Delitti (IT)
IT 1987
R: Giovanna Lenzi & Sergio Pastore
D: Tony Valente Saverio Vallone, Michela Miti, George Ardisson, Laura Troschel, Linda Christian, Gianni Dei, Solvi Stubing, Giovanna Lenzi, Lara Orfei, Louis Dek, Gianfranco Gallo u.a.
Italienische Erstaufführung: 17.06.1987
Italo-Cinema.de
Score: Guido & Maurizio De Angelis
OFDb
Nach einem exzessiven Partygelage in einer noblen Villa werden am nächsten Morgen zwei leichen vorgefunden, bei denen augenscheinlich schon der Mumifizierungsprozess eingesetzt hat. Bei einem der beiden Leichname handelt es sich um den Crossdresser Harry Francis (Gianni Dei), der am Vorabend gemeinsam mit seiner Freundin Julie Garrett (Giovanna Lenzi) an der ausufernden Orgie teilnahm. Das vorläufige Untersuchungsergebnis des gerichtsmedizinischen Instituts besagt, dass den beiden Opfern im Vorfeld ein geheimnisvolles Gift verabreicht wurde, welches nicht nur blitzartig den Tod eines Menschen herbeiführt, sondern auch den Mumifizierungsprozess beschleunigt. Als Inspektor Sanders (Tony Valente) mit den Ermittlungen beauftragt wird, kommt allmählich Bewegung in die Angelegenheit, wobei dies aber nicht nur den unerbittlichen Ermittlungsmethoden des Inspektors geschuldet ist, sondern auch mit einem rätselhaften Serienmörder, der im weiteren Handlungsverlauf sämtliche Anwesende dahinmeuchelt, die ebenfals am Vorabend bei dem besagten Exzess in der Villa zugegen waren. Doch als wäre das alles noch nicht genug, mischen in diesem Fall auch noch eine dubiose Erpresserbande mit, sowie ein kleinwüchsiger Krimineller namens Jimmy (?), der das zügellose Treiben in der Partyvilla auf Super-8-Film festhielt. Was folgt, ist ein eine aufpeitschende Jagd nach der geheimnisvollen Filmrolle, von der aber weder der Inspektor, noch der Serienkiller zu wissen scheint, in wessen Besitz sich diese augenblicklich befindet.
Eigentlich war ich der Meinung, zwischenzeitlich sämtliche Bodensatzsausen des italienischen Giallo-Genres gesehen zu haben, aber nach einer intensiven Durchforstung meiner Archivkiste wurde mir plötzlich klar, dass dem scheinbar doch nicht so ist. Offensichtlich ist mir der vorliegende Film bis dato aus unerklärlichen Gründen durchgegangen, was wiederum zur Folge hatte, dass ich mir DELITTI schnellstmöglich zu Gemüte führen musste. Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei dieser filmischen Bizzarerie um eine cineastische Knallschote par excellence handelt, die wohl den meisten Genreliebhabern das eiskalte Grauen über den Rücken jagen dürfte. Wer aber abgründigen Filmproduktionen etwas abgewinnen kann, die weder eine nachvollziehbare Handlung aufweisen, noch den inszenatorischen Mindeststandards für einen ansatzweise schlüssigen Film entsprechen, der dürfte mit dem politisch unkorrekten DELITTI bestens bedient sein.
