CHRISTINA VON BLANC

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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CHRISTINA VON BLANC

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CHRISTINA VON BLANC

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Prisma hat geschrieben:
Wem Christina von Blanc auch heute noch ein Begriff sein sollte, interessiert sich vermutlich hauptsächlich für den obskuren bis schlüpfrigen Film fernab des Mainstreams. Harte Daten sind über die Schauspielerin nicht bekannt, denn dafür waren ihre teils zwar intensiven Ausflüge in die Filmwelt zu kurz, zu isoliert und meistens zu wenig umfangreich. Betrachtet man die stets nychsynchronisierte Schauspielerin ein wenig näher, zeigt sich eindeutig, dass sie in einigen ihrer Filme Deutsch gesprochen hat, was sie in einen entsprechenden Radius rückt, auch nicht zuletzt, weil es sich bei der Hälfte ihrer Filmografie um rein deutsche Produktionen handelt. Ihren ersten Auftritt hatte die Interpretin in Armando Crispinos "Das Geheimnis des gelben Grabes", der sie in einer Rolle zeigt, die aus folgenden Gründen und im doppelten Sinn exemplarisch für den Verlauf ihrer kurzen Karriere sein sollten, die sich offenbar nur über zwei Jahre erstreckte: von Blanc brachte die seinerzeit nicht unübliche Bereitschaft mit, mehr von sich zu zeigen, als nur ihr Schauspiel oder das schöne Gesicht, außerdem handelte es sich in diesem Zusammenhang optisch und thematisch um Anforderungen, die andere Kolleginnen vielleicht ausgeschlagen hätten. Es bleibt eine weitere hübsche Erscheinung für den stets hungrigen Markt und eine Erinnerung, die sich mit den passenden Filmen immer wieder auffrischen lässt.


»Wer suchet, der findet« - behauptet zumindest das bekannte Sprichwort. Im Fall Christina von Blanc erweist sich diese Empfehlung jedoch als nicht so einfach, da es über die nur Anfang der 70er Jahre kurz in Erscheinung getretene Schauspielerin so gut wie nichts Belastbares zu finden gibt. Klammert man die 1978 herausgebrachte Dokumentation "Snuff", in der es höchstens zu Archivaufnahmen kommt, einmal aus, stehen nur sieben Produktionen von 1972 bis 1974 zu Buche, die alles andere als linear wirken - oder doch nicht? Als Einstieg können mit dem Giallo und in Deutschland eher als Krimi vermarkteten "Das Geheimnis des gelben Grabes" Sparten verbucht werden, die gerade (noch) en vogue waren. Was folgte, war der Erotik-, beziehungsweise Report-Sektor, der sich in der Bundesrepublik einem interessierten Publikum erfreute, oder umgekehrt. Anschließend kam es zu zwei Ausflügen in den Exploitation-Sektor und am Ende landete Christina von Blanc in deutschen Serien, die ungeachtet ihrer Qualität immerhin erfolgreich liefen. Von einem Bekanntheitsgrad kann aufgrund der wenigen Rollen und sprunghaften Einsätze der sympathischen Blondine allerdings nicht gesprochen werden, da sie aufgrund mangelnder Vergleichsmöglichkeiten sicher nicht mit dem im Vor- oder Abspann gelisteten Namen in Verbindung gebracht werden konnte, denn wer sich eine Serie wie "Sergeant Berry" angesehen hatte, dürfte sie nicht unbedingt aus einem Reißer wie "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" kennen. Hinzu kommt das Verwirrungskarussell um ihre dem Empfinden nach unzähligen Pseudonyme, sodass sich sogar die Frage nach ihrem richtigen Namen stellt. Nicht wenige Schauspielerinnen wählten bei expliziten Szenen und Nacktaufnahmen eine Pseudonym, beziehungsweise ein wohlklingendes Türschild, das auch bei nackten Ablenkungsmanövern leicht zu merken war, oder weil sie ihre Realnamen für seriöse Rollen aufsparen wollten. Christina von Blanc wird in sieben Produktionen unter den Namen Christiane Von Blank, Christine sowie Christina Betzner, Christine Werner und beispielsweise Cristine oder Christine von Blanc gelistet - aber zumindest der Vorname scheint zwischen Christine und Christina zu stimmen.

