IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Richie Pistilli »

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In the Folds of the Flesh (D)
Nelle pieghe della carne (IT)
Dans les replis de la chair (F)
Las endemoniadas (ES)
In the Folds of the Flesh (UK)
Libido


IT / ES 1970

R: Sergio Bergonzelli
D: Eleonora Rossi Drago, Pier Angeli, Fernando Sancho, Alfredo Mayo, Luciano Catenacci, Víctor Alcázar u.a.



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Deutsche DVD Premiere: 06.09.2013 (OmU)

Italo-Cinema.de

Score: Jesús Villa Rojo

OFDb



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"Und was passiert ist, bleibt im Gehirn verankert. Eingebettet in die Falten des Fleisches. Verzerrt!
Es beeinflusst und plagt Dich im Unterbewusstsein.
"



Der von der Polizei gejagte Mörder Pascal Gorriot (Fernando Sancho) wird von dieser mitten in der Nacht auf dem Anwesen des kurz zuvor als vermisst gemeldeten Monsieur André gestellt und in Handschellen abgeführt. Doch kurz zuvor konnte er noch beobachten, wie die hübsche Haushälterin des Anwesens, Lucille (Eleonora Rossi Drago), im Garten vor einer Statur eine Leiche vergrub. Dreizehn Jahre später bewohnt Lucille weiterhin gemeinsam mit ihrem etwas sonderbaren Neffen Colin (Emilio Gutiérrez Caba) und der verwaisten Tochter Falesse (Pier Angeli) das Anwesen des mittlerweile offiziell für tot erklärten Monsieur Andrés. Doch als eines Tages Falesses Cousin Michel (Víctor Alcázar) völlig unerwartet zu Besuch auftaucht, nimmt das Unheil so langsam unaufhaltsam seinen Lauf: Gleich am ersten Abend macht sich dieser ungeniert an seine Cousine heran. Doch als es zu den ersten Körperkontakten kommt, dreht die emotional-instabile Falesse plötzlich total ab. Im Geisteszustand mentaler Unfitness entreist sie einen Säbel von der Wand und erleichtert in ihrer Wahnattacke den unsympathischen Buhler seines gepflegten Hauptes. Die junge Falesse scheint augenscheinlich unter einem schrecklichen Kindheitstrauma zu leiden, dass zu alledem auch noch halluzinatorische Wahnzustände mit sich bringt. Als es dann kurz darauf bei der mental retardierten Falesse zum nächsten mörderischen Hirn-Aussetzer kommt, droht die Situation allmählich zu eskalieren.


Die lästigen Leichen werden von Lucille und dem sadistisch veranlagten Colin ganz alchemisten-like entsorgt, indem sie diese im gut vorgewärmten Säurebad der hauseigenen Seifenfabrik im Rahmen eines langsamen Schonverfahrens auflösen. Doch plötzlich taucht der mittlerweile aus dem Gefängnis frei gelassene Mörder Pascal Gorriot wieder am Tatort seiner damaligen Verhaftung auf und nimmt die drei hilflosen Damen ungefragt in seine Gewalt. Bewaffnet mit einer Pistole gibt er fortan nicht nur den Ton auf dem Anwesen an, sondern lässt die drei Gefangenen auch beliebig nach seiner Pfeife tanzen. Und sein Drill ist erbarmungslos: Zunächst erpresst er Lucille mit dem Geheimnis ihrer vergrabenen Leiche und verlangt von dieser für sein Schweigen eine Summe von 100.000$, bevor er seine drei frisch annektierten Sklaven den kompletten Garten nach der mutmaßlichen Leiche umgraben lässt. Zu guter letzt vergeht sich der stelzböckische Schmierlappen noch mehrmals an den Damen des Hauses, deren Leid unter dem Schreckens-Martyrium immer weiter zunimmt. Darüber hinaus wird beim Zuschauer auch immer stärker die Vermutung geschürt, da im familiären Background zahlreiche dunkle Geheimnisse mit ungeahnten Tiefgängen zu schlummern scheinen. Nachdem die allgemeine Lage also immer verzwickter wird, erscheint plötzlich ein gewisser Monsieur André (Alfredo Mayo) auf der Bildfläche Von da an entfaltet der Film das komplette Spektrum des Wahns vollends in Richtung "Polen offen"! Und was hat es mit der jungen und hübschen Rebecca auf sich, die ihr von der Realität abgedriftetes Dasein in einer geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt fristet?


