Delitto in Via Teulada (IT)
Crime in Via Teulada
IT 1980
R: Aldo Lado
D: Auretta Gay, Pietro Brambilla, Aldo Sassi, Barbara D'Urso, Margherita Sestito, Lidia Biondi, Attilio Duse, Luigi Di Sales, Mariarita Viaggi u.a.
Italienische Erstaufführung: Februar 1980 (Kinofassung)
Italo-Cinema.de
Score: Fabio Frizzi
OFDb
Während es eines schönen Abends in den Räumlichkeiten der RAI in der Via Teulada 66 vor laufender Kamera zu einem zunächst unentdeckten Mord an der Schauspielerin Diamante (Maria Rita Vaggi) kommt, geht es in den benachbarten Filmstudios produktionstechnisch hoch her, wobei neben Musik- und Revue-Shows auch ein historisches Drama sowie ein Giallo gedreht werden. Nachdem der Leichnam der Toten von ihrer Schauspielkollegin Ely (Margherita Seistito) auf einem Schrank voller Filmrollen vorgefunden wird, verliert diese infolge des Schrecks kurzzeitig das Bewusstsein. Währenddessen nutzt der unbekannte Killer die Situation, um den toten Körper der Schauspielerin unbemerkt zur Seite zu schaffen. Trotz der fehlenden Leiche entschließen sich einige Mitglieder der Filmcrew im Anschluss dazu, auf eigene Faust nach dem ominösen Killer zu ermitteln, was wiederum dazu führt, dass die Anzahl an weiteren Mordopfern in den Produktionsstätten der RAI ungebremst durch die Decke schießt.
Bevor Sergio Martino in den 90ern dazu überging, mit MOZART É UN ASSASSINO einen abenfüllenden Giallo sowie mit MORD IN DER TOSKANA eine gelbmörderische Mini-Serie fürs italienische TV zu produzieren, kam ihm sein Kollege mit dieser Masche bereits 1980 zuvor, wobei die Handlung von DELITTO IN VIA TEULADA obendrein auch noch in den Produktionsstudios der RAI angesiedelt wurde. Ursprünglich das vorliegende Giallo-Experiment als 15-teilige TV-Schnipsel-Angelegenheit angelegt, von denen jeweils 5 Minuten lange Episoden vor der wöchentlichen TV-Sendung des Unterhaltungsmagazins Variety ausgestrahlt wurden. Im Anschluss ließ Aldo Lado die kurzen Episodenschnipsel neu zusammeschneiden, um DELITTO IN VIA TEULADA auch noch als Spielfilm mit einer Lauflänge von 61 Minuten in die italienischen Kinos zu bringen, wo der Schnippel-Giallo dann tatsächlich im Februar 1980 aufgeführt wurde. Zwar mussten zwei ursprüngliche Mordszenen für die Kinofassung weichen, da scheinbar erst im Nachhinein auffiel, dass diese zumindest in der Komplettfassung keinerlei Sinn ergeben. Dennoch kann festgehalten werden, dass es sich bei DELITTO IN VIA TEULADA angesichts der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen um ein gelungenes Filmprodukt handelt, dass obendrein auch noch gut unterhält.
Angesichts der zur Verfügung stehenden 60 Minuten hält sich Aldo Lado auch nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sondern geht gleich in die Vollen, indem er den ersten Mord bereits während des Abspulens des Titelvorspanns geschehen lässt. Aber auch die restliche Zeitknappheit weiß Aldo Lado gekonnt zu nutzen, denn im weiteren Handlungsverlauf geht es nicht nur schlagartig mit dem Morden weiter, sondern es blitzen auch so einige altbekannte Giallo-Ideen hervor, die man als Liebhaber des Genres bereits aus der Hochphase kennt. Dementsprechend haarsträubend fällt auch die Auflösung des Plots aus. Hervorzuheben ist dabei die fabelhafte Filmmusik von Fabio Frizzi, die trotz ihres bereits besitzenden Bekanntheitsgrades immer noch problemlos das altgediente Glockenseil und die unerklimmbare Friedhofsklangmauer über dem Jenseits in Wallung versetzt. Ein weiterer Pluspunkt ist die dynamische und bewegungsfreudige Kamerarbeit von Pietro Morbidelli, die nicht nur mit ihren subjektiven Bildperspektiven überzeugt, sondern den Zuschauer gerade in der beeindruckenden Verfolgungsszene, in der eine Schauspielerin von dem Killer durch einsame Filmstudios, verlassene Büroräume und labyrinthartige Gänge gejagt wird, sogar völlig mitreißt. Ansonsten geschehen auch noch allerhand andere Sachen in den Filmstudios der RAI, wodurch es dann auch nicht verwunderlich ist, wenn plötzlich ein Beduine mit einem Elefant durchs Bild läuft, ein augenscheinlicher Doppelgänger von White Pop Jesus in einer Podiumsrunde sitzt oder eine Kostümbildnerinnen sich ausgiebig die Hände bügelt. Und das alles und noch viel mehr in nur 60 Minuten!
Fazit: Eine sehenswerte Giallo-Kuriosität
Filmausschnitt #1:
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Filmausschnitt #2: