CHRISTIANE KRÜGER

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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CHRISTIANE KRÜGER

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CHRISTIANE KRÜGER

[* 08. September 1945 ]

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Wikipedia hat geschrieben:
Christiane Krüger – Tochter von Hardy Krüger und der Schauspielerin Renate Densow (1918–2006), seiner ersten Ehefrau – wuchs in der Schweiz auf und erhielt ihre Ausbildung bei der Schauspiellehrerin Else Bongers in Berlin. Sie debütierte am Theater Koblenz und an der Komödie Berlin. Ihr Filmdebüt hatte sie 1967 in 48 Stunden bis Acapulco. Seither spielte sie zahlreiche Rollen in Filmen, vor allem aber im Fernsehen. Auch in zwei Edgar-Wallace-Filmen wirkte sie mit. Eine ihrer wenigen Hauptrollen im Kino war 1973 eine an Eva Perón erinnernde Diktatorengattin in Sie nannten sie kleine Mutter. In den bekannten Fernsehserien Der Kommissar, Derrick, Der Alte, Tatort und SOKO 5113 wirkte sie mehrfach mit. 1982/83 ging sie als Bühnenpartnerin von Horst Janson auf Theatertournee, zwei weitere Tourneen folgten. 1972 ließ sie sich für den deutschen Playboy ablichten. 1974 heiratete sie den Maler und Fotografen Manfred Bockelmann, den Bruder des Sängers Udo Jürgens, der gemeinsame Sohn Tim Krüger-Bockelmann arbeitet ebenfalls als Schauspieler. Die Ehe wurde geschieden. Christiane Krüger lebt am Starnberger See.


Im erlesenen Kreis der persönlichen Lieblingsschauspielerinnen spielt Christiane Krüger eine sehr große Rolle, denn sie war von Anfang an eine ständige Begleiterin beim eigenen Filmwerdegang. Oft als kühle Hamburgerin beschrieben, ist sie eine der beständigen Größen in der deutschen Film- und TV-Landschaft geblieben, auch wenn ihre Auftritte in den letzten Jahren immer seltener geworden sind und ihr letzter Auftritt im Fernsehen bereits 2013 stattgefunden hat. Christiane Krüger ist die Tochter des Weltstars Hardy Krüger und der Schauspielerin Renate Densow und wuchs in der Schweiz auf. Aus einer Schauspieler-Familie stammend, schien für sie nichts anderes in Frage zu kommen, als diesen Weg ebenfalls einzuschlagen. Sie erhielt ihre klassische Ausbildung unter der profilierten Else Bongers, die in den 40er und 50er Jahren Besetzungschefin bei der UFA war. Christiane Krüger debütierte am Theater Koblenz und an der Komödie Berlin, bis es zu ersten Rollenangeboten kam. 1967 besetzte Klaus Lemke die damals Anfang 20-jährige in seinem ersten Langfilm "48 Stunden bis Acapulco", in dem sie die weibliche Hauptrolle spielte. Der Film wurde ein Jahr später mit dem Bambi ausgezeichnet. Nach wenigen TV-Produktionen ging es für Krüger dann Schlag auf Schlag und sie partizipierte in beliebten Kino-TV-und Serienformaten, wie beispielsweise "Edgar Wallace", "Der Kommissar" oder "Tatort", und machte auch in internationalen Produktionen eine gute Figur. Obwohl sie zwischenzeitlich immer wieder in Kinofilmen zu sehen war, wurden TV-Produktionen zu ihrer Domäne, bei der Kriminalserie "Derrick" kann sie beispielsweise beachtliche neun Gastauftritte vorweisen. Des Weiteren absolvierte Christiane Krüger Theatertourneen, 1974 heiratete sie den Maler und Fotografen Manfred Bockelmann, mit dem sie einen Sohn hat, der ebenfalls Schauspieler geworden ist. Heute lebt die Schauspielerin zurückgezogen am Starnberger See. Auf der Suche nach Informationen erscheint es doch sehr verwunderlich, dass über Christiane Krüger recht wenige Daten zu finden sind, obwohl sie ja nach wie vor zu den guten Bekannten der deutschen TV-Szene gehört. Häufiger sind Berichte aus der Boulevardpresse aufzuspüren, die immer wieder auf das angespannte Verhältnis zu ihrem Vater Hardy Krüger - den die Schauspielerin nach eigenen Angaben Mitte der Achtziger wohl zum letzten Mal gesehen haben soll - zu sprechen kommen.

Interessiert man sich für den deutschen, beziehungsweise europäischen Film, so kommt man an Christiane Krüger nicht vorbei, die rückblickend eine große Präsenz vorzuweisen hat, was sich aber ausschließlich auf ihre TV-Karriere bezieht. Bereits nach einem vagen Blick auf Christiane Krüger stellt sich schnell die Fähigkeit heraus, dass ihre Darbietungen der jeweiligen Anforderung entsprechend stets gut abgestimmt sind, sodass sie ihre jeweiligen Charaktere besonders intensiv prägen und formen kann. Besonders auffällig ist und bleibt die Tatsache, dass Christiane Krüger ihre Rollen stets außergewöhnlich gut strukturieren konnte, und oft wurde sie dabei als eher spröde Schönheit klassifiziert. Ihr exakt dosiertes Temperament könnte man sogar als eine einzige Choreografie beschreiben und nur selten bot man ihr die Gelegenheit, vollkommen aus sich herauszukommen, wie beispielsweise in Radley Metzgers bemerkenswertem Film "Marina - Der brutale Aufstieg einer Hure", in dem sie nicht nur eine ihrer wenigen Hauptrollen spielte, sondern mit einer unbändigen Leistung überwältigt. Als Markenzeichen ist ihre unverkennbare und wohlklingende Stimmfärbung zu sehen, die die ohnehin vorhandene Fähigkeit, Stimmungen und Emotionen nahezubringen, nur noch untermauert. Auch die Sprache ihrer blauen Augen ist natürlich international verständlich. Über ihre Schönheit und Attraktivität lässt sich nicht streiten, und glücklicherweise wurde meistens das Potenzial gesehen, sie nicht nur als schmückendes Beiwerk einzusetzen. Christiane Krügers Filmografie gibt bei den doch sehr unterschiedlichen Rollen schon ein eher eindeutiges Profil her. Oft mit Vergangenheit, Abgründen und Kalkül zu sehen, stellte sie gerne selbstbewusst und stark die moderne Frau dar, aber sie arbeitete auch immer wieder tragische und sogar oberflächliche Elemente solide heraus. Die tatsächlichen Einsätze in Filmen und TV-Produktionen geben dies zwar nicht immer unbedingt her, doch man hat es mit einem klassischen Allround-Talent zu tun, dessen Fähigkeiten unterm Strich leider nur zu verhalten und sporadisch eingesetzt wurden, so dass man auch bei ihr sagen muss, dass innerhalb der Karriere der Christiane Krüger viele Möglichkeiten ungenutzt blieben. Was die kühle Blonde mit der besonderen Ausstrahlung kann und was nicht, wird in absehbarer Zeit hier zeigen, denn eine kleinere bis größere Hommage hat diese zweifellos unterschätzte Serien-Pionierin allemal verdient.

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Prisma
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● CHRISTIANE KRÜGER als HELGA in
LOVEMAKER - DER MANN MIT DEM MAN LIEBE MACHT (D|I|1969)



In ihrer noch jungen Karriere war Christiane Krüger in "Lovemaker" in ihrem erst fünften Kinofilm zu sehen, um schon wenig später hauptsächlich ins deutsche TV-Fach zu wechseln. Wie viele andere Kolleginnen auch, schaffte sie anfangs recht schnell den Sprung auf internationales, oder hauptsächlich europäisches Parkett, denn derartig attraktive Erscheinungen waren stets über nationale Grenzen gefragt. Außerdem verfügte sie von Haus aus über einen bekannten Markennamen. Krüger absolvierte Probeaufnahmen für Ugo Liberatores Film und bekam den Zuschlag für die Rolle der Helga, die zunächst für Hauptdarstellerin Doris Kunstmann angedacht war. In Italien konnte die Hamburgerin mit ihrem Auftritt in dem in der Bundesrepublik unter Edgar Wallace vermarkteten "Das Gesicht im Dunkeln" von sich reden machen, vielleicht sogar aufgrund ihrer freizügigen Szenen für Aufsehen sorgen, wenngleich diesem Beitrag nur eine schwache Publikumsresonanz zuteil wurde. In allen ihrer 1969 entstandenen Filme präsentierte sie stets ihren makellosen Körper und unterstrich mit dem Absolvieren von Nacktszenen eine auffällige Leichtfertigkeit ihrer Rollencharaktere - so auch in "Lovemaker". Auf den ersten Blick wirkt Helga wenig autonom und eher wie ein ständiges Anhängsel ihrer gut situierten Freundin Christiane, die den Ton über die Grenzen der damals immer noch bestehenden männlich-weiblichen Konstellationen angibt. Vielleicht kann sogar von einer Art Abhängigkeit gesprochen werden, denn innerhalb der Clique profitiert jeder auf seine eigene Art und Weise von der mondänen Frau mit dem auffälligen Sportwagen. Dennoch zeigt sich, dass es sich insbesondere im Fall von Helga um keine kleine Marionette handelt, denn sie gibt ihren reichlich vorhandenen Tendenzen der Impulsivität und Eigenwilligkeit nach, die in der Regel mit Männern zu tun haben.

Stilsicher bewegt sie sich innerhalb der ungeschriebenen Gesetze dieser Gruppe und geht nie zu weit; ganz nach dem Motto eines alten Sprichworts: »Wes Brot ich ess, des Lied ich sing«. Christiane Krüger fungiert somit nicht nur als optisches Pendant zu Schauspielkollegin Doris Kunstmann, sondern das Augenmerk liegt sehr stark auf den unterschiedlichen Wesenszügen. Beide Frauen kleiden sich gerne mit einer auffälligen Doppelmoral, von der sie glauben, dass die für niemand anderen sonst sichtbar wäre, doch im Endeffekt sind sie schnell durchschaut, da es innerhalb des Versuchs sich von Männern zu emanzipieren zu dem entgegengesetzten Ergebnis kommt, dass sie sich nur noch mehr in Muster der Abhängigkeit manövrieren. Helgas Kapital ist ihr Körper, das attraktive Aussehen und die verspielte Leichtfertigkeit, die man auch ein Sich-Anbieten nennen könnte. Zwar ist die Blondine liiert und in gesellschaftlichen Korsetts fixiert, doch sie lässt es sich auch nicht nehmen, von denen genommen zu werden, denen sie selbst den Zuschlag erteilt. Christiane Krüger buchstabiert ihre Rolle sehr sicher aus, indem sie sich einer notwendigen Oberflächlichkeit und sogar Triebhaftigkeit bedient. In diesem Zusammenhang kommt es zu denkwürdigen Szenen, wenn man sie beispielsweise im Hochzeitskleid vor dem Traualtar begutachten kann und sie ihrer Hochzeitsnacht entgegen sieht - allerdings nicht mit ihrem Bräutigam. Unter Liberatore funktioniert das Schema "Die Freundin war immer dabei" sehr prägnant und aussagekräftig, und trotz des doch sehr untergeordneten Parts der Helga kann sie sich durch Präzision und Spiellaune immer wieder in den Fokus spielen. Schlussendlich bleibt zu sagen, dass Christiane Krüger genau die richtige Interpretin für "Lovemaker" war, zumal sie den vermeintlichen Frieden einer eigentlich unsäglichen Konstellation immer wieder zu untergraben scheint, und damit für Abwechslung und Zündstoff sorgt.