Folgt man der These, dass einschlägige Erotik-Sternchen oder Genre-Gäste gerne ihre wirklichen Namen verschleierten, wäre es wahrscheinlich, dass man sich bei Christine Werner oder Betzner wiederfindet, vermutlich sogar eher bei letzterem, da dieser am wenigsten ausgedacht wirkt. Dies lässt sich allerdings kaum rekonstruieren, sodass nur die Faszination um eine Schauspielerin bestehen bleibt, deren Spur sich bereits komplett verloren hatte, bevor sie überhaupt aufgenommen werden konnte. Die Interpretin begann ihre Karriere mit zwei kleinen Nebenrollen in publikumswirksamen Filmen, um unmittelbar in die engere Auswahl der weiblichen Hauptrollen zu kommen, die mit Jess Franco begannen und aufhörten. Es ist anzunehmen, dass der umtriebige Spanier ein Faible für die reizend aber ebenso unschuldig wirkende Christina von Blanc hatte, und sie macht sich ausgesprochen gut in seinen unkonventionellen Geschichten, da die Schauspielerin es versteht, sie mir einer außergewöhnlichen Struktur auszustatten. Dies geschieht über eine beinahe eigenartig vorsichtige Art und Weise, ihr Umfeld zu beobachten und förmlich zu scannen, und es als Folge nicht selten viel zu nah an sich heran zu lassen. Zu Emotionen lässt sie sich kaum hinreißen, es sei denn, externe Umstände bringen oder zwingen sie dazu. Natürlich fehlten hier und da die Möglichkeiten, sich in irgend einer Art zu entfalten, aber einen Vorteil hatte sie stets auf ihrer Seite, nämlich ein aufmerksames Auge der Kamera, welches sich an ihren hübschen Gesichtszügen interessiert zeigte. Die meisten Geschichten meinten es leider nicht gut mit ihren darzustellenden Charakteren, sodass sie auch über diese Schiene in Erinnerung bleiben kann, wenn ein kleines bisschen Tragik aufkommen konnte. Ihre Frauenrollen waren oft einfach angelegt, ohne doppelten Boden und vordergründig dazu gemacht, das interessiere Publikum zu erfreuen, was auch heute noch spielend gelingt. In wenigen Filmen gestattete man der Schauspielerin allerdings größeren Raum und solideres Parkett, sodass zu bemerken bleibt, dass sie nicht nur die Anforderung einer Hauptrolle meistern, sondern auch etwas zwischen den Zeilen anbieten konnte. So bleibt eine gerne gesehene Interpretin, deren Lebenselixier die Erinnerung des Zuschauers darstellt.

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samgardner
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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von samgardner »

Ihr ersten Filme waren ja CCC-Produktionen, insofern würde ich davon ausgehen, dass sie kurzzeitig bei Artur Brauner unter Vertrag stand. Chronologisch gesehen war Jess Francos "Jungfrauenreport" ihr Debüt - gedreht ab Mai 1971. Direkt im Anschluss daran gab ihr Franco übrigens die Hauptrolle in "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" (auch wenn der Film dann erst später erschienen ist), insofern ist sowohl denkbar, dass Christina von Blanc über Brauer zu Franco kam, aber auch, dass sie über Franco zu Brauner kam.

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Prisma
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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von Prisma »

samgardner hat geschrieben:
Mo., 14.03.2022 00:22
Ihr ersten Filme waren ja CCC-Produktionen, insofern würde ich davon ausgehen, dass sie kurzzeitig bei Artur Brauner unter Vertrag stand. Chronologisch gesehen war Jess Francos "Jungfrauenreport" ihr Debüt - gedreht ab Mai 1971. Direkt im Anschluss daran gab ihr Franco übrigens die Hauptrolle in "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" (auch wenn der Film dann erst später erschienen ist), insofern ist sowohl denkbar, dass Christina von Blanc über Brauer zu Franco kam, aber auch, dass sie über Franco zu Brauner kam.

