DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Prisma
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DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

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DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS / SETTE ORCHIDEE MACCHIATE DI ROSSO / SEVEN BLOOD-STAINED ORCHIDS (D|I|1971)
mit Antonio Sabàto, Uschi Glas, Petra Schürmann, Pier Paolo Capponi, Rossella Falk, Marina Malfatti, Renato Romano, Claudio Gora,
Gabriella Giorgelli, Aldo Barberito, Franco Fantasia, Bruno Corazzari, Tom Felleghy, Linda Sini, Alessandro Tedeschi und Marisa Mell
eine Produktion der Rialto Film Preben Philipsen | Flora Film | National Cinematografica | im Constantin Filmverleih
ein Film von Umberto Lenzi

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»Vielleicht bist du es gewesen!«


Ein rätselhafter Mord erschüttert Rom. Eine junge Prostituierte (Gabriella Giorgelli) wird auf einem Parkplatz brutal ermordet, und am Tatort findet die Polizei in ihrer Hand das Medaillon eines silbernen Halbmonds. Zum Täter gibt es keine Hinweise. Kurz darauf geschehen weitere entsetzliche Morde an Frauen, und jedes Mal hinterlässt der Killer sein Markenzeichen. Welche Verbindung besteht zwischen den Ermordeten? Als auch Giulia (Uschi Glas) während ihrer Hochzeitsreise von dem Täter überfallen wird, tappt die Polizei vollkommen im Dunkeln da sich kein Zusammenhang herleiten lässt. Mario (Antonio Sabàto), der Mann von Giulia, versucht dem Täter auf eigene Faust auf die Schliche zu kommen und kann nach kurzer Zeit bereits einige Zusammenhänge aufdecken, doch der Mörder ist gewarnt und attackiert auch Mario...

Eine Reihe von leichten Damen wartet auf einem Parkplatz auf gute Gelegenheiten, die Finanzen merklich aufzubessern, und plötzlich fährt eine schwarze Mercedes-Limousine vor, in die das erste Opfer des Halbmond-Mörders einsteigt. Unter einer Brücke soll das Geschäft stattfinden, und noch bevor sich die nichtsahnende Marcella vollkommen entblößen kann, gibt es ein böses Erwachen, beziehungsweise gar keins mehr. »Na, gefalle ich dir nicht?«, fragt sie ihren Kunden erwartungsvoll, doch dieser hat alles andere als sein Vergnügen im Sinn. Er massakriert sie mit einer Machete und lässt sein Markenzeichen, den silbernen Halbmond zurück. Bereits in den ersten Szenen präsentiert Regisseur Umberto Lenzi seinen Film in sehr eindeutigen, beziehungsweise prosaischen Bildern und setzt dabei auf konsternierende Erlebnisse. Da die Constantin Film diesen Beitrag unter dem Edgar-Wallace-Banner vermarktete, waren es der Schocks wohl doch ein bisschen zu viel für die empfindlichen Gemüter zahlreicher treuer Fans der Serie, so dass sich der Film, zumindest in der Bundesrepublik, keines großen Zuspruches erfreuen durfte. Das Konzept des Beitrags bietet mehrere Vorteile in einem. Der Zuschauer bekommt einen packenden Thriller geboten, darüber hinaus einen hervorragenden Giallo, außerdem handelt es sich um einen spannenden, mit neuen Impulsen angereicherten Überraschungscoup innerhalb der langjährigen Wallace-Reihe. Nimmt man "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" als Giallo, so fährt man vermutlich am besten mit dieser beklemmenden Angelegenheit. Umberto Lenzi legt den Fokus auf eine größtenteils unmissverständlich wirkende Bildsprache, die Geschichte an sich wirkt lange nicht so weit hergeholt wie in vergleichbaren Produktionen, auch der Aufbau ist sehr gut strukturiert und durchdacht worden, so dass Komponenten wie Spannung, Tempo und sogar Tragik deutliche Konturen liefern.

