DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von Richie Pistilli »

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Das Geheimnis der jungen Witwe (D)
La morte non ha sesso (IT)
Le tueur frappe trois fois (F)
La muerte no tiene sexo (ES)
Un velo negro para Lisa (ES)
Showdown (BE)
A Black Veil for Lisa
Death Has No Sex


IT / D 1968

R: Massimo Dallamano
D: Luciana Paluzzi, John Mills, Robert Hoffmann, Renate Kasché, Tullio Altamura, Carlo Hinterman, Enzo Fiermonte, Jimmy il Fenomeno, Paola Natale, Loris Bazzocchi u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 07.03.1969

Filmoprtal.de

Italo-Cinema.de

Score: Giovanni Fusco & Gian-Piero Reverberi

OFDb



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Der erfahrene Kriminalkommissar Franz Bulov (John Mills) vom Hamburger Drogenderzernat hat es zur Zeit nicht leicht, denn zum einen muss er sich mit einer brandgefährlichen Rauschgiftbande herumschlagen, die nicht nur unbeirrt ihr Unwesen in den Nachtclubs der Hansestadt treibt, sondern ihm auch gerade den einzigen Zeugen, der gegen die Halunkentruppe ausgesagt hätte, vor der Nase weggemordet hat; und zum anderen um seine hübsche Frau Lisa (Luciana Paluzzi) kümmern, der er durch seine ständigen Eifersuchtsszenen das Leben zur Hölle macht. Obwohl Franz seine Lisa abgöttisch liebt, bringt er ihr nur Argwohnen entgegen, denn seine Gattin ist nicht nur einige Jahrzehnte jünger als er, sondern entstammt auch noch einer berüchtigten Verbrecherbande, der sie aber im Gegenzug zum eingegangenen Ehegelübde endgültig entsagte. Von Misstrauen zerfressen macht sich Franz Bulov also schweren Herzens an die Arbeit, um sowohl die sogenannte 'Schouermann-Affäre' aufzuklären als auch den unbekannten Killer ausfindig zu machen, der augenscheinlich im Auftrag des Syndikats seine Morde begeht. Als es plötzlich zu einem weiteren Mord kommt, entdeckt Kommissar Bulov eine Glücksmünze bei dem Opfer, die ihn schnurstracks auf die Fährte von Max Lindt (Robert Hoffmann), einem stadtbekannten Auftragskiller, der als Täter im vorliegenden Fall in Frage käme. Doch dann sieht Franz plötzlich, wie seine geliebte Lisa in einen roten Porsche steigt, der von einer männlichen Person gefahren wird. Was folgt, sind durchknallende Sicherung, die allesamt im Kopf des Kommissars durchglühen, was wiederum dazu führt, dass er im Zuge einer emotionalen Überreaktion Max Lind damit beauftragt, seine Frau für ihn aus dem Weg zu schaffen. Im Gegenzug verspricht er dem strafrechtlich überführten Mörder die Freiheit. Wird Max das Angebot annehmen und der ahnungslosen Lisa ein One-Way-Ticket ins Nirwana spendieren, oder verbrennt er sich vielmehr die Finger an seinem neuen Auftrag ?



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Im Vergleich zu seinen späteren Werken entpuppt sich Dallamanos DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE als durchschnittlich inszenierter Giallo, dem es neben dem Saft und der Kraft auch an der dynamischen Kameraführung fehlt, für die der Regisseur bekannt ist. Lediglich beim Finale im Wald blüht die dallamo-typische Dynamik im Rahmen der Kamerafahrten auf, das obendrein ein ganz klein wenig an die Schlusszene von BLUTIGER FREITAG erinnert. Kein Wunder, denn sowohl Dallamano als auch Franz X. Lederle legten in vielen ihrer gedrehten Filme eine ähnlichgelagerte Dynamik an den Tag, für die die beiden auch entsprechend über ihre jeweiligen Landesgrenzen hinweg bekannt waren. Dem vorliegenden Film, der übrigens Dallamos erste Gialloverfilmung darstellte, fehlt es aber nicht nur an Dynamik, sondern auch an spektakulären Momenten, denn der Film bewegt sich durchweg in ruhigen Gewässern. Eng genommen, wirkt das Ganze eher wie ein leicht melancholisch angehauchter Film Noir, bei dem alles recht züchtig vonstattengeht.

