5 Dolls for an August Moon (Int.)
5 bambole per la luna d'agosto (IT)
L'île de l'épouvante (F)
Cinco muñecas para la luna de agosto (Es)
Island of Terror (USA - Alt.)
IT 1970
R: Mario Bava
D: William Berger, Ira von Fürstenberg, Edwige Fenech, Howard Ross, Ely Galleani, Helena Ronee, Teodoro Corrà, Maurice Poli u.a.
Italienische Erstaufführung: 14.03.1970
Score: Piero Umiliani
Italo-Cinema.de
OFDb
"Es sieht so aus, als würden wir alle im Kühlraum enden..."
George Stark (Teodoro Corrà), ein vermögender Industrieller, lädt einige seiner Geschäftsfreunde mit dem Hintergedanken auf seine idyllische Ferieninsel, einem von ihnen eine gewinnbringende Erfindung abspenstig zu machen. Dabei handelt es sich um die Formel eines ganz neuartigen Kunstharzes, für dessen Urheberschaft sich der erfinderische Professor Fritz Farrel (William Berger) verantwortlich zeigt, der schließlich gemeinsam mit seiner Frau Trudy (Ira von Fürstenberg) im Gepäck anreist. Unter Mithilfe seiner beiden halbseidenen Geschäftspartnern Nick Chaney (Maurice Poli) und Jack Davidson (Howard Ross), die ebenfalls in weiblicher Begleitung (Edwige Fenech und Edith Meloni) angereist sind, versucht George Stark den Professor dazu zu bewegen, ihnen seine Formel zu verkaufen, was dieser aber unter keinen Umständen in Erwägung zieht. Sogar als ihm jeder einzelne der drei Interessenten einen Barcheck über jeweils eine Million Dollar anbietet, bleibt Professor Farrel weiterhin seiner ablehnenden Haltung treu.
Was folgt, ist ein toter Hausdiener, dessen Leichnam von den Inselbesuchern am nächsten Morgen in der Bucht vorgefunden wird. Angesichts der Tatsache, dass sich zum Tatzeitpunkt nur die geladenen Gäste samt dem Gastgeber, seiner Frau und dem ermordeten Hausdiener auf der Insel befanden, liegt die Vermutung nahe, dass der Mörder einer von ihnen ist. Als dann auch noch das Funkgerät ausfällt, steht für die Anwesenden fest, dass sie völlig isoliert von der Außenwelt auf der Insel festsitzen, denn die Yacht, die sie am Vortag hierher brachte, war bereits direkt nach ihrer Ankunft ans Festland zurückgekehrt. Arme, ahnungslose Inselbesucher, denn wie bei einem Bava-Giallo zu erwarten ist, bleibt es nicht bei diesem einen Todesopfer...
"Wenn Du ihn einlösen möchtest, dann merke Dir 2-2-3-3-3. Das ist die Kontonummer"
Bei FIVE DOLLS FOR AN AUGUST MOON handelt es sich um einen sowohl leichtfüßigen als auch bittersüßen Giallo, dessen immer wieder gerne verfilmte Handlung auf Agatha Christies TEN LITTLE INDIANS beruht. Trotz der ungünstigen Produktionsbedingungen -Mario Bava wurde wieder einmal vom zuständigen Produzenten kurzfristig engagiert, um den bereits vollständig gescripteten als auch fest gecasteten Film fertig zu drehen- zählt auch FIVE DOLLS FOR AN AUGUST zu meinen absoluten Lieblingsfilmen des italienischen Pop-Art Kinos der damaligen Zeit. Der Film bietet durchgehend traumhafte Kamerabilder in einer noch traumhafteren Inselkulisse, die obendrein mit sehr hübsch anzusehenden Damen besiedelt wurde. Hinzu gesellt sich ein geschmackvolles, farbintensives und detailverliebtes Innendesign sowie eine lieblich-loungige Filmmusik von Piero Umiliani, die wiederum auch als eine eigenständige Glanzleistung angesehen werden kann. Alles in Allem ein sehr schicker Film.