Das Prinzip des Serienmordes garantiert eine lange, im Dunkeln liegende Geschichte mit tiefen Abgründen und ein regelrechtes Mitfiebern mit den Haupt- und Nebenpersonen, nach deren Leben ein Unbekannter trachtet. Die üppige Besetzungsliste und die recht ausgefeilte Dramaturgie liefern genügend Tatverdächtige, auch dass der Mörder hier offensichtlich keine unnötige Zeit verliert, vermittelt ein ganz klassisches Zeitdiktat. Lenzis Spielfilm hat im Gegensatz zu den im gleichen Jahr entstandenen "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" insbesondere im Rahmen der Crew kaum mehr Züge der obligatorischen, deutschen Herangehensweise zu bieten, was diesen Beitrag nicht nur zusätzlich von seinem Konkurrenten trennt, sondern ihn auch im Sinne der kriminalistischen Herangehensweise alternativ dastehen lässt, weil der Gerechtigkeit im Grunde genommen nicht Genüge getan wird. Dieser Spritzer Tragik tut dem Verlauf sehr gut und unterstreicht den Eindruck, dass man es mit sehr interessanten Charakteren zu tun hat, wobei man von einem Brillantschliff zugegebenermaßen weit entfernt ist. Das Prinzip, einen privaten Ermittler zu integrieren, erweist sich stets als gerne genommene Variante, da es sich in der Regel um einen der Sympathieträger der jeweiligen Produktion handelt, und diese Personen dem Zuschauer meistens näher sind, als sachlich und steril agierende Urgesteine der Polizei, deren Rolle auch hier zugunsten der Protagonisten untergeordnet wurde. Der Polizeiapparat und ganz Rom steht vor einem Rätsel, Anhaltspunkte werden mühsam wie in einem Puzzlespiel zusammengetragen, bis sich erste Erkenntnisse manifestieren. Jedoch wird diese verstreichende Zeit ihre Opfer fordern und die Mordszenen wurden spektakulär, und reichlich brutal in Szene gesetzt. Serienmord bedeutet nicht gleichzeitig, dass es sich immer um die selbe Vorgehensweise handeln muss, nur der silberne Halbmond wird als Markenzeichen hinterlassen um eine Kausalität zu demonstrieren.

Das Ziel ist der Tod, jedoch beinhaltet der Weg dort hin eine, für den Mörder wichtige Kleinigkeit. Er will seine Opfer vorher quälen, er möchte, dass sie vorher mit ihm konfrontiert werden. Der Halbmondmörder will die Todesangst sehen um im Rahmen der Rache Genugtuung verspüren zu können. In diesem Zusammenhang sind die sehr nüchtern, und nicht minder atmosphärischen Ermordungsszenen zu erwähnen und natürlich die beteiligten Schauspielerinnen. Umberto Lenzi beweist hierbei eine gute Dosierung im Spektrum der Vorgehensweise. Manche Morde werden nahezu exemplarisch auf einem Silbertablett serviert, gepfeffert mit einigen Gewaltspitzen und brutalen Details. Auf der anderen Seite sieht man bestimmte Tathergänge nicht, so dass sie sich in der Fantasie abzuspielen haben, was unter Umständen noch viel intensivere Blüten treiben wird. Die Chronologie des Todes eröffnet die Prostituierte Marcella, gespielt von der überaus attraktiven Gabriella Giorgelli, die ein ziemlich erbarmungsloses Ende finden wird. Die Tatsache, dass sie wenig später als einfaches Mädchen mit gutem Herzen charakterisiert wird, erzeugt Mitleid, außerdem entsteht eine globale Fassungslosigkeit wenn sich am Ende herausstellt, wer sein bitteres Ende überhaupt nicht verdient hatte. Kathy Adams, ein Party Girl, versehen mit dem passenden Gesicht von Marina Malfatti, wird genau wie die psychisch labile Elena Marchi alias Rossella Falk, vor ihrem Tod gequält. Die Mordmethoden sind eigentlich wahllos und daher stets unterschiedlich. Zwischendurch bekommt der Zuschauer eine rasant geschnittene Messer-Attacke auf Uschi Glas zu sehen, jedoch sind die Szenen von Petra Schürmann und Marisa Mell in diesem Zusammenhang die eindringlichsten geworden. Der Mord an Concetta di Rosa geschieht im Off-Screen, wirkt aber umso bestürzender aufgrund des Settings Kirche und Beichtstuhl, wenn man bedenkt, wie sich das Ganze wohl abgespielt haben muss. Maria Sartori hingegen muss genau wie der Zuschauer eine barbarische Bekanntschaft mit einer Bohrmaschine machen, und diese Aktion wird sich am nachhaltigsten in die Erinnerung einbrennen.

