BELINDA LEE

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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BELINDA LEE

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BELINDA LEE

[* 15. Juni 1935 | † 12. März 1961]

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Wikipedia hat geschrieben:
Belinda Lee begann als Teenager mit Schauspielunterricht an der “Tudor Art Academy” in Hindhead bei London und an der Londoner Royal Academy of Dramatic Art (RADA). Gleichzeitig lernte sie an einer Handelsschule Schreibmaschine und Stenographie. 1954 wurde sie von Val Guest, dem Leiter der Rank Organisation von der Bühne weg für eine Rolle in The Runaway Bus verpflichtet. Anschließend erhielt sie einen Studiovertrag und wurde als Rivalin von Diana Dors aufgebaut. Nach einigen Nebenrollen wurde sie in kleineren Komödien und Kriminalfilmen prominenter besetzt. 1957 drehte sie ihren ersten italienischen Film und spielte, auch aufgrund ihrer Präsenz in den Boulevardmedien (u. a. wegen eines Suizidversuches), als Flittchen und Vamp in italienischen, deutschen und französischen Genreproduktionen bis zu ihrem frühen Tod. Belinda Lee war von 1954 bis 1959 mit dem Fotografen Cornel Lucas verheiratet. In die Schlagzeilen kam sie vor allem durch ihre Affäre mit dem römischen Fürsten Orsini und einen Suizidversuch 1958.1961 kam sie als Begleiterin des Produzenten Gualtiero Jacopetti bei einem Autounfall zwischen Las Vegas und Hollywood ums Leben, als an ihrem Wagen bei einer Geschwindigkeit von 160 km/h ein Reifen platzte und sich das Auto deshalb überschlug.


Bei der britischen Schauspielerin Belinda Lee handelt es sich um eine Künstlerin, um die sich nicht nur wegen ihres frühen Todes eine geheimnisvolle Aura hüllt, sondern sie vermag es vor allem, diesen Eindruck auch heute noch aufrecht zu erhalten oder ihn sogar aufzubauen. Da sich ihr Todestag in diesem Jahr zum 60. Mal häuft, handelt es sich naturgemäß um eine Interpretin, die in Vergessenheit geraten ist, zumal sie sich in ihrem Wirken nicht so ausgiebig entfalten konnte, wie es vielleicht in einer auf Schienen verlaufenden Karriere gewesen wäre. Der Tod machte ihr und der Filmwelt einen schockierenden und ebenso tragischen Strich durch die Rechnung, indem der letzte Vorhang auf dem Höhepunkt ihrer Karriere fiel oder fallen musste. Betrachtet man Belinda Lee, ist die Begeisterung schnell entfacht und erklärt, zählt sie doch zu den ganz wenigen Schauspielerinnen, deren Aura so einzigartig wirkt. Dem Empfinden nach findet man die anziehendsten Facetten und schönsten Attribute von jeder Frau, zu spielen hatte sie jedoch oft die Kehrseite der Medaille. So wirkt Belinda Lee auch heute noch nachhaltig faszinierend, überaus wandlungsfähig, außerordentlich begabt und anziehend, aber vor allem zeitlos schön. Sicherlich lässt sich berechtigterweise sagen, dass man diese Eigenschaften auch bei unzähligen ihrer Kolleginnen finden kann, doch bei der Engländerin zeigt sich der Blick der Medusa, wenn auch nur im übertragenen oder abgewandelten Sinn, denn das jeweilige Gegenüber wird nicht versteinert, sondern schlicht und einfach verzaubert. Lediglich die Unausweichlichkeit stellt hier die einzige Parallele dar.