"Nichts ist so wie es scheint..."



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Dieser höchst außergewöhnliche Giallo von Sergio Bergonzelli gehört auf definitiv in die 'Hall of Fame' der obskursten Genrebeiträge eingereiht, zumal sich diese Genre-Obskurität letztendlich als ganz großes Kino herausstellt und somit eine recht hohe Position unter meinen Lieblings-Gialli einnimmt. Das Gesehene ist einfach nur unbeschreiblich und unglaublich zugleich. Die Inszenierung wartet nicht nur mit einer sehr dichten Atmosphäre und einer (alp-)traumhaften Bildästhetik auf, sondern hinterlässt beim Zuschauer auch einen bleibenden Eindruck, der so schnell nicht wieder vergessen wird. Das Setdesign wurde sehr sorgsam arrangiert und zeugt von absoluter Stilsicherheit. Zudem wirken die Bilder sehr farbintensiv und sind durchgehend wunderschön abfotografiert, so dass sich über den gesamten Filmverlauf eine wohlige Italo-Atmosphäre breit macht, die man bis zur letzten Sekunde in vollen Zügen genießen kann.


Fernando Sancho trägt in diesem Film ausnahmsweise mal keinen Sombrero, hat es aber scheinbar nicht übers Herz bekommen, seine Pistole auch gegen das stereotypische Genre-Utensil eines blitzenden Rasier-Messers einzutauschen, denn er lässt seinem vertrauten Ballermann weiterhin freien Lauf. Für die Hauptdarstellerin Eleonora Rossi Drago stellte IN THE FOLDS OF THE FLESH die letzte Filmproduktion dar, indem sie seit dem Beginn ihrer Schauspielkarriere im Jahre 1949 mitwirkte. Die prägnantesten Darbietungen stammen zweifelsfrei von den beiden Darstellern Pier Angeli und Emilio Gutiérrez Caba, wobei Erstere die mental etwas durch den Wind gedrehte Falesse und Zweiterer ihren sadistischen Cousin Colin verkörpert. Des Weiteren können Luciano Catenacci als auch Alfredo Mayo in kleineren Nebenrollen bestaunt werden.


Das Drehbuch, an dem neben Sergio Bergonzelli auch noch Mario Caiano und Fabio De Agostini mitgewirkt hatten, ist nicht nur der pure Wahn, sondern fördert auch eine total undurchschaubare Geschichte mit zahlreichen unerwarteten Wendungen an den Tag. Gewiefte und habgierige Produzenten hätten aus diesem Drehbuch locker drei kostengünstige Giallo-Produktionen bewerkstelligen können.



Fazit: Ein vor Wahnwitz triefender Giallo-Thriller, der mit seiner dargebotenen Farbenpracht ein Genrefilmerlebnis der ganz besonderen Art darstellt.