Am liebsten würde ich gleich in das luxuriöse Urlaubshaus von FIVE DOLLS FOR AN AUGUST MOON einziehen, wenn es dieses entsprechend geben würde, denn Mario Bava drehte den Film an einen seiner Liebligsdrehorte, der traumhaften Bucht von 'Tora Caldara', in der nicht nur Teile von GEFAHR: DIABOLIK, DER DÄMON UND DIE JUNGFRAU, SCHOCK und EINE HANDVOLL BLANKER MESSER entstanden, sondern die auf dem markanten Riff gezeigten Schlösser und Traumhäuser auch rein aus seiner legendären Trickkiste stammten - in Wirklichkeit existierten diese überhaupt nicht. Trotz der geringen Einflussmöglichkeiten macht sich die typische Handschrift des Regisseur ständig bemerkbar, denn die schwarze Humornote Bavas schwingt nicht nur den ganzen Handlungsverlauf über mit, sondern entfaltet ihre Pracht erst so richtig im gelungenen Finale, das wiederum in der bitterböshumorigen Tradition eines BAY OF BLOOD- oder HATCHET FOR THE HONEYMOON-Endes steht. Als Regieassistent stand Bava übrigens Mario Bianchi zur Seite.
Laut dem Eintrag in der IMDB scheinen von FIVE DOLLS FOR AN AUGUST MOON mehrere Schnittfassungen zu existieren:
1 hr 28 min (88 min)
1 hr 18 min (78 min) (USA)
1 hr 30 min (90 min) (France)
1 hr 21 min (81 min) (UK)
Weiß zufällig jemand, welche Szenen die französische Schnittfassung (90 Min.) beinhaltet, die augenscheinlich auf der BD von Arrow (88 Min.) fehlen? Ich hoffe doch, keine nachgedrehten Inserts! Oder handelt es sich hierbei um eine Fehlangabe?
Kommen wir zur hochkarätigen Schauspieltruppe, von denen William Berger einen erfinderischen Professor mimt, auf dessen neueste Erfindung es die anderen abgesehen haben. Am meisten stach für mich aber die Darbietung von Ira von Fürstenberg hervor, die mit einer routiniert wirkenden Souveränität die undurchsichtige Ehefrau des Professors verkörpert. Dabei steht ihr Rollencharakter Trudy nicht nur auf Luxus, sondern auch auf die Ehefrau des Gastgebers George Stark, wobei 'er' wiederum von Teodoro Corrà und 'sie' von Edith Meloni gespielt wird. Die letzten beiden vermeintlichen Unholde hören auf die Namen Howard Ross und Maurice Poli, wobei Letzterer eine adrett gekleidete Edwidge Fenech mit an Land bringt, die mit auftoupierter Mähne und heißen Tanzeinlagen gleich schon zum Auftakt für ausgelassene Partystimmung sorgt. Doch spätestens nach dem ersten Mord heißt es für alle Anwesenden 'Schluss mit lustig', denn der geheimnisvolle Mörder scheint einer unter ihnen zu sein. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich die Insel allmählich immer mehr leert, wohingegen mit jedem weiteren Mord in der hauseigenen Gefrierkammer immer weniger Platz zur Verfügung steht. Dabei kommen nicht nur Messer und Schusswaffen zum Einsatz, sondern eine(r) der Anwenden erleidet auch getreu dem Motto << Wer wird denn gleich in die Luft gehen? >> den unrühmlichen HB-Männchen-Tod. Bleibt nur noch die Frage, was es eigentlich mit dem von Ely Galleani verkörperten Mädchen auf sich hat, das ständig wie ein Gespenst auf der Insel herumgeistert?
Die fantastische Filmmusik von Piero Umiliani klingt einfach nur paradiesisch, obwohl zumeist das Hauptthema in zahlreichen Variationen dargeboten wird. Ganz wunderbar finde ich die etwas sarkastisch klingenden Variationen der eindringlichen Trauermelodie Fantoccio grottesco, die jedes mal erklingt, sobald eine frische Leiche im immer voller werdenden Kühlhaus am Haken baumelt. Und angesichts des bitterbösen Endes bildet der finale Abschlussong Ti Risveglierai Con Me Piero, den Umiliani gemeinsam mit der italienischen Prog-Rockband Il Balletto Di Bronzo schrieb, einen passenden Ausklang, den man obendrein so schnell nicht wieder aus dem Ohr bekommt. Piero Umiliani ist somit eine easy beatlastige Filmmusik gelungen, die ebenfalls zu den Sternstunden italienischer Loungesoundschmiedenkunst gezählt werden kann.
Fazit: Ein mordsmäßiges Urlaubsvergnügen.
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