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● CHRISTIANE KRÜGER als FRAU GROẞMANN in
DIE SCHWARZWALDKLINIK - DIE HEIMKEHR & HILFE FÜR EINEN MÖRDER (D|1985)



Christiane Krüger kann in vielen Bereichen quasi als Frau der ersten Stunde gefunden werden, so auch in der Anfangsphase der 1985 zum ersten Mal ausgestrahlten Serie "Die Schwarzwaldklinik". Generell lässt sich zu deutschen Serien ja sagen, dass sie es sich stets zur vornehmsten Aufgabe machten, neben spannenden und publikumswirksamen Geschichten auch ein großes Star-Aufgebot der nationalen Ebene zu versammeln, was für einen zusätzlichen Reiz sorgt(e). Christiane Krüger sieht man wie so häufig in der Rolle der Tochter, was hier und anderswo nicht nur ihren sozialen Stand charakterisiert, sondern in den meisten Fällen auch gleichzeitig ihren Beruf darstellt. Unter Alfred Vohrer, mit dem sie mehrmals zusammenarbeitete, entsteht innerhalb einer knapp bemessenen Nebenrolle erneut eine optimale Nutzung ihrer Kapazitäten. Der Pilotfilm behandelt unter anderem einen schweren Autounfall, in dem Professor Brinkmann als Zeuge auftritt und den Verursacher schwer belasten könnte, was dessen Verlobte alias Christiane Krüger, auf den Plan bringt. Frau Großmann taucht also in Brinkmanns Haus auf, um gewisse Dinge klarzustellen und die Lage zu peilen. Mit überheblichen Gesten und einer überaus fordernden Gesprächsführung versucht die mutmaßliche Dame von Welt den Professor unter Druck zu setzen, während sie in einem Nebensatz erwähnt, dass ihr Vater ein einflussreicher Mann sei. Obwohl es zunächst so aussieht, als sei sie mit allen Wassern gewaschen, hat sie die Rechnung ohne den Arzt gemacht. Es entstehen herrliche Sequenzen, als Christiane Krüger mehrmals aufläuft und ihre zunächst demonstrierte Sicherheit verliert. Selbstverständlich hat diese abweisende Strategie von Klausjürgen Wussow ihre Konsequenzen, und die erregte Dame setzt zum Angriff über, den sie praktischerweise in konkrete Drohungen verpackt. Christiane Krüger spielt die hochnäsige und verwöhnte Tochter erneut souverän und man sieht definitiv eine ihrer leichtesten Fingerübungen.

Im Vier-Augen-Gespräch kann man Christiane Krüger dabei beobachten, wie sie sich durch unterschiedlichen emotionale Episoden windet. Zunächst versucht sie mit einer aufgesetzten Höflichkeit zu punkten, im nächsten Augenblick schiebt sie die Schuld kurzerhand auf andere, da sie anmerkt, dass sich ihr Freund durch Brinkmanns betont langsame Fahrweise provoziert gefühlt habe, und es deswegen zur bedauerlichen Komplikation Unfall kam. Der Professor hört sich diese Drohungen im Deckmantel von Rechtfertigungen geduldig an, bis er plötzlich aufspringt und zum Fenster eilt, um seiner Haushälterin zuzurufen, dass die Dame gehen möchte. »Ich weiß nicht, von welcher Bedeutung es für Sie ist, dass mein Vater Chef der Großmann Industriewerke ist«, hört man als letztes Aufbäumen der innerlich bereits vor Wut kochenden und sich brüskiert fühlenden Dame. »Von gar keiner. Guten Tag!«, lautet die knappe aber eindeutige Abfuhr des Chefs der "Schwarzwaldklinik" und Christiane Krüger räumt vorläufig das Feld. Weitere Aufeinandertreffen werden von einer Eiseskälte und Verachtung ihrerseits geprägt sein, die sie mit giftigen Wortspitzen präpariert. Klausjürgen Wussow entwaffnet sie stets mit Gleichgültigkeit, doch wie sollte es hier anders sein, als dass alle Wege zurück in die Klinik führen werden. Christiane Krüger veranschaulicht eine gut strukturierte Rolle, deren Sinneswandel klar voneinander abgegrenzt wirken und glaubwürdig vermittelt werden. Unterm Strich bleibt eine solide Arbeit der Hamburgerin, die auf ihre ganz bestimmte Art und Weise wieder einmal ganz deutliche Akzente setzen kann. In Folge 2 ist sie erneut in einem sehr kurzen Auftritt zu sehen, der eine Verknüpfung zum Einstieg in die Serie darstellt, allerdings wirkt sie hier nur noch wie eine übrig gebliebene Requisite des ersten Teils. Dieser Krüger'sche Auftritt überzeugt insgesamt also vor allem im Pilotfilm durch die Angriffslustigkeit der Interpretin, um sie dann im späteren Verlauf vollkommen geläutert erleben zu können.

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● CHRISTIANE KRÜGER als INGRID GOETZ in
PAUL TEMPLE | DIE ZIGARRE (GB|D|1970)



»Ach, ist das die attraktive Dame aus der Schweiz?« Mit dieser Aussage Paul Temples ist das Treffen mit der hübschen Blondine perfekt, obwohl zu Beginn eigentlich wenig Interesse von seiner Seite signalisiert wurde. Die Verabredung im noblen Hotel kann jedoch nicht stattfinden, da Unbekannte Ingrid als Gast mitgenommen haben. Unmittelbar nach dieser kurzen Anfangssequenz finden auch schon die Nachforschungen an und sowohl Temple, als auch seine Frau Steve haben nicht eine einzige Information zur Hand, die diese Entführung erklären könnte. Als der reiche Onkel der jungen Frau das Szenario betritt, ergeben sich einige Zusammenhänge, nicht nur weil ein dubios wirkender Wolfgang Preiss diese Rolle ausfüllt, sondern vor allem weil man erfährt, dass immenses Kapital hinter ihm steckt. Der kurze Auftritt von Christiane Krüger erfreut das Auge, schön ist es vor allem, dass sie wieder einmal auf internationalem Parkett begleiten darf. In dieser Episode geht eine besondere Frische von der Hamburgerin aus, anzumerken ist ebenfalls, dass es sich hier offensichtlich um keine ambivalent angelegte Rolle handelt und man sie sofort als sehr sympathisch und beschützenswert einstuft. Nachdem Temples Frau nochmals ihre Angst um Ingrid bekundet hat, kommt eine gewisse Spannung in diesem eher ruhigen Fahrwasser auf und man wartet auf weitere Aufklärung der hoffentlich anspruchsvolleren Sorte. Eigentlich ist die Frage, wann Christiane Krüger das Szenario wieder betreten wird, wirklich interessant, doch zunächst muss dieser Fall für den Zuschauer klar aufgebaut, beziehungsweise durch den Ermittler aufgerollt werden. Christiane Krüger sieht man hier in ihrer erst neunten Film- und Fernsehproduktion, bei den Einsatzgebieten handelte es sich meistens um Krimi-Kost oder um Rollen, in denen vor allem ihre Erscheinung gefragt war.

Wie es die Dramaturgie will, taucht die Entführte glücklicherweise nach einiger Zeit wieder auf, doch der Fall scheint damit keineswegs geklärt zu sein. Eher ist das Gegenteil der Fall, da gewisse Personen und die damit verbundenen Hintergründe vollkommen undurchsichtig wirken. Man betrachtet sich das Opfer dieser Entführung daher umso genauer und versucht ihre Emotionen und Verhaltensweisen zu deuten. Wie so oft verwehrt Christiane Krüger dem Zuschauer diese Möglichkeit und sie lässt nicht tief blicken, obwohl die Anlegung der Rolle etwas anderes zu suggerieren versucht. Leider degradiert die Geschichte ihren Auftritt zur passiven Nebenrolle, sodass alle Hoffnungen auf einer eventuellen Schlüsselfunktion liegen. Die Hanseatin ist in dieser englischsprachigen Serie mit ihrer prägnanten und überaus angenehmen Originalstimme in der deutschen Synchronfassung zu hören, was nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert garantiert, sondern auch den besonderen Reiz ausmacht, da diese Voraussetzung definitiv zum Gesamtpaket Christiane Krüger gehört. Im Endeffekt bleibt dieser Auftritt aufgrund der oberflächlichen Anforderung vergleichsweise etwas zweitklassig, sodass man sich umso mehr auf die große Wiedersehensfreude stützen möchte. Interessant ist es jedoch allemal, dass sie bereits für Folge 2 dieser englisch-deutschen Produktion gebucht wurde. Fakt ist, dass es für Christiane Krüger wesentlich anspruchsvollere Aufgaben zu lösen gab, was insbesondere auf ihre Leistungen in Serien zu beziehen ist, aber was bleibt ist erneut ein für sie ganz typischer Auftritt in Sachen Körpersprache, Darbietungsstil und zu diesem frühen Karrierezeitpunkt auch beinahe schon festgelegten Image, dass man hier im Endeffekt vielleicht ganz versöhnlich von einem soliden Arbeitssieg sprechen darf, bei dem sich Krüger auch noch von ihrer ansehnlichsten Seite präsentiert.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als INGE KAYSER in
SOKO 5113 | AUTOS À LA CARTE (D|1988)



In Serien und vornehmlich Kriminal-Reihen war Christiane Krüger ein immer wieder auftauchender und gerne gesehener Gast, da sie sich den Voraussetzungen flexibel anpassen konnte. In der Reihe "SOKO 5113" übernahm die Hamburgerin zwischen 1987 und 2013 unterschiedliche Rollen in fünf Episoden. In Kai Borsches "Autos à la carte" spielt Christiane Krüger die im Berufsleben seriös wirkende Zwischenhändlerin der italienischen Auto-Mafia, und für den Zuschauer gibt es zunächst kaum erklärende Informationen über die Hintergründe, sondern nur über den weiteren Verlauf. Die alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter wird trotz dieser Tatsache sehr gut in das Szenario integriert, bei ihrer frühen Festnahme wirkt sie ruhig und gefasst, allerdings nicht abgebrüht, was ihre Gunst beim Krimifreund steigen lässt. Nur als es um ihre kleine Tochter geht, die selbst in dieser anscheinend ausweglosen Situation ihr einziger Gedanke ist, wirkt sie plötzlich angespannt und nervös, was sich noch wie ein roter Faden durch diese international gefärbte Episode ziehen wird. Wieder einmal zeigt sich die Interpretin jeder Situation gewachsen. Bei den Verhandlungen mit ihren Mittelsmännern agiert die Geschäftsfrau trotz innerer Anspannung souverän und nervenstark, und es ist sehr gut nachzuvollziehen, dass Geschäfte im großen Stil gerade mit ihr erfolgreich abgewickelt werden konnten. Ihre Eleganz demonstriert dem Zuschauer förmlich, dass sie das Parkett der besseren Kreise sicher und erfolgreich begehen kann, auch dass sie sich auf das doppelte und überaus gefährliche Spiel auf beiden Seiten einlässt, beweist, dass die elegante Dame es ohnehin gewöhnt ist, sich in einer Männerdomäne zu behaupten, in der sie naturgemäß Risiken einzugehen hat.

