Der Todesengel (D)
La vittima designata (IT)
La victime désignée (F)
La víctima designada (ES)
The Designated Victim
Murder by Design
Slam Out
IT 1971
R: Maurizio Lucidi
D: Tomas Milian, Pierre Clémenti, Katia Christine, Marisa Bartoli, Ottavio Alessi, Bruno Boschetti, Alessandra Cardini, Luigi Casellato, Carla Mancini u.a.
Deutsche Erstaufführung: 30.08.1974
Synchronkartei
Schattenlichter
Score: Luis Enríquez Bacalov & The New Trolls
Schnittbericht: Kinofassung vs. Langfassung
OFDb
"Du, hör zu, Stefano. Ich mache Dir einen Vorschlag: Ich bringe deine Frau um, und Du dafür meinen Bruder. Erinnerst Du Dich nicht, dass es für mich eine Lust wäre. Und für Dich nicht? Das wäre das perfekte Verbrechen. Ich kenne deine Frau nicht, Du kennst meinen Bruder nicht. Also wird niemand, kein Mensch auf der Welt uns jemals überführen."
Stefano Augenti (Tomas Milian), ein junger Grafiker aus Mailand, möchte die Werbeagentur, die seine vermögende Gattin Luisa (Marisa Bartoli) geerbt hat, verkaufen und gemeinsam mit seiner Liebschaft, dem reizenden Fotomodell Fabienne Béranger (Katia Christine), ein neues Leben beginnen. Doch Luisa denkt nicht einmal im Traum daran, ihren geerbten Firmenanteil an ihren schuftigen Ehemann abzutreten. Doch dann treffen Stefano und Fabienne eines schönen Tages in Venedig auf den exzentrischen Graf Matteo Tiepolo (Pierre Clémenti), der dem frustrierten Grafiker ein aufsehenerregendes Angebot unterbreitet: Stefano soll den verhassten Bruder des Grafen endgültig aus dem Weg räumen, wohingegen Matteo Tiepolo Stefanos Frau beseitigen möchte. Leicht geschockt lehnt Stefano das perfide Angebot ab, was aber wiederum dem Grafen Tieopolo gänzlich egal zu sein scheint, denn dieser setzt ungeachtet der Absage Stefanos seinen Teil des Vorschlags im Handumdrehen in die Tat um. Was folgt, ist ein bösartiges Psychospiel, bei dem Graf Tiepolo den ohnmächtigen Stefano mit erpresserischen Methoden immer tiefer in den Wahnsinn treibt...
"Entweder man tötet weil man dazu berufen ist, das ist bei mir der Fall, oder weil es nötig ist, das ist bei Dir der Fall."
"Ich liebe zwar die Melodramatik, aber ich hasse die Opera buffa"
Maurizio Lucidi schuf 1971 mit LA VITTIMA DESIGNATA einen mitreißenden Psychothriller, der die gängigen Mechanismen des Giallo-Genres beflissen außer Acht lässt. Anstatt eines vermummten Killers, der vornehmlich attraktiven Damen mit scharfkantigem Schlitzwerkzeug den Gar aus macht, dominiert den vorliegenden Vertreter ein exzentrischer Psychopath, der mit dem ahnungslosen Tomas Milian eine perfides Psycho-Intrigenspiel veranstaltet. Gedreht wurde das Ganze in Mailand und Venedig, wobei gerade die beeindruckende Atmosphäre der Lagunenstadt einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Verstärkt wird diese unheimliche Atmosphäre durch die exzellente Fotografie des Kamermanns Aldo Tonti sowie dem überragenden Zusammenspiel der beiden Hauptprotagonisten, denn der Film lebt vordergründig von den außerordentlichen Darbietungen und dem ständigen Ungewissen, was die Entwicklung des spannungsgeladenen Handlungsverlaufs angeht.
Inspiriert von Alfred Hitchcocks DER FREMDE IM ZUG mimt Tomas Milian einen schuftigen Ehemann, der nicht nur seine vermögende Ehefrau mit einem hinreißenden Fotomodell betrügt, sondern es auch noch auf deren geerbte Firmenanteile abgesehen hat. Zwischendrin hintergeht der Stinkstiefel auch noch seine reizende Liebschaft mit einer gestrandeten Touristin, die er ohne auch nur mit der Wimper zu zucken für eine heiße Nacht in sein Ferienhaus am Comer See einlädt. Nachdem er dann aber mit einer gefälschten Unterschrift seiner Frau auf der Einwilligung eines Kaufvertrags auffliegt, scheint sein Traum von einem sorglosen Leben ausgeträumt zu sein. Doch dann trifft er in Venedig auf den unheimlichen Conte Tieopolo, der das besagte Angebot zum gegenseitigen Beseitigen der ungeliebten Brut unterbreitet. Obwohl Stefano wenig Rückgrat zu besitzen scheint, lehnt er das perfide Angebot des durchgeknallten Grafen ab, was Tieopolo aber nicht mehr interessiert: Nachdem dieser ungefragt seinen Teil des unterbreiteten Vorschlags in die Tat umgesetzt hat, verlangt er von Stefano die Einhaltung dessen Teils - nämlich die Beseitigung seines verhassten Bruders. Hierzu setzt er den bereits am Rande des Wahnsinns stehenden Grafiker mit dem belastenden Schmuck unter Druck, den er nach dem Raubmord an seiner Frau in weiser Voraussicht als Belastungsmaterial sicherheitsverwahrte. Ein garstiges Unterfangen, in dem Stefano durch die Erpressung des psychopatischen Poets unwiderruflich mitgefangen zu sein scheint.
"Ich glaube an die Freundschaft, sie ist ein männliches Gefühl. Die Liebe ist dagegen ein Gefühl, dass uns erniedrigt"
Erwähnenswert ist auch die Mitwirkung Aldo Lados am Drehbuch sowie die eindrucksvolle Filmmusik, für die sich Luis Enríquez Bacalov gemeinsam mit der jazzlastigen Prog-Rock-Band 'The New Trolls' verantwortlich zeigten. Der gelungene Titeltrack 'My shadow in the dark' wurde übrigens von Tomas Milian persönlich eingesungen. Das Stück 'Addagio', welches am häufigsten im Filmverlauf erklingt und sich auch auf dem Soundtrack-Album 'Concerto grosso' befindet, fand bereits in Fernando Di Leos MILANO KALIBER 9 seine Verwendung. Ebenfalls als gelungen kann die deutsche Synchronfassung angesehen werden. Unvergessen bleibt die Sichtung des Films im Rahmen des Il Mostro di Norimberga-Festivals 2018 (Bericht), was trotz der leicht schadhaften 35mm-Kopie einem Hochgenuss gleich kam. Dabei konnte schon ein erster Eindruck des HD-Masters von Koch erhascht werden, denn eine kurze Fehlstelle der 35mm-Fassung wurde digital mit dem Filmmaterial des besagten HD-Masters ersetzt.
Fazit: Fehlt jetzt nur noch die seit Jahren angekündigte BD von Koch...
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