Salvare la faccia (IT)
Salvar la cara (ARG)
Psychout for Murder (USA)
IT 1969
R: Rossano Brazzi
D: Adrienne Larussa, Rossano Brazzi, Nino Castelnuovo, Paola Pitagora, Alberto de Mendoza, Idelma Carlo, Renzo Petretto, Néstor Garay, Marcello Bonini Olas
Score: Benedetto Ghiglia
Italo-Cinema.de
OFDb
Nachdem die reizende Fabrikantentochter Licia Brignoli (Adrienne Larussa) durch ihren fadenscheinigen Fotografenfreund Mario (Nino Castelnuovo) in einen öffentlichkeitswirksamen Skandal verwickelt wurde, setzt sie ihr vermögender Vater (Rossano Brazzi) für unbestimmte Zeit in einer renomierten Nervenheilantalt fest, um somit das beschädigte Erscheinungsbild seiner Familie wieder einigermaßen in Stand setzen zu können. In der Öffentlichkeit lässt er daraufhin verlauten, dass sein widerspenstiges Töchterlein vorübergehend vom Wahnsinn befallen sei und ihr skandalauslösendes Verhalten somit dem Tatbestand der Unzurechnungsfähig geschuldet war. Aus diesem Grund habe er sie dann auch schließlich zur Rehabilitation ihrer Psyche in eine der besten Klapsmühlen des Landes zwangseinweisen lassen.
Doch eines schönes Tages wird die mittlerweile etwas wesensverändert wirkende Licia völlig unverhofft als vermeintlich geheilt entlassen und kehrt daraufhin als ein komplett in schwarz gekleideter Racheengel auf dem direkten Weg in den Schoß ihrer schäbigen Familie zurück. Nachdem man sich wieder etwas annähern konnte, lässt Licia auch recht schnell die Katze aus dem Sack, indem sie vor versammelter Sippschaft verkündet, dass der Grad ihrer mentalen Verwirrtheit erst so richtig durch den fremdbestimmten Aufenthalt in der Klapse an Fahrt dazugewonnen hat und außerdem stellte ihr doch die Familie zuvor selbst den Freifahrtschein zum völligen Durchgeknalltsein aus.... Wo liegt also das Problem?
Und in diesem Sinne eröffnet Licia dann auch ihren persönlichen Rachefeldzug gegen jedes einzelne der bis dato noch völlig ahnungslosen Familienmitglieder, wobei die Rache in diesem Fall keinesfalls süß ist, sondern einfach nur völlig psycho!
Bei PSYCHOUT FOR MURDER handelt es sich um einen ganz hinreißenden Intrigenthriller des eigentlich hauptsächlich als Schauspieler bekannten Rossano Brazzi, wobei ihm aber dieser kurze Ausflug ins Regiefach mehr als gelungen ist, denn seine dritte und zugleich letzte Regiearbeit entpuppt sich dabei als eine wahre Perle des vor-argento-zeitlichen Giallo Genres. Desweiteren waren sowohl der einzigartige Renato Polselli, als auch der umtriebige Drehbuchautor Piero Regnoli an der Erstellung des Filmskripts beteiligt, was diesen wahnsinnigen Rachespaß wiederum um ein weiteres aufwertet. Die irrsinnige Geschichte der wahnhaft rachesüchtigen Licia wartet zudem mit einer berauschenden Darbietung der bezaubernden Hauptprotagonistin auf, besticht durchwegs mit fantastischen Bildkompositionen des Kameramanns Luciano Trasatti und versprüht zudem auch noch ein ordentliches Maß vom wohligen Zeitgeist der späten 60er.
Aber kommen wir jetzt endlich zur verzückenden Adrienne Larussa, die in der Rolle der Licia Rignoli zunächst mit ihrem leicht verhafteten Lolita Charm die Männerherzen höher schlagen lässt, bevor sie diese dann mit der von ihr ausgehenden Reizüberflutung endgültig in den Wahnsinn treibt. Aber dies ist nur ein Teil ihres perfiden Racheplan, denn Adrienne sieht nach dem an ihr zugefügten Unheil nur noch einen Lebenssinn: Unerbittliche Rache allen verantwortlichen Familienmitgliedern! Dabei entpuppt sich das verrückte Küken nach ihrer Entlassung aus dem psychiatrischen Setting als eine perfekt ausgebildete Fallenstellerin, die mit einem diabolischen Dauergrinsen im Gesicht raffinierte Psychospielchen zelebriert, sich für eine spannungsgeladene Trainingseinheit Wasseraerobic verantwortlich zeigt und zum Ende hin sogar einen regelrechten Drahtseilakt auf die Beine stellt. Mit psychopathologischem Gelächter vollzieht die gute Adrienne daraufhin genüsslich ihren Racheplan, wodurch ein Familienmitglied ihren heißgeliebten Balkon auch mal von einer etwas anderen Perspektive aus zu sehen bekommt. Für den Zuschauer stellt sich sogleich die offensichtliche Frage, ob denn Frau Larussas Taten tatsächlich pathologischen Ursprungs sind, oder ob diese ihr unheilvolles Verhalten ganz bewußt an den Tag legt und somit den irrsinnigen Rachefeldzug im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte vollzieht.
Dabei hatte Adrienne Larussa nicht immer einen an der Klatsche und war zudem weniger aus Film, als vielmehr aus TV Serien und von der Seite des klobigen Kampfgiganten Steve Seagal bekannt, mit dem sie für ganze 3 Jahren das allabendlich vorgewärmte Ehebett teilte. Genreliebhabern dürfte sie durch ihre denkwürdige Rolle der Beatrice Cenci in Lucio Fulcis DIE NACKTE UND DER KARDINAL bekannt sein, in der sie Tomas Milian zunächst den Kopf verdreht, um ihn dann anschließend seinem unausweichlichen Unheil zu überlassen. Bei PSYCHOUT FOR MURDER ist es ihr dann erneut gelungen, sich auch in der Rolle der völlig durchgeknallten Licia Brignoli ein weiteres Denkmal zu setzen. Leider fristet dieser Film aber auch weiterhin sein Nischendasein, so dass der Film selbst, als auch die außerordentliche Darbietung Larussas der breiten Masse leider eher unbekannt sein dürften.
Neben Regissuer Rossano Brazzi, der hier das Familienoberhaupt des Brignoli Clans verkörpern darf, treten auch noch Paola Pitagora in der Rolle der älteren Schwester und Genrefilmurgestein Alberto De Mendoza als deren Verlobter auf den Plan. Der Score von Benedetto Ghiglia klingt zudem exzellent und und entpuppt sich als ein Fest der guten Laune.
Eine ausführlichere Vorstellung steht wie immer auf ITALO-CINEMA.DE zur Verfügung.
Score / Filmausschnitt (Gartenparty):
(Beitrag aus dem alten Forum: 14.05.2016)