Ich hätte ja mit allem vielem gerechnet, aber keiner Meldung zu Christina von Blanc. Das freut mich schon wegen der Sache an sich, aber auch, weil Dinge so in ein richtiges Licht gerückt werden. Mit den Daten der IMDb ist es mir schon häufiger passiert, dass ich erst hinterher daran gedacht habe, dass dort im Grunde genommen keine tatsächliche Chronologie der Filme abgebildet wird, sondern Auflistungen nach Terminierung und Erscheinen. Da "Jungfrauen-Report" das Debüt war, klingt ein Vertrag mit der cCc-Filmkunst über drei Filme sehr plausibel. Auch dass Jess Franco zu dieser Zeit ohnehin Filme für Artur Brauner inszenierte, halte ich es für wahrscheinlicher, dass Franco über Brauner zu Christina von Blanc kam, wobei das im Endeffekt keine Rolle spielt, denn bereitwillige, attraktive Erscheinungen wie sie waren ja immer gefragt. Wie wäre denn Deine Ansicht zu ihren vielen verschiedenen Namen, die in Filmen auftauchen? Das sind ja schon einige.

samgardner
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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von samgardner »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 14.03.2022 10:41
Wie wäre denn Deine Ansicht zu ihren vielen verschiedenen Namen, die in Filmen auftauchen? Das sind ja schon einige.[/align]
Ja, Christine Betzner klingt als "echter" Name am plausibelsten, zumal sie ja so auch in den deutschen TV-Serien auftrat.

Interessant aber auch, dass - wenn die Angaben in der IMDB korrekt sind - ihre verschiedenen Namen tatsächlich zur Chronologie passen:
1. Film = Werner
2.-4. Film = von Blanc
danach = Betzner

Möglich wäre natürlich auch noch, dass sie um 1973 einen Herren Betzner geehelicht hat. :mrgreen:

Was für Material ist denn in "Snuff" enthalten? Kann man das irgendeinem Film zuordnen?

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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von Prisma »

samgardner hat geschrieben:
Di., 15.03.2022 00:04
Interessant aber auch, dass - wenn die Angaben in der IMDB korrekt sind - ihre verschiedenen Namen tatsächlich zur Chronologie passen:
1. Film = Werner
2.-4. Film = von Blanc
danach = Betzner

Ja, das finde ich auch ganz interessant. Im Grunde genommen gibt es dann "nur" drei verschiedene Namen, wenn man von den unterschiedlichen Schreibweisen ihres Vornamens und dem Nachnamen von Blanc mal absieht. Hier denke ich, dass es eher den unterschiedlichen Credits der verschiedenen Produktionsländer geschuldet ist, dass es zu Abweichungen kommt. Aber sie wäre ja nicht die erste, deren Name oder Pseudonym falsch geschrieben wurde.

samgardner hat geschrieben:
Di., 15.03.2022 00:04
Möglich wäre natürlich auch noch, dass sie um 1973 einen Herren Betzner geehelicht hat. :mrgreen:

Ähnliches habe ich auch schon mal vermutet, allerdings habe ich weniger an einen Herrn Betzner gedacht, sondern ganz allgemein an eine mögliche Heirat oder sonstwas. Es gab im Filmbusiness ja immer wieder Meldungen darüber, dass insbesondere Frauen abrupt ab dem Zeitpunkt aus dem Geschäft ausgestiegen sind, wenn sie geheiratet hatten oder neuerdings liiert waren. Vielleicht hatte sie nach ihren Einsätzen im Erotik- und Exploitationsektor bis hin zu mittelprächtigen Serien aber auch einfach keinen Bedarf mehr weiterzumachen, obwohl der Bedarf an ihrer Person ja ganz offensichtlich vorhanden war.

samgardner hat geschrieben:
Di., 15.03.2022 00:04
Was für Material ist denn in "Snuff" enthalten? Kann man das irgendeinem Film zuordnen?