Ein Frauenmörder wählt sich also seine Opfer anscheinend völlig zusammenhanglos aus, sie kannten sich nicht, sie hatten eigentlich nichts gemeinsam, doch der Schlüssel zur Lösung wird dem unfreiwilligen Ermittler-Duo Antonio Sabàto und Uschi Glas zugespielt. Erneut steht die Polizei ziemlich hilflos im Gesamtgeschehen da, es geschehen tödliche Fehler, wohlgemerkt für die anderen, aber auch die Dramaturgie offeriert in dieser Richtung ein paar kleinere Ungereimtheiten. Geschenkt, kann man sich sagen, da sich der Film durchaus bemüht, einen realen, greifbaren Transfer herzustellen, denn Mörder, Opfer und Polizisten sind ja sozusagen auch nur Menschen. Die Rollenverteilungen wirken insgesamt strikt voneinander abgegrenzt und sind - wenn man so sagen darf - recht italienisch, angesichts des Aufbaus von männlich-weiblichen Konstellationen und der Unterteilung in Haupt- und Nebenrollen. Die meist kurzen Auftritte von vielen Schauspielern garantieren einen sehr flexiblen Erzählfluss, es entsteht der Eindruck, dass ständig etwas Neues passiert, auch wenn man den roten Faden der Geschichte stets vor Augen hat. "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" liefert insgesamt ein hervorragendes Gesamtbild, vor allem im stilistischen Sinn. Die aufmerksame Kamera wird in Verbindung mit der präzisen Montage zum Volltreffer und ist hauptsächlich an Prosa interessiert, verliert dabei allerdings auch nicht den Sinn für die Schönheit. Vor allem die bemerkenswerte musikalische Unterstützung von Riz Ortolani wird hierbei zum klassischen Verstärker und man bekommt ein sehr rundes, in sich abgeschlossenes Gesamtpaket geboten, dessen klarer Aufbau immer wieder überzeugend wirkt. Genau betrachtet, handelt es sich bei Lenzis Film um einen eher konservativen Giallo, aber auf der anderen Seite um einen progressiven Wallace, so dass man ihn - um allen Seiten gerecht zu werden - vielleicht Wiallo nennen kann.

Last but not least sind die Personen zu nennen, die hier ebenfalls wichtige Überzeugungsarbeit leisten. Antonio Sabàto als Modezeichner Mario macht einen hervorragenden Eindruck. Sein junges Glück wird direkt von schwarzen Handschuhen bedroht, die Macheten, Messer, Telefonkabel oder Bohrmaschinen auswählen, um die Opfer damit zu beseitigen. Sabàto wirkt souverän und agil und es besteht eigentlich kein Zweifel, dass er den Wettlauf gegen die Zeit nicht gewinnen könnte. Neben ihm sieht man eine Uschi Glas, die glücklicherweise in die Reihe hineinwachsen konnte und somit eine reife Leistung offeriert. Im Sinne einer italienischen Frauenrolle wirkt sie vielleicht etwas zu bourgeois, weiß aber insgesamt zu überzeugen, wenn nicht sogar zu gefallen. Viele Gegenspielerinnen im Sinne von Ausstrahlung und Exposition können ihr dennoch das Wasser nicht abgraben. Marisa Mells Auftritt ist kurz gehalten worden, aber aufgrund der Anlegung und Bedeutung ein wichtiges Puzzlestück für die Story, außerdem präsentiert sie einen regelrechten Rundumschlag aus ihrem ausgiebigen Repertoire. Pier Paolo Capponi als Inspektor zeichnet eine sehr überzeugende Variante des strebsamen Polizisten, dem man ansieht, dass ihn die Arbeit über all die Jahre desillusioniert hat, und dem trotz aller Planung und Organisation manchmal Fehler unterlaufen können. Die kurzen bis ultrakurzen Auftritte von beispielsweise Petra Schürmann, Claudio Gora, Renato Romano, Marina Malfatti oder Gabriella Giorgelli bescheren Wiedersehensfreude und Präzision. Insgesamt bietet "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" alle schmackhaften Zutaten, die ein überzeugender, kurzweiliger und packender Film braucht. Die Tatsache, dass sich alles, aber wirklich alles nur um eine Kettenreaktion tödlicher Irrtümer handelt, kann letztlich sogar etwas nachdenklich zurück lassen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist und bleibt einer meiner Lieblingsfilme.