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Trailer:






Jesus Villa Rojo - Nelle pieghe della carne



Open Credits:





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(Überarbeiteter Beitrag aus dem alten Forum: 13.11.2014)
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Prisma
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Do., 19.11.2020 18:51
Für die Hauptdarstellerin Eleonora Rossi Drago stellte IN THE FOLDS OF THE FLESH die letzte Filmproduktion dar

Bei "In the Folds of the Flesh" muss ich immer genau daran zuerst denken. Eleonora Rossi Drago sehe ich sehr gerne, denn sie hat mitunter wirklich hoch interessante Charaktere dargestellt, und auch wenn es schade war, dass sie ihre Karriere hier schon beendete, liefert sie einen denkwürdigen Abschluss an den man sich gerne erinnert, bei dem vor allem die geheimnisvolle Tendenz ihrer letzten Rollen ihre Vollendung findet. Für den Film insgesamt gilt auch hier wie so oft: Ich müsste mir den nochmal anschauen. So langsam könnte man sich diesen Satz glatt auf ein T-Shirt drucken lassen! :mrgreen:

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alan_cunningham
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von alan_cunningham »

Einer meiner liebsten Filme des fidelen Irrsinns :D

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Sid Vicious
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Sid Vicious »

Ich schließe mich den positiven Worten an, denn ich konnte mich für dieses Vehikel fortwährend begeistern. Mit dem SadicoNazista-Einschlag war nicht unbedingt zu rechnen, was den Film in seiner - ich sage mal - Extravaganz, da er nun wirklich nicht nach Schema F inszeniert wurde, zusätzlich stärkt.
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Richie Pistilli
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Do., 19.11.2020 20:18
Bei "In the Folds of the Flesh" muss ich immer genau daran zuerst denken. Eleonora Rossi Drago sehe ich sehr gerne, denn sie hat mitunter wirklich hoch interessante Charaktere dargestellt, und auch wenn es schade war, dass sie ihre Karriere hier schon beendete, liefert sie einen denkwürdigen Abschluss an den man sich gerne erinnert, bei dem vor allem die geheimnisvolle Tendenz ihrer letzten Rollen ihre Vollendung findet.

Ich kenne zwar nur eine handvoll Filme mit ihr, aber beeindrucken konnte mich Eleonora Rossi Drago ab der ersten Sekunde.
Beim Blick in ihre Vita stellt sich mir die Frage, ob ihr Rückzug aus dem Filmbusiness aus freien Stücken geschah, oder ob die letzten beiden Filme an denen sie mitwirkte, dafür verantwortlich waren - denn kurz vor ihrer Abschiedsvorstellung im irrwitzigen IN THE FOLDS OF THE FLESH wirkte sie bereits in dem nicht minder verqueren GLI ANGELI DEL 2000 mit, in dem sie eine gewissenlose Gangsterbraut verkörperte.




Prisma hat geschrieben:
Do., 19.11.2020 20:18
Für den Film insgesamt gilt auch hier wie so oft: Ich müsste mir den nochmal anschauen. So langsam könnte man sich diesen Satz glatt auf ein T-Shirt drucken lassen! :mrgreen:

Da wäre ich sofort dabei! Sonst noch wer Interesse? :)
Falls ja, dann bestünde eventuell die Möglichkeit, einen ordentlichen Mengenrabatt zu erhaschen




Sid Vicious hat geschrieben:
Fr., 20.11.2020 00:03
Ich schließe mich den positiven Worten an, denn ich konnte mich für dieses Vehikel fortwährend begeistern. Mit dem SadicoNazista-Einschlag war nicht unbedingt zu rechnen, was den Film in seiner - ich sage mal - Extravaganz, da er nun wirklich nicht nach Schema F inszeniert wurde, zusätzlich stärkt.

Der Kniff mit dem unerwarteten Handlungsumbruch ist Signore Bergonzelli zweifelsfrei gelungen.
Eine gänzlich unerwartete Wendung in einem völlig überdrehten Film.

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Prisma
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Fr., 20.11.2020 06:34
Beim Blick in ihre Vita stellt sich mir die Frage, ob ihr Rückzug aus dem Filmbusiness aus freien Stücken geschah, oder ob die letzten beiden Filme an denen sie mitwirkte, dafür verantwortlich waren - denn kurz vor ihrer Abschiedsvorstellung im irrwitzigen IN THE FOLDS OF THE FLESH wirkte sie bereits in dem nicht minder verqueren GLI ANGELI DEL 2000 mit, in dem sie eine gewissenlose Gangsterbraut verkörperte.