Zur Eröffnung des Films, der durchweg alles anderes als picobello ist, wird der Zuschauer gleich von Linda Christian mit einer obligatorischen Vorwarnung begrüßt, bevor es daraufhin auch schon zum Leichenfund in die noble Villa geht. Dabei bleibt bis zum Ende des Films ungeklärt, um wen es sich eigentlich bei der zweiten vorgefundenen Leiche handelt. Das nächste Szenario wird sodann von einer blonden Dame namens Susan (Deborah Ergas) bestimmt, die am hellichsten Tag von einem vermummten Mörder auf offener Straße verfolgt wird. Nachdem sie sich in einen nahegelegenen Club retten konnte, trifft dort auf ihre Bekannte Ella (?), die wiederum mit einem ominösen Erpressering zusammenarbeitet, der seine Zentrale in einer ottonormalen Holzwerkstatt eingerichtet hat. Daraufhin tritt auch schon der Journalist, Hobbyfotograf und Buchautor Bob Rawling (Saverio Vallone) in Erscheinung, der sich nicht nur mit der Freundin des ermordeten Harry in einer Hotellounge trifft, sondern von da an auch ständig mit Inspektor Sanders, der ihm an den Mordschauplätzen freimütig über sämtliche Ermittlungssachstände in Kenntnis setzt. Dann wäre da auch noch der Besitzer der Villa, der wiederum Bob Rawling engagiert, damit dieser Nacktfotos von seiner Freundin Betty (Michela Miti) anfertigt. Zwischenzeitlich ist Inspektor Sanders im Rahmen seiner ermittlungen auf den kleinwüchsigen Ganoven Jimmy gestoßen, der angeblich den nächtlichen Exzess in der Villa mitgefilmt hat. Zwar prügelt Sanders gleich ohne Kopf und Verstand auf den Kleinwüchsigen ein, wobei diesem aber dennoch erfolgreich die Flucht gelingt. Dumm nur, dass Inspektor Sanders von da an dem kleinwüchsigen Jimmy nicht mehr habhaft wird, was wiederum die Jagd nach den kompromettierenden Filmmaterial weiter erschwert. Also widmet sich der polternde Inspektor zur Abwechselung der Erpresserbande, die er dann auch sogleich in ihrer Holzwerkstatt ordentlich aufmischt. Dabei knallt er den Kopf eines Verdächtigen dermaßen heftig auf eine Werkbank, so dass dieser keinen Mucks mehr von sich gibt. Als Folge für sein barsches Vorgehen übernimmt von da an sein Vorgesetzter (George Ardisson) die Ermittlungen, die ihn wiederum als erstes zu Julie Garrett führen, bevor er sich dann die Schwester des Ermordeten vorknöpft. Aber auch der Serienmörder blieb zwischenzeitlich nicht untätig, denn er meuchelte munter weiter. Neben dem bereits erwähnten Gift, welches letztlich von einer kleinen Martinique-Viper namens Fer De Lance stammt, setzt der Killer auch auf altbewährtes Schlitzwerkzeug, um seine auserkorenen Opfer ins Jenseits zu befördern. Notfalls reicht ihm aber auch ein handelsüblicher Würgeschal aus, um an sein tödliches Ziel zu gelangen. Neben Ms. Mirta Francis (Laura Troschel), die Schwester des ermordeten Harry, mischt auch noch ein vermeintlich blinder Berufserpresser munter mit, der auf den glorreichen Namen 'Chewing Gum' hört. Einer der abstrusesten Momente betrifft wiederum die blonde Susan, die im weiteren Filmverlauf ein zweites Mal von einem vermummten Typen verfolgt wird. Zwar gelingt es ihr noch rechtzeitig die nächstgelegene Telefonzelle zu erreichen, von wo aus sie einen Hilferuf an die Polizei absetzt, aber bereits im nächsten Moment steht ihr bereits der unbekannte Verfolger gegenüber, der aber anstatt sie zu meucheln sich plötzlich seinem langen Mantel entledigt, um vor ihren verdutzt dreinblickenden Augen einen wilden Tanz auf dem Asphalt aufzuführen. Und dann wäre da auch noch Gianni Dei, der mit einer aufsehenerregenden Darbietung ebenfalls den Vogel abschießt.
Zwar beinhaltet der Film noch einige weitere Unfassbarkeiten, aber angesichts des bereits aufgezeigten Irrsinns müsste eigentlich jedem ansatzweise klar sein, wohin die Reise in diesem absurden Film letztendlich geht.
Zu verantworten hatten dieses Bodensatzspektakel Giovanna Lenzi und Sergio Pastore, die sich beide sowohl für das Drehbuch als auch für die Regie verantwortlich zeigten. Nachdem die 1943 in Rom geborene Giovanna Lenzi ihre Karriere Mitte der 60er als Schauspielerin begann, heiratete sie 1972 Sergio Pastore, in dessen Filme sie von da fast immer als Schauspielerin beteiligt war. Bei DELITTI übernahm Lenzi unter der Leitung Pastores erstmals die Regie für einen Film. Leider verstarb Sergio Pastore völlig unerwartet während der Kinopremiere ihres gemeinsamen Films, woraufhin Giovanna Lenzi auch nur noch jeweils einmal als Regisseurin und Schauspielerin in Erscheinung trat. Für die musikalische Untermalung zeichneten sich die beiden De Angelis-Brüder verantwortlich, wobei sich ihr Endresultat, dem auch noch bestehende Komposition aus Lamberto Bavas DAS HAUS MIT DEM DUNKLEN KELLER beigemengt wurden, alles andere als überzeugend anhört. Lediglich die schrägen Elektro-Sounds klingen ein wenig interessant.
Fazit: Willkommen im allertiefsten Absurdistan!
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