ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Prisma
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ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

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Fabio Testi

ORGIE DES TODES


● ENIGMA ROSSO / ORGIE DES TODES / DAS PHANTOM IM MÄDCHENPENSIONAT / TRÁFICO DE MENORES (I|D|E|1978)
mit Ivan Desny, Helga Liné, Jack Taylor, Fausta Avelli, Tony Isbert, Bruno Alessandro, María Asquerino und Christine Kaufmann
eine Produktion der CIPI Cinematografica S.A. | Daimo Cinematografica | cCc Filmkunst | Penta Films
ein Film von Alberto Negrin

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»Lauf dem Tod entgegen - der Tod läuft dir entgegen!«


Die Polizei findet die Leiche der 18jährigen Schülerin Angela Rosso. Aufgrund ihrer Verletzungen könnte man meinen, sei sie von einem wilden Tier zerfetzt worden. Inspektor Di Salvo (Fabio Testi) steht vor einem schweren Rätsel. Seine Ermittlungen führen ihn in ein Mädcheninternat der gehobenen Gesellschaft, in dem die Ermordete eine der Schülerinnen war. Schon bald stößt Di Salvo auf erste mysteriöse Hinweise, wie beispielsweise die Zeichnung einer Katze aus dem Tagebuch der Ermordeten. Auch ihre Mädchenclique gibt Rätsel auf, doch die Hintergründe bleiben ungewiss. Ein Profil des Täters ist kaum zu erstellen, außerdem fallen beteiligte Personen durch mangelnde Kooperation und hohe Widerstände auf. Weitere Ermittlungen ergeben, dass man es mit einem Ring einflussreicher Persönlichkeiten zu tun hat, die sich mit jungem Fleisch versorgen lassen. Wann wird die Clique um die ermordete Angela ihr Schweigen brechen und wer steckt hinter den bestialischen Morden..?

Alberto Negrin, der sich hauptsächlich im Serien- und TV-Fach einen Namen machen konnte, inszenierte mit "Orgie des Todes" seinen ersten von wenigen Kinofilmen, die dem Vernehmen nach alle keine großen Erfolge wurden. Diese Produktion erinnert thematisch in vielerlei Hinsicht an Klassiker wie beispielsweise "Der Tod trägt schwarzes Leder" oder "Das Geheimnis der grünen Stecknadel", doch die Sparte der Beiträge rund um Mädchenschulen oder Internate hatte ihren Zenit im Produktionsjahr 1978 bereits überschritten, zumindest in dieser angebotenen Form. Nichtsdestotrotz ist ein unterhaltsamer und sehr atmosphärischer Spät-Giallo entstanden, der zwar gewissermaßen ohne eigene Seele auszukommen hat, da zu viele Inhalte ohne wirklich neue Impulse reproduziert wurden, aber in den Sphären unzähliger Wiedererkennungswerte überzeugen kann. Die Elixiere der Geschichte sind dunkle Geheimnisse und verbotene Machenschaften im Rahmen von Fantasien, auf welche alternde Herren in langweiligen Ehen hier gerne kommen, wenn sie mit ein paar blutjungen, zunächst noch willigen Schulmädchen versorgt werden. Dass unterm Strich das Ende für jeden folgt, der zu viel weiß oder zumindest sprechen könnte, liefert eine nahezu eindeutige Prognose für das Ende von zahlreichen Beteiligten, sodass schon einmal ganz pauschal genügend Spannung in der Luft liegt. Der reißerische deutsche Titel findet seine Bedeutung in der Trennung seiner Aufhänger, denn nach der Orgie folgt der Tod. Dieser wenig diskrete Hinweis auf sexuelle Ausschweifungen und verbotene Triebe bleibt nach dem Verlauf in ziemlich relativer Form zurück, denn man verliert sich angesichts der prekären Thematik geflissentlich in Andeutungen und dem Zuschauer wird nur wenig der vollmundig angedeuteten Mechanik angeboten, was die allgegenwärtig vorhandene Perversion somit noch viel abstoßender erscheinen lässt.