Hierzu melde ich mich die Tage mit ein paar Screenshots nochmal ausführlicher, wenn ich mir das Teil nochmal angeschaut und meine Erinnerung aufgefrischt habe. :mrgreen:

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Re: CHRISTINA VON BLANC

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Das mehrmalige Anschauen von "Snuff" war in erster Linie eine Spurensuche nach der Mitwirkung von Christina von Blanc, die laut IMDb in diesem Dokumentarfilm mitgespielt haben soll. Die Datenbank gibt das Jahr 1978 an, wobei die 1973-1976 entstandene Produktion erst Ende der 70er Jahre in den Kinoverleih gelangte. Zu Christina von Blancs letztem Auftritt kam es in einer bekannten deutschen Vorabendserie, welcher im gleichen Jahr zustande kam, wie der Produktionsbeginn von "Snuff", sodass man alleine anhand dieses Zeitfensters davon ausgehen könnte, dass es bei der Dokumentation tatsächlich um ihren letzten Auftritt handeln könnte. Der Dokumentarfilm, der sich kritisch mit der Sexfilmbranche auseinandersetzt, sucht seinen Leitfaden hauptsächlich im tragischen Freitod der Münchner Schauspielerin Claudia Fielers und den hier angeprangerten Hardcore-Bedingungen bei etwa Castings, Drehs oder Vermarktung der Ware.

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Christina von Blanc spielt in dieser offenbar mit dem Prädikat "wertvoll" ausgestatteten Dokumentation nicht mit und ist darüber hinaus auch nicht in einkopierten Sequenzen aus ihren anderen Filmen zu sehen. Auch eine eventuelle thematische Querverbindung konnte sich in der gesichteten Fassung von etwa 77 Minuten nicht ausfindig machen lassen. Die einzige direkte Verbindung lässt sich im ersten Drittel des Films finden, in dem von der Sexfilm-Vermarktung der seinerzeit wohl erst 12jährigen Christine von Stratowa durch ihre Mutter Rosa berichtet wird. Hier wird in einem Ausschnitt der Titel von Jess Francos "Jungfrauen-Report" eingeblendet, in dem Christina von Blanc ja mitgespielt hatte. Ansonsten konnte ich hier leider keine weitere Spur ausmachen. Die Doku lässt sich by the way aber recht gut anschauen.

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samgardner
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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von samgardner »

Danke für den Bericht!

Evtl. wurde beim IMDB-Eintrag Christina von Blanc mit Christine von Stratowa verwechselt, die in der IMDB - trotz Mitwirkung - seltsamerweise nicht erwähnt wird.

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Re: CHRISTINA VON BLANC

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samgardner hat geschrieben:
Sa., 09.04.2022 16:39
Evtl. wurde beim IMDB-Eintrag Christina von Blanc mit Christine von Stratowa verwechselt, die in der IMDB - trotz Mitwirkung - seltsamerweise nicht erwähnt wird.

Genau das war auch mein zweiter Gedanke, nachdem ich mir zunächst gesagt hatte, dass so ein grober Fehler ja wohl ausgeschlossen sein dürfte. Aber gerade in Datenbanken sind mir schon viele eigentümliche angaben, Kolportage- und Stille-Post-Fehler untergekommen, bei denen man sich durchaus fragen durfte, wie solche Informationen überhaupt zustande gekommen sind. Vielleicht haben hier die wenigen Informationen wie etwa Erotikfilm-Darstellerin, nackt & blond und Christin(e)(a) von X ja genügt, um diese Verbindung innerhalb des ja passenden Zeitfensters zu konstruieren. Da es mir persönlich aber auch schon passiert ist, Mitwirkungen aufgrund von Ultrakurzrollen, typfremden Maskeraden oder gekürzten Schnittversionen auszuschließen, werde ich in "Snuff" bestimmt irgendwann nochmal reinschauen. Vielleicht habe ich den entscheidenden Schnipsel ja doch übersehen. :D

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Re: CHRISTINA VON BLANC

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CHRISTINA VON BLANC als VELIA in
DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES (D|I|JUG|1972)



