Il coltello di ghiaccio (IT)
Le couteau de glace (F)
Detrás del silencio (ES)
O Cutelo de Gelo (POR)
Knife of Ice
IT / ES 1972
R: Umberto Lenzi
D: Carroll Baker, Ida Galli (Evelyn Stewart), Alan Scott, Eduardo Fajardo, George Rigaud, Silvia Monelli, Inspector Duran u.a.
Italienischer Kinostart: 24.08.1972
Score: Marcello Giombini
Italo-Cinema.de
Ofdb
15 Jahre nach einem traumatischen Unfall, bei dem die Eltern der jungen Martha Caldwell (Carroll Baker) völlig unerwartet ums Leben kamen, kehrt die seit dem Vorfall verstummte Waise in das Haus ihres Onkels Ralph (George Rigaud) zurück, der sie nach dem Tod ihrer Eltern groß gezogen hat. Gemeinsam mit ihrer Cousine Jenny (Ida Galli), die sie gleich nach ihrer Ankunft am Bahnhof antrifft, werden die beiden Damen von dem unheimlich wirkenden Chauffeur Marcos (Eduardo Fajardo) zum Anwesen ihres Onkels gefahren. Dabei kommt es bereits auf der Wegstrecke zu einer ersten Begegnung mit den furchteinflössenden Blicken eines unheimlich wirkenden Fremden, der von da an Marthas Wege noch häufiger kreuzen wird. Bereits am nächsten Tag macht Martha eine grauenvolle Entdeckung die ihr das Blut in den Adern stocken lässt, denn ihre liebe Cousine Jenny wurde von einem unbekannten Mörder eiskalt dahin gemeuchelt. Laut der Einschätzung des ermittelnden Inspektors Duran (Franco Fantasia) soll es sich bei dem grausamen Mord an Jenny um ein Sexualdelikt handeln, der höchstwahrscheinlich von einem drogensüchtigen Triebtäter verübt wurde. Doch als Martha plötzlich im Rahmen der Beisetzung auf dem Friedhof erneut von den diabolischen Blicken des unbekannten Fremden getroffen wird, nimmt dieser zwar plötzlich vor der ebenfalls anwesenden Polizei Reißaus, verliert dabei aber ein Amulett mit einem satanischen Geißbock. Von da an verdichtet sich immer mehr die Vermutung, dass Jenny das Opfer einer Satanssekte wurde, die sich obendrein Martha als nächstes Opfer auserkoren hat.
„Fear is a knife of ice which penetrates the senses down to the depth of conscience”
Mit diesem angeblichen Edagar Allen Poe-Zitat endet der Titelvorspann des vorliegenden Films, wobei der Satz schlussendlich nicht von dem US-amerikanischer Schriftsteller stammt, sondern vielmehr der Fantasie Umberto Lenzis entsprang. Nachdem Lenzi bereits drei Filme mit Caroll Baker in der Hauptrolle drehte (ORGASMO, PARANOIA und SO SWEET... SO PERVERSE), folgte mit KNIFE OF ICE die vierte Korporation zwischen dem legendären Regisseur und der unverwüstlichen Schauspielerin. Dabei handelt es sich wie so oft um eine preisgünstige Filmproduktion, deren Handlungsverlauf in erster Linie auf einem prächtigen Anwesen von statten geht. Es gibt zwar auch einige Außenaufnahmen in anderer Umgebung zu bestaunen, aber überwiegend spielt sich der Handlungsverlauf im Innern von Onkel Ralphs nobler Hütte ab, in der der Zuschauer ungetrübt in die bedrückende Atmosphäre, der die stumme Martha hilflos ausgesetzt ist, mit reingezogen wird. Ein großer Verdienst gebührt dabei dem spanischen Kameramann José F. Aguayo hijo, dessen Bildkompsitionen nicht durchweg sorgsam durchdacht und abfotografiert wirken, sondern auch infolge der Sprachlosigkeit der Hauptdarstellerin einen großen Teil des Filmverlaufs bestimmen. Hinzu gesellt sich eine außergewöhnliche Filmmusik von Marcello Giombini, die mit ihrem synthielastigen Basslauf nicht nur die audiovisuelle Ebene abrundet, sondern in Verbindung mit den eindrucksvollen Kamerbildern auch angemessen für die notwendige Suspense sorgt.
Neben Caroll Baker, deren Rollencharakter zu ständigen Schwächeanfällen neigt, sind auch noch die geschätzten Damen und Herren Galli, Fajardo und Rigaud mit von der Partie. Während die von Caroll Bakers verkörperte Martha infolge ihres psychischen Handicaps noch hilfloser wirkt, als sie es vermutlich im Zustand geistiger Frische schon getan hätte, mutet Ida Galli in ihrer Rolle zunächst wie eine Art Beschützerin (Stichwort: große Schwester) an, die ihrer Cousine das notwendige Sicherheitsgefühl vermittelt. Zudem unterstreicht der Regisseur im Rahmen des gezeigten Stierkampfs auf eine sehr gelungene Art die Unterschiede in den Persönlichkeiten der beiden Frauen, indem er nämlich deren gegensätzlich ausfallenden Reaktionen angesichts des grausamen Szenarios als Großaufnahme in einem Bild festhält. Doch als die arme 'Evelyn' bereits nach kurzer Zeit völlig unerwartet dahin gerafft wird, scheint Martha von da an dem okkulten Mordstreiben machtlos ausgeliefert zu sein. Zwar stehen ihr mit Alan Scott als Dr. Laurent, George Rigaud als Onkel Ralph und Eduardo Fajardo als Chauffeur drei gestandene Schauspieler zur Seite, deren jeweilige Rollencharaktere sich dann aber mit der Zeit allesamt als höchst verdächtig entpuppen. Keine guten Voraussetzungen für das Eingehen vertrauensvoller Beziehungen, die Martha aber mit fortschreitendem Handlungsverlauf immer nötiger gehabt hätte. Hinsichtlich der falsch gestreuten Fährten drückt Umberto Lenzi ordentlich auf die Tube, was wiederum zur Folge hat, dass die sowieso schon erstaunliche Auflösung noch mehr überrascht. Obwohl der Film im Vergleich zu seinen drei Vorstreitern mit einem viel einfacher strukturierterten Plot versehen wurde, muss sich KNIFE OF ICE keinesfalls hinter diesen verstecken. Und 'Donald Duck' mischt dann abschließend auch noch verweisend auf einen anderen Giallo munter mit.
Fazit: Ein sehenswerter Genrebeitrag, der aufgrund mehrerer Aspekte glänzt. Alfred Hitchcock lässt grüßen.
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