Es bleiben glücklicherweise ihre Auftritte in Film- und Fernsehproduktionen, an die man sich gerne erinnert, da Eva Renzis Kompetenzen stets beeindruckend und erfrischend sind.

Das erste bewusste Wahrnehmen von Eva Renzi erfolgte bei mir in Dario Argentos "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", eine Kreation, die gleich im ersten Moment eine kleine Sensation darstellte. Dies ist nicht nur auf den Aufbau dieser packenden Schlüsselrolle bezogen, sondern vor allem auf das überaus faszinierende Gesamtbild und die damit verbundene, beinahe magischen Aura. Die hochgewachsene, oftmals zaghaft agierende und nahezu traurig wirkende Berlinerin hat sich dem Empfinden nach stets dagegen aufgelehnt, in Rollen-Schubladen zu verschwinden, wenngleich diese Tendenz doch zu Beginn ihres Schaffens geebnet wurde. Gefragt auf internationalem Parkett und manchmal berüchtigt auf nationaler Ebene, scheute sie sich im letzten Drittel ihrer Karriere nicht, zurück zu den Wurzeln zu kehren. Starke, moderne, unkonventionelle und selbstbewusste Frauen sollten ihre Domäne werden und es lassen sich häufig etwas oppositionelle Tendenzen in ihrer Art herausfiltern. Die Sprache ihrer tiefen Augen kann als inoffizielles Markenzeichen empfunden werden, genau wie die Färbung ihrer unverwechselbaren, sanften und immer reifer werdenden Stimme. Es sollten noch einige Filme und TV-Auftritte mit ihr folgen, und grundsätzlich lässt sich sagen, dass Eva Renzi immer auf gleich hohem Niveau interpretieren konnte, egal ob die jeweilige Produktion hochwertig oder belanglos war. So blickt man auf eine Frau mit Verve, die sich nie nur auf ihrer Schönheit ausruhen wollte, sondern das Publikum auf anderen, vielleicht sogar höheren Ebenen erreichen wollte. Eva Renzi wirkt als Schauspielerin und als Frau unberechenbar, manchmal vielleicht sogar bestimmend. Ihr Temperament fand oft einen ambivalenten Einsatz, um in vermeintlich sicheren oder unscheinbaren Momenten hochzukochen. Eva Renzi ist und bleibt eine der Ausnahmeerscheinungen und Lichtgestalten des internationalen und nationalen Kinos und behauptet ihren festen Platz im persönlichen Olymp der aufregendsten Schauspielerinnen, die mit spontanem Darbietungsstil und Intuition stets eine perfekte Mischung offeriert hat.

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Count Yorga
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Re: EVA RENZI

Beitrag von Count Yorga »

Mein erstes bewusstes Wahrnehmen von Eva Renzi stammt aus dem Jahr 1981, als im ZDF-Nachtprogramm der britische Krimi "Taste of Excitement" (1969) in der Reihe "Thriller" als "Die Zielscheibe" ausgestrahlt wurde.

Man kann nun nicht behaupten, dass der Film besonders spannend gewesen sei, doch hinterließ er doch genug Eindruck, um Eva Renzi mit diesem Streifen in Verbindung zu bringen.

Eine deutsche VÖ gibt es meines Wissens nicht, empfehlenswert ist dieser kleine Thriller allemal.

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Jokerfive
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Re: EVA RENZI

Beitrag von Jokerfive »

Da ich schon ein älteres Semester bin: meine erste Begegnung mit Eva Renzi fand 1971 statt. In dem Jahr wurde der Durbridge-Mehrteiler „Das Messer“ ausgestrahlt, wo sie eine Journalistin spielte. Ich kann mich auch noch wage erinnern, daß das Schauspielerpaar Renzi/Hubschmid zu der Zeit auch gelegentlich in der Klatschpresse bzw. in den gelben Society-Blättern zu sehen war.

Wirklich bewußt wahrgenommen habe ich sie aber erst, als ich Filme wie „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ oder „Playgirl“ gesehen hatte.
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Prisma
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Re: EVA RENZI

Beitrag von Prisma »

Interessant, dass ihr euch auch noch daran erinnern könnt. Bei mir ist es so, dass ich in dieser Beziehung tatsächlich ein kleines Elefantengedächtnis habe, sodass selbst die Tage der Sichtungen und manche Eindrücke wie ein Foto abgespeichert sind, das ich mir immer wieder anschauen kann, auch wenn die Farben mit den Jahren verblassen. Im Anfangstext hatte ich extra über das bewusste Wahrnehmen gesprochen, da ich Eva Renzi Ende der 80er Jahre schon in "Das Erbe der Guldenburgs" gesehen hatte, doch da erinnerte ich mich nur noch an eine gesonderte Namensnennung im Abspann und vage an die wenig publikumsfreundliche Anlegung der Rolle. "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" müsste ich Mitte der 90er zu ersten Mal gesehen haben. Tagestrip nach Köln, die Toppic-VHS gekauft und ihn am gleichen Abend gierig verschlungen. Ich war nicht nur von dem Film schwer begeistert, sondern auch von Eva Renzis Darbietung, obwohl diese recht kurz ausgefallen ist, aber dennoch sehr intensiv wirkt. Dann folgte das, was ich auch heute noch mache: alles Verfügbare mit der jeweiligen Person besorgen, anschauen und den Grundstein legen, um an ein Gesamtbild zu kommen. Damals war es natürlich noch ein bisschen schwieriger, an geeignetes Material zu kommen, aber es waren mal gut 5-6 Filme, von denen aber nicht jeder besonders war.

Count Yorga hat geschrieben:
Sa., 28.11.2020 15:54
Mein erstes bewusstes Wahrnehmen von Eva Renzi stammt aus dem Jahr 1981, als im ZDF-Nachtprogramm der britische Krimi "Taste of Excitement" (1969) in der Reihe "Thriller" als "Die Zielscheibe" ausgestrahlt wurde.

Der Film hatte ja keinen Kinostart in Deutschland und kam auch nicht auf VHS raus. So viel ich weiß, hat das ZDF eine Synchronisation anfertigen lassen. Ich mag "Taste of Excitement" sehr gerne, auch wenn er sich wie Du schon sagst in einem ruhigerem Fahrwasser befindet, aber natürlich würde ich ihn einmal gerne als "Die Zielscheibe" sehen. Ich gehe nämlich einfach davon aus, dass die Synchro ganz gelungen ist, wie es zu dieser Zeit ja oft der Fall war. Insgesamt verfügt der Film über eine sehr schöne Bildgestaltung und imposante Sets, rasante Strecken und undurchsichtige Charaktere. Ja, und Eva Renzi sieht in der Hauptrolle wirklich umwerfend aus!

Jokerfive hat geschrieben:
Sa., 28.11.2020 16:17
In dem Jahr wurde der Durbridge-Mehrteiler „Das Messer“ ausgestrahlt

Ich sehe ja die meisten Durbridge-Verfilmungen ziemlich gerne und zwischendurch immer mal wieder, doch bei "Das Messer" handelt es sich definitiv um meinen Lieblingsbeitrag, was sicherlich auch ohne Eva Renzi so wäre, obwohl ich den auch nicht häufiger sehe als beispielsweise "Das Halstuch" oder "Wie ein Blitz". Rolf von Sydow hat den Stoff rasant und zeitgemäßer inszeniert, au0erdem ist der Dreiteiler hervorragend besetzt. Ich finde Eva Renzi und Hardy Krüger passen auch ganz gut zusammen. "Playgirl" habe ich vergleichsweise leider erst spät gesehen, finde ihn vor allem beim Thema (Selbst-)Inszenierung von Eva Renzi wirklich beeindruckend, obwohl die Geschichte ihre paar Aussetzer hat, insbesondere zum Ende hin.

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Prisma
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Re: EVA RENZI

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● EVA RENZI als PATRICIA in
● DIE ZEIT DER KIRSCHEN IST VORBEI (D|F|1967)



In "Die Zeit der Kirschen ist vorbei" kann Eva Renzi in ihrem erst dritten Kinofilm bestaunt werden, und erneut ist ihre auffällig strahlende Schönheit und unverwechselbare Ausstrahlung zu nennen, die in jeder erdenklichen Hinsicht instrumentalisiert wird. Eine notwendige Grundvoraussetzung für das Funktionieren dieser intelligenten Konstruktion. Wieder sieht man die Berlinerin nicht nur in ihrem Element, sondern vor allem als personifizierten Prototypen der Frau. Sie stellt alles en detail dar, was das Thema Vereinnahmung herzugeben weiß. Im Grunde genommen wird man euphorischer Zeuge einer Neuauflage ihrer Rolle aus dem ein Jahr zuvor entstandenen Film "Playgirl", da sich etliche Parallelen zeigen. Erstaunlicherweise darf aber auch gesagt werden, dass sie ihre eigene Leistung aus diesem ultimativen Renzi-Film nicht nur Aufsehen erregend verfeinert, sondern ihn darüber hinaus spektakulär in die Tasche steckt. Zum ersten Aufeinandertreffen mit dem Fotomodell Pat kommt es in einer gut besuchten Diskothek. Sie tanzt auf der Spitze eines Vulkans, ist in tiefrotes Licht getaucht, was die ohnehin attraktive Frau nur noch mehr zum Epizentrum der Versuchung werden lässt. Die Augen des männlichen Protagonisten Alain verschmelzen in dieser Strecke verführerischer Bilder mit denen eines jeden Zuschauers. Wie gebannt schaut man auf dieses makellose Geschöpf, für das man sofort gerne 100 neue Komplimente erfinden möchte. Um sie herum entsteht eine Weite, da sie alles andere zur Nebensächlichkeit abqualifiziert, ganz resolut und selbstverständlich. Pat ist sich ihrer Wirkung bewusst, denn sie ist die Blicke, die Anfragen und das Rampenlicht gewöhnt. Ein immerwährendes Spiel verlangt seine hohen Einsätze, denn trotz empfundener Leichtfertigkeit und einer so auffallend unkomplizierten Attitüde, scheint der Gewinn prinzipiell in weiter Ferne zu sein. Zumindest für die meisten, da eine solche Frau das Selbstbewusstsein und Urteilsvermögen eines jeden Mannes naturgemäß erschüttern kann. Was bleibt, ist eine Performance, die Superlativen gleich kommt.

