LIBIDO - Ernesto Gastaldi & Vittorio Salerno

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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LIBIDO - Ernesto Gastaldi & Vittorio Salerno

Beitrag von Richie Pistilli »

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Libido (IT)
O pyrgos tis diafthoras (GR)
Libido Means Lust (UK)


IT 1965

R: Ernesto Gastaldi & Vittorio Salerno
D: Giancarlo Giannini, Dominique Boschero, Luciano Pigozzi und Mara Maryl



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Italienische Erstaufführung: 12.08.1965

Italo-Cinema.de

Score: Carlo Rustichelli

OFDb



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Nachdem Christian (Giancarlo Giannini) als Kind mitansehen musste, wie sein Vater im elterlichen Haus eine fremde Frau ermordete, bevor sich dieser selbst suizidierte, befand er sich infolge des traumatischen Erlebnisses nicht nur 20 Jahre lang in psychiatrischer Behandlung, sondern musste auch noch das freigewordene Familienvermögen aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung von dem befreundeten Anwalt Paul Bernoit (Luciano Pigozzi) verwalten lassen. Da aber Christian mittlerweile nach all den ganzen Jahren wieder als einigermaßen genesen gilt, soll er auch bald wieder die Verfügungsgewalt über das trächtige Familienvermögen zurückerlangen. Doch bevor es soweit ist, muss sich Christian ein letztes Mal bewähren, indem er gemeinsam mit seiner Frau Helene (Dominique Boschero), seinem Anwalt Paul und dessen Frau Brigitte (Mara Maryl) drei Monate lang im Haus seines verstorbenen Vaters sein Dasein fristet. Dabei soll er ein letztes Mal beweisen, dass seine psychische Verfassung auch an dem Ort stabil bleibt, der als Auslöser für sein traumatisches Leiden gilt. Doch nachdem die ersten Tage reibungslos verliefen, beginnt die Stimmung plötzlich zu kippen, denn Christian ereilen immer häufiger vermeintliche Halluzinationen, bei denen er seinen verstorbenen Vater sieht. Bleibt letztlich die Frage ob es Christian gelingen wird, sein frisch aufkeimendes Leiden wieder in den Griff zu bekommen, damit er endlich ein selbstbestimmtes Leben in Reichtum führen kann, oder wird er wieder einen Rückfall erleiden und psychisch völlig dekompensieren?


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Bei LIBIDO handelt es sich um einen herausragenden Vertreter des frühen Giallo-Genres, für den sich keine Geringeren als die beiden Drehbuchautoren sowie Regisseure Ernesto Gastaldi und Vittorio Salerno verantwortlich zeigten. Dabei stellt LIBIDO nicht nur jeweils die erste Regiearbeit der beiden filmbesessenen Koryphäen dar, sondern zählt auch zu den ersten Gialli 'made in Italy', der gerade mal ein Jahr nach Mario Bavas BLUTIGER SEIDE den Weg in die italienischen Lichtspielhäuser fand. Gefilmt in einer umwerfenden s/w-Ästhetik, besticht der Film kinematografisch vom Anfang bis zum Ende, ohne dabei auch nur einmal durchzuhängen. Was den Handlungs-, sowie den damit einhergehenden Spannungsverlauf betrifft, so bewegt sich der Film zunächst in ruhigen Fahrwassern, bevor irgendwann immer mehr Wahnsinn hervorbricht und schließlich mit mehreren lauten Knallattacken sein spektakuläres Ende findet. Diversen Quellen nach, sollen sich die Drehkosten auf 26 - 28 Millionen Lire belaufen haben, bevor mit den Auslandsverkäufen ein Gewinn von 400 Millionen Lire eingefahren wurde. Das Besondere an Libido ist, dass die wendungsreiche Handlung von lediglich vier Schauspielern und Schauspielerinnen getragen wird und sich zudem fast ausschließlich in den Gemäuern des noblen Elternhauses abspielt. Zwar sind diese minimalistischen Sparsamkeiten offensichtlich dem sehr schmalen Produktionsbudget geschuldet, aber aufgrund des überragenden Drehbuchs, an dem neben Vittorio Salerno und Ernesto Gastaldi auch dessen Ehefrau Mara Maryl mitschrieb, wird der Zuschauer spätestens ab der zweiten Hälfte unweigerlich in den Bann der immer stärker werdenden sexuellen Obsession des Hauptprotagonisten gezogen, bevor ihm beim bitterbösen Finale endgültig alles um die Ohren fliegt. Storytechnisch setzt sich LIBIDO mit dem sexuellen Kindheitstrauma des Hauptprotagonisten Christian auseinander, das spätestens mit dem Betreten des Elternhauses wieder ungezügelt aufzublümen scheint. Obwohl der Film zunächst den Eindruck erweckt, dass Christian im Rahmen einer verschwörerischen Intrige übel mitgespielt wird, drängt sich dem Zuschauer im weiteren Handlungsverlauf immer häufiger die Frage auf, 'wer hier eigentlich wen draufschickt?' Eins vorweg: Die Frage wird sich erst in den letzten Filmminuten endgültig klären!


Was die Darbietungen der vier Schauspieler und Schauspielerinnen angeht, so bieten sowohl Dominique Boschero, Mara Maryl, Luciano Pigozzi als auch Giancarlo Giannini überzeugende Leistungen. Abgerundet wird das früh-italienische Thriller-Spektakel mit einer Filmmusik von Carlo Rustichelli, die an den entsprechenden Stellen Spannung adäquat zu verstärken weiß.


Fazit: Ein psychopathologisches Glanzstück von Film


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US-Trailer, Eröffnungsszene & Score:
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Italienischer Trailer:


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