In der Hauptrolle verkörpert der britische Schauspieler Sir John Mills einen von Eifersucht zerfressenen Kommissar, der infolge der vermeintlichen Eheprobleme seine Arbeit schleifen lässt. Obwohl sich dieser eigentlich intensiv mit einem verzwickten Fall auseinandersetzen müsste, ist er mit den Gedanken ständig bei seiner jüngeren Frau, die von der reizenden Luciana Paluzzi verkörpert wird. Egal wo er während seiner Arbeitszeit einen Telefonapparat erspäht, ein Kontrollanruf bei seiner geliebten Frau Lisa ist in diesen Momenten so sicher wie das Amen in der Kirche. Von den Eifersüchteleien ihre Mannes entnervt droht Lisa diesem gegenüber, sich einen jungen Liebhaber zu angeln, was wiederum das wahnhafte Verhalten ihres Gatten dermaßen triggert, dass er den erstbesten Kriminellen als Killer für seine Frau engagiert. Dieser wird von keinem Geringeren als dem gerade erst kürzlich verstorbenen Robert Hoffmann gespielt, wobei sein zu verkörpender Charakter bereits die Ausbildung zu einem Profi-Killers erfolgreich durchlaufen hat - und Praxiserfahrung hat er natürlich auch schon ausreichend gesammelt.

Schade, dass Dallamano mit seinem Giallo-Debüt lediglich eine Platzierung im Mittelfeld einschlägiger Filmproduktionen erringen konnte, denn Luft nach oben hätte sowohl drehbuchtechnisch als auch inszenatorisch noch ausreichend bestanden. Den Hauptreiz des Films macht neben Luciana Paluzzi die Wahl des Drehortes aus, denn mit Ausnahme einer wenigen Szenen in Albert De Martinos BLOOD LINK - BLUTSPUR fällt mir spontan kein weiterer italienischer Giallo ein, der in der Hansestadt Hamburg gedreht wurde. Umso erfreulicher wäre es, wenn diese deutsch-italienische Koproduktion auch endlich mal in der deutschen Sprachfassung veröffentlicht würde, zumal meines Wissens nach hierzulande eine deutsche 35mm-Fassung existiert. Könnte mir gut vorstellen, dass eine markige Synchro den Film noch um einges aufwerten könnte. Die beiden von 88 Films und Olive Films erhältlichen BDs haben leider nur die englische Tonspur an Bord, die mit ein Grund dafür sein dürfte, dass der Film nicht richtig in die Puschen kommt. Was mich darüber hinaus noch verwunderte, war die Nichtbeteiligung deutscher Schauspieler:innen, obwohl es sich bei DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE um eine entsprechende Koproduktion handelte.


Fazit: Ein film-noir-artiger Giallo, der in den ruhigen Gewässern der Hamburger Alster fischt.


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ephedrino
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von ephedrino »

Den fand ich auch recht enttäuschend und irgendwie blutleer (das meine ich ganz generell, nicht im Sinne von Spezialeffekten).

Bemerkenswert fand ich noch, dass in einem Farbfilm teilweise Rückprojektionen in schwarz-weiß verwendet wurden. Und bei einem "establishing shot" des Polizeipräsidiums relativ am Anfang hat man, wenn ich mich richtig erinnere, im Archiv auch um ein paar Dekaden daneben gegriffen, zeigt diese Aufnahme doch eindeutig eine fast ausschließlich von Militärs (Nazis?) bevölkerte Szenerie.

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Richie Pistilli
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von Richie Pistilli »

ephedrino hat geschrieben:
Sa., 27.08.2022 11:44
Den fand ich auch recht enttäuschend und irgendwie blutleer (das meine ich ganz generell, nicht im Sinne von Spezialeffekten).