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Prisma
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● PETRA SCHÜRMANN als CONCETTA DE ROSA in
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In der End-Phase der Edgar-Wallace-Verfilmungen sollte es zu ziemlich ausgeglichenen Kräfteverhältnissen zwischen Damen und Herren kommen, wenngleich sich dieser Eindruck kaum auf eine dramaturgische Basis bringen lässt, da die hübschen Köpfe der Interpretinnen immerhin reihenweise zu rollen hatten. In diesem Zusammenhang kommt Petra Schürmann ins Spiel, die bereits in Harald Philipps Reißer "Die Tote aus der Themse" zu sehen war. Im vorliegenden Fall ist die Rolle der Deutschen ungleich kleiner ausgefallen, denn es handelt sich um eine typische italienische Frauenrolle dieser Zeit, die abseits der Hauptrollen meistens wesentlich kürzer eingeplant war. Das bundesdeutsche Kinoplakat listet Petra Schürmann unmittelbar hinter den Stars des Films Antonio Sabato und Uschi Glas, und suggeriert somit einen weitaus zeitintensiveren Auftritt als den, der letztlich zu sehen ist. Er ist in drei kleine Intervalle aufgeteilt und beträgt höchstens zwei Minuten. Für die laufende Geschichte mag die Rolle der Concetta De Rosa vielleicht nicht besonders relevant erscheinen. Dennoch ist das Konstrukt nicht so unwichtig für den Film, wie auf ersten Blick vielleicht gedacht, da sich Schürmann im unmittelbaren Radius des Mörders befindet und die Tragik der Angelegenheit anfeuert. Die Lehrerin Concetta De Rosa verlässt das mit dem Arbeitstitel "Sieben Gesichter für eine Mörderin" versehene Szenario ebenso schnell, wie sie es betreten hat. Sie stellt neben einigen anderen Beteiligten eines der losen Gesichter und unschuldigen Opfer eines perfiden Spiels dar und ist trotz der Kürze ihres Auftritts ein wichtiges Puzzleteil für eine gut funktionierende und spannende Geschichte. Es bleibt dennoch nicht aus, dass sich auch Petra Schürmann gewissen Stereotypen der Rolle der Frau im Allgemeinen zu beugen hat, denn schließlich begibt sich die ahnungslose Lehrerin in tödliche Gefahr, obwohl Rom seit einiger Zeit äußerst beunruhigt über das diffuse Agieren des Frauenmörders ist. Wieso geht die junge Frau trotz der eindringlichen Warnungen der Polizei ein tödliches Risiko ein?