Belinda Lee wirkte im europäischen Kino und vor allem bei ihren Ausflügen im oft angestaubt anmutenden deutschen Film wie eine unbekannte und daher verzweifelt erwartete Lichtgestalt. So ist Lee eine Schauspielerin der perfekten Mischung, denn ihre Aura wirft sowohl Greifbares, als auch Geheimnisvolles auf. Zu sehen ist ein Geschöpf oder eine Kreation, die dem Empfinden nach Teil jeder Frau sein könnte und deren auffällige Optik ein interessantes Wechselspiel zwischen markanten und sanften Zügen eingeht. Belinda Lees Karriere entwickelte sich so rasant, dass sie schon nach einem guten Dutzend Filme die Besetzungslisten anführte und meistens sogar noch prominenter in Szene gesetzt wurde, als die dazugehörigen Titel. So wurden buchstäblich Belinda-Lee-Filme inszeniert und diese vielen unterschiedlichen Produktionen dokumentieren die hohe Nachfrage in Richtung der Interpretin. Es ist seit Bestehen des Films so, dass man genau auf derartige Ausnahmeerscheinungen wartet, sie erkennt und resolut einsetzt, oftmals leider verbraucht. Ihre Karriere endete abrupt mit einem tödlichen Autounfall, doch für einen Mythen-Status reicht der Fall Belinda Lee nicht aus, da bestimmte sowie essentielle Grundvoraussetzungen fehlen: ein vielleicht allzu prosaisches Ende ohne einen geheimnisumwitterten, in Dramatik gehüllten Tod und leider in Vergessenheit geratene Filme. Gerade bei Belinda Lee kommt man nicht um den Gedanken herum, sich auszumalen, was gewesen wäre, wenn sie weiterhin im Business aktiv gewesen wäre. Eines ist jedoch mit ziemlicher Sicherheit zu sagen: Sie wäre ohne jeden Zweifel zu einem der größten europäischen Kinostars aufgestiegen.

Was unterm Strich bleibt, ist der persönliche Eindruck zu Belinda Lee, der im Lauf der Jahre immer mehr reifen konnte. Wie gesagt ist es dem Empfinden nach so, dass sie viele Frauen und auch Schauspiel-Kolleginnen in ihrem Wesen zu vereinen scheint. Dieser Eindruck transportiert sich ganz selbstverständlich von der Erst-Begegnung bis zu jeder folgenden, bei der leider die Gewissheit mitschwingt, dass ihre Filmografie schneller beendet sein wird, als bei anderen Interpretinnen. Ob Rosemarie, Messalina oder als Satan, der mit Liebe lockt; Lee präsentiert so unzählig viele Facetten bezüglich Aura und Darstellung, dass sich viele ihrer Kolleginnen Vergleiche gefallen lassen müssen. Zu sehen ist ein weiteres markantes und doch so makelloses Gesicht, ihre grünen Augen deuten Temperament und Unergründlichkeit an. Ihre deutschen Synchronstimmen versuch(t)en sie als Femme fatale zu vermarkten, sodass ihre eigene Stimme umso erstaunlicher wirkt, die weich und melodisch aber vergleichsweise unscheinbar anmutet. Einfach faszinierend diese Frau, die ihre Filme spielend strukturieren, prägen, wenn nicht sogar beherrschen konnte. Hört man das Wort spielend, so muss man gleichzeitig an ihren Umgang mit Männern, aber auch Rivalinnen denken, welcher stets intuitiv, immer beeindruckend und für ihr jeweiliges Gegenüber nicht selten gefährlich gewirkt hat. Die Informationslage zu Belinda Lee ist leider recht überschaubar, was allerdings auch daran liegt, dass ihr früher Tod im Jahr 1961 empfundenermaßen so unendlich lang zurück liegt. Dennoch sind es gerade Schauspielerinnen wie Belinda Lee, die den persönlichen Film-Horizont bereichern und mit einer unausschöpflichen Spannung ausstatten.

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Re: BELINDA LEE

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● BELINDA LEE als PAULA MEYER in
AUF ST. PAULI IST DER TEUFEL LOS (I|F|1959)