Oft konnte insbesondere bei Schauspielerinnen gesagt werden, das sie ihren Zenit mit einer ganz bestimmten Rolle überschritten hatten. Das gleiche kann im Fall Eva Renzi sicherlich auch gesagt werden, doch es ist der Zeitpunkt, der dabei eine ungewöhnliche, aber entscheidende Rolle spielt. Meistens lokalisiert an späteren Karriere-Zeitpunkten, lässt sich bei Eva Renzi sagen, dass es sich bereits zu Beginn ihres Schaffens abspielte, wofür Rollen wie die aus "Playgirl" und "Die Zeit der Kirschen ist vorbei" verantwortlich sind. Nach Pierre Granier-Deferres Film schaut man daher beinahe ungläubig auf eine Performance, die ohne jeden Zweifel als Ausnahme-Erscheinung klassifiziert werden darf. Recht herkömmliche Voraussetzungen umgeben diesen Auftritt, denn dem Empfinden nach hat man Frauen jener Einstellung und gleichen Agierens schon dutzendfach gesehen. Was macht diese Rolle aber im Endeffekt so außergewöhnlich? Es ist die alles durchdringende Aura, die kein Drehbuch erfinden kann. Zusätzlich ist es die betörende Ausstrahlung, die kein Regisseur kreieren kann, und in diesem Zusammenhang ist es selbstverständlich auch die auffällige Schönheit, die es zwar so oft gegeben hat, aber hier dennoch unter dem Nimbus eines Sonderfalls strahlt. Die ersten Szenen mit Eva Renzi sind einfach nur als atemberaubend zu bezeichnen und man nimmt sie mit vollem Genuss wahr. Eigenartigerweise ist gleichzeitig nicht um den immer wiederkehrenden Gedanken herumzukommen, was eigentlich passiert sein muss, dass diese Schauspielerin bei derartigen Voraussetzungen nicht zu einem der größten internationalen Stars aufgestiegen ist - natürlich auf mehrere Jahrzehnte gerechnet, was ihre eigene Aussage - entstanden während der Dreharbeiten zu diesem Film - untermauert: »Ich glaube an mich und daran, dass ich es schaffe. Ich will ein Star werden, der so berühmt ist, dass er sich seine Rollen aussuchen kann.« Eva Renzi wirkt nicht nur generell, sondern vor allem in dieser herrlichen Produktion wie ein Phänomen.

»Sie ist schon äußerlich ein ganz moderner, völlig internationaler Typ. Und da sie obendrein noch begabt ist, wird sie sehr gut ankommen!« So lautet die Einschätzung von Michel Cousin, des französischen Produzenten von "Die Zeit der Kirschen ist vorbei", die beinahe schon zu nüchtern klingt, um das zu beschreiben, was sich hier von Anfang bis Ende abspielt. Vielleicht könnte man von einer hypnotisierenden Performance sprechen, wenn man Pat auf der Tanzfläche sieht und sie alles um sich herum zu vergessen scheint. Die Vorstellung dieser Figur geschieht also nicht nur ganz klassisch, sondern in erster Linie schnell und präzise durch sie selbst, wenn sie dabei zu beobachten ist, wie sie sich mit Aktivitäten beschäftigt, die offensichtlich ihr Elixier darstellen. Vor einem Spiegel, der nebenbei erwähnt ihr ständiger Begleiter zu sein scheint, mustert sie sich kritisch aber auch vollkommen zufrieden, bearbeitet sich beispielsweise mit einer Wimpernzange, zupft permanent hier und da an sich herum, stellt rhetorische Fragen über ihr makelloses Aussehen, und trägt ihre ausgeprägte Eitelkeit ganz offen zur Schau; lässt es sich auch nicht nehmen ganz ungeniert mit ihrer Oberflächlichkeit zu kokettieren. So gesehen spielt die junge, lebenshungrige Frau mit vollkommen offenen Karten und wird sich ihre Hände, die - wie sie hier selbst erwähnt - doch immer so kalt seien, in Unschuld waschen. Pat steckt voller Impulsivität und Temperament. An ihrer Seite ist es schwer, diesem vorgelegten Tempo nachzukommen. Die ohnehin so aufmerksame Kamera kümmert sich dem Empfinden nach ganz exklusiv um Eva Renzi. Kein Detail darf verloren gehen, jede Einzelheit muss dokumentiert werden. Einfach nur wunderbar! Diese Rolle bringt zwei absolute Gewissheiten in Form eines zweischneidigen Schwertes zusammen: Einerseits ist klar, dass man global gesehen Zeuge ihrer vielleicht überragendsten Rollen überhaupt werden durfte, aber andererseits etabliert sich auf Eva Renzi bezogen vor allem die Gewissheit, dass danach ganz einfach nichts Besseres mehr kommen kann. Vielleicht sollte nach dieser traumhaften Vorstellung daher nur noch Rhett Butler zitiert werden: »Was für eine Frau!«

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Prisma
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Re: EVA RENZI

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● EVA RENZI als BEATE PETZOLD in
PETER STROHM | FREUNDE ZAHLEN NIE | Teil I (D|1991)



In ihrer Karriere bediente Eva Renzi den italienischen Film leider nur sporadisch in einer kurzen Phase ihres frühen Schaffens, wie etwa in "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" oder "Das Grauen kam aus dem Nebel", doch bietet diese Folge der Serie "Peter Strohm" zumindest ein italienisches Flair, wenn auch nur auf deutschem Boden. Mafiöse Schutzgelderpressungen und Drogenhandel führen den Ermittler schließlich in ein Etablissement namens "Désirée" und der erwartungsvolle Zuschauer staunt nicht schlecht, als er die Berlinerin erstmals zu Gesicht bekommt. Vieles läuft hier unter vollkommen konträren Voraussetzungen zu ihren bekannten Auftritten ab, denn Beate Petzold wirkt wie die halbseidene Chefin eines dubiosen Amüsierbetriebs und scheint ein alter Hase in der Branche zu sein. Obwohl ihre Erscheinung immer noch sehr ansehnlich ist, schimmert eine durch und durch ordinär gefärbte Aura durch, die Eva Renzi beim Zuschauer zwischen Sympathie und Sicherheitsabstand positioniert. Bemerkenswert ist zunächst vor allem der optische Auftritt; eine Veränderung, die man mit kritischem Auge wohl eher als Aufmachung identifizieren möchte, denn so hat man Eva Renzi in Film und Fernsehen bislang nie präsentiert bekommen. Umhüllt von Leder oder aufreizenden Ensembles, schreckt ihre blonde Kurzhaarperücke für einen kurzen Moment ab, bis man ihre bekannte, so familiär und reif gewordene Stimme vernimmt. Mit Strohm ist sie offensichtlich nicht nur per du, sondern auch häufiger intim gewesen, sodass sie das klassische Abziehbild einer jener Lebedamen darstellt, bei der sich die um Diskretion bemühte Kundschaft auch einmal hemmungslos ausheulen kann. Dass bei diesen Gelegenheiten auch Mitschnitte von Gesprächen angefertigt wurden und Tonbänder mit pikanter Konversation kursieren, wirkt ein wenig "Nitribitt"-like, doch Beate stellt in der einschlägig bekannten Szene lediglich einen kleinen Fisch dar. Dies zu ändern, scheint ihr immer wiederkehrender Plan zu sein, was zwangsläufig dazu führen muss, dass sie sich mit den falschen Leuten anlegt.

Beachtenswert ist, dass in Eva Renzis gesamter Karriere keine Rolle mit vergleichbarem Aufbau und Ende zu finden ist, zudem bediente sie vornehmlich die Rollen der aufbegehrenden Denkerinnen oder Persönlichkeiten mit doppeltem Boden. Auch wenn sie hier auf sich allein gestellt ist, da ihr Mann und Geschäftspartner bereits das Zeitliche gesegnet hat, sieht man sie dennoch in Abhängigkeitsverhältnissen, denn sie ist nicht nur auf Hilfe und Gunst angewiesen, sondern auch darauf, dass sie eine Art Daseinsberechtigung von einigen Personen im Hintergrund zugebilligt bekommt. Eva Renzi übernimmt in diesem ersten Teil der Doppelfolge einen überaus interessanten Part als Bindeglied für gewisse Handlungsstränge und darf innerhalb ihres bekannten Repertoires ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Trotz der wirklich außergewöhnlichen und mutigen Darbietung kommt man generell nicht an dem mit Eva Renzi so tief verwurzelten Eindruck vorbei, dass sie zeitlebens gegen derartige (Rollen-)Schablonen rebellierte und ihnen demnach kaum zur Verfügung stand. Doch Film und TV kommen nicht ohne pragmatische Gesetzmäßigkeiten aus, was letztlich auch deutliche Vorteile mit sich bringt, wie beispielsweise hier zu sehen ist. Eva Renzi stellt erneut ihr breit gefächertes Repertoire unter Beweis und versetzt sich im besonderen Maß in jede erdenkliche Rolle. Das Zeichnen von Beate Petzold ist in einer Phase immer spärlicher gewordener Angebote somit vielleicht als einziger Ausflug auf gemiedenes Terrain zu bewerten, der der Berlinerin im Rahmen ihrer hohen Überzeugungskraft besonders gut stehen möchte. Hinzu kommt allerdings, dass dieser Eindruck nicht die größte Überraschung der Geschichte bleiben wird. Beate Petzold wird nicht nur in darstellerischer Hinsicht sehr gut ausformuliert, sondern ebenso durch Fremd-Charakterisierungen. Aufgrund der alten Verbindung zu Peter Strohm erfährt der Zuschauer, dass sie sich eigentlich etwas anderes vom Leben erwartet hatte.

Als junge Frau habe sie angefangen, Jura zu studieren, und es handelt sich hierbei um eine Ironie des Schicksals, dass sie zum bitteren Ende auf der entgegengesetzten Seite wiederzufinden war. Weitere Stationen der Vita erzählen von erfolgreichen Tätigkeiten als Fotomodell, bis sie schließlich ihren Mann kennenlernte, der sie in ein bestimmtes Milieu einbetonierte. Zwar wirkt Beate Petzold gebildet und sehr gut situiert, wovon nicht zuletzt ihre Ensembles außerhalb der halbseidenen Bar oder ihr luxuriöser Mercedes-Sportwagen erzählen, allerdings muss ihr jedoch attestiert werden, dass sie insgesamt unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Die ersten Eindrücke im Lokal "Désirée" zeigen sie auf sicherem Terrain; allein ihre Körpersprache spricht Bände davon. Sicher und selbstbewusst schwebt sie durch die Räume und klassifiziert alte Kunden als gute Freunde. Im weiteren Verlauf zeigen sich aber auch seelische Abgründe, die Ziellosigkeit und Zerrüttung offenlegen. Als Zuschauer ahnt man daher ziemlich schnell, dass das Selbstbewusstsein, mit welchem Beate zu kokettieren pflegt, nur eine gut montierte Fassade ist, die irgendwann bröckeln muss, zumal sie sich mit Leuten außerhalb ihrer Kragenweite anlegt. Eva Renzis Spiellaune bereichert diese Episode der beliebten Serie enorm, und das nicht nur, weil sie in eine für sie ungewohnte Rolle schlüpfte. Die gelungensten Momente entstehen vor allem im Zusammenspiel mit Klaus Löwitsch, die wie Hund und Katze wirken, aber gezwungenermaßen eine Zusammenarbeit eingehen müssen. Auf Eva Renzi sollten nach "Freunde zahlen nie" nicht mehr allzu viele Rollen zukommen, was angesichts der lückenlosen Zeichnungen ihrer Charaktere sehr schade ist, denn insbesondere im Sektor diverser Serien wäre sie sicherlich als tatkräftiger Gast eine Bereicherung gewesen. Diese Rolle in "Peter Strohm" ist zudem vollkommen in Vergessenheit geraten, denn bisher listen viele Datenbanken ihre Mitarbeit erst gar nicht auf. Umso schöner ist es, Eva Renzi einmal von einer komplett anderen Seite erleben zu dürfen.