Wenn man es nicht bereits im Vorfeld wüsste, so würde man sich als Zuschauer möglicherweise fragen, wie eine Frau mit dem verführerischen Namen Velia wohl aussehen möge? Christina von Blanc - hier im Vorspann als Christiane von Blank angekündigt - beseitigt diesbezüglich wirklich alle möglichen Fragen, indem sie nackte Tatsachen schafft und dabei zunächst durch ihre besondere Schönheit auffällt, die eine prickelnde Melange mit einer für die Entstehungszeit nicht unüblichen Zeigefreudigkeit eingeht. Velia taucht spät in diesem durch die Handschrift eines Wahnsinnigen geprägten Geschehen auf; ihr einziger Vorbote war über eine Stunde lang ihr Mann, ein kleiner Erpresser und Gauner, der sich durch sadistische Tendenzen in den Fokus rücken und sich somit für den Part des Mörders empfehlen konnte. Christina von Blanc zeigt in "Das Geheimnis des gelben Grabes" das, wofür ihre kurze Karriere charakteristisch steht und somit ein wenig in Erinnerung bleiben konnte: einen natürlichen und ungezwungenen Umgang mit dem anderen Geschlecht und ihrem eigenen Entkleidungsdrang. Große Teile des Publikums dürften erfreut über diese so makellos wirkende Schönheit der Deutschen (gewesen) sein, die allerdings stark gefährdet ist in einem Film, in dem ein offensichtlich psychopathischer Mörder umgeht. Von Blancs Rolle ist im Geschehen ohne Zweifel nicht besonders relevant, dementsprechend auch kurz angelegt, aber dennoch sehr exponiert, was sich vor allem auf ihre erinnerungswürdige Performance bezieht. Die ersten Szenen mit ihrem Partner Vladan Holec machen den Zuschauer zum Voyeur, da man beide beim recht eintönigen Liebesspiel beobachten kann. Erschrocken gibt Velia zu Protokoll, dass ihr Mann Otello die Türe nicht geschlossen habe und jeder hätte hinein kommen und zusehen können. Seine blasierte Antwort charakterisiert nicht nur dessen Einstellung, sondern auch die Art und Qualität des gemeinsamen Umgangs, was Velia zu einer naiven, alles hinnehmenden Schönheit degradiert, die die Qualitäten des Mannes in jeder Hinsicht nicht zu hinterfragen hat.

Nach diesem Körpereinsatz tut Velia erst einmal wieder etwas gegen ihr derangiertes Aussehen, indem sie sich summend vor dem Spiegel betrachtet und ihr blondes Haar zusammensteckt. Die zuvor angemerkte, offen stehende Tür und die Einblendung des unbarmherzigen etruskischen Dämons Tuchulcha gibt mehr Hinweise, als man der sympathischen Figur der Velia zumuten möchte, doch das Schicksal nimmt seinen Lauf frei nach dem bekannten Motto: mitgefangen, mitgehangen - wenngleich man dies keineswegs sprichwörtlich nehmen sollte, da der Mörder zu ganz anderen Mitteln der Liquidierung innerhalb eines regelrechten Blutrauschs greift. Über Christina von Blanc wird in diesem Intervall eine besonders empfindliche sowie nervöse Spannung aufgebaut, da man bereits zuvor mit ansehen musste, zu welchen Methoden der von Tuchulcha inspirierte Killer greift. Dass Velia dieses Schicksal ebenfalls ereilen wird, scheint dabei unausweichlich zu sein. Der landläufig bekannte Giallo befasste sich gerne und ausgiebig mit der Zerstörung weiblicher Anmut und Schönheit, sodass ihm beinahe eine grundeigene Tragik, aber vor allem Brutalität innewohnt, da die gewählte Exposition oft sehr hart ist. Unter der Regie von Regisseur Armando Crispino kommt es zu überaus brutalen Veranschaulichungen und einer zunächst nicht zu deutenden Perversion, die durch den Schnitt, das Schauspiel, die Aufmachung und Akustik an formvollendeter Brillanz gewinnen. Christina von Blanc beugt sich der Aufgabe bedingungslos und sehr zielführend, kann daher von sich behaupten, für die mitunter intensivsten Szenenabfolgen gesorgt zu haben, die man in dieser düsteren Geschichte finden kann. Mit dieser Rolle befand sich die Interpretin noch am Anfang ihrer Karriere, was gleichzeitig schon beinahe das Ende dieser kurzen Liaison markiert, wenngleich sie wie geschaffen für derartige Flicks gewirkt hat. "Das Geheimnis des gelben Grabes" hat und hat somit schlussendlich das Glück, eines der schönsten Phantome des zeitgenössischen Films mit an Bord zu haben, welches immer nur real wirkt, wenn es die kurzen Leinwandauftritte zulassen.