»Sie ist wirklich seine Frau?« Hinterfragend schaut das Publikum auf Herrn Meyer, welches hinter vorgehaltener Hand womöglich ebenfalls auf diesen Gedanken gekommen ist, denn das Charisma und die Vitalität der begehrenswerten Paula Meyer wirkt wie ein unübersehbarer Gegensatz. Diese aufgeworfene Frage wird allerdings schnell mit einer Anmerkung quittiert, die wie eine der plausibelsten Erklärungen klingen will, die man sich einfallen lassen kann: »Ja, und er trägt Hörner.« Paula alias Belinda Lee wird sich im späteren Verlauf noch in ungeschönter Art und Weise selbst vorstellen, indem sie in einer verruchten Kiez-Kneipe auf ihre eigene Herkunft verweist, die einst ihr Zuhause gewesen sein soll. Auch scheint man sie zu kennen: »Ja, ich bin eine alte Nutte. Aber der einzige Unterschied zwischen mir und dieser Dame hier ist das Alter!« Die schöne Engländerin empfiehlt sich in dieser auf deutschem Boden spielenden italienisch-französischen Produktion für ihre kurz darauf folgenden Hauptrollen in der Bundesrepublik, und es ist mehr als ersichtlich, dass der teils angestaubt wirkende deutsche Film nur auf ein Wesen wie sie gewartet hat. Als Paula Meyer bahnt sie einen vermeintlichen Neben-Plot an, der allerdings eins wird mit dem Gesamtgeschehen, denn die schöne Gattin eines erfolgreichen Geschäftsmannes scheint ab sofort überall zu sein. Ihre Heirat ist wohl als reiner Pragmatismus zu deuten, denn schließlich konnte sie sich so aus dem Dreck ziehen, der in gewissen Momenten immer noch an ihr zu haften scheint. Wer glaubt, sie versuche es mit Vertuschung und Diskretion, ist auf einem völlig falschen Dampfer. Ihre teils wenig schmeichelhaften Offensiven sprechen eine andere Sprache, doch genau aus diesem Grund kommt es zu bedingungsloser Sympathie, da ihre Ehrlichkeit beeindruckend wirkt. Zunächst ist es vielleicht kaum zu verstehen, dass sie eine Liaison mit einem Habenichts wie Mario anfängt. Betrachtet man jedoch ihr Umfeld und malt sich jenes aus vergangenen Zeiten aus, fällt es einem wie Schuppen von den Augen, denn Mario Anziehungskraft setzt sich aus raren Attributen wie Aufrichtigkeit und moralischen Prinzipien zusammen.

Paula ist mehr als nur ein schönes Vorzeigemodell ihres Mannes, und sie verkauft sich nicht weiterhin unter wert, da sie bereits einen hohen Preis in der Alltagshölle namens Ehe bezahlen musste. Große Momente mit Belinda Lee entstehen in der Regel innerhalb einer ganz bestimmten Kopplung: Das Auge der Kamera kann ohnehin nicht von diesem so außergewöhnlich schönen Gesicht ablassen, die Regie in den meisten Fällen auch nicht, hinzu sollte eine zentrierte Dramaturgie kommen, die Lees exponiert in den Credits erscheinenden Namen ebenso prominent erscheinen lässt, wie ihre Aura. Diese Strahlkraft kommt in "Auf St. Pauli ist der Teufel los" in profan oder eher alltäglich wirkenden Momenten zu vollem Einsatz, wie etwa in einer lasterhaften Hafenkneipe, oder in einer heruntergekommenen Pension, in der sie sich mit Mario trifft. Im Alltag hat sie es sich angeeignet, eine Maske zu tragen, die so perfekt sitzt, dass ihr Mann ihr alle Fehltritte verzeihen dürfte. Paula ist eine Frau, die es zu halten gilt, sodass ihr Narrenfreiheit eingeräumt wird. Jedoch ist die Dame im edlen Nerz kein austauschbares Püppchen, sondern eine Frau mit Bedürfnissen und Prinzipien. Ihre Melancholie wird wie ein Geheimnis behütet, denn derartig labile Momente machen sie verletzlich und unsicher. Mit Mario kann sie die Eintönigkeit des Alltags vergessen, doch ein Versteckspiel bedeutet gleichzeitig die Limitierung der gemeinsamen Zeit, die nicht vollends für das entschädigt, was anschließend kommt. Belinda Lee kann in Francesco Rosis Kiez-Drama für die nachhaltigsten Eindrücke sorgen, was nicht gegen die originelle Geschichte sprechen soll, sondern für Lees besondere Art, ihre Rollen anzupacken und sie auszubuchstabieren. Hinzu kommt diese wortlose Dominanz, die in dieser Intensität sicherlich nicht alle Tage zu finden war und den doppelten Boden des Verlaufs tatkräftig unterstützt. So bleibt im Zusammenhang mit der Ausnahme-Erscheinung Belinda Lee zu betonen, dass sie hier nicht nur ein willkommenes Highlight bleibt, sondern wie üblich viel mehr darstellt, als der erste Blick offenbaren will.