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Prisma
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● EVA RENZI als IRMGARD REISCH in
WALDHAUS - NUR DAS BESTE FÜR ANGELIKA (D|1987)



Im Rahmen der sporadischen Auftritte der 80er Jahre kann diese Episoden-Hauptrolle Eva Renzis als Startschuss für ein erfolgreiches TV-Comeback angesehen werden, insbesondere was gut frequentierte deutsche Serien betrifft. In diesem Zusammenhang zeigt sich erneut die erstaunliche Wandlungsfähigkeit der Interpretin, die in der vierten Folge der Serie "Waldhaus" für Furore innerhalb der eigentlich bestehenden Idylle sorgt. Engagiert als Nachhilfelehrerin für die Titelrolle der Episode, sieht man Eva Renzi wieder einmal von ihrer oppositionellen Seite, hier eindeutig entgegengesetzt zu bestehenden gesellschaftlichen Konventionen und dem vielleicht immer noch amtierenden Frauenbild. Ihre erste Szene kann bezeichnend für den weiteren Verlauf angesehen werden, denn sie beherrscht das Szenario nach Belieben durch ihre immer noch vereinnahmende Präsenz. Vor dem Hotel fährt sie auf einem Motorrad vor, kleidet und verhält sich kaum damenhaft, doch es stellt sich schnell heraus, dass die durchaus gebildete Frau eine Freundin des Hauses, beziehungsweise der Besitzerin ist. Ihr Leben gestaltet sich von der Hand in den Mund, lediglich wenn Ebbe im Portemonnaie herrscht, ist solide Arbeit angesagt. Ihre Abschürfungen, Prellungen und der Gips an der Hand charakterisieren ihre Risikofreudigkeit. Hinzu kommt eine ihrem Wesen entsprechende Freizügigkeit und ein vollkommen unkomplizierter Umgang mit Menschen ihres Umfeldes, dem sie sich sofort als gute Vertraute und verlässliche Zuhörerin anbietet, bei Männern mitunter sogar als Affäre.

Doch kann sie den Problemfall Angelika mit ihrer Art einfach so knacken? Für die Beobachter erscheint es zumindest sehr fraglich, denn schließlich gleicht ihr Laissez-faire-Stil dem der Schülerin, die absolut keine Lust mehr auf Schule verspürt und sich dementsprechend renitent präsentiert. Die Nachhilfelehrerin für Mathematik, Irmgard Reisch, kann sich nur allzu gut in diese Lage versetzen, denn schließlich muss sie einst selbst Aussteigerin gewesen sein. Im Umgang mit Angelika und ihrer Mutter versucht sie zweigleisig zu fahren und jeder der Frauen zu entsprechen. Doch wie das Leben so spielt kann sie es nicht jedem recht machen. Eva Renzi umweht eine naturgemäße Cleverness, stellt dabei aber nicht das dar, was man landläufig als kultiviert identifizieren würde. Bereits nach einem Tag beschweren sich einige Hotelgäste über das Auftreten der unkonventionellen Dame, da sie es vorzieht, nackt am Badestrand in Erscheinung zu treten. Auch bei Tisch benutzt sie vorzugsweise die Hände als natürlich gegebenes Besteck und trinkt ihr Bier dabei genüsslich aus der Flasche. Als Gesprächspartnerin zeigt sie sich von ihrer unbändigen Seite und wird dabei nicht müde, Seitenhiebe in alle Himmelsrichtungen zu verteilen. Irmgard ist bis in die letzte Faser überzeugt von sich und teilt es ihrem jeweiligen Umfeld unverblümt, manchmal ungefragt mit, auch wenn als Ergebnis schon einmal Tränen fließen. Vor allem ihre Freundin Ilse, die mit der Führung des Hotels und ihrer schwierigen Tochter schon genug zu tun hat, bekommt ihre wenig diplomatische Gesprächsführung zu spüren.

Die mittlerweile völlig frustrierte Hotelchefin ist jedoch in der Lage zurückzufeuern und das in bissiger Art und Weise, falls sich Ventile öffnen: »...glaubst auf mich herab schauen zu können, weil du dich für frei und emanzipiert hältst?« Dabei handelt es sich um eine Aussage, die Eva Renzi möglicherweise auch persönlich getroffen hätte, schließlich wird ein vorgehaltener Spiegel mit Sprung präsentiert und Worte richten sich aggressiv gegen tiefste Überzeugungen, Lebenseinstellungen und spielen auf eine gewisse Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Lebenseinstellungen an. Aufs Tableau kommen selbstverständlich noch weitere Vorwürfe bezüglich des losen Umgangs mit Männern und ihrer allgemeinen Aufmachung, sodass die Stimmung beinahe den Gefrierpunkt erreicht. Eva Renzi agiert hier erneut so, wie man sie hinlänglich kennt. Sie schlüpft in eine beliebige Rolle und lacht über die gesellschaftlichen Korsetts der anderen, dem Empfinden nach nicht ohne ihre ganz persönliche Einstellung kundzutun. Dementsprechend kann wieder einmal von einer dankbaren Rolle für die Berlinerin gesprochen werden, allerdings nicht in dem Sinn, dass es auf den präzisen Zuschnitt ankommt, sondern eher das Vereinen von Darstellerin und Person. Betrachtet man das letzte Drittel von Eva Renzis Karriere, bleibt nur zu betonen, dass sie eine ungemeine Bereicherungen für das Fernsehen darstellt, da sie ihre Rollen mit einer ganz selten vorkommenden Tatkraft ausstatten konnte, die über jedes Skript hinausgeht. Auch hier präsentiert sie sich als waschechte Querdenkerin und es ist eine Freude sie begleiten zu dürfen, da sie den frischen Wind repräsentiert, der viel häufiger in deutschen TV-Serien hätte wehen müssen.

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Re: EVA RENZI

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● PORTRAIT VON EVA RENZI AUS DER PRESSE-MAPPE DER CONSTANTIN-FILM
"EIN UNGEWÖHNLICHES MÄDCHEN" - DIE ZEIT DER KIRSCHEN IST VORBEI (D|F|1967)

»Mein Erfolg beruht darauf, dass ich nichts mache!«


Eva Renzi spielt jetzt in "Die Zeit der Kirschen ist vorbei". Sie ist ein ungewöhnliches Mädchen mit einer ungewöhnlichen Karriere: Als Eva Renzi, deren Namen vorher kein Mensch gehört hatte, von Will Tremper entdeckt wurde, erklärte sie mit verblüffendem Selbstbewusstsein: »Ich glaube an mich und daran, dass ich es schaffe. Ich will ein Star werden, der so berühmt ist, dass er sich seine Rollen aussuchen kann.« Im ersten Jahr schaffte sie davon bereits eine ganze Menge: "Playgirl" genügte ihr, um sich ins internationale Filmgeschäft zu katapultieren. Nachdem ihr James-Bond-Produzent Harry Saltzman (»Sie hat die moderne Originalität einer Julie Christie, dazu die klassische Schönheit und den inneren Glanz einer Ingrid Bergman«) eine Hauptrolle in "Finale in Berlin" sowie einen Fünfjahres-Vertrag geboten hatte, dreht sie jetzt ihren ersten Film in Frankreich, der in Coproduktion mit Horst Wendlandts Berliner Rialto-Film entstand: "Die Zeit der Kirschen ist vorbei". Pierre Granier-Deferre ("Paris im Monat August") inszenierte den Film nach dem französischen Bestseller "Le grand Dadais" von Bertrand Poirot-Delpech, der in Deutschland unter dem Titel des Films erscheint. Die Hauptrollen spielen Jacques Perrin ("Mord im Fahrpreis inbegriffen"), Eva Renzi, Harald Leipnitz, Danièle Gaubert und Yves Rénier. Es ist die bittersüße Geschichte des 20-jährigen Alain, der nicht fähig ist, mit den Entwicklungsproblemen fertig zu werden, die auf ihn zukommen. An der Seite des Fotomodells Patricia (Eva Renzi) genießt er zum ersten Mal das Glück körperlicher Liebe und verliert dafür den Kopf, seine Verlobte und am Ende sogar die Freiheit. »Ich glaube, dass mein Erfolg nur darauf beruht, dass ich nichts mache«, sagt Eva Renzi. »Wenn mein Typ und meine Art im Leben ankommen, müsste es auf der Leinwand genau so sein. Wenn man von mir verlangen würde, mich zu ändern, würde ich wohl meine ganze Ausstrahlung verlieren. Außerdem hätte ich überhaupt keinen Spaß mehr an der Arbeit.«

Michel Cousin, der französische Produzent des Films, sieht Eva so: »Sie ist schon äußerlich ein ganz moderner, völlig internationaler Typ. Und da sie obendrein noch begabt ist, wird sie sehr gut ankommen!« Obwohl man Eva in Frankreich noch gar nicht kennt, hatte sie ständig einen Schwarm Fotografen um sich. Sie weiß um den Wert solcher Publicity und macht bereitwillig mit. »Jeder hat schon mal irgendwo, irgendwie etwas von mir gehört. Und das macht sich überall bemerkbar.« Sie spürt es nicht zuletzt an den Angeboten. Man ist aufmerksam geworden auf die blonde Deutsche, in Amerika genauso wie in Europa. Aber sie sagt: »Schmarren, egal wo sie gedreht werden sollen, kommen für mich nicht in Frage. Ich filme nicht wegen des Geldes. Bei einem Mann ist das vielleicht etwas anderes. Ich tue es, weil es mir Spaß macht, um glücklich zu sein. Die meisten denken doch: Hauptsache, man ist drin im Geschäft. Natürlich – ich möchte auch drin bleiben. Aber ich mache keinen Mist dafür!« Eva Renzi betreibt diesen Beruf, für den sie sich entschieden hat, mit allen Idealen und Konsequenzen. Um dieser Ideale willen leistet sie es sich zum Beispiel auch, abzulehnen, wer und was ihr nicht passt. Weil sie keine »Bond-Mieze« sein wollte, sagte sie 'no', als sie mit Sean Connery "Man lebt nur zweimal" drehen sollte. Als Eva zwei neue Angebote aus Paris bekam, lehnte sie ab, weil ihr die Geschichten »zu simpel und zu blöd« erschienen. »Eigentlich war es schon eine Beleidigung, mir so etwas anzubieten«, meint sie und fügt lächelnd hinzu: »Ich bin halt im allgemeinen von mir, von meiner Wirkung sehr überzeugt.« Verkaufen will sich die 22-jährige Eva für diesen Job jedenfalls nicht. »Meine Unterhaltskosten für mich, meine kleine Tochter und das Kindermädchen kann ich jederzeit anders leicht verdienen. Als Hostess oder als Fotomodell - ich habe das ja lange genug getan. Deshalb werde ich die Dinge nie forcieren oder ihnen nachlaufen. Wenn ich morgen nicht mehr dieses viele schöne Geld verdienen würde, würde ich mein Leben trotzdem irgendwie glücklich hinzaubern. Dann würde ich mein Geltungsbedürfnis eben auf etwas anderes übertragen.«

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Re: EVA RENZI

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● EVA RENZI als JANE KERRELL in
DIE ZIELSCHEIBE (GB|US|1969)



Betrachtet man Eva Renzis kurzen Werdegang im Film, lässt sich bis zu "Die Zielscheibe ein sehr eindeutiges Rollenprofil erkennen, das nicht nur zielstrebig erkannt, sondern auch effektiv und vor allem international genutzt wurde. Die Interpretation ihrer Jane Kerrell stellt auf den ersten Blick jedoch eine neue Anforderung für sie und das Publikum dar, schließlich zieht man Vergleiche zu vorhergegangenen Produktionen, in denen sie abgesehen von ihren zwei Gastrollen starke, provokante, relevante und selbstbewusste Frauenfiguren darzustellen hatte, die von Anfang an ihre eigene Person und entsprechende Rollencharaktere angepasst waren und welche sie ineinander übergehen lassen konnte. Zumindest dem Empfinden nach, denn so wenig Geheimnis umweht Eva Renzi ja gerade auch wieder nicht. Janes Integration in den schnell auf Touren kommenden und richtungsweisenden Verlauf zeigt die Interpretin deutlich verändert, sowohl angesichts der Körpersprache als auch im optischen Bereich. Eindrücke eines unbeschwerten Urlaubsaufenthalts an der französischen Riviera werden schnell durch einen Mordanschlag zerstreut und in diesem Zusammenhang liefert die Deutsche relativ unbekannte Konturen, da sie ihre Angstzustände und Hektik offen zur Schau stellt, was schnell in Tendenzen einer Art Verfolgungswahn umschlägt. Optisch verändert und daher eher konservativ wirkend, sieht man zunächst eine Frau, deren Gebärdenspiel verhalten und nervös wirkt. Obwohl der Zuschauer unmittelbar miterleben musste, wie sie genötigt und bedroht wurde, ist es nicht immer ganz klar, in welcher mentalen Konstitution sie sich eigentlich befindet. Handelt es sich um einen ohnehin labilen Charakter oder ist es tatsächlich so, dass die Ereignisse sie vollkommen zerrütten? Im weiteren Verlauf werden sich Fragen um ihre Person klären, denn Jane ist ein Basisbestandteil der Story.