Christiane Krüger interpretiert in dieser bereits 80. Episode eine ziemlich obligatorische Rolle im Bereich ihrer Ausflüge in Kriminal-Serien. Nicht immer über jeden Verdacht erhaben und oftmals sogar explizit auf der anderen Seite des Gesetzes stehend, schafft sie es dennoch, eine eigenartige Sympathie zu fabrizieren, da man sie einfach nicht als gewöhnliche Kriminelle identifizieren will und diverse andere Beweggründe im Hintergrund vermutet. Der Zuschauer ist daher überaus nachsichtig mit ihren Charakteren rund um halbseidene oder zwielichtige Damen, so auch mit Inge Kayser, mit der man sogar mitfiebern und sich eindeutig solidarisieren wird, da die eiskalte und rücksichtslose Hand des Verbrechens wesentlich unangenehmere Gesichter bekommen wird. Akzente werden wie üblich im Strukturieren und Skizzieren dieser Episoden-Hauptrolle gesetzt. Gestik und Mimik wirken hierbei nahezu perfekt abgestimmt, denn Inge Kayser gibt nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig von sich preis. Ein Großteil des Spannungsaufbaus geschieht über die immer noch attraktive Figur in diesem Schachspiel, das dem Empfinden nach von vorne herein verloren sein muss, auch wenn sich ein Etappenerfolg einstellen kann. Christiane Krüger steht in dieser Folge trotz der natürlichen Übersichtlichkeit einer derartigen Rolle genügend Raum für das freie Formen zur Verfügung, sodass man mit ihr erneut auf der sicheren Seite steht. Da sie von ihren betrogenen Komplizen im späteren Verlauf noch ziemlich hart angepackt wird, gibt sie der ohnehin brenzligen Atmosphäre zusätzliche Schützenhilfe und wird quasi zum tickenden Sekundenzeiger. Im Endeffekt hat man es bei der achtzigsten "SOKO 5113"-Folge mit einer guten Gast-Hauptrolle zu tun, die der Anforderung entsprechend sehr glaubhaft gelöst ist.

Percy Lister
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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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Christiane Krüger als Mrs. Allan in "Anne auf Green Gables"

Als der Produzent Kevin Sullivan Mitte der Achtziger Jahre mit der Verfilmung von Lucy Maud Montgomerys berühmter Romanserie "Anne of Green Gables" begann, übernahm Christiane Krüger neben Joachim Hansen - der zur damaligen Zeit übrigens in Kanada lebte - eine der beiden Rollen, die für deutsche Schauspieler vorgesehen waren. Hergestellt im Auftrag der deutschen Produktionsgesellschaft TV60, wurde die Serie im Sommerferienprogramm des ZDF als Teil der deutsch-kanadischen Co-Produktion ausgestrahlt und zwar unter dem Titel "Ein zauberhaftes Mädchen". Um seinen Partner zufriedenzustellen, schrieb Kevin Sullivan, der auch für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnete, einige zusätzliche Szenen für die deutschen Darsteller, die bisher nur in der deutschen Fernsehfassung zu sehen waren und auf der DVD-Veröffentlichung als "fehlende Szenen" im Bonusmaterial enthalten sind. So konnte das amerikanische Publikum zwar Annes erste Begegnung mit der Pfarrersgattin auf der Gartenparty sehen, aber z.B. nicht ihr Gespräch mit ihr anlässlich einer Weihnachtsfeier. Welchen Sinn solch ein Vorgehen haben sollte, ist dem aufgeschlossenen Zuschauer, der das Zusammenspiel von europäischen und amerikanischen Darstellern schätzt, schleierhaft, betont aber das Denken in Schablonen, das geschäftliche Interessen vor die kulturellen stellt und einmal mehr betont, dass es bei Film und Fernsehen eben auch um Verträge und Abmachungen geht und nicht nur um das große Ganze, das durch das Herausschneiden von Szenen allemal Einbußen erleidet und an Verständlichkeit verliert.

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"Du kannst nicht jedem gefallen; zuerst einmal musst du 'du selbst sein' und wissen, wer du bist."

Christiane Krüger verkörpert die verständnisvolle und aufgeschlossene Frau des Pfarrers in kameradschaftlicher Weise und hilft Anne gerne mit guten Ratschlägen, die nicht immer mit den Konventionen, die Frauen damals auferlegt wurden, konform gehen. Sie wünscht sich ihren Gatten weniger zahm und zeigt sowohl Anteilnahme an der Freude der jungen Mädchen, als auch wohlmeinendes Mitgefühl in schweren Stunden. Sie bringt frischen Wind in die ländliche Gemeinde, ist eine Vertraute von Anne und vermittelt zwischen ihr und den Erwachsenen, wenn es Missverständnisse und Ärger gibt. Als Lehrerin in der Sonntagsschule kann sie ihren Einfluss geltend machen, indem sie weltliche Zerstreuungen wie ein Picknick mit dem Sammeln von Geldern für wohltätige Zwecke verbindet und damit den Ernst der Pflichten auflockert und dem Gemeinde-Leben positive Facetten hinzufügt. Ihr Esprit lockert die starren Vorstellungen, die man sich gewöhnlich über die Frau eines Geistlichen macht, auf, gleichzeitig bewahrt sie immer Haltung und zeigt eine natürliche Autorität. Sie ist, um es mit den Worten von Anne Shirley zu sagen, "eine verwandte Seele". Christiane Krüger strahlt in ihrer Rolle menschliche Wärme, Ruhe und Besonnenheit aus. Sie wirkt in den viktorianischen Kleidern und mit ihrer lockigen Hochsteckfrisur weitaus älter als sie ist und es wäre interessant zu erfahren, wie es zu der Besetzung kam und wie ihr die Dreharbeiten in Amerika gefallen haben. Es gelingt ihr, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen und den Zuschauern als empathische und liebenswerte Person im Gedächtnis zu bleiben.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als MARIA DISSMANN in
DERRICK - DIE TOTE IN DER ISAR (D|1983)



»Ach du lieber Himmel; Täterkreis unbegrenzt!« Als Derrick über die wahrscheinliche Profession von der eben ermordeten Maria Dissmann erfährt, fällt dieser Satz, in dem einiges an Vorschuss-Resignation heraus zu hören ist. Als der Polizeifotograf auch noch »endlich mal ne hübsche Tote!« bemerkt, gibt das dem Oberinspektor erst einmal für einen kurzen Moment den Rest. Schnell wird ein Profil von der Toten gezeichnet: man erfährt vom Hausmeister von ihren zahllosen Männerbesuchen und es deutet sich ein schnelles Klischee an, in das Christiane Krüger in ihren wenigen anfänglichen Szenen hinein geraten ist, was mit Harrys trockenem Kommentar unterstrichen wird: »Das Bett ist unberührt, normalerweise liegen sie doch aufm Bett, tot und nackt, und die hier ist angezogen.« Das erste Aufeinandertreffen mit Christiane Krüger hat der Zuschauer an einer Hotelbar, an der sie bereits zum Inventar gehört. Modern gekleidet, mit Schmuck behangen, herausgeputzt und dem Eindruck nach gut situiert, fängt sie hier offensichtlich ihre potentielle, aber vor allem solvente Kundschaft ab. Dreh- und Angelpunkt ihrer Geschäftspraktiken istnicht nur die Bar, sondern auch ihre Eigentumswohnung im gleichen Haus, um eine diskrete Abwicklung zu gewährleisten. Maria Dissmann lauert mit wachem Verstand und fixierendem Blick, doch ihr sitzt auch ein rücksichtsloser Zuhälter im Nacken. Als dieser wieder eines seiner doppelten Spiele mit einer jungen Frau treibt, lernt man Maria von ihrer besorgten Seite kennen. Unzählige Male musste sie dieses Trauerspiel miterleben, wenn ahnungslose und vor allem junge Mädchen gefügig gemacht wurden. Schließlich spricht sie das neuste Opfer des schmutzigen Geschäfts in der Bar an. Christiane Krüger war in neun Gastauftritten bei "Derrick" mit von der Partie, und so gesehen handelt es sich dabei um mehr als gewohntes Terrain.