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Re: BELINDA LEE

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● BELINDA LEE als VALERIA MESSALINA in
MESSALINA (I|1960)



Im Jahr 1960 war Belinda Lee auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt und in dieser Saison kamen war sie in sage und schreibe acht Kinofilmen zu sehen, was sehr viel darüber aussagen will, wie es mit dieser vielversprechenden Karriere weitergegangen wäre, wenn nicht ihr früher Tod zu beklagen gewesen wäre. In einem solchen Film, dessen Bestimmung es ist, hauptsächlich von seiner Titelfigur getragen zu werden, kann wesentlich mehr schief gehen, als dass man zu einem gelungenen Gesamtergebnis kommt, vorausgesetzt die Titelfigur kann das Geschehen nicht vereinnahmen. Die Verpflichtung von Belinda Lee stellt bei "Messalina" weitaus mehr als einen Glücksgriff dar, weil sich die Schauspielerin hier in wirklich allen Bereichen nachhaltig profilieren kann. Falls die historische Figur der Valeria Messalina genau so oder nur annähernd so schön und verführerisch wie die englische Schauspielerin gewesen ist, kann man sehr gut nachvollziehen, dass ihr unzählige Männer zu Füßen gelegen haben müssen und zu allem bereit waren. Belinda Lee prägt ihre berechnende Titelfigur mit überaus klassischen Mitteln und den gefährlichen Waffen einer Frau, die es gewöhnt ist, alles zu bekommen, was sie sich in den Kopf gesetzt hat. Beim Ausbuchstabieren dieser Rolle wirkt sie selbstsicher und transportiert alle Attribute der überlieferten historischen Figur in bestechender Manier. Dabei stehen ihr Kalkül und ein unstillbarer Machthunger im Vordergrund, mit welchem sie höchste Ziele verfolgt, die sie niemals aus den Augen zu verlieren scheint. Dabei heiligt der Zweck schließlich alle Mittel und mit ihren Methoden besitzt sie nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, ganze Heerscharen zu entmachten, um sie sich letztlich Untertan zu machen. Interessant bei dieser Vorgehensweise ist, dass sie ihre Opfer dazu bewegen kann, sich freiwillig zu ergeben, sodass diese schließlich mit Wonne in ihr eigenes Verderben laufen werden. Aber das Material Mann scheint in dieser Geschichte unbegrenzt zu sein.

Messalina ist umgeben vom Atem des Todes, der für ihre potenziellen Opfer allerdings nicht abschreckend wirkt, sondern in Verbindung mit ihrer Erscheinung überhaupt keine Bedrohung darstellt, da sie doppelzüngig und blenderisch agieren kann. Somit wird ihr finaler Todeskuss quasi als Privileg angesehen. Ihr Hochmut zieht weite Kreise, ihr Stolz ist selbst bei tödlicher Gefahr nicht zu brechen, ihre Lebenslust ist nicht zu bändigen und niemals würde sie sich einem Mann unterwerfen, vorausgesetzt es passt in ihre Pläne. Belinda Lee kann und muss man in "Messalina" mit der Umschreibung Idealbesetzung in Verbindung bringen, und es ist schon atemberaubend ihr dabei zuzusehen, wie sie mit ihrer Rollenfigur eins wird. Interessant ist die Tatsache, dass sich die Produktion angesichts des frühen Produktionsjahres nicht scheut, optische Veranschaulichungen zu liefern, die die Eindrücke des Publikums untermauern. Vielleicht kann nicht gerade davon gesprochen werden, dass es sich für das Zeitfenster um besonders gewagte Szenen, aber um pikante Eindrücke handelt, die die Fantasie vergleichsweise wesentlich deutlicher beflügeln, als man es im Produktionsjahr 1960 gewöhnt war. So kommt es sozusagen zu indirekten Nacktszenen, in denen Lee beispielsweise in einen Hauch von Nichts gehüllt ist oder beim Baden sowie im Lotterbett zu beobachten ist, bevor man sich auf die diskrete Kamera verlassen kann. Beschäftigt man sich etwas intensiver mit dem Komplettpaket Belinda Lee, so wandelt sich das naturgemäß vorhandene Interesse für diese Schauspielerin nach und nach in pure Faszination um, denn neben allen optischen Vorzügen und einer sagenumwobenen Karriere mit solch tragischem Ende kristallisiert sich immer mehr heraus, dass es sich um eine exzellente Schauspielerin handelt, die das Potenzial besitzt, in jeder erdenklichen Rolle zu überzeugen, die sie besonders gut strukturieren konnte. Am spektakulären Ende lässt sich also nur noch sagen, dass Schönheit in der Tat verpflichtet.