Wenn sich die Ereignisse überschlagen haben und Jane ihren neuen Wegbegleiter Paul kennengelernt hat, darf sich der Zuseher auf eine äußere Metamorphose einstellen, die auch plötzlich die Charakterzüge aufweist, die man bislang so gut wie immer von Eva Renzi gewöhnt war. Dies zeigt auf, dass vor allem der Film ungern auf weit verbreitete und bewährte Markenzeichen verzichtet. Trotz dieser Veränderungen bleibt Eva Renzi im Grunde genommen immer das Opfer der Geschichte, wenngleich sie auch damit beginnt, sich aktiv gegen die im Hintergrund agierenden Personen zu stellen. Im Sinne von geteiltem Leid, das tatsächlich in halbes Leid umschlagen wird, kann eine Art Detektivspiel für Beginner anfangen, das den Zuschauer eng umschließt. Als Jane Kerrell ihre optische Wandlung abgeschlossen hat und dabei ihre Attraktivität offensiv in den Mittelpunkt stellt, wird die bislang eher unscheinbar wirkende Dame sogar von ihrem Freund Paul übersehen. Was folgt, sind wahrhafte Strecken der Zuneigung bezüglich der Kamera, die ihre Affinität für diese schöne Frau beinahe hemmungslos dokumentiert. Interessant ist die Tatsache, dass Jane von vorne herein als eine Person integriert wird, die es eigentlich gewöhnt war, ihren Weg alleine zu gehen. Dementsprechend sind weit und breit keine anderen Interessenten für ihre Person zu sichten, zumindest nicht im amourösen Sinn. Wer Miss Kerrell kennenlernen möchte, muss sie sozusagen beinahe überfahren, damit sich ihre Aufmerksamkeit auf einen richtet. Diese Szene, in der sie hektisch über die Straße läuft, sich dabei völlig in einem Tunnel der Angst befindet und vor Pauls Wagen landet, ist gleichzusetzen mit ihrer Handhabe Männern gegenüber. Sie legt Wert auf einen deutlichen Sicherheitsabstand, der nur aufgeweicht werden kann, wenn zahlreiche Tugenden sie überzeugen können, oder einfach entscheidende Dinge passieren, die sich vom Herkömmlichen unterscheiden.

Jane sieht sich somit nicht als simple Beute an, die kapituliert oder leicht erlegt werden könnte, noch weniger als Zeitvertreib für Männer, denn sie hat offensichtlich einen anderen Lebensplan im Kopf. Ihre Silhouette wirkt zunächst unauffällig - daher beinahe auffällig zurückweisend - vor allem vor dieser herrlichen Filmkulisse, wo so gut wie jeder gar nicht zu wenig an haben kann. Es ist interessant und vollkommen logisch zugleich, dass sich Don Sharp Eva Renzis Wandlungsfähigkeit zunutze macht, zumal dem Empfinden nach insbesondere in ihren frühen Filmen immer ein Quäntchen an Potential liegen gelassen wurde. Es ist nicht nur die optische Komponente und die Kehrtwendung der agierenden Filmfigur, sondern vor allem die Tatsache, dass man Eva Renzi in "Taste of Excitement" in vollkommen gelenkten Bahnen sieht, ohne dass der Eindruck entsteht, als wäre sie an die Kette gelegt oder dass sie sich unwohl fühle. Da die immer bedrohlicher werdenden Ereignisse Jane nicht töten, machen sie sie hart. Dies ist natürlich im Sinn einer neu gewonnenen Stärke zu interpretieren, die die attraktive Frau selbstbewusster erscheinen und zielstrebiger agieren lässt. Der weitere Einsatz vernachlässigt nicht Renzis Funktion als Blickfang, hier selbstverständlich unter Berücksichtigung des Aufzeigens ihres anspruchsvollen Charakters. Wenn sich die Zusammenhänge erschließen und auch dem Zuschauer klar wird, warum jemand ein so nettes Mädchen von nebenan umbringen will, verfällt Jane nicht mehr in alte Muster - im Sinne eines Appells an den geweckten Schutzmechanismus des Mannes. Zwar wird es noch sehr brenzlig werden, doch eine neue Gefahr lauert im Hintergrund, vor allem für diejenigen, die Jane Kerrell maßlos unterschätzt haben. Im Ganzen handelt es sich also um eine von Eva Renzis schönsten Rollen des ersten und sehr produktiven Karrieredrittels, die den Facettenreichtum der Schauspielerin nicht nur andeutet, sondern ihn prominent präsentiert.

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● EVA RENZI als HELENA ARTEMIS in
SPEZIALKOMMANDO WILDGÄNSE (I|D|JUG|1970)



»Diese Frau ist eine...« Mit diesem angefangenen Satz will der vor Wut kochende Offizier gerade einen Torpedo in die Richtung der temperamentvollen Helena Artemis zurückschießen, bevor er von Colonel Mallory zurückgehalten wird, um weitere verbale und möglicherweise tätliche Entgleisungen zu verhindern. Helena scheint dabei auf alles gefasst zu sein, Konsequenzen erwartet sie nicht nur förmlich, nein, sie provoziert sie mit Vorliebe. Dies zeigt sich nsbesondere bei denjenigen Herren, die von ihr als Frau erwarten, sich deren Willen bedingungslos zu beugen. Die griechische Partisanin hat das Kämpfen für ihre feste Überzeugung im Blut, ihre Willensstärke schüchtert auch noch so gestandene Männer ein, ihr Kollisionskurs wirkt nahezu halsbrecherisch, und ihre attraktive Hülle wird in vielerlei Hinsicht zur Geheimwaffe. Erstaunt darf man miterleben, dass sie denjenigen Personen ins Gesicht spuckt, und das nicht nur im übertragenen Sinn. Wenn man Eva Renzi in dieser überaus leidenschaftlichen Rolle betrachtet, kommt man nicht umhin, zu versuchen, ihr Schauspiel zwischen den Zeilen zu deuten. Waren es nicht zuletzt diverse Überlieferungen fernab des Filmgeschäfts, die für Schlagzeilen sorgten und in denen sie genau durch jene ultimative Entschlossenheit auffiel, die eine Art Furchtlosigkeit und Unerschrockenheit vor Reibungsflächen demonstrierte? Renzi liefert eines der besten Beispiele dafür, wie schnell man als Zuschauer dazu verleitet werden kann, eine Rolle und die jeweilige Person eins werden zu lassen. Mit fünf Spielfilmen stellt 1970 das produktivste Geschäftsjahr von Eva Renzi dar, und auch die Rollenauswahl präsentiert sich als sehr variabel. Im Umfang ihrer Karriere lassen sich genau in diesem Zeitfenster ihre besten Interpretationen ausfindig machen, selbst wenn der jeweilige Film nicht besonders interessant ausgefallen oder mit großem Zuschauer-Interesse gesegnet war. Wenn man sich "Spezialkommando Wildgänse" angeschaut hat, lässt sich rückblickend möglicherweise um Kleinigkeiten streiten, allerdings nicht um diese ernste und feinfühlig angelegte Rolle, die nochmals einen erstaunlichen Abruf ihrer Kapazitäten belegt.

Mit Helena erlebt das angespannte Publikum eine Achterbahn der Emotionen. Ihr Einstieg in das Szenario ist sogleich von Konfrontation und Angriffslust geprägt, schließlich geht es um die Sicherheit ihres eigenen Kindes. Mutig stellt sie sich gegen Soldaten und vor Maschinenpistolen, im späten Verlauf wird sie sogar selbst zur Waffe greifen, was einen relativ grotesken Eindruck hinterlassen wird. Die Zeichnung der Partisanin offenbart das breite Spektrum ihrer dynamischen Qualitäten und wirkt umso erstaunlicher, da es dieser Film, der hauptsächlich von den Herren der Schöpfung dominiert wird, tatsächlich ermöglicht, eine glaubhafte Frauenrolle auf Augenhöhe zu präsentieren. In dieser von Gewalt und Kämpfen geprägten Umgebung sorgt Eva Renzi für zahlreiche der wirklich greifbaren Momente im russischen Roulette der Emotionen, vor allem wird aber für traumhafte Atempausen gesorgt, wenn sie und Colonel Mallory beispielsweise unbeschwerte Augenblicke am Meer verbringen, dabei die Last der Zeit für kurze Augenblicke zu vergessen scheinen. Eva Renzi fungiert als nicht zu unterschätzendes Zugpferd für diese Produktion, da sie alle wichtigen Anforderungen und Bedürfnisse des Zuschauers abdecken wird. Ohne jeden Zweifel darf man daher von einer ihrer intensivsten Darbietungen und besten Rollen ihrer bislang noch jungen Karriere sprechen. Da die Schauspielerin zum Zeitpunkt der Produktion noch keine zehn Filme alt war, ist es manchmal beinahe surreal, wie leichtfüßig und mitreißend diese Leistungen wirken. Diese intuitive Gabe, sich auf jede erdenkliche Situation einzustellen, ohne dabei angepasst zu erscheinen, wirkt im Rahmen dieses darstellerischen Komplettprogramms überwältigend, sodass überhaupt nicht laut genug lobend erwähnt, und durch die persönliche These unterstrichen werden kann, dass im Fall Eva Renzi insbesondere vom deutschen Film zu viel ungenutzt blieb. Unterm Strich bleibt wieder einmal das Geheimnis bestehen, wie es möglich sein soll, dieses unbändige, mitreißende, faszinierende und strahlende Geschöpf zu deuten. Eine Rolle mit vereinnahmendem Charakter und eine große Freude, Eva Renzi in diesem Film erlebt zu haben.

