DYANNE THORNE

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Prisma
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DYANNE THORNE

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DYANNE THORNE

[* 14. Oktober 1936 | † 28. Januar 2020]

(94 - 56 - 89)

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Wikipedia hat geschrieben:
Thorne spielte in den Anfangsjahren ihrer Karriere in diversen Theaterstücken und Filmen ihren eigenen Worten zufolge „sexy-süße Charakterrollen, blöde Blondinen und Freundinnen von Gangstern“. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Rolle der Ilsa in dem Film Ilsa, She Wolf of the SS und einigen Nachfolgeproduktionen. Thorne trat in ihren Filmen auch als Lahna Monroe, Rosalee Stein und Diane Thorne auf. Zahlreiche Darstellerinnen in anderen Frauengefängnisfilmen wurden besetzt, da sie eine große Ähnlichkeit mit Thorne aufwiesen und so von ihrem Ruhm innerhalb der Szene schöpfen konnten. Der geplante Crossover-Film Ilsa meets Bruce Lee in the Devil's Triangle allerdings wurde nie gedreht. Nach einer Pause von mehr als 20 Jahren kehrte sie 2013 für den Independentfilm House of the Witchdoctor und den Grindhouse-Film House of Forbidden Secrets (erneut in der Rolle der Greta Gristina, aus den Ilsa-Filmen) vor die Kamera zurück. Schon im August 1977 schrieb das Männermagazin Oui, Thorne arbeite in ihrer Heimatstadt Las Vegas als eine Art Predigerin und gebe im Rahmen der Philosophie Religious Science Lektionen für erfolgreiches Leben. 2006 besaß sie eine eigene Kapelle in Las Vegas, in der sie auch als Priesterin arbeitete.


Der Tod der Schauspielerin Dyanne Thorne brachte es Anfang 2020 leider nur zu kleineren Randnotizen, was vor allem aussagt, dass es sich bei der Amerikanerin vornehmlich um eine Figur handelt, die ihre Unsterblichkeit in speziellen Fankreisen und dem vielleicht nicht am Mainstream orientierten Film erlangen konnte. Thorne selbst soll einst ihre Verwunderung darüber ausgesprochen haben, dass man sie eigentlich nur als Ilsa kennt, ihre anderen Arbeiten für den Filmmarkt somit völlig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, allerdings ist auch nicht zu leugnen, dass sie mit ihren drei Auftritten als diese sadistische Titelfigur eine besonders polarisierende Marke kreieren konnte, vielleicht sogar einen Prototypen, dessen Nutzung sich noch häufig wiederholen sollte und sich bereits in abgeschwächter Form angedeutet hatte. Thorne hatte mit ihrer Befürchtung, dass man sie nur als Ilsa kennt, allerdings Unrecht, denn ein Großteil ihrer Fans dürfte Jess Francos eigene Interpretation dieser imposanten Barbarin ebenso gut kennen, was in der Aussage natürlich etwas sarkastisch klingt, da es sich um eine nahezu identische Rolle handelt, die eben hauptsächlich nur unter anderem Namen vermarktet wurde. In der Retrospektive ist es sicherlich für jede Interpretin unbefriedigend, wenn sie sich ausschließlich als Befriedigung bestimmter Zielgruppen oder Instinkte bezeichnen muss, allerdings ist die hier deutlich spürbare Intensität einer Schauspielerin zu benennen, deren Repertoire auf ganz klassischen, beziehungsweise zeigefreudigen Fundamenten beruht. Dyanne Thorne landete bereits im frühen Stadium ihrer Karriere in einer Art Rollen-Abo der sexy Blondine, naiven Verführung und leichtfertigen Frau, was nicht nur eine Daseinsberechtigung in sich darstellt, sondern vom Film immer wieder gezielt gesucht und auch gefunden wird. So kann man über Thorne zunächst einmal sagen, dass sie hauptsächlich unzählige Männeraugen und alternative Partien erfreut haben dürfte, wenngleich man auch über die non-physische Aura dieser Dame zu sprechen kommen sollte.

Natürlich bekommt die Umschreibung Körpersprache bei Miss Thorne ein ganz besondere, wenn nicht sogar buchstäbliche Bedeutung und sie bleibt als eine der nackten Naturgewalten in Erinnerung, die eigentlich nicht viel mehr zu tun hatte, als ihre mächtigen Argumente zu präsentieren, wozu sie der Film immer wieder brachte, oder vielleicht sogar umgekehrt. So handelt es sich wohl um einen der ältesten Deals der Filmwelt im Rahmen von Angebot und Nachfrage, sodass man gar nicht erst darüber fabulieren muss, was Dyanne Thorne noch alles hätte spielen können. Sie hat genau das zum Besten gegeben, was erwartet wurde und was sie vielleicht am besten konnte, sodass nicht nur besondere Szenen, sondern auch teils herrlich krude Charaktere in Erinnerung bleiben, die in Verbindung mit der hauseigenen Akrobatik und Mimik für die großen Momente dieser Filme sorgen. Wenn eine hochtourige Ilsa ihre Opfer beispielsweise fixiert, um gewisse Spezialbehandlungen anzuwenden, weiß der Zuschauer, was die Stunde geschlagen hat. Auch wenn ihre Hüllen fallen bedeutet dies, dass sie pikante Kostproben ihrer sexuellen Ausschweifungen liefern wird, die nur durch Sadismus, Brutalität und Mord angeheizt werden. So hat relativ übersichtliche Filmografie von Gast-Auftritten in bekannten Serien bis Partizipationen im HC-Bereich alles zu bieten. Thornes andere Rollen geraten somit schnell in Vergessenhheit, beziehungsweise gelangen erst gar nicht in den Radius von Sichtungen, doch selbst wenn man nur einen Film mit der leidenschaftlichen Amerikanerin kennen sollte, bleibt sie definitiv für immer in Erinnerung. Betrachtet man Dyanne Thornes Karriere auch fernab des Films, so zeigt sich, das sie viele Talente gehabt haben dürfte, sich außerdem ungern auf ein bestimmtes Feld festzulegen schien. Was bleibt, sind jedoch hauptsächlich ihre bekanntesten Genre-Darbietungen, die Vieles zwischen Erotik, Sex, Sadismus und Brutalität abzudecken versuchen, um ihren Bekanntheitsgrad zu potenzieren, und der Blick auf eine hochinteressante Darstellerin, die einem aus unterschiedlichsten Gründen ans Herz wachsen kann.