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Re: BELINDA LEE

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● BELINDA LEE als FAUSTA in
KONSTANTIN DER GROẞE (I|JUG|1961)



In Lionello de Felices "Konstantin der Große" ist Belinda Lee leider schon in einer ihrer letzten Rollen zu sehen, da sie im gleichen Jahr tödlich mit ihrem Wagen zwischen Las Vegas und Hollywood verunglückte. Bereits hinlänglich bekannt aus derartigen Filmen und darüber hinaus sehr häufig betraut mit großen Frauenrollen, war die Ausnahmeerscheinung aus England aus zahlreichen Gründen wie geschaffen für solche prestigeträchtigen Auftritte, die international für Aufsehen sorgen konnten, was allerdings auch an ihrer Person liegt, die immer wieder in einschlägigen Schlagzeilen zu finden war. Ausgestattet mit der richtigen Ausstrahlung, aber vor allem der Gabe, sich flexibel und überzeugend in jede noch so unterschiedliche Rolle hinein versetzen zu können, kann von einer Art Aushängeschild gesprochen werden, was auch für ihr atemberaubendes Erscheinungsbild gilt, welches dem Zuschauer letztlich ein Stück weit ermöglichen konnte, sich in Epochen und Strukturen hineinzudenken, in denen sich starke und für ihre Attraktivität bekannte Frauen Männer zu bedingungslosen Untertanen machen konnten. Aus persönlicher Sicht, und nach mehreren ähnlich gelagerten Filmen mit ihr in der Hauptrolle, wirkt Belinda Lee beinahe wie ein Prototyp für die Verkörperung von großen Frauen der Weltgeschichte, der nur Gestalt annehmen konnte, weil Belinda Lee die perfekten Grundvoraussetzungen mitgebracht hatte. Erneut kommt es hier zu einer sehr eigenständig gefärbten und intensiven Interpretation der attraktiven Interpretin, obwohl sie im Filmgeschehen unterm Strich recht untergeordnet wirkt. Selbstverständlich sieht man aufgrund der überlieferten Anlegung der Rolle keine brutalen und eiskalt kalkulierten Machenschaften einer "Messalina".

Vielmehr ist das Temperament einer im Sinne des Films mild gestimmten, weitsichtigen und gefühlsbetonten Frau zu erkennen, deren Attribute nicht rücksichtslos zu ihrem Vorteil eingesetzt werden, um insbesondere Männer ihres Umfeldes gefügig zu machen. Darstellerisch gesehen sieht man schließlich eine gut strukturierte und ungewöhnlich deutlich dosierte, wenn in gewisser Weise auch obligatorische Interpretation, die der männlichen Haupt- und Titelrolle nicht ins Gehege kommt, was beispielsweise Screentime, Umfang oder Wichtigkeit der Rolle anbelangt. Die aufmerksame und offensichtlich verliebte Kamera interessiert sich naturgemäß über die Maßen für Belinda Lee im Ganzen, aber wartet noch nicht einmal mit Strecken von Großaufnahmen auf, wenngleich im Sinne der Optik sehr deutliche Akzente gesetzt werden, sodass die Britin auch nach über sechzig Jahren noch erhaben und hoheitsvoll wirkt, außerdem begehrenswert durch die aufwändigen Kulissen schweben kann. In ihrer eigenen Filmografie finden sich bei der Betrachtung ihres Gesamtwerkes vielleicht weitaus bedeutsamere Arbeiten, die aufgrund anderer Schwerpunkte und Geschütze deutlicher im Gedächtnis bleiben sollten, und auch wenn es sich bei "Konstantin der Große" um einen sehr passablen und unterhaltsamen Film handelt, konnte sie doch wichtigere Rollen in ihrer so kurzen Karriere ausbuchstabieren und bei den richtigen Antennen zum Erlebnis werden lassen. Was allerdings stets in Erinnerung bleiben wird, ist das überaus interessante Wechselspiel von markanten und sanften Zügen, dem lodernden Feuer in ihren Augen und einem Temperament, das ihren zu interpretierenden Frauenrollen den richtigen Schliff im Rahmen von Leidenschaft, Dramatik, und Kalkül geben konnte.