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● EVA RENZI als MONIQUE in
BALKO - DAS SCHWEIGEN DER HÄMMER (D|1995)



In der damals noch recht jungen Serie "Balko" war es Eva Renzi im Jahr 1995 noch einmal möglich, einem größeren TV-Publikum zu präsentieren. Nach ihren Auftritten in sechs Episoden der sehr publikumswirksamen Serie "Das Erbe der Guldenburgs" wurde es bereits 1990 ruhiger um die Interpretin und es kam bis 1997 nur noch zu wenigen Engagements in TV-Produktionen, darunter eben auch "Balko", als leider schon vorletzter Auftritt. Zunächst einmal ist zu betonen, wie angenehm es ist, sie hier wieder in einer ihrer sich oft voneinander unterscheidenden Rollen sehen zu können, außerdem ist es schön, dass man sich noch einmal an Eva Renzi erinnerte. Da die Rolle der heißblütigen Monique mit Leichtigkeit für mehrere Episoden anzulegen gewesen wäre, ist es gleichermaßen schade, dass es lediglich bei diesem einen Gast-Auftritt geblieben ist, was hinsichtlich der Anlegung der Rolle allerdings auch kein Wunder ist. Als die Titelfigur samt Freundin Colette im Bett liegt und man gerade auf die Idee gekommen ist, die Zeit sinnvoll nutzen zu wollen, klingelt es plötzlich und unerwartet an der Tür und somit ist der spektakuläre Auftritt der Eva Renzi auch schon perfekt. »Ich geh' doch richtig in der Annahme, dass sich meine Tochter in deinem Bett tummelt?«, hört man sie provokant und mit einem schlüpfrigen Unterton sprechen, bis sie auch schon ungeniert in die Wohnung platzt, ihre halbnackte Tochter ganz selbstverständlich begrüßt. Ganz in Manier ihrer selbstbewussten und emanzipierten Frauenrollen wird das Objekt Mann erst einmal links liegen gelassen, bis es Anweisungen, Kritik und gute Ratschläge hagelt. Obwohl Balko bis eben noch mit seiner Freundin unter einer Decke steckte, tun dies jetzt Mutter und Tochter, indem sich die beiden Frauen in Windeseile solidarisieren, die sich eher wie tuschelnde Schwestern verhalten. Eva Renzi übernimmt das ab der ersten Sekunde das uneingeschränkte Kommando und gleichzeitig das komplette Szenario mit großer Selbstverständlichkeit und wird schließlich noch selbst für einige pikante Momente sorgen.

So zeigt Monique, die Frau in den besten Jahren, plötzlich was sie drunter hat, und bei dieser Gelegenheit wird das Setting mit halbseidener Saxophon-Begleitung unterlegt. Colette und ihr Freund machen erst gar kein Aufhebens darum, dass ab sofort ein anderer Wind in ihrer eigenen Wohnung weht, doch dem eben dazu gestoßenen Kriminalhauptkommissar Krapp fallen beinahe die entzündeten Augen aus dem Kopf, als er die laszive Dame vor stehen sich sieht, die ihn offensichtlich noch nicht registriert hat. Mit einem eher einladenden als vorwurfsvollen »Was machen Sie denn da?«, verschwindet der Überraschungsgast erst einmal unter die Dusche, in der man andeutungsweise die Silhouette inklusive immer noch blendender Konstitution von Eva Renzi zu sehen bekommt. Ihre weiteren Szenen beschränken sich auf kürzere Intervalle, sodass sich letztlich sagen lässt, dass diese Rolle ausschließlich der provokanten Staffage gedient hat. Wie dem auch sei, Wiedersehen macht ja bekanntlich Freude und man kann Eva Renzi noch einmal in guter Spiellaune sehen, da ihr trotz dieser Sekundanten-Rolle noch einmal eine kleine Bühne geebnet wird. Dem Empfinden nach hat sich an den Grundvoraussetzungen auch hier nichts geändert. Eva Renzi versucht wie üblich, das Szenario zu dominieren, wie es aussieht sogar ohne Rücksicht auf Beteiligte oder Verluste, und man kommt feine Kostproben von Wortwitz und Schlagfertigkeit geboten, die ihre temperamentvolle Ausstrahlung unterstreicht und nach wie vor ansprechend wirkt. Nach diesem Auftritt kann man sich als Zuschauer daher gut vorstellen, dass Renzi schon alleine wegen der Anlegung und der zur Verfügung gestellten Möglichkeiten Spaß gehabt haben dürfte. Andererseits verleitet diese vorletzte Etappe in ihrer schillernden Karriere auch zu der Überlegung, dass man generell sicherlich ein paar Mal mehr an sie hätte denken dürfen, denn insbesondere in der deutschen TV-Landschaft hätten sich diverse Möglichkeiten aufgetan, sie aus dem Stand in unterschiedlichsten Formaten unterzubringen. Aber wer weiß schon, woran es letztlich gelegen hat.

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● EVA RENZI als EVA MACKENZIE in
DAS BLAUE PALAIS - UNSTERBLICHKEIT (D|1976)



Nach einer Reihe internationaler Spielfilm-Erfolge wechselte Eva Renzi ab dem Jahr 1971 hauptsächlich ins TV-Fach. Auch Rainer Erlers fünf Jahre später entstandenen Science-Fiction-Serie, die übrigens als eine der besten der deutschen Fernseh-Geschichte gehandelt wird, fällt in diese Phase und die Berlinerin war in zwei von fünf Episoden zu sehen. Schaut man sich die spannenden Teile an, die jeweils Spielfilmlänge haben, darf schon festgestellt werden, dass es sich um sehr anspruchsvolle und weitsichtige Inhalte handelt, die sehr publikumswirksam in einen Unterhaltungsmodus verpackt sind. Eva Renzi teilt sich die spektakuläre Episoden-Hauptrolle mit ihrer exzellent aufspielenden Kollegin Evelyn Opela. Beide Darstellerinnen übernehmen sehr wichtige Funktionen im Rahmen von Schlüsselrollen. "Unsterblichkeit" behandelt dabei ein Thema, das im weiteren Verlauf in eine klassische Horror-Vision umschlagen und in der Eva Renzi die Überbringerin dieser Theorie werden wird, nachdem sie von den Wissenschaftlern des blauen Palais aufgesucht wurde, die an wichtige Informationen für die weitere Forschung gelangen wollten. Bereits diese Szenen im Schloss entwickeln sich zu einer eindeutigen Vorstellung der Eva, die plötzlich und wie aus dem Nichts erscheint. Ihren Mann, der im Rollstuhl sitzt, trägt sie in das Laboratorium, welches in einem der oberen Etagen liegt. Hier entstehen eigenartige Szenen zwischen ihr und Udo Vioff, den sie tatsächlich wie ihren Bräutigam und in umgekehrter Art und Weise über die Schwelle tragen muss. Dieser Eindruck ist mehr als wegweisend für die eigentliche Anlegung dieser hoch interessanten Rolle, denn man sieht eine Frau, die es gewöhnt ist, ihren Mann zu stehen. Allerdings ist ihr Verhalten auch von Vorsicht geprägt und einem nur indirekten Verantwortungsbewusstsein, da sie nicht zu kalkulierende Entscheidungen einfach an Andere delegiert. Diese Eindrücke werden ruhen gelassen, sodass im Geschehen schließlich ein komplettes Jahr vergeht, bis die konträr wirkenden Wissenschaftler wieder aufeinander treffen werden.

»Ein Engel kommt nach Babylon!«, heißt es, als Eva Renzi vor dem Namen gebenden Haus auftaucht. Im strömenden Regen und alles andere als ein Engel aussehend, wird sie von den Kollegen der Biochemie, die in diesem Zeitraum ergebnislos weiter geforscht haben, euphorisch empfangen. Tatsächlich serviert sie die Forschungsergebnisse ihres mittlerweile verstorbenen Mannes und gleichzeitig den Schlüssel zur Unsterblichkeit auf einem silbernen Tablett. Die Schauspielerin agiert zunächst unscheinbar, sie kann dem Zuschauer durchaus Sympathien entlocken, aber man will erneut einen gesunden Sicherheitsabstand bewahren, da sie unergründlich und sprunghaft erscheint. Hinzu kommt eine durch und durch wissenschaftliche Attitüde, die in der Mischung aus Sachlichkeit und Ambition zurückweisende Formen annimmt. Überhaupt sieht es so aus, als schreckten die beiden Bio-Chemikerinnen vor nichts zurück, um der Menschheit einen vermeintlichen Dienst zu erweisen. Dieses wissenschaftliche Denken im Quadrat wird sehr eingängig demonstriert. Im Sinne der Interpretation spielt Eva Renzi ihre mittlerweile feste Auffassung der Rolle klassisch aus, sodass zu sagen bleibt, dass diese Strategien nicht immer komplett zuschauerfreundlich ausgefallen sind. Hinter vorgehaltener Hand könnte man also von einer Mischung aus Impulsivität, Rücksichtslosigkeit und präziser Berechnung ausgehen, was die Entourage des Hauses aber durchaus mit einem feinen charakterlichen Schliff bereichert. Erneut drängt sich also der Eindruck auf, dass man bei derartigen Rollen nicht wahllos auf Eva Renzi zurückgegriffen haben wird, es sei denn, sie wurden aller Unwahrscheinlichkeit nach extra für sie geschrieben. Sie transportiert erneut eine nachdenkliche, trotz neuer Sachlichkeit sogar melancholische Note, wenngleich sie von ihrem Wesen her stets unberechenbar bleibt. So ist es eine große Freude, Eva Renzi in ihren zahlreichen Charakter-Rollen sehen zu können, wenngleich ihre Filmografie gerne hätte länger sein dürfen. In diesem Zusammenhang steht nach "Das blaue Palais" übrigens eine schöpferische Pause bei Film und Fernsehen bis ins Jahr 1980 zu Buche.

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● EVA RENZI als SABRINA VON DER WIES in
BEIẞ MICH LIEBLING! (D|1970)



Der Legende nach ist in nahezu jeder Filmografie von Interpreten ein Ausrutscher zu finden, oftmals sind es sogar mehrere schwarze Kapitel. Eva Renzi selbst gab ihrem eigenen Schaffenstiefpunkt den Namen "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", ohne dabei zu betrachten, dass persönliche Ressentiments die bestehenden Tatsachen hinsichtlich einer einwandfreien Leistung nicht ausräumen können. Wenn die gesamte Renzi'sche Filmografie so gut wie bekannt ist, kann es gar nicht anders kommen, dass man Helmut Förnbachers Erotik-Komödie in diesem Zusammenhang ins Visier nimmt, was jedoch hauptsächlich auf den Film und nicht Eva Renzis Leistung bezogen ist. Auch hier gilt ihr selbst erwähntes Prinzip, dass es die persönlichen Möglichkeiten stets zugelassen haben, gut oder zumindest der Anforderung entsprechend zufriedenstellend zu sein. Als Sabrina von der Wies macht Renzi zumindest einen mehr als soliden Eindruck und weiß sich erneut prominent in Szene zu setzen, was unterm Strich vom inszenatorischen und dramaturgischen Diktat verwässert wird. Weiß man um Eva Renzis kritischen Blick auf Frauenrollen bestimmter Anlegung, liegt es nahe, dass es sich hierbei um eine von jenen handeln müsste, die sie unter normalen Umständen mit Genuss in der Luft zerrissen hätte. Aber wer weiß das schon? Ein Blick auf die bestehenden Tatsachen zeigt eine - für den zeitgenössischen deutschen Genrefilm - ungewöhnlich stark instrumentalisierte Eva Renzi, deren Mehrfachanforderung beinahe ausschließlich darin besteht, den Klamauk zu dosieren, unter anderem für Erotik zu sorgen und dabei natürlich blendend auszusehen. Strecken von Großaufnahmen ihres hier frisch und ausdrucksstark wirkenden Gesichts tun ihr Übriges dazu.