Diese Rolle unterscheidet sich jedoch von vielen ihrer üblichen Festlegungen, da das Hauptaugenmerk dieses Mal auf eher sympathische Züge und das Herausarbeiten einer tragischen Figur gelegt wird, obwohl sie wie häufig eines der vielen Gesichter der Halbwelt repräsentiert. Christiane Krüger bietet dem Zuschauer insgesamt jedoch das an, was man von ihr gewöhnt ist, daher auch erwartet. Ihre besondere Interpretationsgabe, gekoppelt mit flexiblem Einstellungsvermögen auf die jeweilige Situation und vor allem auf das jeweilige Format, lassen sie immer wieder zu einer großen Bereicherung avancieren. Trotz der Kürze ihres Auftritts, bleibt sie in ständiger Erinnerung, nicht zuletzt, weil über sie ein äußerst dumpfer Schock gesetzt wird. Die Opfer von Kapitalverbrechen darzustellen, war sicherlich nicht ihre Domäne, eher konnte sie häufig im Dunstkreis derer ausfindig gemacht werden, die für Verbrechen verantwortlich waren. Als Maria Dissmann schafft sie es, Mondänes und Provinzielles miteinander zu vereinen. Wie so oft fällt Christiane Krüger als überaus angenehme Gesprächspartnerin auf, die manchmal eben zu hoch pokert, was sie noch teuer zu stehen kommt. Ihr Leben ist von einem Zuhälter überschattet und beherrscht, der hier extrem widerliche Züge von keinem Geringeren als Horst Frank verliehen bekommt. Er sorgt für ihren Wohlstand, obwohl sie es ja aktiv selbst tut, jedoch bedeuten ihr Luxus und ein Leben auf der Überholspur mehr, als bürgerliche Normen, oder gar die Unabhängigkeit. Intensive Szenen im Finale präsentieren Christiane Krügers Feingefühl und Anpassungsfähigkeit für die jeweilige Situation, und im Endeffekt bleibt wieder einmal nur zu betonen, dass es ein großes Vergnügen ist, die Hamburgerin in derartig bereichernden Rollen sehen zu können. Dieser vierte Auftritt bei "Derrick" stellt übrigens eine besondere Episode dar, denn bei "Die Tote in der Isar" handelt es sich um die 100. Folge.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als FRÄULEIN STEINER in
AUCH ICH WAR NUR EIN MITTELMÄẞIGER SCHÜLER (D|1974)



Nach zehn absolvierten Spielfilmen stellt diese Rolle in "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" einen gewissen Wendepunkt in Christiane Krügers Schaffen dar, da sie sich ab diesem Punkt ausschließlich TV-Produktionen widmete. Im Kino war die Schauspielerin somit erst wieder ab Anfang der 80er-Jahre zu sehen, wenngleich sie ihrer Domäne treu blieb. Im Grunde genommen ist es ein wenig schade, dass sie dem internationalen Markt aufgrund dieser recht einseitigen Beanspruchung fern blieb, konnte sich jedoch auf dem heimischen Markt als eine der gefragtesten Darstellerinnen etablieren. Im Rahmen der Pauker-Filme wirkt die Krüger-Besetzung regelrecht progressiv, war die langjährige Reihe unterschiedlichster Beiträge doch hauptsächlich von den gleichen Akteuren dominiert. In diesem Szenario ist die damals schon fast 30-jährige in einer sehr sympathischen Rolle zu sehen, die sehr viel Indentifikationspotential anbietet und insgesamt schön anzusehen ist, wenngleich es sich nur um eine kürzere Nebenrolle handelt, obwohl das frühe Auftauchen ihres Namens in den Credits etwas anderes suggeriert. Fräulein Steiner ist in diesem Film eine Person der Rückblenden, die mit den Kinderaugen des Protagonisten Pitt reflektiert wird. Als Junge war er sehr fasziniert von der schönen Lehrerin, die sich durch Milde und Freundlichkeit auszeichnete. So erfährt man, dass der junge Schüler damals in seine attraktive Lehrerin verknallt war und ihr mit allen Mitteln imponieren wollte, was jedoch ordentlich nach hinten los ging. Im Lehrer-Kollegium steht Fräulein Steiner zwischen all den uralten, unflexiblen Ansichten als einzige Frau für einen moderneren Schulbetrieb, in dem man die 5 auch gerne einmal gerade sein darf. Zwar wird sie von ihren Kollegen respektiert, allerdings merkt man einigen verzerrten Gesichtern auch ein gewisses Unverständnis an.

Dies ändert nichts an der Tatsache, dass sie sich auch für die schwierigen Schüler einsetzt, in diesem speziellen Fall für das Problemkind Pitt, welches die meisten Lehrer am liebsten von der Schule verweisen würden. Christiane Krüger sieht ist in dieser Produktion nicht nur in der Schule zu sehen, sondern auch als Privatperson. An einem bestimmten Tag in der Woche entspannt sie beispielsweise gerne im Freibad und bei dieser Gelegenheit kann wie so oft ein weiterer Blick auf die blendende Konstitution der Schauspielerin geworfen werden. Vielleicht kann man sagen, dass Christiane Krüger hier einen Mittelweg einschlägt, zwischen der modernen Frau von damals, die sich dennoch an bestehende Gesetze hält und sich daher im Beruf verwirklichen konnte. Im privaten Bereich hingegen noch nicht, jedenfalls sieht es so aus. Wie erwähnt, hat man es in "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" mit einer beinahe vollkommen veränderten Rollenstruktur zu tun, da man in den Jahren zuvor vermehrt und mit Vorliebe auf gealterte Jungfern gesetzt hat, die mit kruden Verhaltensweisen aufzufallen hatten. Auch der Humor ist in diesem Beitrag wesentlich subtiler angelegt, sodass man bei Krüger keine derartigen Tendenzen feststellen wird. Sie steht für Zielstrebigkeit, Charakterstärke und Sympathie, überholt dabei das hinlänglich kolportierte Bild der typischen Film-Lehrerin äußerst angenehm und stattet das Ganze mit ihrem eigenen Stil aus. Wenn sie die Stimme erhebt, blitzen ihre immer gerne gesehenen, rhetorischen Fähigkeiten auf, und im Grunde genommen holt sie doch viel aus dieser übersichtlich angelegten Rolle heraus, die zugunsten etlicher Kollegen nur selten exponiert in Erscheinung tritt. Ihre im Wesen verankerte, obligatorisch kühle Erscheinung weicht trotz der unterschiedlichen Herangehensweise nicht vollends, trägt daher unterm Strich die ganz typische Handschrift der Interpretin.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als MARGOT HAUFF in
DERRICK - DIE ENTSCHEIDUNG (D|1980)



Die einundsiebzigste "Derrick"-Folge "Die Entscheidung" ist insofern bemerkenswert, dass sie trotz des durchschnittlichen Kriminalfalls einige Besonderheiten zu bieten hat. Schaut man sich die Serie chronologisch an, so bekommt man es hier mit einer nahezu beispiellos dichten Star-Besetzung zu tun, außerdem handelt es sich um Christiane Krügers Einstieg in die Serie - es sollten in etwa 15 Jahren noch weitere acht Auftritte folgen. Theodor Grädler inszeniert eine Art Kammerspiel, eine Aufführung innerhalb seiner eigenen Aufführung, und es scheint, als lasse er Teilen seines Ensembles freie Hand. Christiane Krüger schafft es hier nicht, sich in besonderem Maße in den Vordergrund zu spielen, was aber nur sekundär der Anlegung ihres eher zurückhaltenden Charakters geschuldet ist. Vielmehr wird sie von den großen Actricen dieses Theaters schlicht und einfach in die zweite Reihe gereicht, denn Gisela Uhlen, aber vor allem die übermächtige Brigitte Horney dominieren das Geschehen nach Belieben; bei den Herren tut Hannes Messemer sein Übriges dazu. Ein Mord. Eine Familie. Eine Tragödie. So einfach ist das Rezept, mit dem sich diese "Derrick"-Folge konstruieren lässt. Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer überdeutlichen Differenzierung der einzelnen Beteiligten, die teilweise einfach nur am Rad der Emotionen drehen. Teilweise wird das überspitzte, exaltierte oder weinerliche Verhalten gewisser Herrschaften ziemlich anstrengend, und so wird die Leistung von Christiane Krüger aufgrund ihrer Ruhe, Beherrschung und Zurückhaltung recht angenehm und gar nicht so unwichtig, wie zunächst angenommen. Margot Hauff ist von Beruf Tochter, und nebenbei Sekretärin ihres Vaters, ohne die seine berufliche Fassade zusammenbrechen würde. Im Verhör mit "Derrick" wird sie ihm vollkommen ratlos offenbaren, dass ihr Vater absolut unfähig sei, wichtige Entscheidungen selbst zu treffen und ihr größter Vorwurf ist umzingelt von Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit.

»So übel kann ihm einfach niemand mitspielen, dass er nicht auch noch nett zu ihm wäre!« Erneut sieht man bei Christiane Krüger einen Distanzaufbau nach Art des Hauses, der nicht nur in Richtung des Zuschauers geht, sondern der sich vor allem im Umgang mit den weiblichen Beteiligten zeigt. Eigentlich war dies oft der Fall, denn selten war zu beobachten, dass sie sich mit Frauen ihres Umfeldes solidarisierte. Ihrer Film-Tante Brigitte Horney begegnet sie mit Sicherheitsabstand, denn sie ist den Launen und der Erfahrung der alten Dame in keiner Situation gewachsen. Auch im Umgang mit ihrer Film-Mutter Gisela Uhlen bemerkt man als Zuschauer ein eher stumpfes und distanziertes Verhältnis, ja, es handelt sich beinahe ein Ignorieren in gegenseitigem Einverständnis. Wie so oft, kämpft Christiane Krüger also alleine. Ihre Interessen verfolgt sie dabei stets zielstrebig, obwohl ihre Motivation oft im Verborgenen bleibt. Insbesondere in Kriminal-Serien umgab sich die Schauspielerin mit einer unergründlichen Aura, obwohl man ihre Personen als durchaus greifbar empfindet, sodass diese Strategie auch hier vollkommen aufgeht. Christiane Krüger setzt ihre diskreten Zeichen dieses Mal insbesondere über ihre verhaltenen und meidenden Blicke, lediglich wenn sie Verbündete in ihrem Umfeld ausfindig machen kann, verändert sich auch gleichzeitig ihre Körpersprache. Ihre erste Szene ebnet sie mit einem Lächeln und bietet einen herzlichen Empfang. De Anwesenheit von "Derrick" lässt die Situation für sie allerdings schnell kippen und man sieht ihr an, dass sie sich in einem sichtlich unsicheren Rahmen bewegt. Natürlich weiß sie, dass im Zweifelsfall wenig von ihrer Familie zu erwarten wäre, offensichtlich wurde das Drehbuch vom wahren Leben geschrieben. Insgesamt zeigt Christiane Krüger einen soliden Einstieg in die Serie und es ist kein Wunder, dass sie fortan zur erweiterten Stammbesetzung der beliebten Kriminalserie zählen sollte. Margot Hauff - Eine Rolle mit sehr interessanten Nuancen.