Negrins Beitrag transportiert letztlich nicht den Charme, beziehungsweise den Stil großer Vorbilder, was in erster Linie an den angebotenen Charakteren liegt. Hinzu kommt eine Haudrauf-Synchronisation, die gewissen Personen zwar teilweise viel Leben und Agilität einhaucht, aber eben nicht für einen eher kultivierten Charakter innerhalb ohnehin pervertierter Machenschaften sorgen kann. Da dieser Ausgleich fehlt, setzt man auf ein paar wenige Alternativen, die in der Variation zwar nicht immer brandneu wirken, aber dennoch überzeugen können. Als besonderer Pluspunkt ist hier eine ungewöhnliche Erweiterung im Rahmen der - wenn man es übertrieben formulieren möchte - Hauptrollen zu erwähnen, oder besser gesagt im Kreis der treuen Komplizen, die hier in Form einer schneidigen Kawasaki oder einer stahlblauen, einfach nur wunderschönen DS von Citroën zu sehen sind. Die Kamera gesteht diesen Helfershelfern viel Raum zu und tastet sie sehr aufmerksam und bewundernd ab. Im Endeffekt handelt es sich um eine schöne Hommage für so viel Eleganz und Ästhetik in Vollendung und Einklang mit Zuverlässigkeit sowie Funktion, die das Auge des geneigten Zuschauers erfreuen wird. Bleibt man bei den tatsächlichen Hauptrollen, so gibt es neben einem omnipotenten Fabio Testi eigentlich niemanden, der in gleicher Form exponiert in Erscheinung tritt. Ivan Desny als Oberstaatsanwalt ist vielleicht als zweite wichtige Rolle zu nennen, allerdings entsteht dieser Eindruck nur, weil man ihn den ganzen Film über immer wieder sporadisch zu Gesicht bekommt. Die nominelle weibliche Hauptrolle gibt Christine Kaufmann unter überaus diffuser Anlegung, sodass es letztlich nur erwähnenswert erscheint, da man sie in ihrer vollen Anmut wahrnehmen darf. Im Großen und Ganzen wirkt die Deutsche allerdings weitgehend irrelevant und verschwindet dementsprechend ganz plötzlich ohne weitere Erklärungen, mitten im Verlauf.

Um nochmals auf die Parallelen zu ähnlichen Beiträgen zurückzukommen, ist hier dem Empfinden nach ein regelrechtes Ersatzteillager bekannter Inhalte zu finden, was weniger Kritik als Feststellung sein soll. Voyeurismus unter der Dusche, Sex-Capricen der jungen Schulmädchen, ein Lehrer-Kollegium das den Eindruck erweckt, als sei es einer Geisterbahn entsprungen, ein Ermittler, der mit unorthodoxen Methoden aufräumt und alte Herren, die im Spätherbst ihres Lebens noch einmal auf Ideen stoßen, die sie bisher noch nicht einmal aus ihren kühnsten Träumen kannten. Hinzu kommt Riz Ortolanis Musik aus "Sieben Tote in den Augen der Katze". Sicherlich ist dieses Grundgerüst mitunter der Stoff, aus dem die Albträume derartiger Geschichten sind, aber die ausgeliehenen Themen erfahren oftmals nicht die nötige Präsenz oder Brisanz. Über allem steht jedoch der enorme Unterhaltungswert dieses Beitrags, der sich sehr auffällige Unterschiede bezüglich seiner Wirkung erlaubt. Mal erscheint die Geschichte (zu) konservativ, um kurz anschließend mit großen Spektakeln oder beinahe extravaganten Strecken aufzufallen. In Deutschland fand sich für "Orgie des Todes" seinerzeit kein Verleih mehr, also kam es auch zu keiner Auswertung im Kino, sodass es Alberto Negrins Film hierzulande erst im Jahr 1986 zu einer Veröffentlichung brachte. Vielleicht kann das mangelnde Interesse zur Entstehungszeit an der Produktion tatsächlich so gedeutet werden, dass derartige Formate einfach nicht mehr en vogue waren und man daher den günstigen Zeitpunkt um einige Jahre verpasst hatte. Dennoch sagt es nichts über die zweifellos vorhandenen Vorzüge aus, denn bei näherem Betrachten offenbaren sich sehr viele Berührungspunkte, die zu gefallen wissen. Um nochmals auf die Funktion der Besetzung zurückzukommen: es fehlt ein wenig an Ausgewogenheit, denn viele der Parts sind zu unscheinbar oder kurz ausgefallen.