Bei der Darstellung der Sabrina ist vor allem interessant, dass es sich um eine Dame handelt, die vergleichsweise weniger in das klassische Beuteschema der Eva Renzi fällt. Nur zu oft hat man selbstbewusste, schlagfertige, aber auch oppositionelle Charaktere von ihr sehen können, doch hier findet eine merkliche Abkehr zu diesem Schema statt, denn Sabrina steckt in einem Korsett, das von Männern ihres Umfeldes maßgeschneidert wurde. Zwar genießt die schöne Frau zahlreiche Freiheiten, von denen andere in diesem Zeitfenster nur hätten träumen können, aber innerhalb des ambitioniert modernen Anstrichs zeigen sich für Renzis Verhältnisse fast konservative Züge, die so rückschrittig sind, dass einem keine ähnlich gearteten Darbietungen ihrerseits einfallen. Sabrina lebt in uneindeutigen Verhältnissen mit ihrem Onkel zusammen und wirkt dabei wie eine bessere Hausangestellte, die sich zwar kritische Kommentare erlauben darf, die obendrein immer wieder Zweifel schüren, aber dennoch effektlos im Ganzen untergehen. Es ist mehr als offensichtlich, dass Renzi die Dramaturgie immer wieder mit ihrer persönlichen Note durchbricht, allerdings nicht viel gegen die Marschrichtung der Produktion ausrichten kann, da immerhin alle Darsteller vor die gleiche Karre gespannt werden. Im Fokus liegen schließlich männlich-weibliche Beziehungen, sodass nur auf das Auftauchen des neuen Briefträgers gewartet werden muss, um vollkommen weich zu werden: »Ich glaub ich bin verliebt! Ich hab ihn einfach angeschaut...« Beinahe ungläubig hört man Eva Renzi zu, als sie ihrem Onkel von Amors Treffsicherheit berichten muss und buchstäblich dahin schmilzt. Etwas Vergleichbares ist in ihrer Karriere kaum zu finden. Aber es läuft hier wie es eben laufen muss; auch wenn es unter diesen quasi umgekehrten Voraussetzungen geschieht.

Auch wenn "Beiß mich Liebling" gewiss das Schlusslicht in Eva Renzis Filmografie darstellt, bekommt der geneigte Zuschauer eine Rolle geboten, die in dieser Form auch nicht alle Tage zu finden war. Zunächst lässt sich der Eindruck nicht wegdiskutieren, dass die Berlinerin trotz der Rahmenbedingungen - die mit Schraubzwingen in Kontur gebracht sind - gelöster als sonst wirkt; ein paradoxer Eindruck, denn schließlich wird Eva Renzi hier deutlich an der kurzen Leine gehalten und es bietet sich so gut wie keine Gelegenheit, wie üblich aus bestehenden Mustern auszubrechen. Daher sieht man dem Empfinden nach weniger Eigeninterpretation und Selbstinszenierung, als eine klassische Abhandlung des Geforderten. Dies soll zwar keineswegs heißen, dass die Schauspielerin sonst immer das tat, worauf sie gerade Lust hatte, aber dennoch ist in fast allen ihrer anderen Auftritte nicht nur die ausführende Interpretin zu beobachten, sondern auch die teils auflehnerisch wirkende Person Eva Renzi. Nichtsdestotrotz beugt sie sich hier wie kein zweites Mal dem aufdringlichen Diktat der Regie und hat den Mann an ihrer Seite anzuhimmeln und schöne Staffage zu sein, was man ketzerisch vielleicht schon eher als Verschwendung ansehen sollte. Mit ihrem Partner Amadeus August entstehen viele Sequenzen der Erotik und Intimität. Daraus resultiert eine auffällige Körperbetontheit der Schauspielerin, die sich vom fordernden Auge der Kamera zu dem Objekt degradieren lässt, welches sie auch nach eigenen Angaben nie sein wollte. Abschließend zu dieser im Endeffekt nicht uninteressanten Rolle soll ein Auszug aus der Zeitschrift "Praline" aus dem Jahr 1969 als unkommentierte Anmerkung Licht ins Dunkel bringen: »Eva: "Ich ziehe mich nur aus, wenn der Film künstlerisch wertvoll ist." Die Filmleute: "Aber woher wissen Sie vorher das Filmprädikat?" Eva: "Das entscheide ich."«

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● EVA RENZI als SAMANTHA STEEL in
FINALE IN BERLIN (GB|US|CH|1966)



Die Hotel-Lobby erstrahlt plötzlich in einem hellen Glanz, Michael Caines Blick läuft unabwendbar und wie man findet logischerweise nur zu einem ganz bestimmten Punkt zu. Die Schöne, junge, elegante Dame am Telefon stellt ihr volles Bewusstsein darüber zur Schau, dass sie es offensichtlich gewöhnt ist, ein Blickfang zu sein. Die filmische Neuentdeckung Eva Renzi übernahm in "Finale in Berlin" die weibliche Hauptrolle in ihrem erst zweiten Spielfilm, und anhand der Produktionen und dem in Szenesetzen der Berlinerin sieht man, dass sie eingeschlagen haben muss wie eine Bombe. Natürlich wartet die stets auf neue Spektakel lauernde Filmwelt auf derartig attraktive Neuentdeckungen, die dem Empfinden nach alle wichtigen Komponenten ineinander vereinen. Spiellaune, Talent, Wandlungsfähigkeit, Sex-Appeal und nicht zuletzt Schönheit sind die Elixiere für die Kamera, der Magnet für die Zuschauer und das Werkzeug für die Regie. Dem Sprichwort nach kehren neue Besen gut und der Vorspann des Films kündigt Eva Renzi exponiert mit einem "and introducing" an. Vielleicht schaut man neben aller Frische und Dynamik der Schauspielerin auch aufmerksam darauf, wie sich "die Neue" im Dunstkreis der bereits Profilierten durchsetzen kann. Unabhängig von der hervorragenden Leistung der Schauspielerin, bleibt vor allem ihre auffällige - man möchte beinahe sagen - magische Aura zurück, die ihre relativ nebulös angelegte Rolle nochmals pauschal in den Vordergrund stellen kann. Das Auftreten von Samantha Steel, einer Agentin des israelischen Geheimdienstes, kann durchaus als mutig angesehen werden, beziehungsweise die Besetzung mit einer Deutschen erscheint zeitbezogen doch immer noch etwas ungewöhnlich zu sein, weil sie in diesem Zusammenhang komplett aus der herkömmlichen Schablone fällt. Aber vielleicht lässt sich so ja tatsächlich ein von vorne herein steiniger, eher unberechenbarer Karriereweg von Eva Renzi deuten. Wie dem auch sei, der Grundstein für weitere internationale Beteiligungen war hiermit und außerdem natürlich durch "Playgirl" gelegt, also sollte es schließlich auch in einem guten Tempo für die Interpretin weitergehen, da sie sich hier quasi für solche empfehlen konnte.

Das erste verlockende Konfrontation mit Samantha Steel gibt es wie erwähnt in einer Hotelhalle, allerdings erst nach längerer Spieldauer. Die Integration, oder vielmehr Präsentation, geschieht dabei genauso wirkungsvoll wie einfach, denn der Protagonist, aber vor allem die Kamera, bleibt buchstäblich an der schönen Frau am Telefon hängen, von der etwas durch und durch Beeindruckendes ausgeht. Ihr bestelltes Taxi lässt sie sich nicht streitig machen, lädt ihren Liebhaber in spe allerdings ein, ihn irgendwo herauszulassen, praktischerweise bei sich zu Hause. Im Wagen lernt man die junge Frau etwas genauer kennen, da sie sich mit allen Mitteln der Kunst selbst in den Fokus drängt, und es entstehen einige amüsante Szenen, wenn sie beispielsweise ihr selbst entworfenes Kleid vorstellt, dabei weit das Dekolleté öffnet und Harry die rhetorische Frage stellt, ob es ihm gefalle. Des Weiteren erklärt sie, warum sich eine Flasche Bier in ihrer Handtasche befindet, die sie offensichtlich hat mitgehen lassen, denn schließlich gibt das Gebräu ihrer Frisur den festen Halt, den sie verlangt. Im weiteren Verlauf wird es zu vielen ernsten Tendenzen kommen, vor allem aber zu Phasen, in denen die Dame aus dem Nichts kaum einzuschätzen ist. Eva Renzi zehrt auch in dieser Produktion in ganz besonderem Maß von ihrer einmaligen, nahezu eigenwilligen Körpersprache und sie vereint Verve und Begeisterungsfähigkeit miteinander. Erstaunlicherweise wurden in dieser noch jungen Karriere schon einige ihrer später bekannten Markenzeichen in frappanter Manier herausgearbeitet, sodass man nach nur zwei Filmen schon von einem unheimlich hohen Wiedererkennungswert sprechen kann, aber genauso von einer frühen Festlegung der Person. Dass Eva Renzi ihre Interpretationen quasi zur Ermessenssache machen und diese mit ganz unkonventionellen Mitteln und Facettenreichtum ausstatten konnte, werden vom Großteil ihrer Partizipationen belegt. "Finale in Berlin" bleibt aber letztlich eine eher konventionelle Etappe in ihrer Filmografie, die im Rahmen normaler Erwartungen jedoch schon wieder eine progressive Kraft vermittelt. Es macht durchaus Freude, die schlagfertige und ambivalent wirkende Eva Renzi hier in voller Pracht zu sehen.

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Re: EVA RENZI

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● EVA RENZI als DIE VERLOBTE in
EIN KLEINES LUDER (F|1981)



Bei "La fille prodigue" handelt es sich um den letzten Auftritt Eva Renzis in ihrer kurzen französischen Phase, die einen Kurzfilm, eine coproduzierte deutsche und eine französische Serie, sowie diesen 1981 entstandenen Spielfilm umfasst. Wie so oft in ihrer Karriere war anschließend erst einmal wieder Sendepause, zumindest was Rollen in Kino und Fernsehen betrifft. Ihr nächster TV-Film steht somit erst im Jahr 1987 zu Buche. Diese langgezogenen Intervalle der schauspielerischen Abstinenz sind sowohl verwunderlich, als auch sehr bedauerlich, da sie gerade in diesem Zeitfenster sehr interessante Charakterzeichnungen angeboten hat. In "Ein kleines Luder" interpretierte Eva Renzi eine für ihre Verhältnisse recht ungewöhnliche Rolle, da sie einen weitgehend untergeordneten Part übernimmt, vor allem im Sinne von auffälliger Besonnenheit, Rücksichtnahme und Verständnis. Man lässt sie mit Jane Birkin in den Ring steigen, einer in Melancholie und Lethargie gefangenen jungen Frau, die ihre letzte Kraft offensichtlich dafür zusammenrafft, um die Personen ihres unmittelbaren Umfeldes anzugreifen. Eva Renzi ist in diesem Film quasi die Namenlose. Von Birkin wird sie wahlweise nur »die Verlobte« oder »die Tänzerin« genannt, allerdings in betont despektierlicher Weise. Beide Umschreibungen spiegeln deutliche Verachtung wider, gleichzeitig beschreiben sie aber auch die empfundene Unberechenbarkeit dieser Person, die den Familienfrieden und altbekannte Strukturen bedroht. Die erste Begegnung mit Eva Renzi findet auf einem idyllischen Tennisplatz statt - eine doppelte Augenweise für Tennis-Cracks und Renzi-Fans. Wohlwollend dürfen die Tennisspieler unter den Zuschauern zur Kenntnis nehmen, dass die Schauspielerin ganz offensichtlich nicht nur ein Racket in die Hand gedrückt bekommen hatte, um ein paar Ballwechsel zu simulieren, was in Filmen ja allzu häufig schlecht nachgestellt wurde. Anhand ihrer Bewegungsabläufe lässt sich stark vermuten, dass sie nicht zum ersten Mal einen Schläger in der Hand hatte. Als die unruhige Tochter auf dem Court auftaucht, weil ihr Vater gerne beim Tennis zuschaut und sie die Neue einmal sehen möchte, wird man sofort Zeuge, wie sie die Krallen ausfahren kann.