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● CHRISTIANE KRÜGER als EVA MÜLLER in
DER ALTE - KONKURS (D|1977)



Handelt es sich um ein vertrauliches Gespräch unter zwei Freunden, ein heimliches Komplott eines sich liebenden Ehepaares, oder lediglich um eine geschäftliche Besprechung? Im Endeffekt befindet sich jede Überlegung im Bereich des Möglichen, wenn man Eva Müller zum ersten Mal im vertrauten Umgang mit ihrem Ehemann sieht. Christiane Krüger war zu diesem Karriere-Zeitpunkt längst als verlässliche Interpretin mit zahlreichen Gesichtern bekannt und etabliert, bietet dementsprechend auch hier eine interessante Variation ihrer wie so oft stichhaltig interpretierten Rolle der Tochter aus reichem Hause an. Bei der schönen Eva Müller handelt es sich ganz offensichtlich um eine gesellschaftliche Größe; ein Status, der ihr als Tochter eines Konsuls bereits mit in die Wiege gelegt wurde. So ist anzunehmen, dass sich für die Frau der guten Gesellschaft alles wie von selbst ordnet und erledigt und sie für das Erreichen ihrer Ziele nicht hart arbeiten muss oder musste. Also ist zu vermuten, dass sich Eva auf Vorschlusslorbeeren und ihrer Reputation ausruhen kann, die ihr sicherlich voraus eilt. Eigenartigerweise geht von dieser anziehend wirkenden Person eine besonders ausgeprägte Naivität aus, die sie für Männer - wie eben ihren eigenen Mann - noch begehrenswerter erscheinen lässt. Natürlich kann diese vermeintliche Naivität auch ein gut kalkuliertes Spiel sein, dessen unscheinbare Offensiven sie zum anvisierten Ziel führen, wann immer sie will. Dennoch irritiert ihr nahezu blindes Vertrauen in einen Mann, der von ihrem eigenen Vater als Versager hingestellt und jederzeit degradiert wird. Auch ihre hinnehmende und beschwichtigende Art gibt eher Rätsel auf, als dass man auf den Gedanken kommen würde, ein offenes Buch vor sich zu haben. In diesem Zusammenhang darf festgestellt werden, dass es für die Verhältnisse von Christiane Krügers üblicherweise dargestellten Charakteren nahezu exotisch wirkt, dass sie durchschaubar und pauschal angreifbar bleibt.

Um keine Annehmlichkeiten entbehren zu müssen, aber gleichzeitig ihren Willen durchsetzen zu können, fährt die Frau im besten Alter offensichtlich zweigleisig, denn sie bleibt einerseits die ewige Prinzessin ihres mächtigen Vaters, der es lediglich duldet, dass sie sich mit ihrem Mann ein für ihn indiskutables Spielzeug genommen hat, andererseits scheint es so, als stehe sie bedingungslos zu ihrem Mann, wofür der Ursprung allerdings auch heimliches Mitleid und Bedauern sein könnte. Allerdings waren für Eva noch keine wirklich schlechten Zeiten und Zerreißproben da, die ihre Loyalität auf die Probe gestellt hätten, egal für welche Seite. Christiane Krüger bewährt sich hier erneut als Allround-Talent, denn sie überlagert ihre üblichen Stärken mit erstaunlichen Schwächen, die eine Voraussetzung für ihre Rolle und das Gelingen dieser Episode darstellen. Beinahe fassungslos sieht man der ewigen Tochter dabei zu, wie sie sich selbst betrügt, sich außerdem selbst in eine nicht nachzuvollziehende Gefahr bringt, sodass sie dem Publikum im Endeffekt fast mitleidige Blicke abverlangt, die man einem derartig erhabenen und stolz wirkenden Wesen normalerweise nicht entgegen bringen würde. Christiane Krüger hat wenige, dafür aber sehr gute und intensive Szenen, die sie mit der üblichen Präzision und Routine ausstattet. Leider kommt man in "Konkurs" nicht in den Genuss, Christiane Krüger in gemeinsamen Szenen mit ihrem Filmvater O.E. Hasse zu sehen, was der Geschichte sicherlich noch einen Schuss mehr an Brisanz und Finesse gegeben hätte, da man sich den Umgang einfach in einer Art und Weise vorstellt, der Aufschluss gegeben hätte, ob Eva sich tatsächlich wegen der Übermacht ihres Vaters einen so vermeintlich schwachen Mann genommen hat, dessen vorprogrammierter Befreiungsschlag wie die Rache kalt am besten schmecken wird. Eva Müller macht in "Der Alte" schließlich einen gelungenen Anfang, und es sollten bis 1988 noch drei weitere Auftritte innerhalb der Reihe folgen.

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● CHRISTIANE KRÜGER als HELGA SCHWERIN in
DER KOMMISSAR - DER TOD DES HERRN KURUSCH (D|1971)



In der interessanten Episode "Der Tod des Herrn Kurusch" übernahm Christiane Krüger ihren zweiten von insgesamt drei Auftritten in der Kriminalserie "Der Kommissar". Bei den jeweiligen Rollen kam es zu sehr unterschiedlichen Anlegungen der Charaktere, dementsprechend auch zu deutlich voneinander abgegrenzten Darbietungen. Dies sei kurz erwähnt, da es ja sehr häufig zu relativ einheitlichen Besetzungen kam, die oftmals dem Image entsprechend abgestimmt waren. Als Helga Schwerin sieht man Krüger auf relativ ungewohnten Pfaden, da sie einen Typ Frau verkörpert, die sie nicht gerade häufig zu interpretieren hatte. Neben ihrem Partner Volkert Kraeft, kommt man aufgrund des offensichtlich einseitigen Umgangs nicht umhin, sie beinahe kritisch zu mustern, da sie dem Empfinden nach zunächst nur schön auszusehen hat, um im Endeffekt alles hinzunehmen. Als offensichtlich unfreiwillige Komplizin eines wohlgemerkt einfältigen Mordplans, spürt man förmlich ihr Unbehagen, das mit einer unruhigen Spannung versehen ist. Beinahe nervös hält sie sich an ihrer Zigarette fest und es scheint, als habe sie schwer dagegen anzukämpfen, nicht hysterisch zu werden und die Fassung zu verlieren. Von ihrem vollkommen auf sich selbst fixierten Freund ist keine Beruhigung zu erwarten, da er sie mit Anweisungen und wenig feinfühligen Kommentaren unter Druck setzt, sie zum Funktionieren und Durchhalten animiert, doch es wird ziemlich schnell klar, dass Helga aufgrund ihres Naturells keine gewöhnliche Kriminelle sein kann und will, sich aber aus Zuneigung und einer möglichen Verbesserung der finanziellen Lage solidarisch zeigt. Die Solidarität mit dem Tod hat man in Krimis häufig in vielen unterschiedlichen Facetten erleben können, aber auch das Finale, wenn alle Masken fallen und sich das bohrende Gewissen meldet. Dem Zuschauer ist von vorne herein klar, dass die attraktive Frau diese Last nicht aushalten kann und umkippen wird - wenn nicht heute, dann morgen.

Christiane Krüger thematisiert die Anspannung in jeder ihrer Szenen sehr gut. Neben ihrem Partner wirkt sie in jeder Hinsicht untergeordnet, vor Kommissar Keller scheint sie sogar wie das Kaninchen vor der Schlange zu erstarren. Fragend schaut sie ihren Partner in crime an, wenn die Polizei Auskünfte oder Hilfe von ihr ersucht, dabei sieht es so aus, als warte sie stets auf dessen Zustimmung und agiert erst nach dessen eindeutiger Absolution. Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben und nur in wenigen schwachen Momenten kommt es von ihrer Seite zu verhaltenen Vorwürfen, die sie aber im gleichen Moment weder relativieren wird. Man sieht eine interessante Konstellation, weil sie eben nicht auf Augenhöhe präsentiert wird, und insgesamt eine sehr ansprechende Rolle, da man Temperament, Emotion und Gerechtigkeitsempfinden wittert. Beim Verhör in Kellers Büro wartet man als Zuschauer förmlich darauf, dass sie die Nerven verlieren wird, doch erneut transportiert Christiane Krüger eine in ihrem Wesen verankerte Stärke, die sich zeigt, egal in welcher Situation sie sich gerade befindet. Schnell ist sie als schwächstes Glied in dieser Kette identifiziert, und gerade bei solchen Rollen ergibt ich ein besonderer Reiz und nicht selten eine eigenartige Tragik, da sie möglicherweise zum Zünglein an der Waage werden könnte. Darstellerisch bewegt sich Christiane Krüger wieder einmal vollkommen auf solidem Terrain und vermittelt eine greifbare Figur, mit der man trotz der negativen Voraussetzungen mitgehen und sie auch sympathisch finden kann. Insgesamt wirkt sie sogar eine Spur mehr verständlich und greifbar, da sie ihren Gemütszustand im Rahmen ihrer eindeutigen Körpersprache zur Schau stellt. Weitere Akzente werden wie üblich in der Dialogarbeit und ihrem klassisch schönen Erscheinungsbild gesetzt, sodass man von einer Darbietung sprechen kann, die in einschlägigen "Kommissar"-Sphären sicherlich in Erinnerung bleiben dürfte. Ein überaus angenehmes Wiedersehen mit der Hamburgerin.

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● CHRISTIANE KRÜGER als MARION SIEBACH in
DERRICK - EIN KLEINER GAUNER (D|1989)



In Folge 180 sieht man Christiane Krüger in ihrem vorletzten Gastauftritt in der beliebten Kriminalserie "Derrick", ihr letzter sollte schließlich fünf Jahre später folgen. "Ein kleiner Gauner" erschließt sich unterm Strich als nicht uninteressanter Fall, den man nicht nur wegen der ausgewogenen Besetzung gerne und mit voller Aufmerksamkeit verfolgt. In der Episodenhauptrolle ist Oliver "Justus Jonas" Rohrbeck zu sehen, und was Christiane Krügers Auftritt angeht, so kann man vielleicht von ihrer Telefon-Folge sprechen, da sie nahezu in jeder zweiten Szene am Hörer zu sehen ist, da sie der Polizei bei der Klärung eines Mordes, dem ihr Vater zum Opfer gefallen ist, Auskünfte liefert, und sozusagen Puzzlestücke beisteuert. Die filmischen Aufeinandertreffen von Christiane Krüger und Horst Tappert können bis ins Jahr 1968 zurückverfolgt werden, als sie dem Inspektor in dem Edgar-Wallace-Film "Der Mann mit dem Glasauge" zunächst ebenfalls nur telefonisch begegnete. Erneut spielt Christiane Krüger eine Frau des gehobenen Milieus, und wie so oft sieht man sie wieder einmal in der Rolle der Tochter, die ihrem Vater in vielerlei Hinsicht den Rücken freizuhalten scheint und dabei wie eine unentbehrliche Vertraute wirkt. In auffälliger Weise kultiviert, agiert sie trotz des Mordes mit viel Fingerspitzengefühl, was viele ihrer Rollen oftmals nicht hergeben konnten, da sie sich ihrem Image entsprechend - quasi in der obligatorischen Krüger-Schablone - zu bewegen hatte, was hin und wieder rücksichtslose oder gar unsympathische Noten vermittelte. Hier wird sie genau wie Rohrbeck mit Leichtigkeit zu einer Sympathieträgerin aufgebaut; bei beiden fiebert man interessiert und besorgt mit, ob sich der Fall letztlich noch zum Guten wenden kann, was man unter der Leitung von "Derrick" allerdings in keiner Sekunde anzweifeln möchte.