Da Fabio Testi als Inspektor Di Salvo hier in jeder Beziehung über allem steht, muss seine Rolle auch dementsprechend stichhaltig ausfallen und hier kommt tatsächlich alles zusammen. Sein Beruf hat ihn über die Jahre ganz offensichtlich vor vollendete Tatsachen gestellt. Er hat zu viel gesehen, um sich mit unnötigen Sentimentalitäten oder Höflichkeiten aufzuhalten. Seinem jeweiligen Gegenüber gibt er daher unmissverständlich zu verstehen, was er von ihm hält. So umgibt den temperamentvollen Ermittler zwar überhaupt keine Aura, aber er kann sehr gut als eines der Fundamente der Geschichte angenommen werden. In kleineren Rollen sieht man einen überaus unbequem wirkenden Jack Taylor, eine gerne gesehene Helga Liné, deren Auftrittsdauer aber leider nur einen Wettlauf gegen etwa zwei Minuten darstellt, oder Fausta Avelli, die erneut Misstrauen und das Bedürfnis nach Sicherheitsabstand hervorruft. "Orgie des Todes" präsentiert eine durchweg angenehme Besetzung, die aber weit von der Extraklasse vieler Gialli entfernt ist. Der Film bietet überdies ein sehr interessantes Puzzlespiel in Form einer Assoziationskette an, die zur Klärung des Falles interessant und exponiert in den Fokus gerückt wird. Was bei anderen Mädchen-Cliquen etwa eine grüne Stecknadel war, setzt sich hier geheimnisvollerweise aus dem Codenamen »Nemesis« zusammen, was allerdings nicht im Rahmen der griechischen Mythologie aufgeschlüsselt wird. Eine aufgemalte Katze aus einem Tagebuch, die sich auch auf einem Plakat wiederfindet und den Ermittler zur nächsten Instanz bringt, ein rätselhafter Vers und einige weitere dieser Hinweise, die erst einmal Ordnung finden müssen, wirken spannungsbildend und tragen zu einem klaren Aufbau bei, den der Film in voller Länge auch zu vermitteln weiß. "Orgie des Todes" thront schlussendlich nicht im Olymp der Top-Gialli, kann aber als Film der späteren Stunde mit klassischen Elementen, intelligenten Twists und hohem Unterhaltungswert, sowie einem packenden Finale punkten. Immer gerne gesehen!

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Richie Pistilli
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

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Synchronkartei

Filmportal

Italo-Cinema.de

OFDb





Nachdem ich mit dem Film zunächst nicht warm wurde, entpuppte sich dieser ein paar Jahre später doch als sehenswert, obwohl dem Ganzen letztlich ein wenig der Glanz fehlt. Hinzu gesellt sich ein unentschlossener Inszenierungsstil, der sich folgendermaßen bemerkbar macht: Entweder inszenierte Albero Negrin Teile des Films äußerst unspektakulär oder er drückt dermaßen ordentlich auf die Tube, dass aus dieser eine daumendicke Schmierschicht entweicht. Aber trotz der zahlreichen Unstimmigkeiten unterhält ORGIE DES TODES letztlich angemessen, was in erster Linie an den beteiligten Schauspieler*innen liegt. Christine Kaufmann verkörpert dabei eine diebische Elster, die infolge einer Impulskontrollstörung mit klebrig-flinken Fingern gesegnet wurde. Der obligatorische Ermittler wird im vorliegenden Film von Fabio Testi gespielt, wobei er einen Polizisten darstellt, der eigentlich giallountypisch das Heft den gesamten Handlungsverlauf über fest in der Hand hält und souverän sowie rigoros auf den Plan tritt. Und wenn alle Stricke reißen, dann fährt Testi mit den bösen Jungs auch mal Achterbahn...

Ein wenig unpassend fand ich den Einsatz der funky Musik von Riz Ortolani, die bereits in Massimo Dallamanos SI PUÒ ESSERE PIÙ BASTARDI DELL'ISPETTORE CLIFF? eine weitaus passendere Verwendung fand. Angesichts der Synchronfassung stellt sich mir abschließend die Frage, ob für Film ursprünglich ein Kinoeinsatz vorgesehen war, denn laut den Einträgen in den Datenbanken wurde der Film hierzulande ausschließlich im TV ausgestrahlt sowie auf VHS veröffentlicht. Laut dem Eintrag bei Filmportal scheint zumindest eine 35mm-Fassung zu existieren. Keine Ahnung, warum diese braunerische Koproduktion ihren Weg augenscheinlich nicht ins Kino fand. Weiß zufällig jemand warum?








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Prisma
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Nachdem ich mit dem Film zunächst nicht warm wurde, entpuppte sich dieser ein paar Jahre später doch als sehenswert, obwohl dem Ganzen letztlich ein wenig der Glanz fehlt.