»Die Tänzerin«, die privaten Unterricht gibt, wird von ihr zum Abendessen eingeladen, oder vielmehr genötigt, ihr Gesellschaft zu leisten. Bei Tisch nimmt man ein unangenehmes Vakuum wahr, in dem sich die Beteiligten inklusive Zuschauer sehr peinlich berührt fühlen, da versteckte Torpedos im Umlauf sind, die unter die Gürtellinie abzielen. »Gehen Sie noch nicht gleich, sonst erwürge ich sie. Ich bin ein krankes Kind, das ist mein Abend, Sie müssen mir gehorchen!« Verwirrt schaut Eva Renzi drein, was man sicherlich nicht alle Tage zu sehen bekommen hat, und sie wird vollkommen in die passive Rolle gedrängt. Ihr Blick verrät Mitleid mit diesem von Komplexen zerfressenen Geschöpf, welches den diffusen Angriff gewählt hat, um eventuell zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Als sie sich verabschieden möchte, bekommt sie noch einige abfällige Bemerkungen mit auf den Nachhauseweg: »Ihr Körper ist schön, sehr schön sogar. Ich werde vielleicht einen Gymnastik-Kurs bei Ihnen machen. Entschuldigen Sie, ich meine natürlich Tanz, was für mich dasselbe ist!« Die sanfte Miene der Renzi verdunkelt sich unkontrolliert für einen kurzen Augenblick, sie kneift ihre Augen leicht zusammen, doch sie erspart es ihrem Gegenüber, diese plumpe Steilvorlage aufzugreifen und sie in der Luft zu zerreißen. Eine ungewohnte Position bezüglich der Rollenverteilungen bei der Schauspielerin, die man dadurch allerdings umso interessierter beobachtet, wobei man die typischen Merkmale wie Bodenständigkeit und moderne Auffassungen stets wahrnehmen kann. Dass sich die brüskierte »Verlobte« das letzte Wort nicht nehmen lässt, wirkt zusätzlich typisch, und damit endet dieser rundum gelungene Auftritt mit gleichzeitig angedeutetem Clash auch schon. Insgesamt sieht man eine facettenreiche, gut durchdachte und präzise aufgebaute Nebenrolle, die viel mehr hergibt, als der erste Blick vielleicht zeigen mag. Übrigens übernahm Eva Renzi hier die Synchronisation ins Deutsche erfreulicherweise wieder einmal selbst, und sie wirkt in vielerlei Hinsicht gereift und nochmals interessanter, als es ohnehin schon der Fall war. Schön, dass ihr breites Repertoire auch in "Ein kleines Luder" ganz deutlich zum Vorschein kommt und diesen unwirsch erzählten Film etwas aufwertet.

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Re: EVA RENZI

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● EVA RENZI als ALEXANDRA BOROWSKI in
PLAYGIRL (D|1966)



»Mann, ist die ne Klasse!« Nachdem die Kamera in einer regelrechten Offensive von Groß- und Nahaufnahmen auf die filmische Neuentdeckung Eva Renzi aufmerksam gemacht hat, hört man diesen kurzen Satz von einem jungen Mann, der die gerade in Berlin angekommene Alexandra mit einfachen Mitteln, aber dennoch gestochen scharf charakterisiert. Jeder der sie sieht, denkt es. Jeder der sie erlebt, fühlt es. Eva Renzi ist auf dem besten Weg, es im Spaziergang zu schaffen, dass ihr eine ganze Stadt zu Füßen liegt. Was muss sie tun? Nichts weiter, als sie selbst sein, andere von ihrer Ausstrahlung profitieren zu lassen. Alexandra verkörpert ein neues Lebensgefühl, eine unbekümmerte Sicht auf die Dinge, Konventionen und erzmoralische Gesellschaftsvorstellungen kehrt sie einfach um und sie hat ihren eigenen Lebensplan. Ja, sie lebt, sie steckt so voller Leben, dass es geradezu ansteckend wirkt. Die Männer, die sie trifft, nimmt sie sich ganz selbstverständlich und es kristallisiert sich schnell heraus, dass ihr Weg das Ziel sein wird. Auf der Suche nach einem tieferen Gefühl, nimmt sie somit mehrere Etappen in der Stadt, von der es im Film heißt, dass sie eine Liebe wert sei. Alexandras Profession als gefragtes Model bringt den Kampf gegen Oberflächlichkeiten und unterschiedliche Interessen mit sich. Trotz ihrer Stärke und Bodenständigkeit wird sie aus vielen Richtungen damit konfrontiert, dienstbar gemacht zu werden. Sie ist die Frau, die man gerne an seiner Seite hat, die man gerne neben sich vorführt, und sie zu diesem Zweck auch ausführt. Die Szenerie ist aufgeladen mit faszinierten Blicken, dabei wird allerdings strikt getrennt, ob es sich um Blicke von Männern, oder Frauen handelt. Männer ergeben sich ihr bedingungslos, denn die daraus entstehenden Vorteile liegen auf der Hand. Frauen beobachten sie kritisch in einer Mischung aus Bewunderung, Neid und auch Angst, in Alexandra Borowskis strahlendem Licht nur ein Schatten zu sein.

Eva Renzis Einstieg in die Filmbranche erweist sich mit "Playgirl" als fulminanter Erfolg und als wegweisende Episode in ihrer Karriere, obwohl es laut Regisseur Will Tremper hinter den Kulissen alles andere als einfach mit ihr gewesen sein soll. Vom Empfinden her spielt die Berlinerin weniger die erforderliche Rolle des schönen Jet-Set-Mädchens, sondern man sieht eigentlich eine Leistung, die eher der eigenen Person angepasst ist. Dabei entsteht also förmlich eine Selbstinszenierung, die allerdings überhaupt nichts Aufdringliches mit sich bringt. So zählt Eva Renzi zu den wenigen Interpretinnen, denen man es nicht übel nimmt, dass sie sich wahlweise selbst in den Mittelpunkt stellen. Der Grundstein eines Images war also von der ersten Minute an zementiert, unabänderlich und ohne Kompromisse, sodass es wenig verwunderlich erscheint, dass sich Eva Renzi selbst oft kritisch zu derartigen Modell-Schablonen äußerte. Alexandra ist in Will Trempers Film eine einzige Offensive, die pure Verführung, die erst zu einer solchen wird, weil sie bereitwillig erscheint und ohne konventionelle Hemmungen ist. Mit ihrem Körper geht sie ganz natürlich um, sogar irgendwie unbefangen, ihre vollkommene Nacktheit im Film scheint absolut selbstverständlich zu sein. Umso verständlicher, dass das schöne Fotomodell wie ein Magnet für alle Männer wirkt, die mit ihr in Kontakt kommen. Das Thema um die Suche nach der wahren Liebe erschließt sich über die Liebe, die zunächst eine Art Ware ist. Die Auswahlkriterien sind sprunghaft und impulsiv, das Temperament bleibt ungebrochen. Insgesamt hört sich all dies eher nach einer Beschau der Ware Eva Renzi an, doch diesen Zweck verfolgt der Film nur sekundär, beziehungsweise mit indirekter Unterstützung der Schauspielerin. Die Art der Inszenierung ist über weite Strecken unbekümmert und herrlich mit anzusehen, jedoch verfolgt Will Tremper auch ein weitsichtigeres Fazit, dass sich verständlich erschließt.

Die Verbindung Berlin und Eva Renzi sieht wie eine beidseitige Liebe auf den ersten Blick aus, doch das zunächst reibungslose Bild wird getrübt von der Anonymität einer kompletten Stadt. Alexandra findet schnell Anschluss, bei ihrem Beruf wirkt dies auch nicht gerade wie ein Wunder, jedoch bleiben es lediglich scharenweise Bekannte, oder um es mechanisch zu formulieren: Interessenten. Ein ungleiches Geben und Nehmen dominiert die Zwischenstation Berlin, die sicherlich eine Liebe wert wäre, wenn man sie denn auch finden würde. So ist es eine erinnerungswürdige Einschätzung Rudolf Schündlers, die das sogenannte Playgirl gut charakterisiert und ihre Wirkung auf den Punkt bringt, als er über ihr Flair und ihre Ausstrahlung philosophiert. So klingt seine Anmerkung, dass sie eruptive Emotionen unter den Herren der Schöpfung auslöse nicht nur logisch, sondern auch überaus präzise. »Sie werden immer die Männer gegeneinander aufbringen, ob Sie nun wollen oder nicht!« Alexandra tut zumindest so, als wolle sie es nicht, aber im Grunde genommen handelt es sich um ihr einziges Elixier. Eva Renzi wurde in "Playgirl" sehr mutig in Szene gesetzt und es entsteht eine nahezu angriffslustige Erotik. Tremper setzt dabei alles auf eine Karte und spart nicht an den falschen Enden. Gemessen am Produktionsjahr, sieht man doch ungewöhnlich viel Haut und findet viele sexuell aufgeladene Untertöne, die in Verbindung mit den gezeigten Bildern zu einer auffordernden Einheit werden. Für all das steht hier die schöne Eva Renzi, die einen wahren Zauber mit allen Beteiligten veranstaltet. Von diesem Kinodebüt sollte sie im Sinne eines Sprungbretts, dass ihr zweifellos Türen öffnete, noch lange zehren, auf der anderen Seite wurde aber auch ein Image kreiert, bei dem es die Frage ist, ob letztlich der Film und die Rolle, oder Eva Renzi selbst für eine Festlegung verantwortlich zu machen sind. Nichtsdestotrotz, von Alexandra Borowski sollte man sich unbedingt einmal selbst inspirieren lassen.