Der Vater von Marion Siebach wird erwürgt in seinem Hotelzimmer aufgefunden, doch sieht man mit ihr eine Hinterbliebene, die einen Rachefeldzug gegen Unbekannt anzettelt? Die Antwort lautet definitiv nein, denn sie stellt ihre Hilfsbereitschaft zur Verfügung. In den Gesprächen sieht man weniger die verzweifelte oder verbitterte Tochter, eher schimmert ein überaus starker Gerechtigkeitssinn hervor. Zwischen den Zeilen meint man sogar eine oberflächliche Tendenz wahrzunehmen, sodass man für einige kurze Momente ketzerisch denkt, dass lediglich eine Geschäftsverbindung zwischen Vater und Tochter ihr jähes Ende gefunden hat. Wie erwähnt, spielt Christiane Krüger in dieser Episode eine weitgehend untergeordnete Rolle, folglich wird ihre Figur im Sinne der Angelegenheit zwar dienstbar gemacht, jedoch finden sich im Endeffekt nicht besonders viele Möglichkeiten für sie, sich explizit in den Vordergrund zu arbeiten. Wie dem auch sei, die Wiedersehensfreude entsteht selbstverständlich auch bei einer für ihre Verhältnisse glatt gebügelten Performance, wenngleich man sich wünscht, dass ihre Figur, die ja schließlich Teil der Ermittlungsarbeit darstellt, noch mehrere Privilegien eingeräumt bekommen hätte. Dem empfundenermaßen reservierten Verhältnis zu ihrem eigenen Vater hätten vielleicht einige zur Schau gestellten Reibungsflächen ganz gut getan, denn leider wirkt das Verhalten von Marion Siebach unter den gegebenen Umständen zu unempfindlich, denn schließlich ist ja ihr eigener Vater einem heimtückischen Mord zum Opfer gefallen. Am besten fährt man deswegen vermutlich damit, dass Christiane Krüger mit Erfahrung und Disziplin erneut einen ansprechenden Mittelweg zwischen nett anzusehender Staffage und der immer wieder gerne gesehenen "Derrick"-Stammbesetzung im Bereich der Gastauftritte gefunden hat.

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● CHRISTIANE KRÜGER als MARIA HEYNOLD in
DER KOMMISSAR - MESSER IM RÜCKEN (D|1970)



»Du weißt Bescheid Maria!« Mit diesem kurzen Satz wird Maria alias Christiane Krüger in die zwanzigste "Kommissar"-Folge integriert, deren Film-Ehemann einige Stunden zuvor ermordet wurde. Christiane Krüger baut ab ihrer ersten Szene eine völlig wortlose Dominanz auf, da andere für sie sprechen und antworten, außerdem kommt es zu unterstützenden Blicken der vorwurfsvollsten Sorte. Bei derartig günstigen Grundvoraussetzungen lässt sich die Kamera hier nicht lange bitten und fängt das außergewöhnlich schöne Gesicht der Hamburgerin in beeindruckenden Strecken von Großaufnahmen ein. Unterstützend dabei wirkt natürlich die Bildgestaltung in Schwarzweiß, die einen Hauch von Makellosigkeit transportiert. Selbst Kommissar Keller wird man zwar trocken, aber durchaus aufrichtig betonen hören, dass Frau Heynold eine sehr attraktive Frau sei. Die junge Dame trägt schwarze Kleidung, die allerdings kein Ausdruck von Trauer darstellen dürfte, immerhin hat man es mit einer Frau zu tun, der nicht wenige Zuschauer den Status einer sogenannten lustigen Witwe zuschreiben würden. Marias blondes Haar und das hart gewählte Make-up setzen zusätzliche Akzente. Sie schweigt demonstrativ, allerdings scheinen ihre Augen auf der Suche nach etwas zu sein, bis sie ihr Ziel schließlich auch schnell findet, sodass sie ihrem äußerst nervös wirkenden Schwager verachtende Blicke zuwirft. All dies ist Ausmaß ihres jetzigen Zustandes, der gleichzeitig auch ihr Allgemeinzustand sein dürfte, da sie sich in einem goldenen Käfig eingesperrt fühlt, aus dem es nur ein Entrinnen mit einem Motorrad zu geben scheint. Maria ist sichtlich genervt von der hässlichen Komplikation Mord und sie ist gelangweilt vom Leben in diesem gesellschaftlichen Vakuum der Bourgeoisie. Diese Strukturen hat sie durch das Missachten der heiligen Regeln der besseren Gesellschaft längst verlassen, wenn auch nur inkonsequent, da sie auf die vielen Annehmlichkeiten nicht verzichten möchte.

Ihr junger Liebhaber stammt aus einer anderen Gesellschaftsschicht, und zwar aus einer solchen, die ihresgleichen normalerweise meidet wie der Teufel das Weihwasser. Die unschöne Wendung Habenichts würde diesen Mann mit dem Motorrad vielleicht ganz gut im Auge der Hautevolee beschreiben, die Regie tut das Übrige dazu, um diesen Eindruck beim Publikum entstehen zu lassen. Maria möchte leben, sich amüsieren, Probleme ignorieren; das Geld ihres Gatten macht es möglich, sich alles leisten und erlauben zu können, was das Herz begehrt. Mit allen Mitteln will sie sich von gesellschaftlichen Konventionen abgrenzen und da sie weiß, dass sie ihre Verwandtschaft damit am meisten treffen wird, vor allem oppositionell sein. Christiane Krügers erste von insgesamt drei Gastrollen in der beliebten Krimireihe "Der Kommissar" kann als fulminanter Einstieg in den Verlauf betrachtet werden, da sie es bereits hier schafft, eine der interessantesten Frauenfiguren zu kreieren. Der Ersteindruck zeigt ein dem Empfinden nach hochmütiges Wesen, dem alle Vorteile aufgrund des guten Aussehens in den Schoß gefallen sind, doch es handelt sich bei genauerer Betrachtung nicht nur um eine oberflächliche Hülle, sondern um eine von Sorgen und Ängsten getriebene Frau. Daher bleibt Krügers Interpretation in nachhaltiger Erinnerung und gewinnt ein wenig an Modellcharakter. Ungewöhnlich ist sogar, dass sie für eine recht hoch dosierte Prise Erotik sorgen wird, was für die Serie eher eine Ausnahme darstellt. Im optischen Sinn hat man sie tatsächlich selten so makellos schön und in ihrem Wesen derartig unbändig stolz gesehen, sodass sich zweifellos von einer Idealbesetzung sprechen lässt. Im Großen und Ganzen macht diese Maria Heynold schon große Freude, da sie zum Dechiffrieren animiert, aber undurchsichtig und geheimnisvoll bleibt, auch wenn es sicherlich ein ewiges Rätsel bleiben wird, warum sie sich hier ausgerechnet einem Anti-Kaliber wie Jörg Pleva an den Hals werfen konnte.

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● CHRISTIANE KRÜGER als CHRISTINA LARSSON in
DER SCHWARZE PANTHER (GB|1974)



Eine ihrer wohl spektakulärsten und bemerkenswertesten Darbietungen auf internationalem Parkett übernahm Christiane Krüger in dem britischen Polit-Thriller "Der schwarze Panther" aus dem Jahr 1974. Es wirkt schon beachtlich, wie die Hamburgerin hier neben hochkarätigen Kollegen auf Augenhöhe agieren wird, und es kommt zu einigen besonders intensiven Szenen, die nach diesem bin ins Detail durchgeplanten Verlauf im Gedächtnis bleiben dürften. Christiane Krüger war im Verlauf ihres Schaffens häufiger in Einstellungen unter der Dusche zu beobachten, und in dieser Produktion kommt es in diesem Zusammenhang zu einem der kleinen Karriere-Höhepunkte der Deutschen. Doch zunächst zur Person der Christina Larsson. Das Edel-Callgirl scheint sehr gut beschäftigt zu sein und betreut bevorzugt Kundschaft aus den besten Kreisen. Der Nachschub scheint dabei unerschöpflich zu sein. Ganz in der Strategie des Films liegend, bekommt man kaum signifikante Informationen darüber, wie die Personen-Konstellationen überhaupt zustande gekommen sein könnten, also kann man es sich als Zuschauer lange Zeit nur denken, wie das Verhältnis zwischen Professor Elliot und Christina Larsson wohl sein wird. Er bezahlt sie, ihre Wohnung, ihre Ausstattung, ihren Luxus, ihr von ihm geschaffenes Leben. Auch bekommt man das Gefühl, als sei Robert Elliot mehr für sie als nur Auftraggeber und Mäzen, aber geklärt wird das Ganze nicht, sodass man beginnt, sich seinen halbseidenen Teil zu denken. Was Christina angeht, so kommt es zu einem recht interessanten Effekt à la Rosemarie Nitribitt, da sie ebenfalls prekäre Informationen ihrer prominenten Kundschaft sammelt - hier auch in Form von Mitschnitten und Fotos - und ein ebenso gewaltsames Ende findet, welches in einer packenden Strecke von der Kamera festgehalten wird. Als Callgirl hat Christina Larsson offensichtlich alle Tricks und Finessen auf Lager, um die solventen Herren zufriedenzustellen, zu entzücken und vor allem auszunehmen. Nach der Arbeit macht sie Komplimente, die eigentlich nichts anderes als Phrasen sind.