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Re: BELINDA LEE

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● BELINDA LEE als EILEEN in
DAS SPUKSCHLOSS IN DER VIA VENETO (I|1961)



Die Riege der Filme mit Belinda Lee ist wegen ihres frühen Todes naturgemäß nicht übermäßig lang, bietet aber dennoch viele hochinteressante Rollen, von denen einige noch zu entdecken sind. Diese Produktionen jedoch nur auf die Beteiligung von Belinda Lee zu reduzieren, wäre ungerechtfertigt, was insbesondere für "Das Spukschloss in der Via Veneto" gilt, da diese Komödie eines der großen vergessenen Highlights des italienischen Kinos darstellt. Die schöne Britin ist in dieser originellen Geschichte zwar überaus nett anzusehen, zeigt sich darüber hinaus in guter Spiellaune und erfreut auch einmal mit ihrer komödiantischen Seite, aber es ist und bleibt dieser bemerkenswert leichtfüßige Film, der die Hauptattraktion darstellt, seine weibliche Hauptrolle somit auch in die zweite Reihe verfrachtet. Belinda Lee fällt hier zunächst durch einige optische Veränderungen auf, sodass man nach Auftritten wie beispielsweise der feuerroten Messalina oder der blonden Rosemarie Nitribitt schon zweimal hinschauen muss, um sie überhaupt zu erkennen. Die schwarzhaarige und verführerische Eileen ist hier also ein gewolltes Abziehbild der modernen Frau dieser Zeit geworden, resolut, selbstbewusst und schlagfertig. Auch wird sie in der "Via Veneto" als erotischer Blickfang eingesetzt, der nicht gerade sparsam mit den eigenen Reizen umgeht, und die Kunst des Verführens ihr Eigen nennt. Belinda Lee scheint alleine aus diesen Gründen wie geschaffen für diesen Auftritt zu sein, obwohl die weibliche Konkurrenz hier gewiss nicht schläft. Die Britin hat im Films beispielsweise eine Szene in der Badewanne, die allerdings von unten bis oben voll mit Schaum, also Fantasie ist, sie ist häufig in knappen Ensembles zu betrachten und man darf einen Blick auf ihren nackten, vom Schaumbad glänzenden Rücken werfen, was für das Produktionsjahr ein bisschen mehr als das Übliche darstellt.

Dies klingt für heutige Verhältnisse nach einem Hauch von Nichts, doch es ist zu bedenken, dass der Film im Jahre 1961 entstanden ist. Die Rolle von Belinda Lee ist insgesamt schon sehr stark auf einen gewissen Star-Bonus angelegt, den sie zu jener Zeit ohne jeden Zweifel innehatte. Sie wird im Vorspann an zweiter Stelle - und somit noch vor dem Filmtitel "Das Spukschloss in der Via Veneto" genannt, bereichert das Geschehen allerdings erst ziemlich spät, und hat daher auch recht wenig Screentime, die vornehmlich Marcello Mastroianni vorbehalten ist. Bezüglich der Sympathien des Publikums und der Wichtigkeit der Rolle, sieht mal Lees Kollegin Sandra Milo in deutlichem Kontrast, was übrigens für die gesamte feminine Unterstützung in dieser Geschichte gilt. Dennoch zieht sie mit allen anderen an einem Strang und sorgt für aufrichtiges Schmunzeln und einige Lacher. Hierbei handelt es sich schon um ein interessantes Kontrastprogramm, sah man die englische Interpretin doch hauptsächlich in Rollen, die in andere Richtungen führten, allerdings die gleiche Schauspiellaune erforderten. Schwierigkeiten könnte vielleicht ihre deutsche Synchronstimme machen, da es sich um einen schwerwiegenden einfach nicht auszublendenden Fall der Assoziation mit einer anderen Rolle handelt. Belinda Lee wird hier nämlich von Marianne Wischmann gesprochen, die kaum zu ihrem Typ passt und gleichzeitig permanent an Raquel Ochmonek aus "Alf" denken lässt, wenngleich die Leichtigkeit der Dialoge lobenswert ist. Wie dem auch sei, es handelt sich insgesamt um eine weitere schöne Rolle der schönen Interpretin, und es ist absolut sicher, dass sie auch weiterhin dazu animieren wird, die Filmografie zu vervollständigen, um weitere Highlights zu entdecken. Eileen überrascht mit einer sehr interessanten Wandlungsfähigkeit, Belinda Lee mit auffälliger Schauspiellaune, und der Zuschauer wohl mit einem deutlichen Kopfnicken.

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