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● EVA RENZI als MONICA RANIERI in
DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE (D|I|1969)



Durch die Augen des Protagonisten Sam Dalmas wird dem Publikum das Verbrechen in einem atemberaubenden Panoramablick geboten: zunächst fern, dann nah und unmittelbar am Ort des Geschehens. Mit ihm ist man über den gesamten Verlauf einer Meinung, dass genau in dieser Situation der Schlüssel zur Aufklärung zu finden ist. Doch wie mag dieser letztlich aussehen? Es bleibt lediglich das diffuse Gefühl zurück, dass tatsächlich etwas Signifikantes übersehen worden sein muss, dass etwas nicht in das Gefüge gepasst hat, doch man kann es nicht beim Namen nennen. Mit diesem Verwirrung stiftenden Element spielt Regisseur Dario Argento über die komplette Distanz, und entgegengesetzt zu der Kürze ihrer Rolle ist es Eva Renzi, die zur Projektionsfläche für das beliebte Rätselraten wird, welches unter der italienischen Regie in neue Sphären gehoben wird. Renzi wird unterm Strich eine der interessantesten Charaktere in "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" formen, denn man tastet sich mit ihr an der kompletten Palette von Eindrücken entlang, die eine Geschichte wie diese so besonders machen. Es kommt zunächst zu unscheinbaren Eindrücken, bis die Verwirrung Oberhand gewinnen kann. Nicht nur, dass Monica Ranieris erstes Auftreten gleich zu Beginn die Erinnerung in einem Höchstmaß beschäftigen wird, es ist auch bemerkenswert, in welchem Umfeld sich diese dramatischen Szenen abspielen. Argentos Set ist bis ins kleinste Detail durchdacht; eine Hommage an das Prinzip style over substance. Es wird eine auffällige Struktur und Symmetrie innerhalb der Szenerie vermittelt, die als visuelles Ablenkungsmanöver bezüglich der Hintergründe gesehen werden kann. Zwischen den imposanten und geradezu vereinnahmenden Skulpturen findet sich das so makellos schöne Opfer des Frauenmörders, welcher Rom seit geraumer Zeit unsicher macht. Zu Eva Renzi lässt sich schließlich sagen, dass sie wie ein Teil dieses Sets erscheint, und auch sie ebenso präzise durchdacht wirkt.

Ihre weiße, mit Blut überströmte Kleidung stellt die Verletzung in den Vordergrund, die ihr vom in Schwarz gekleideten Täter zugefügt wurde. Die kurze Entfernung zu Sam Dalmas wird aufgrund der Tatsache, dass beide von einer Glasscheibe getrennt werden, aufgehoben. Wegen Monica Ranieris langem Kampf erscheint die tatsächliche Nähe zur unüberwindbaren Distanz zu werden, da sie nur Zentimeter für Zentimeter zurücklegen kann. Alles wirkt abgestimmt, alles ist zu Ende und weiter gedacht worden, sodass man sagen darf, dass eine derart lückenlos und raffiniert aufgebaute Assoziationskette nicht alle Tage gefunden werden dürfte. Erleichtert nimmt man schließlich zur Kenntnis, dass sich der empfundene Todeskampf der Monica Ranieri als nicht lebensgefährlich herausstellt und sie rechtzeitig gerettet werden kann. Diese eindrucksvolle erste Etappe ihrer Rolle wird für den Moment stillgelegt, doch beschäftigt die Erinnerung des Protagonisten und des Publikums sehr effektiv und quälend, da es immer wieder zu Blitzeinblendungen des Vorfalls kommt, die Sam einfach nicht loslassen. Das nächste Aufeinandertreffen erfolgt erneut am Ort des Verbrechens, an dem das Opfer sich beinahe gehemmt bei ihrem Retter bedanken wird. Verheißungsvoll gibt sie die Erklärung ab, dass sie auch weiterhin in Angst lebe und man wird hellhörig, weil man Monica Ranieri ebenfalls weiterhin in diffuser Gefahr sieht. Außerdem entsteht der Eindruck, dass sie noch etwas Wichtiges mitzuteilen gehabt hätte, doch von ihrem eigenen Mann unterbrochen und aus welchen Gründen auch immer der Situation entzogen wird. Eva Renzi stattet diese kurze Szene mit allen erforderlichen Mitteln aus, die zur Glaubwürdigkeit führen, und es ist erstaunlich, dass sie hier komplett entgegengesetzt zu ihren üblichen Rollenstrukturen eingesetzt wird. Optisch modern und selbstbewusst wirkend, erscheint sie dennoch unterdrückt, gehemmt und letztlich unergründlich zu sein.

Sie hat sofort zu funktionieren, wenn ihr reichlich unsympathisch wirkender Mann nach ihr ruft und sie zur Stelle haben möchte. Angst und Besorgnis trieben bei ihr normalerweise andere Blüten des Angriffs und weniger der Verteidigung, und dies im Sinne einer völlig anderen Ausgangsposition. Erneut wird es wieder länger ruhig um die Frau des Galerie-Besitzers, um die letzten Etappen ihres Auftritts zu bahnen, die noch außerordentliche Eindrücke bereithalten werden. Über allem steht der bemerkenswerte Aufbau dieses Films, also auch dieses Parts. Eva Renzi als Teil des hier minutiös aufgezogenen Verwirrspiels und Bestandteil eines auffälligen Dekors ist eine wichtige Komponente einer Konstruktion, die einfach nur als brillant zu bezeichnen ist. Monica Ranieri wirkt eingeschüchtert, traurig und unergründlich, obwohl die Dramaturgie sie als scheinbar transparente Erscheinung in den Ring schickt, außerdem mit wenig Screentime ausstattet, ihr somit die Möglichkeiten nimmt, weiter in die Tiefe zu gehen. Insbesondere ihre anschließenden Sequenzen bleiben in nachhaltiger Erinnerung und es ist bemerkenswert, wie Eva Renzi diese zugegebenermaßen nicht alltägliche Anforderung lösen wird. Die Mischung aus dosiertem, aber ebenso spontanem, bis hin zu impulsivem Darbietungsstil manifestiert den Begriff Idealbesetzung, wenngleich sie ihre Rolle selbst sehr kritisch, beziehungsweise einförmig betrachtete. Es ist tatsächlich kaum zu verstehen, warum Eva Renzi ihren Part im Rückblick so zynisch beurteilte, denn im Kontrast steht eine einwandfreie Leistung mit Modellcharakter, welcher fortan in diversen Gialli quasi als eine Art "Monica-Ranieri-Effekt" Verwendung aber nicht Vollendung finden sollte, und in dieser Qualität nicht mehr häufig reproduziert werden konnte. Dies alleine führt zu einer denkwürdigen Interpretation in einem prägenden Film, der durch Eva Renzis perfekt angepasste und sich ganz natürlich justierende Aura nur gewinnen kann. Immer wieder ein Genuss.

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Re: EVA RENZI

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● EVA RENZI als GAST in
NEGRESCO - EINE TÖDLICHE AFFÄRE (D|1967)



Nach einigen Hauptrollen und besonderen Zuschnitten in international produzierten Filmen kam es zu einem Zwischenstopp in Klaus Lemkes "Negresco - Eine tödliche Affäre"; eine Produktion, die dem damaligen Zeitgeist voll und ganz entspricht. Beim einmaligen Anschauen wird der selbst aufmerksame Zuschauer mit einem kleineren Rätsel konfrontiert, denn der international ausgerichtete Vorspann kündigt die Berlinerin vollmundig an: Gäste, invités, particip. o. o., guests, unter denen der Name Eva Renzi zu lesen ist. Traditionell sind explizit angekündigte Gastrollen von ihrem Umfang her eher kurz gehalten, beschränken sich nicht selten auf wenige oder gar nur eine Szene, aber dennoch gehen die entsprechenden Interpreten nicht im Rummel ihrer Kollegen unter. Bei Eva Renzi ist dies zumindest im vorliegenden Film nicht der Fall, denn die Wahrscheinlichkeit ist äußerst groß, die Schauspielerin erst überhaupt nicht ausfindig machen zu können, da es sich tatsächlich um einen marginalen Auftritt handelt, der keine Sprechrolle darstellt. Eva Renzi partizipiert sozusagen als klammheimlicher Gast in einer darüber hinaus wenig bedeutenden Szene, die die Aufmerksamkeit völlig auf Nebensächlichkeiten fokussiert, sprich: überhaupt nicht relevant für das Gesamtgeschehen ist. Vielleicht werden sogar mehrere Sichtungen dieses Films nötig sein, um sie überhaupt zu entdecken, da sie mit der Unscheinbarkeit beziehungsweise Unkenntlichkeit liebäugelt. Irgendwann kommt es schließlich zu dem ersehnten Aha-Effekt. Man fragt sich, wie es insgesamt zu einem derartig kurzen Vorbeischauen am Set kommen konnte, und wahrscheinlich ist die Antwort auf diese Frage mehr als einfach, denn Renzis damaliger Ehemann Paul Hubschmid hat eine der männlichen Hauptrollen in diesem Szenario übernommen, sodass sich der Eindruck verstärkt, seine Frau sei tatsächlich nur zu Besuch am Set gewesen, und sie kurzerhand in einer Szene untergebracht wurde, womöglich um noch einen zugkräftigen Namen im Vorspann und auf den Ankündigungen der Kino-Plakate unterbringen zu können.

Der Bildaufbau ist in den wenigen Sekunden ihres Auftretens immer gleich, man hört eine Stimme aus dem Hintergrund, die Personen bewegen sich, jedoch fällt der Blick des Zuschauers zunächst in die Mitte des Raumes beziehungsweise auf eine unbekannte und nicht zu erkennende Frau, von der lediglich die Beine zu sehen sind, die als typischer Blickfang oder ein Ablenkungsmanöver fungieren sollen. Der hierbei aufkommende Kontrast zu Eva Renzi ist groß, da sie sehr unscheinbar, beinahe maskulin gekleidet ist. Man raucht gemeinsam eine Zigarette und dann ist das Ende der Szene auch schon gekommen. Man entdeckt sie oder eben nicht. Unterm Strich bleibt somit ein recht eigenartiger Ausflug in den deutschen Krimi, der lediglich wie eine kleinere Fingerübung aussieht, jedoch nicht ihren kürzesten Auftritt darstellt. Hier ist gleich ihre erste Rolle zu nennen, denn in Rolf Hädrichs Fernsehfilm "Dr. Murkes gesammelte Nachrufe" erscheint ihr Auftritt auch nicht wesentlich länger zu sein. Für Eva Renzi stellte "Negresco - Eine tödliche Affäre" den erst fünften Spielfilm in ihrer noch jungen aber rasant in Fahrt gekommenen Karriere dar, und eben dieser Auftritt wirkt vollkommen konträr zu den im Vorfeld gedrehten Großproduktionen und Hauptrollen, allerdings sollten sich solche eigentümlichen Ausflüge, vor allem im Sinne völlig unterschiedlich ausgewählter Rollen, von Zeit zu Zeit wiederholen. Zu Klaus Lemkes Beitrag selbst lässt sich abschließend sagen, dass die Schauspielerin in keiner Beziehung für die Handlung oder sonstige Funktionen im Geschehen in diesem unterm Strich doch sehenswerten und kurzweiligen Film relevant ist, aber wer möchte schon die Wiedersehensfreude unterschätzen, wenn sie auch wie hier zugegebenermaßen ultrakurz ausgefallen ist. Die Mitwirkung regt am Ende lediglich die Fantasie an, vor allem in die Richtung eines Tauschs der weiblichen Hauptrolle mit Ira von Fürstenberg, denn Eva Renzi hätte in dem Part der Millionärsgattin Laura Parrish sicherlich auch eine glänzende Figur abgegeben und für Aufsehen sorgen können. Aber das bleibt natürlich reine Geschmacksache. Zu sehen ist sie etwa ab Minute 75.

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