Wie man umgehend erfährt, fußt dieses Agieren auf der Tatsache der natürlichen Rehabilitation, denn Concetta verfügt über keine Verbindung zum Mörder und hat keine Schuld im Sinne der Anklage. Nur so lässt sich ihr Verhalten erklären, wobei sicherlich die Komponente der aufgeklärten Pragmatikerin hinzu kommt, die sich nicht in niedere Sphären der Gedankenwelt hinein versetzen kann und sich dementsprechend nicht von potentiellen Möglichkeiten einschüchtern lässt. Nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Zuschauern wird eine Art Bestürzung hervorgerufen, die stets auf der Seite der unschuldigen Leidtragenden sind. Vor allem das Setting Kirche und die perfide Art der Ermordung feuern diese Eindrücke empfindlich an, während die spannende Inszenierung ihr Übriges hinzu tut. Der Schutz der Kirche hat versagt; die Obhut der Polizei ohnehin - und das in eklatanter Art und Weise. Im Tauziehen um die Wahrheitsfindung ist Petra Schürmann in diesem mörderischen Schachspiel weder an einer Rochade beteiligt, noch zählt sie zum Kreis der erkennbaren Offiziere. Vielmehr erlebt der möglicherweise entsetzte Zuschauer ein klassisches Bauernopfer, welches einen tragischen Nachhall mit sich bringt. Im Rahmen der behandelten Thematik hat schließlich nicht jede beteiligte Frau eine Schlüsselfunktion inne. Petra Schürmann ist als Teil eines Ganzen anzusehen, dementsprechend erscheint sie nicht so unwichtig, wie man zunächst ausmachen mag. Ihre Funktionalisierung trägt in der Architektur und der Gesamtheit jedoch dazu bei, sie als wichtiges Zahnrad in dieser Maschinerie zu identifizieren. Concetta De Rosa bleibt in dieser Inszenierung also ein Sinnbild für die Macht des lautlosen Todes und gleichzeitig eine Gefahr für den noch unbehelligt agierenden Killer, da ihr Leben wie jenes ihrer Leidensgenossinnen mit der unausweichlichen Wahrheitsfindung aufgewogen wird. In der Nebensache bleibt Petra Schürmann auch eines der unzähligen Filmgesichter, die in diesem Genre für die Zerstörung von Schönheit stehen, und für die vage Andeutung, einen Strick um den Hals des Mannes zu legen, welcher in letzter Instanz allerdings durch andere fester zugezogen wird.



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Prisma
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

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»Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!« Auch wenn der Tailer leider stark spoliert:


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Richie Pistilli
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

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Das Rätsel des silbernen Halbmonds (D)
Sette orchidee macchiate di rosso (IT)
Sept orchidées tachées de sang (F)
Le Tueur à l'orchidée (F)
Siete orquídeas manchadas de rojo (ES)
Sete Orquídeas Manchadas de Sangue (POR)
Seven Blood-Stained Orchids


IT / D 1972

R: Umberto Lenzi
D: Antonio Sabàto, Uschi Glas, Marisa Mell, Pier Paolo Capponi, Marina Malfatti, Rossella Falk, Bruno Corazzari, Claudio Gora, Gabriella Giorgelli, Petra Schürmann, Nello Pazzafini, Ivano Davoli u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 30.06.1972

Synchronkartei

Filmportal

Schnittbericht: Deutsche Kinofassung vs Italienische Originalfassung

Aushangfotos

Italo-Cinema

Nischenkino

Schatten-Lichter

Drehortvergleich

Italienischer Zensurberichte: #1 #2 #3

Score: Riz Ortolani

IMCDb

OFDb



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Eine bizarre Mordserie, bei welcher der Mörder stets nur eine Kette mit einem silbernen Halbmond am Tatort hinterlässt, versetzt ganz Rom in Angst und Schrecken. Auch die frisch verheiratete Giulia (Uschi Glas) gerät scheinbar zufällig ins Visier des Killers und überlebt seinen Angriff nur denkbar knapp. Zusammen mit ihrem Ehemann (Antonio Sabàto) beschließt sie daraufhin, selbst auf die Suche nach dem Täter zu gehen. So kommt die junge Frau einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das nicht nur sie erneut in Lebensgefahr bringt. [Quelle: Koch Films]