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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von Dschallogucker »

Da die Scheiben bei pidax inzwischen reduziert sind, hab ich mir den Film mal bestellt. Beim Normalpreis hatte ich nicht zugeschlagen, weil der Film nur Mittelmaß ist.

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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von Prisma »

Dschallogucker hat geschrieben:
Mi., 08.06.2022 20:00
weil der Film nur Mittelmaß ist.

Warum konnte der Film nicht bei dir so punkten? Ich finde ihn ja nach wie vor stark unterschätzt und mag ihn seit meiner Erstsichtung sehr. "Das Geheimnis des gelben Grabes" ziehe ich immer noch zahlreichen Klassikern vor. Ich habe den damals schon recht früh auf Toppic-VHS sehen können, die ich zwar über Monate hab liegen lassen, aber er brachte mich als Gute Vorbereitung neben "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" von Bryan Edgar Wallace und den späten Wallace-Beiträgen letztlich maßgeblich zum italienischen Film, beziehungsweise Giallo. Ich schätze aber mal, dass es schon drauf ankommt, in welcher Reihenfolge man das "gelbe Grab" in der Liste der Gialli gesehen hat.

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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von Dschallogucker »

Ich hatte mir die Bewertungen bei ofdb angeschaut. Und die waren halt nur 4 bis 7 von 10 Punkten. Die Scheibe ist heute bei mir angekommen, da ist ja jede Menge Bonusmaterial drauf. Sowas ist selten bei Pidax. Werde mir spätestens nächste Woche den Film anschauen ;)

edit 13.06.:

Film nun gesichtet. Hat paar gute Ansätze, wirkt auf mich aber insgesamt etwas wirr und realitätsfern.
Und als man denkt, es gibt keine nackten Tatsachen in dem Film, so kommen sie doch noch, aber erst nach ca. 75 min
Diese Rezension entspricht weitgehend auch meiner Meinung
https://www.film-rezensionen.de/2020/11 ... en-grabes/

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Re: CHRISTINA VON BLANC

Beitrag von Prisma »



ChristinavonBlancHotelmarder (1).jpg
ChristinavonBlancHotelmarder (2).jpg
ChristinavonBlancHotelmarder (3).jpg

● CHRISTINA VON BLANC als CLAUDIA in
IM AUFTRAG VON MADAME - HOTELMARDER (D|1974)



Nach nur wenigen Jahren läutete die Saison 1974 bereits das Ende der kurzen Filmkarriere von Christina von Blanc mit zwei Auftritten in deutschen Vorabendserien ein. Wo die Interpretin in der 13. Folge der Krimi-Serie "Sergeant Berry" noch ein bisschen mehr Screentime und Großaufnahmen bekam, sollte ihr Exit in "Im Auftrag von Madame" völlig unspektakulär und beinahe diskret vonstatten gehen. Die zugrunde liegende Geschichte gibt eine mit Sonnenstrahlen durchzogene Urlaubskulisse her, und man sieht die schöne Blondine als Angestellte in einem Hotel, in dem es noch zu einem groß angelegten Juwelenraub kommen soll. Da sie zum Personal gehört, ist eine schweigsame Aufmerksamkeit gefragt, allerdings gehen diese Voraussetzungen schon ein bisschen zu weit, denn ihr Part hat überhaupt kein Potenzial, in irgend einer Art und Weise ausbuchstabiert zu werden, was schade ist, weil so etwas generell schade ist. Im Abspann dieses Mal als Christina Betzner geführt und bei manchen Datenbanken fälschlicherweise als die Rolle der Bettina Snow gelistet, welche allerdings von ihrer spanischen Kollegin Ana María Pol dargestellt wird, sieht man Christina von Blanc als unscheinbare Claudia, die vom Szenario als eine Art willige Stichwortgeberin verwendet wird und ansonsten keine weitere Relevanz für das Geschehen, geschweige denn den Fall an sich hat. Sie scheint die Angelegenheiten und die Verwaltung des Hotels im Gegensatz zu ihrem Concierge im Griff zu haben, immerhin fungiert sie als resolute und routinierte Gedächtnisstütze für den leicht überfordert wirkenden Herrn, der mit Unannehmlichkeiten nichts zu tun haben will und einem Knacks an der Reputation des Hotels mit allen Mitteln abwenden möchte. Von Claudia sind daher indirekte aber schnippische Untertöne durch die Hintertür in Richtung der Gäste wahrzunehmen, die jedoch im Nichts verhallen.