Hätte mich auch immer schon interessiert, darüber mehr zu erfahren, aber vielleicht war es ja auch einfach an der Zeit für einen geregelten Rückzug, außerdem wurde der Radius der Rollen enger, die sich ngesichts des Zeitgeistes auch signifikant veränderten, was die von Dir erwähnten letzten beiden Filme quasi dokumentieren, wobei sie in "Das Bildnis des Dorian Gray" nur eine sehr kleine Rolle ohne Dialog hatte. Dennoch erstaunlich, welche Wirkung sie in kürzester Zeit aufbauen kann. Da sehe ich dann auch überhaupt keinen Unterschied zu ihrer Hauptrolle in "In the Folds of the Flesh", wo die Screentime ja wesentlich ausgeprägter ist. Bei Eleonora Rossi Drago fand ich es übrigens sehr schön oder vielmehr spektakulär, dass sie sporadisch im deutschen Film zu sehen war, den sie mit ihrer Aura aufmischen konnte.

TheInferno7
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von TheInferno7 »

Eleonora Rossi Drago litt aufgrund ihres Karriereknicks seit 1968 an Depressionen und beendete schließlich aus diesem Grund ihre Schauspielkarriere. 1973 heiratete sie den Präsidenten des sizilianischen industrieverbandes Domenico La Cavera, mit dem sie bis zu ihrem Tod 2007 zusammenblieb.

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Prisma
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Prisma »

Danke für die Infos!
Wenn ich mir vorstelle, welche Rollen die aufkommenden 70er möglicherweise für sie bereit gehalten hätten, ist das Karriere-Ende umso bedauerlicher.

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Richie Pistilli
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
So., 22.11.2020 12:19
Hätte mich auch immer schon interessiert, darüber mehr zu erfahren, aber vielleicht war es ja auch einfach an der Zeit für einen geregelten Rückzug, außerdem wurde der Radius der Rollen enger, die sich angesichts des Zeitgeistes auch signifikant veränderten, was die von Dir erwähnten letzten beiden Filme quasi dokumentieren, wobei sie in "Das Bildnis des Dorian Gray" nur eine sehr kleine Rolle ohne Dialog hatte. [...] Bei Eleonora Rossi Drago fand ich es übrigens sehr schön oder vielmehr spektakulär, dass sie sporadisch im deutschen Film zu sehen war, den sie mit ihrer Aura aufmischen konnte.

Gerade was ihre Beteiligung an den beiden besagten Filmen angeht, wären Hintergrundinfos über die letzten Jahre ihrer Schaffensphase wahrlich höchst interessant. Von ihren in Deutschland produzierten Filmen kommt mir gerade nur NUT TOTE SCHWEIGEN in den Sinn. Muss wohl zukünftig beim Filme schauen wieder etwas besser aufpassen... ;)

TheInferno7 hat geschrieben:
So., 22.11.2020 12:42
Eleonora Rossi Drago litt aufgrund ihres Karriereknicks seit 1968 an Depressionen und beendete schließlich aus diesem Grund ihre Schauspielkarriere. 1973 heiratete sie den Präsidenten des sizilianischen industrieverbandes Domenico La Cavera, mit dem sie bis zu ihrem Tod 2007 zusammenblieb.

Vielen Dank für die aufschlussreiche Info.
Und Willkommen an Bord! :hut:

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alan_cunningham
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Re: IN THE FOLDS OF THE FLESH - Sergio Bergonzelli

Beitrag von alan_cunningham »

Eleonora Rossi Dragos Rolle und Optik in "Folds" könnte eventuell an Barbara Steele angelegt sein. Sie erinnert mich jedenfalls sehr an Steeles Auftritte in den italienischen Gothic-Gruslern der 60er Jahre :shock:

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