Ein grauenhafter Mord erregt ganz Rom: Ein junges Mädchen, offensichtlich eine Prostituierte (Gabriella Giorgelli), wird auf einem düsteren Parkplatz brutal ermordet. Vom Täter fehlt jede Spur - am Tatort findet die Polizei lediglich einen silbernen Halbmond an einer Kette. Kurz darauf geschehen weitere Frauenmorde, stets auf die gleiche grausame Art und Weise ausgeführt. Auch die attraktive Giulia (Uschi Glas) wird während ihrer Hochzeitsreise von dem Täter überfallen. Zweimal sticht die dunkle Gestalt mit dem Messer zu und hinterlässt sein markantes Zeichen. Glücklicherweise überlebt Giulia den brutalen Anschlag. Um dem Mörder auf die Schliche zu kommen, inszeniert Scotland Yard Giulias Beerdigung. Plötzlich erkennt die Überlebende den versteckten Zusammenhang zwischen den Opfern ... [Quelle: Universum Film]



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"Sieben blutbefleckte Orchideen"


Nachdem der deutschen Edgar-Wallace-Filmreihe bereits mit DAS GESICHT IM DUNKELN (Riccardo Freda) und DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL (Massimo Dallamano) bereits zwei italienisch koproduzierte Giallo-Beiträge einverleibt wurden, folgte mit Umberto Lenzis DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS der dritte Streich, der auch zugleich das Ende der beispiellosen Rialto-Filmreihe einläutete, was aber nichts mit der Qualität des hier vorliegenden Streifens zu tun hatte. Eigentlich wurde Lenzis Beitrag bereits vor Dallamos Beitrag fertig gedreht, startete aber erst ein Jahr später in den Kinos. Was die Qualität des hervorragend inszenierten Films anbelangt, so muss sich dieser weder vor den beiden anderen Giallo-Beiträgen, noch vor den übrigen von Lenzi gedrehten Gialli verstecken, denn DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS wartet sowohl mit einer äußerst spannenden Handlung als auch einer ganzen Menge hochkarätiger Genre-Filmstars auf, zu denen beispielsweise Antonio Sabàto, Marisa Mell, Marina Malfatti, Pier Paolo Capponi, Claudio Gora, Gabriella Giorgelli, Bruno Corazzari, Rossella Falk, Nello Pazzafini, Ivano Davoli, Fulvio Mingozzi sowie die deutsche Halbblut-Apanatschi Uschi Glas zählen. Hinzu gesellen sich grausame Mordrituale, bei denen die Opfer entweder eiskalt ertränkt, brutal erwürgt, erbarmungslos mit Kanthölzern erschlagen oder sogar unter der Zuhilfenahme einer leistungsstarken Bohrmaschine hingemetztelt werden als auch eine exquisite sowie farbenprächtige Fotografie, für die sich der italienische Kameramann Angelo Lotti verantwortlich zeigte. Angerundet wird das mörderische Krimispektakel mit einer vorzüglichen Filmmusik von Riz Ortolani, die, mit Ausnahme einer streng limitierten Single, leider nie auf einem erwerbbaren Tonträger veröffentlicht wurde. Neben eigens für diesen Film komponierten Musikstücken weist der Soundtrack auch das Titelstück des ebenfalls unter der Regie Umberto Lenzis entstandenen Giallos COSÌ DOLCE... COSÌ PERVERSA auf, mit dem der Film beispielsweise auch sein Ende findet.


Laut einem Interview mit Uschi Glas, welches sich als Bonus auf der Koch-Media-Veröffentlichung befindet, fühlte sie sich während der Dreharbeiten von Umberto Lenzi enorm gegängelt, infolgedessen ihr Horst Wendlandt in einem persönlichen Gespräch nahe legte, doch einfach das Filmset zu verlassen. Letztendlich riss sie sich aber zusammen und beendete die Arbeit an dem einzigen Giallo, in dem sie in ihrer Karriere mitwirkte. Umberto Lenzi hingegen regte sich mächtig darüber auf, dass "seinem" Regiewerk in der deutschen Fassung ungefragt das Edgar-Wallace-Label aufgedrückt wurde. Letztlich sollten sich beide Seiten zufrieden geben, denn letzten Endes stellt DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS nicht nur ein vortrefflicher Vertreter des Giallo all'italiana dar, sondern auch einen der besseren Beiträge der unverwüstlichen Edgar-Wallace-Reihe, die bis heute von einer ganzen Menge Filmliebhabern geschätzt und geliebt wird.