Mit einer bequemen Fan-Brille ist jeder Interpret oder jede Interpretin eines leichten Kalibers wie Christina von Blanc vermutlich völlig falsch oder eben nicht ganz richtig beurteilt, was vor allem ihre Funktion in Filmen, Serien oder die Nachfrage an ihre Person als temporär gefragte Schauspielerin angeht. Warum, so fragt man sich, ist jemand wie Christina von Blanc in "Hotelmarder" so vergeudet worden und warum wurden ihr nicht wichtigere Aufgaben anvertraut, immerhin ließ sich ihr Potenzial in anderen Formaten bereits beobachten. Aber vermutlich sieht die Wahrheit ganz anders aus, und Christina von Blanc war vermutlich froh mit jedem noch so kleinen Engagement, vielleicht sogar deswegen, weil es sich fernab von obligatorischen, beziehungsweise körperlichen Ausschlachtungsszenen abspielte. Weswegen im Endeffekt karrieretechnisch das Handtuch geschmissen wurde, lässt sich daher nur mutmaßen, aber jedem, der sich Gedanken darüber macht, dürfte eine plausible Version einfallen. Da etliche Rollen der Christina von Blanc sehr kurzen Umfangs und ihre Pseudonyme ebenso häufig unterschiedlich sind, besteht naturgemäß die hohe Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann vergessene Rollen auftauchen, an die keiner mehr gedacht hatte. Diese Möglichkeit macht es mitunter auch so interessant, ein Auge auf eine Interpretin wie sie zu werfen. Ihre Kollegin Ana María Pol hatte hier jedenfalls mehr zu sagen und zu tun, sodass es schade ist, dass der hin und wieder angegebene Rollentausch nicht doch stattgefunden hat. Am Ende steht leider kein rühmliches Ausscheiden aus der Filmbranche, vorausgesetzt man geht weiter davon aus, dass sie in der Teil-Dokumentation "Snuff" nicht mitgespielt hat. "Im Auftrag von Madame" hat am Ende keine besondere Verwendung für die Schauspielerin gehabt, sodass unterm Strich wenigstens ein schön anzusehender Blickfang in Erinnerung bleibt.

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Re: CHRISTINA VON BLANC

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samgardner hat geschrieben:
Sa., 09.04.2022 16:39
Evtl. wurde beim IMDB-Eintrag Christina von Blanc mit Christine von Stratowa verwechselt

Bei der IMDb ist mir die Tage ein zusätzlicher Credit in Christina von Blancs Filmografie aufgefallen, der bislang nicht vorhanden war. Der Angabe nach soll sie in Ernst Hofbauers "Was Schulmädchen verschweigen" mitspielen, als Opfer in einer Schwarzen Messe. Schön wäre es ja, dachte ich mir, aber zwei Einträge unter ihrem Namen steht auch die besagte Christine von Stratowa und wird ebenfalls als Opfer in Schwarzer Messe deklariert. Ich kann es leider nicht überprüfen, da ich den Film nicht kenne, aber da wieder einmal beide Namen auftauchen, gehe ich zunächst eher von der Stratowa aus, obwohl die Produktion auch eindeutig zu Christina von Blanc passen würde.

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