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Prisma
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Re: DYANNE THORNE

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● DYANNE THORNE als ILSA in
ILSA - DIE TIGERIN (CA|1977)



In der sibirischen Steppe wird ein entflohener Sträfling von einer Lanze aufgespießt. Ilsa, oder Frau Genossin Oberst, wie sie ihre Sklaven nennen müssen, beobachtet ihr Werk hoch zu Ross und mit zufriedenen Blicken. Es ist offensichtlich, dass es sich bei dieser Vorgehensweise um keinen Einzelfall handeln dürfte. Mit eiserner Faust demonstriert die attraktive Kommandantin, wer in ihrem Arbeitslager die Herrin ist. Tag für Tag und Nacht für Nacht. Dyanne Thorne konnte als Ilsa bereits einige Erfahrungen sammeln und bei jedem weiteren Auftritt erfindet sie das Rad vielleicht nicht komplett neu, schafft es allerdings, diese Figur mit immer wieder neuen Finessen auszustatten, sodass die naturgemäß stereotype Anlegung der Rolle trotzdem stets zum Happening wird. Brutalität und Dominanz, Perversion und Lust - ja, diese Dame statuiert gleich mehrere Exempel in diesem Bereich und lehrt ihre Gegner das Fürchten, zumindest solange sie leben. Züchtigung und Folter wären in diesem schrecklichen und vollkommen unmenschlichen Ausmaß überhaupt nicht erforderlich, denn so gut wie alle Sträflinge haben bereits im Vorfeld kapituliert, aber Ilsa braucht den Kick und die Befriedigung, die sie aus derartigen Machtdemonstrationen ziehen kann. Blutgeruch muss in der Luft liegen, damit sie auf Touren kommt. Aus dieser Kombination ergibt sich nicht nur folgerichtig der Tod, sondern sie delegiert auch sexuelle Ausschweifungen nach Herzenslust. Schwächen findet man bei ihr so gut wie keine, doch wenn man von einem solchen überhaupt sprechen möchte, ist es wohl ihre Eitelkeit. Wenn ein Mann sie nicht begehrt, hat dieser groteskerweise recht gute Chancen, sein Leben etwas zu verlängern, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis er der schwarzen Witwe endlich ins Netz gegangen ist. Mit Dyanne Thorne dreht sich das russische Roulette der Unersättlichkeit hochtourig und sie dominiert das völlig einseitig gefärbte Szenario nach Belieben.

Dyanne Thorne bringt eine Art Wahn und die grenzenlose Überheblichkeit ihrer Figur sehr präzise auf den Punkt. Ein Blick in ihr Gesicht liefert den absoluten Beweis, dass sie hundertprozentig bei der Sache ist und noch mehr will. Überhaupt darf betont werden, dass die Amerikanerin vielleicht gar keine so schlechte Schauspielerin war, wenngleich sie nicht immer im selben Umfang gefordert war. Ihren "Ilsa"-Auftritten drückt sie jedenfalls einen unverkennbaren Stempel auf, hin und wieder wirkt die üppige Dame richtig beängstigend bei ihren Experimenten am noch lebenden Objekt. Ihre weit aufgerissenen Augen sprechen eine sehr eindeutige Sprache und sie spielt sich und den Zuschauer in einen Bann, dem man sich nur schwer entziehen kann, vor allem auch, weil sie in einer perfiden Art und Weise unberechenbar bleibt. Genossin Oberst fällt bei ihren unmenschlichen Methoden nicht nur durch eine unerbittliche Mechanik auf, sondern vor allem durch ihren schwarzen Zynismus. Oft hört es sich beinahe so an, als spreche sie mit einem geschätzten Liebhaber, um diesen im nächsten Moment zu Tode zu foltern. Mit Vorliebe spricht sie in doppeldeutigen Windungen und vermeidet es, den Kindern allzu hässliche Namen zu geben. Lediglich wenn ihr Gehorsam oder Unterwerfung verweigert werden, wirkt sie angreifbar und fährt umgehend schwerere Geschütze auf, die in ihren gefürchteten Demonstrationen gipfeln. Synchronisiert von Ursula Heyer, entstehen sehr vollendete Momente im Bereich der Dialoge. Die Verbindung aus Wort und Tat macht "Die Tigerin" zu einer der beeindruckenderen Figuren im Exploitation-Bereich, deren Intensität in zweifelhafter Erinnerung bleibt. Genau wie in den zwei vorher entstandenen Teilen zeigt Dyanne Thorne, dass es eben nur eine Ilsa geben kann und sie neben sich weder Götter, noch Fußvolk duldet. Trotz des hier offenen Endes, das prädestiniert für eine Fortsetzung gewesen ist, ist es bedauerlich, dass die Reihe ihr endgültiges Ende fand.

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