Beispielsweise wie sehr sie jemanden doch möge oder dass ihr das Zusammensein Spaß gemacht habe. Die Kunden wissen zwar, dass es nicht stimmt, aber sie hören es gerne und bilden sich vielleicht einen Wahrheitsgehalt ein, der ein baldiges Wiedersehen überaus wahrscheinlich werden lässt. Diese simple Strategie kommt gut an und bringt vielleicht noch ein großes Scheinchen zusätzlich in die wohl nicht gerade leere Kasse. In bestimmten Situationen wirkt Christina sehr oberflächlich - also eigentlich vor, im und nach dem Lotterbett - und äußerst naiv im Umgang mit ihrem Gentleman-Zuhälter Elliot, der sie gerne wie ein kleines Schulmädchen behandelt und dabei maßregelt. Auf der anderen Seite wird sie jedoch zu Höchstleistungen angespornt, da Elliots Einnahmequelle nicht versiegen sollte. Christina Larsson wird durch seinen überaus perfiden Plan gleichermaßen Zahnrad und Opfer seines intelligent ausgearbeiteten Mordkomplotts, das selbst vom Zuschauer spät durchschaut wird und einigermaßen in Staunen versetzt. Als sie ihren Dienst ausgeführt hat, steht ihr angeheuerter Mörder auch schon bereit und man wünscht sich förmlich, dass es sie nicht erwischt. Hier bekommt man wie gesagt eine der intensivsten, unheimlichsten und spannendsten Szenen des gesamten Verlaufs präsentiert, die sich sogar in jedem anständigen Giallo recht wohlgefühlt hätten, wie Christiane Krüger übrigens selbst auch. Wieder einmal angenehm erscheint die Tatsache, dass sich die Schauspielerin für die deutsche Version selbst synchronisiert hat, auch in der englischen Sprachfassung macht es Spaß, ihren zwar harten deutschen Akzent herauszuhören, der aber als überaus charmant zu identifiziert werden kann. Genau wie ihre unverkennbare Art der Interpretation, ist ihre Stimme als eine Art Markenzeichen anzusehen, welches ihr Wesen und kühles Temperament unterstreicht und in den richtigen Momenten Akzente zu setzen weiß. Im Endeffekt handelt es sich erwartungsgemäß um eine sehr gut aufgebaute Rolle von Christiane Krüger, die aber nicht der einzige Grund sein sollte, diesen wirklich bemerkenswerten Film anzuschauen.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als PETRA HAUSING in
DER FAHNDER - DER PARASIT (D|1986)



Petra Hausing lädt ihren jüngeren Bekannten zu sich nach Hause ein, macht ihn zu ihrem Liebhaber und gleichzeitig zum unwissenden Werkzeug. Die erfolgreiche Modedesignerin bewegt sich überaus selbstsicher und ein wenig großspurig in ihrem Luxusapartment, aber gleichzeitig begeht sie auch dünnes Eis, da sie einen fingierten Einbruch bei sich vortäuscht, bei dem angeblich Juwelen im Wert von 100.000 D-Mark verschwunden sein sollen. Alles ist geplant, alles scheint durchdacht und in Christiane Krügers reifer gewordenem Gesicht spiegelt sich Zufriedenheit wider und deutet einen vermeintlichen Triumph an, der in greifbarer Nähe zu sein scheint. Das verschwenderische Leben in Saus und Braus hat Petra Hausing offenbar in eine finanzielle Schieflage gebracht, eine Verlegenheit, die für jeden normalen Bürger ausreichend Spielraum zum normalen Leben lassen würde. Aber sie ist die Haute Couture und den Jet Set gewöhnt, doch allerdings nicht, irgendwelche Abstriche zu machen. Christiane Krüger strahlt in dieser Episode von "Der Fahnder" nicht nur die geschilderte Selbstsicherheit aus, sondern auch eine für viele Männer irritierende Schlagfertigkeit aus, und eine beinahe gewöhnlich wirkende Eleganz. In dieser Serie sollte es leider Christiane Krügers einziger Gast-Auftritt bleiben, und es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie sie die erfolgreichen Krimi-Formate aller Couleur so Gewinn bringend bedienen und bereichern konnte. Wie so oft übernimmt sie auch hier die Episoden-Hauptrolle und wirkt von Regisseur Peter Fratzscher recht gut inszeniert, wobei die Hamburgerin natürlich das Übrige dazu tut. So kann sich der Zuschauer auf eine von Krügers routinierten Abwicklungen der Materie gefasst machen, die Spielräume wischen Sympathie und Antipathie zulässt. Allerdings hat sie für lange Zeit über die Maßen selbstsicher wirkende Frau die Rechnung ohne den hartnäckigen Fahnder gemacht.

Außerdem wird sie zusehends unruhiger und nervöser, sodass sie als Spinne Gefahr läuft, sich in ihrem eigenen, unübersichtlichen Netz zu verfangen, somit zur hilflosen Beute zu werden. Im Großen und Ganzen handelt es sich vor allem im Vergleich um eine sehr interessante Serien-Rolle, in der eine komplette Fassade schlagartig umkippen wird. Die Frau, die es gewöhnt ist, die Kontrolle über Personen, Situationen und sich selbst zu haben, verliert diese nach und nach, bis sie vollkommen machtlos und überfordert neben sich stehen muss. Das Publikum nimmt diese Tatsache sicherlich ein wenig gehässig zur Kenntnis, fiel Petra Hauser doch immerhin mit einer beinahe ungenießbaren Art und Weise auf. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch, wie Faber mit Petra Hausing umzuspringen pflegt, denn dieser Umgang wirkt nicht gerade zimperlich, geschweige denn höflich oder galant. Aber Faber ist an keiner Haute Conversation interessiert, dessen eigentümliche Gesetze ihm ohnehin suspekt erscheinen. Es ist ganz offensichtlich, dass ihm die erste Begegnung mit der ausgewiesenen Dame von Welt in unerfreulicher Erinnerung geblieben ist, die ihn mit zynischer Arroganz und von oben herab behandelte, von den Behinderungen der Ermittlungen ganz zu schweigen. Insgesamt handelt es sich hier erneut um eine von Christiane Krügers obligatorischen Rollen und daher auch leichtesten Fingerübungen im Krimi-Sektor. Auffällig bleibt vielleicht, dass sie den Zuschauer nicht wie sonst mit einer eher mit kühl wirkenden Distanz zurückweist, sondern ihre Emotionen und das dazugehörige Temperament zu einem offenen Buch werden lässt. Dies wirkt umso erstaunlicher für eine Interpretin, die neuerdings eine ganz ungewöhnlich deutliche Angriffsfläche zulässt. So bleibt mit "Der Parasit" eine doch merklich erfrischende Abwechslung innerhalb von Christiane Krügers Schaffen, und eine Rolle, die hier ungemein von optischen Veränderungen profitiert.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

Beitrag von samgardner »

Zufällig bin ich gerade auf diesen kurzen Ausschnitt aus der Musikfilmdoku "Bird on a Wire" von Tony Palmer gestoßen, in der Doris Kunstmann im leicht irritierten Beisein von Udo Jürgens ganz tüchtig Leonard Cohen anflirtet:

Da meine ich im Hintergrund im angrenzenden Zimmer (nach ca. 2 Minuten am besten zu erkennen) auch Christiane Krüger zu erkennen.

Zwar nur eine ganz kleine unbedeutende Fußnote im Leben/Schaffen von Christiane Krüger, aber ich wollte es hier doch kurz erwähnen.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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samgardner hat geschrieben:
Mo., 30.01.2023 23:13
Zwar nur eine ganz kleine unbedeutende Fußnote im Leben/Schaffen von Christiane Krüger, aber ich wollte es hier doch kurz erwähnen.

Nein, nein, da gibt es nichts was unbedeutend wäre. Ich freue mich immer über solche Meldungen und es handelt sich tatsächlich um Christiane Krüger. Sieht so aus, als ob sie mit Doris Kunstmann dort ist und anschließend auch mit ihr geht. Ich finde so etwas immer interessant, da es auch zeigt, dass sich Karrieren eben nicht nur auf Film- und Fernsehauftritte reduziert, sondern dass es wesentlich mehr gibt, das noch im Verborgenen liegt. Ich finde es im Rückblick ein bisschen schade, dass ich im Porträt-Bereich insgesamt nicht mehr auf Zwischenfußnoten eingegangen bin, aber immerhin ging es gerade hier zum zweiten Mal darum, das alles nur wieder herzustellen, da die Beiträge im alten Forum zuerst alle aus Versehen gelöscht wurden, und dann anschließend (wenn noch vorhanden) wegen des Umzugs wieder hergestellt werden mussten. Bin immer noch nicht fertig damit.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als VERA JENSEN in
FLUCHTWEG ST. PAULI - GROẞALARM FÜR DIE DAVIDSWACHE (D|1971)



Nach einem halben Dutzend Auftritten in Spielfilmen und einigen Partizipationen in bekannten TV-Produktionen war Christiane Krüger längst im deutschen Filmgeschäft angekommen und wurde gerne für unterschiedlichste Charaktere gebucht, die ihrem Typ in erstaunlicher Art und Weise gerecht wurden. In Wolfgang Staudtes "Fluchtweg St. Pauli – Großalarm für die Davidswache" ist allerdings eine gewisse Abkehr von ihrem bereits geprägten Image zu sehen, und der Zuschauer kann sie hier mit einem bis dahin ungewöhnlich bürgerlichen Anstrich sehen, wobei dies gar nicht abwertend gemeint sein soll. Vera ist mit einem rücksichtslosen Kriminellen verheiratet, der seit seinem letzten, gescheiterten Coup obendrein auch noch im Knast sitzt. Leider stellt sich ein derartiger Werdegang oft erst im Nachhinein heraus, sodass man sich anhaltend fragen muss, wie eine derartig sympathische Frau an einen solchen Mann geraten konnte. Es ist offensichtlich, warum sie nun mit ihrem Schwager zusammen ist, denn er steht für ganz gegensätzliche Werte und hat ihr durch die schwere Zeit helfen können. Anders als sonst vermittelt Christiane Krüger nicht die sonst obligatorisch wirkenden, beinahe zweifelhaften Tendenzen ihrer Charaktere, denn sie wirkt ehrlich, direkt und sympathisch. Für die gebürtige Hamburgerin waren derartig angelegte Rollen der bedrohten Schönheit alles andere als üblich, sodass diese Darbietung aus diesem einfachen Grund einigermaßen überraschend erscheint. Zwar ist Vera als fester Bestandteil dieser Dreieckskonstellation integriert, aber sie wirkt dem unerbittlichen Tauziehen der beiden Brüder strikt untergeordnet und man vermisst ihre üblicherweise eher auffällige Stärke im Umgang mit den männlichen Akteuren, von denen sie sich nicht gerne in die Tasche stecken lässt. Vera ist hier im permanenten Verteidigungsmodus zu sehen; eine Defensive, die überraschend wirkt.