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Prisma
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 26.02.2024 15:22
Umberto Lenzi hingegen regte sich mächtig darüber auf, dass "seinem" Regiewerk in der deutschen Fassung ungefragt das Edgar-Wallace-Label aufgedrückt wurde.

Ich habe das Interview auch mit großem Interesse verfolgt, aber gerade bei diesem Punkt dachte ich mir damals schon, dass es sich nur um ein Märchen von Lenzi handeln kann, denn wenn seine Version stimmte, müsste er entweder vollkommen naiv gewesen sein, oder hinterm Film-Mond gelebt haben. Auch wenn ich mich wiederhole: Ohne die Rialto-Film und Horst Wendlandt hätte es diesen Film nie gegeben.

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Richie Pistilli
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 12:24
Ich habe das Interview auch mit großem Interesse verfolgt, aber gerade bei diesem Punkt dachte ich mir damals schon, dass es sich nur um ein Märchen von Lenzi handeln kann, denn wenn seine Version stimmte, müsste er entweder vollkommen naiv gewesen sein, oder hinterm Film-Mond gelebt haben. Auch wenn ich mich wiederhole: Ohne die Rialto-Film und Horst Wendlandt hätte es diesen Film nie gegeben.

Die Rialto-Filme haben bestimmt einen maßgeblichen Einfluss auf insbesondere die frühen Vertreter des Giallo-Genres gehabt, aber dass es diese Filme ohne die Wallace-Reihe nicht gegeben hätte, würde ich jetzt nicht unbedingt unterschreiben, denn immerhin dienten auch die Kriminalromane der gelb-eingebundenen Montadori-Reihe als ausschlaggebende Inspirationsquelle. Was Umberto Lenzis Aussage betrifft, so hängt diese entweder mit seinem künstlerischen Stolz zusammen oder er wusste tatsächlich nicht, dass der deutsche Kooperationspartner die Filme unter dem Wallace-Label vermarkten würde.

Letztlich auch egal, denn der Film funktioniert hüben wie drüben :)

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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 13:14
Die Rialto-Filme haben bestimmt einen maßgeblichen Einfluss auf insbesondere die frühen Vertreter des Giallo-Genres gehabt, aber dass es diese Filme ohne die Wallace-Reihe nicht gegeben hätte, würde ich jetzt nicht unbedingt unterschreiben, denn immerhin dienten auch die Kriminalromane der gelb-eingebundenen Montadori-Reihe als ausschlaggebende Inspirationsquelle.

Das mag sein, aber bei diesem Film wenn überhaupt nur im zweiten Schritt, da Paul Hengge das Ur-Drehbuch verfasste. Und dass der Film hüben wie drüben funktioniert, kann ich für mich persönlich unterschreiben, gerät allgemein gesehen aber ins Wanken, da er nicht selten als schlechter Film klassifiziert wird, wenn er unter dem Banner Wallace läuft, gleichzeitig aber als passabel oder gut benannt wird, wenn man ihn Giallo nennt, und das von den gleichen Personen. Das ist nicht immer so, beobachte ich aber auch seit Jahren.

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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 15:11
Und dass der Film hüben wie drüben funktioniert, kann ich für mich persönlich unterschreiben, gerät allgemein gesehen aber ins Wanken, da er nicht selten als schlechter Film klassifiziert wird, wenn er unter dem Banner Wallace läuft, gleichzeitig aber als passabel oder gut benannt wird, wenn man ihn Giallo nennt, und das von den gleichen Personen. Das ist nicht immer so, beobachte ich aber auch seit Jahren.