Bemerkenswert fand ich noch, dass in einem Farbfilm teilweise Rückprojektionen in schwarz-weiß verwendet wurden. Und bei einem "establishing shot" des Polizeipräsidiums relativ am Anfang hat man, wenn ich mich richtig erinnere, im Archiv auch um ein paar Dekaden daneben gegriffen, zeigt diese Aufnahme doch eindeutig eine fast ausschließlich von Militärs (Nazis?) bevölkerte Szenerie.

Muss gestehen, dass mir weder Rückprojektionen in schwarz-weiß, noch die besagten Archivaufnahmen aufgefallen sind :?
Weißt Du noch zufällig, bei welchen Szenen die beschriebenen Rückprojektionen zu sehen waren?

ephedrino
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von ephedrino »

Richie Pistilli hat geschrieben:
So., 28.08.2022 17:20
Muss gestehen, dass mir weder Rückprojektionen in schwarz-weiß, noch die besagten Archivaufnahmen aufgefallen sind :?
Weißt Du noch zufällig, bei welchen Szenen die beschriebenen Rückprojektionen zu sehen waren?
Das war auf jeden Fall John Mills alleine im Auto. Zumindest auf dem Beamer sah es nach leicht bläulichem schwarz-weiß aus. Laufzeitangaben kann ich gerade leider nicht machen. Gesehen hatte ich die UK Blu-ray.

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Richie Pistilli
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von Richie Pistilli »

Bezüglich der Rückprojektionen gehe mal ich davon aus, dass Du die folgende Szene gemeint hast:


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Finde ich jetzt ehrlich gesagt weniger störend als die von Dir zuvor beschriebene 'Nazi-Szene', bei der ich mich frage, wo ich in diesem Moment mit den Gedanken war. Wahrscheinlich habe ich in diesem Augenblick an meinem köstlichen Getränk genippt, denn anders lässt es sich nicht erklären, wie mir dieser unfassbare Zwischenschnitt (ca. 4 Sekunden) entgehen konnte:


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Ohne Worte! :shock:

TRAXX
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von TRAXX »

Ach was! Menschen, die Drogen bekämpfen kann man schon mal filmisch subtil mit Nazis gleichsetzen. :P ;)
Ich find das äußerst gelungen und charmant. 8-)

ephedrino
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von ephedrino »

Es würde mich jedenfalls interessieren, aus welchem Film man sich diese Einstellung geborgt hat. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier ja um eine inszenierte Aufnahme, nichts aus der Wochenschau o.ä. Und für eine typische italienische Produktion a la "Srukas über London" oder so ist das Set vermutlich zu groß und kostspielig. Da hätte man auch eher ins Archiv geschaut statt selbst zu produzieren.

@Richie Genau, diese Rückpro meinte ich.

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Richie Pistilli
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Re: DAS GEHEIMNIS DER JUNGEN WITWE - Massimo Dallamano

Beitrag von Richie Pistilli »

TRAXX hat geschrieben:
Mo., 29.08.2022 20:29
Ach was! Menschen, die Drogen bekämpfen kann man schon mal filmisch subtil mit Nazis gleichsetzen. :P ;)
Ich find das äußerst gelungen und charmant. 8-)


So gesehen, würde die Sache tatsächlich einen Sinn ergeben :)


ephedrino hat geschrieben:
Di., 30.08.2022 10:45
Es würde mich jedenfalls interessieren, aus welchem Film man sich diese Einstellung geborgt hat. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier ja um eine inszenierte Aufnahme, nichts aus der Wochenschau o.ä. Und für eine typische italienische Produktion a la "Srukas über London" oder so ist das Set vermutlich zu groß und kostspielig. Da hätte man auch eher ins Archiv geschaut statt selbst zu produzieren.


Werde zukünftig die Augen offen halten.
Zumindest hat sich die Szene schon mal im Gedächtnis festgesetzt.

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