Nicht nur, dass sie verschleppt und bedroht wird, sie sieht sich obendrein auch immer wieder tätlichen und verbalen Angriffen ausgesetzt, verliert dabei allerdings nicht die Nerven. Vera Jensen schafft es sogar, in dieser vollkommenen Ausnahmesituation zu funktionieren. Irgendwie zumindest. Zwischen ihr und ihrem Noch-Ehemann gibt es sogar ein paar vertraute, beinahe sogar intime Momente, als man sich gemeinsam an die guten Zeiten erinnert, die es offensichtlich einmal gegeben hat, allerdings in jedem nächsten Moment wieder von der Realität überlagert werden. Optisch sieht man Christiane Krüger hier in der Blüte ihrer Attraktivität, die immer ein wenig von einer kaum zu beschreibenden Form anziehender Kühle umweht ist. Sie wirkt sehr agil und kann ebenso nachdenkliche und besorgte Tendenzen sehr gut herausarbeiten. Für die weibliche Hauptrolle des Szenarios liefert sie eine sehr überzeugende Performance ab, und das Ganze wirkt überaus bodenständig, auch wenn Horst Frank immer wieder versucht, ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Vielleicht gehört die Rolle der defensiven Vera am Ende nicht zu den persönlichen oder natürlichen Krüger'schen Favoritenrollen, aber für die Produktion hätte man kaum eine patentere Interpretin finden können, der man den Gang auf heimischem Parkett zu jeder Zeit anmerkt. Insgesamt sollte noch erwähnt werden, dass Christiane Krüger sehr gut zu ihren beiden Partnern Heinz Reincke und Horst Frank passt. Im Rahmen männlich-weiblicher Beziehungen stellt sie ein eher konservatives Modell vor, das jedoch von Harmonie geprägt ist, wenn man sie als vollwertige Partnerin anerkennt. Geschieht dies nicht, verteidigt sie sich mit Rückzug und versucht, alles mit sich selbst zu klären. Screentime und Thematik geben keine zu tiefgründigen Facetten her, was bei diesem rasanten Verkauf aber auch vollkommen in Ordnung geht. Es bleibt eine gute Hauptrolle in einem ebenso guten Film.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als LAURA in
DAS AUSSCHWEIFENDE LEBEN DES MARQUIS DE SADE (D|US|1969)



Bei der ungewöhnlichen Produktion "Das ausschweifende Leben des Marquis De Sade" handelt es sich erst um die vierte von Christiane Krügers Mitwirkungen in einem Spielfilm. Gleich zu Beginn ihrer erfüllten Karriere war die Hamburgerin gut beschäftigt und wurde gerne in Film und vor allem Fernsehen eingesetzt, allerdings gleichen sich ihre frühen Rollen im Aufbau und dem jeweiligen Einsatzgebiet ziemlich genau, was auf eine frühe Festlegung schließen lässt, die naturgemäß vonstattengeht. Versehen mit einem bekannten Namen, der bereits zu Beginn ihres Schaffens als zugkräftiger Aufhänger Verwendung fand, wurde sie für Rollen mit eher kurzer Auftrittsdauer besetzt, so auch in Cy Endfields Ausstattungsfilm mit internationaler Starbesetzung. Kommt man auf die Kürze der Rollen zu sprechen, heißt dies nicht zwangsläufig, dass man keine intensiven Eindrücke vermittelt bekommt, immerhin wusste sich Christiane Krüger sehr publikumswirksam zu präsentieren. Dieser Auftritt mit dem Charakter einer prominenten Gastrolle gibt außer optischen Vorzügen zunächst gar nicht so wahnsinnig viel her, denn er ist in Windeseile schon wieder beendet. Es kommt zu ein paar kurzen Szenen-Abfolgen mit Hauptdarsteller Keir Dullea, die sich ganz im Selbstverständnis des Films, im und um das Lotterbett herum abspielen. Christiane Krüger wirkt hier wie die meisten ihrer Kolleginnen leider inflationär eingesetzt, wobei dies im Sinn von Wiedersehensfreude vielleicht schon zu viel gesagt ist, denn mit der attraktiven Interpretin lässt sich möglicherweise viel anstellen, aber nicht auf hohem Niveau jammern. Betrachtet man die Grundvoraussetzung einer Großproduktion internationaler Beteiligung, gehen Partizipationen wie die der Krüger etwas unter, obwohl man insgesamt und auf anderer Ebene mehr geboten bekommt, als von den Damen mit der üppigen Screentime. Es wird ersichtlich, dass die schauspielerischen Finessen unter der US-amerikanischen Regie in die zweite Reihe verfrachtet werden, was dem Flair und Charme des Films zumindest einmal nicht schadet.

Nichtsdestotrotz erweist sich die Kamera als aufmerksame Beobachterin und Vermittlerin, versucht dabei eindrücklich, Christiane Krügers weibliche Reize in den Fokus zu rücken, sodass man phasenweise sogar den Eindruck bekommt, man könne die weiche Haut oder das blonde Haar der wohlgeformten Laura berühren, für die es vollkommen natürlich zu sein scheint, mit ihrer Nacktheit zu kokettieren. Also ist ihr übersichtlicher Einsatz im Sinne dieser Produktion letztlich doch geglückt, schafft sie es doch mit Leichtigkeit ein Statement zu setzen, für Aufmerksamkeit zu sorgen und sich im Gedächtnis der Zuschauer festzusetzen, was vielleicht auch daran liegt, dass sie sich nicht mit unnötigen Textilien oder Dialogen herumärgern muss. In der Kürze des Krüger'schen Angebots muss ebenso rapide ersichtlich werden, dass Laura eines der unzähligen Spielzeuge des unersättlichen Marquis De Sade ist, mit dem jedes Zusammentreffen aus freien Stücken stattzufinden scheint, da sie - genau wie die meisten anderen der Damen - nicht genug von ihm bekommen kann, beziehungsweise nicht auf seine ausgefallenen Praktiken verzichten will, die man allerdings nur vom Hörensagen kennt. Fast jede Frau kapituliert also freiwillig vor dem Marquis und macht sich genüsslich und sogar ganz selbstverständlich zur Hure, deren Bezahlung die Lust und Erfahrung ist; dabei befindet sich die schöne Laura jedenfalls in sehr guter Gesellschaft. Christiane Krüger wird gleich zu Beginn ihrer gut anlaufenden Karriere in Rollen-Schablonen katapultiert, und es kam unter Berücksichtigung ihrer optischen Stärke dementsprechend auch zu einem regen Einsatz. Ihre wirklichen Qualitäten im Rahmen präziser und pointierter Darstellungskunst konnte und musste sie in diesen Jahren nicht immer explizit unter Beweis stellen, entwickelte sich aber dennoch zu einer beständigen Größe und beliebten Interpretin im zeitgenössischen Filmgeschäft, da sie einen hohen Wiedererkennungswert anbieten konnte. Ihre Rolle in "Das ausschweifende Leben des Marquis De Sade" stellt im Karriere-Kontext allerdings einen der bislang eher handelsüblichen Auftritte dar.

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Re: CHRISTIANE KRÜGER

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● CHRISTIANE KRÜGER als IRMGARD BECKER in
DERRICK - ZEUGE YUROWSKI (D|1980)



In dieser 74. Folge bekommt man es mit dem bereits zweiten Auftritt von Christiane Krüger in der erfolgreich laufenden Kriminalserie "Derrick" zu tun und zunächst lässt sich schon einmal betonen, dass sich ihr Rollenprofil gesetzt hatte. Dem Empfinden nach spielte sie unzählige Male die Frau in der Grauzone, die dem Zuschauer halb sympathisch und halb verworfen präsentiert wurde. In dieser Episode sieht man Christiane Krüger erneut jenseits des Gesetzes, doch Regie und Dramaturgie verhindern die schnelle Verurteilung durch die berüchtigte Jury namens Zuschauer, denn es steckt ein bisschen mehr hinter der Fassade dieser Frau, die man daher nicht als gewöhnliche Kriminelle abstempeln möchte. Der rasante Einstieg nach einem Mord und der darauf folgenden Flucht wirft einem Irmgard Becker buchstäblich vor die Füße und es kommt zu der schnellen Demaskierung der Mittäterin, die gleichzeitig williges, oder vielmehr eingeschüchtertes Werkzeug und Opfer eines doppelten Spiels ist. Beruhigt nimmt man zur Kenntnis, dass sie den unfreiwilligen Zeugen Yurowski beinahe hysterisch in Sicherheit bringt, weiß sie doch genau um die Kaltblütigkeit ihrer Komplizen. Christiane Krüger präsentiert sich bei dieser sich bietenden Gelegenheit als Nervenbündel, aber nicht schwächstes Zahnrad dieser Maschinerie, denn sie wird trotz ihrer panischen Angst und Anspannung nicht umkippen. Fast flehend ruft sie Yurowski die Gefahr durch die unbekannten Hintermänner ins Gedächtnis und skizziert die mögliche Kettenreaktion, die ausgelöst werden könnte, wenn Yorowski ihre Identität nicht verschweigt. Wenige Szenen später stellt sich heraus, dass es sich bei Irmgard Becker um seine Sekretärin handelt, mit der es am nächsten Tag zu einem ernüchternden Wiedersehen im Büro kommt, denn trotz Tod, Angst und schweren Gewissens sieht man eine weitgehend abgebrühte Frau, die versucht, ihre Rolle perfekt weiterzuspielen.

Die interessante Variation dieses Einsatzes entsteht durch die routinierte Darbietung von Christiane Krüger, weil sie vollkommen die Kontrolle behält, dabei aber einen Kontrollverlust zu interpretieren hat. In Alfred Vohrers "Derrick"-Beitrag baut sich die Spannung über die beteiligten Personen auf, die neben Krügers Leistung vor allem über den großartig agierenden Bernhard Wicki aufgebaut wird. Der entstehende Eindruck eines Tauziehens lässt weitere potentielle Opfer vermuten, auch die Drohkulisse der Verbrecher, deren Sprachrohr Irmgard Becker wird, lässt die Luft immer stärker brennen. Bleibt man bei Christiane Krügers Darbietung, so sieht man sich vollkommen auf der verlässlichen Seite. Routiniert, aber auf immer neue Finessen und Variationen bedacht, spielt sie ihre Rolle sehr überzeugend und deutet hier erneut an, warum sie vollkommen zurecht zur festen Stammbesetzung im Bereich der Gäste gehören würde. Vielleicht sollte noch angemerkt werden, dass trotz aller Wiedersehensfreude und Souveränität dennoch der leichte Eindruck entsteht, dass man Christiane Krüger vielleicht zu häufig mit der gleichen Aufgabe betraute, denn eben dieses Rollenmuster sah man bereits in anderen Kriminalserien, oder man sollte sie noch zu sehen bekommen. Einerseits steht dies bestimmt für Verlässlichkeit und die Entscheidung für die absolut sichere Seite, andererseits hätte man sich angesichts der flexiblen Krüger'schen Anpassungsfähigkeit auch hin und wieder mutiger oder mehr weitsichtig einsetzen können. Jedoch stellt sich auch hier wieder einmal heraus, dass es sich bei Christiane Krüger um ein gewissenhaftes Ensemble-Mitglied handelt, das stets für eine hohe Glaubwürdigkeit und einen breiten Wiedererkennungswert steht. Als Irmgard Becker bleibt sie schließlich als eine Art Schlüsselfigur in Erinnerung, deren Pufferfunktion darauf angelegt ist, die drohende Katastrophe zu verhindern. Eine interessante Rolle.

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