Diesen Sachverhalt kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Vielleicht fehlten denjenigen, die hierzulande DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS schlechte Kritiken ausstellen, ein wenig die auflockernde Humornote, für die sich Siegfried Schürenberg oder ein Eddie Arent auszeichneten? Oder es fehlten ihnen einfach die deutschen Stammschauspieler, die ebenfalls für den Erfolg der Reihe essentiell waren? Keine Ahnung!


Bei mir ist es aber gerade umgekehrt, denn oftmals hätte ich mir gewünscht, wenn die Rialto-Produktionen durchweg ernsthaft inszeniert worden wären. Gerade gestern Abend, als ich mir noch zu später Stunde den hervorragenden DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE zu Gemüte geführt habe, wünschte ich mir mehrfach, dass Siegfried Schürenberg, den ich natürlich für seine schauspielerische Leistung sehr schätze, einfach etwas weniger Klamauk losgelassen hätte (Stichwort: Psychologie). Natürlich ist mir klar, dass diese Ebene ein fester Bestandteil des Erfolgs dieser Reihe darstellt und dementsprechend auch einfach dazugehört, aber je nach Tagesform komme ich mal besser und mal weniger gut mit der aufheiternden Klaumauknote der Edgar-Wallace-Reihe zurecht. Und dennoch liebe ich die Filmreihe aus vollem Herzen! :)

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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 15:44
die auflockernde Humornote, für die sich Siegfried Schürenberg oder ein Eddie Arent auszeichneten? Oder es fehlten ihnen einfach die deutschen Stammschauspieler, die ebenfalls für den Erfolg der Reihe essentiell waren?

Ja, ich glaube das sind mit die ausschlaggebenden Gründe, wahrscheinlich auch noch Schauplätze, Ambiente und Brutalität, etc. Uschi Glas war in Deutschland zwar ein Zugpferd, Petra Schürmann auch bekannt, aber ihre Rolle ist sehr klein ausgefallen, und Marisa Mells letzter Auftritt lag 10 Jahre zurück. Außerdem war sie ja auch eher eine internationale Schauspielerin, fernab deutscher Produktionen.

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 04.03.2024 15:44
Bei mir ist es aber gerade umgekehrt, denn oftmals hätte ich mir gewünscht, wenn die Rialto-Produktionen durchweg ernsthaft inszeniert worden wären.

Ist bei mir auch so, insbesondere wenn zu sehr übertrieben wurde. Deswegen mochte ich die ernster angelegten Beiträge immer schon ganz gerne beziehungsweise lieber.

Italo
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Italo »

Einer meiner Top Giallo Filme! 10/10

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Prisma
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Prisma »

Italo hat geschrieben:
Di., 05.03.2024 01:06
Einer meiner Top Giallo Filme! 10/10

Belegt der Film denn auch ein hohes Wallace-Ranking bei Dir?

Italo
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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Italo »

Prisma hat geschrieben:
Di., 05.03.2024 17:45
Italo hat geschrieben:
Di., 05.03.2024 01:06
Einer meiner Top Giallo Filme! 10/10

Belegt der Film denn auch ein hohes Wallace-Ranking bei Dir?

Die Wallace Filme haben sich halt zum Giallo entwickelt, von daher halte ich sie nicht gegeneinander. HALBMOND ist der Giallo, der dafür verantwortlich war, dass bei mir mittlerweile 100 Giallo Filme in der Sammlung stehen. Allerdings nur in der ungeschnittenen Fassung. HALEBMOND ist echtes Giallo Masterpiece. Auch STECKNADEL ist bei mir sehr hoch im Kurs.

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Re: DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS - Umberto Lenzi

Beitrag von Prisma »

Italo hat geschrieben:
Di., 05.03.2024 18:52
Die Wallace Filme haben sich halt zum Giallo entwickelt, von daher halte ich sie nicht gegeneinander.

Ja, das ist bei mir ähnlich, wobei ich aber auch betonen muss, dass ich den Film ja nicht als Giallo kennengelernt habe. Dieser Stempel kam erst viel später und daher war es für mich schon immer ein hervorragender Teil der Reihe.

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