Bei mir hat der Film gleich punkten können, zumal er mich doch sehr an die Vertreter meiner Giallo-Anfänge erinnert hat. So gesehen, ist der Film damals einfach zu spät und vielleicht zu konservativ inszeniert worden; finde ich aber nicht weiter schlimm, da er doch viele Vorzüge zu bieten hat. "Orgie des Todes" hat bei jeder weiteren Sichtung gewinnen knnen, vor allem weil der Film nicht zu hemmungslos nach den Sternen greift. Ich will nicht sagen, dass hier alles vollkommen wahrscheinlich abläuft, aber zumindest plausibler als in anderen Gialli. Dass es ihm an Glanz fehlt, kann natürlich nicht von der Hand gewiesen werden, aber auch das mag ich hier besonders gerne, weil es einen realeren Charakter andeutet, falls man das so überhaupt sagen kann.

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Christine Kaufmann

...finde ich hier leider etwas verschenkt. Gerade sie halte ich ja für eine besonders spannende Alternative für einem solchen Film, allerdings verläuft ihre Rolle irgendwann im Nirgendwo. Klar, sie charakterisiert Testi als Sklave seines Berufs, der im Endeffekt nur seiner Arbeit verpflichtet sein wird. Daher ist zu vermuten, dass sie sich aus irgend einem alten Fall kennen, in dem sie vielleicht eine Rolle gespielt haben wird. Unterm Strich ist Christine Kaufmanns Effizienz der Rolle hier ungefähr mit der von Helga Linés zu vergleichen.

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Angesichts der Synchronfassung stellt sich mir abschließend die Frage, ob für Film ursprünglich ein Kinoeinsatz vorgesehen war

Dazu weiß ich zwar nichts Näheres, aber ich hab schon immer vermutet, dass eine Kinoauswertung vorgesehen gewesen sein muss, wofür alleine die prominenten Synchronsprecher und das generell oberste Ziel jeder Produktion sprechen, einen Film auch zu vermarkten. Also gehe ich davon aus, dass sich wohl kein Verleih gefunden hat, der diesen Spät-Giallo ins Programm nehmen wollte. Gemessen an den stark verzögerten und wenigen internationalen Terminierungen der Premieren offenbar auch nicht nur hierzulande. Die besten Zeiten, um solche Filme zu platzieren, waren seinerzeit offenbar vorbei.

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Richie Pistilli
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 17:24
Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Nachdem ich mit dem Film zunächst nicht warm wurde, entpuppte sich dieser ein paar Jahre später doch als sehenswert, obwohl dem Ganzen letztlich ein wenig der Glanz fehlt.

Bei mir hat der Film gleich punkten können, zumal er mich doch sehr an die Vertreter meiner Giallo-Anfänge erinnert hat. So gesehen, ist der Film damals einfach zu spät und vielleicht zu konservativ inszeniert worden; finde ich aber nicht weiter schlimm, da er doch viele Vorzüge zu bieten hat. "Orgie des Todes" hat bei jeder weiteren Sichtung gewinnen knnen, vor allem weil der Film nicht zu hemmungslos nach den Sternen greift. Ich will nicht sagen, dass hier alles vollkommen wahrscheinlich abläuft, aber zumindest plausibler als in anderen Gialli. Dass es ihm an Glanz fehlt, kann natürlich nicht von der Hand gewiesen werden, aber auch das mag ich hier besonders gerne, weil es einen realeren Charakter andeutet, falls man das so überhaupt sagen kann.

Wie gesagt, konnte mich der Film nach der ersten Runde nur mittelprächtig begeistern, aber mit jeder weiteren Sichtung gefiel mir ORGIE DES TODES immer besser. Bei den letzten beiden Sichtungen musste ich ständig daran denken, wie wohl der Film unter der Regie von Massimo Dallamano ausgesehen hätte - zumindest hätte er einen dynamischeren Inszenierungsstil an den Tag gelegt.


Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Christine Kaufmann

...finde ich hier leider etwas verschenkt. Gerade sie halte ich ja für eine besonders spannende Alternative für einem solchen Film, allerdings verläuft ihre Rolle irgendwann im Nirgendwo. Klar, sie charakterisiert Testi als Sklave seines Berufs, der im Endeffekt nur seiner Arbeit verpflichtet sein wird. Daher ist zu vermuten, dass sie sich aus irgend einem alten Fall kennen, in dem sie vielleicht eine Rolle gespielt haben wird. Unterm Strich ist Christine Kaufmanns Effizienz der Rolle hier ungefähr mit der von Helga Linés zu vergleichen.
[/quote]


Hinsichtlich der Darbietung von Christine Kaufmann kann ich Dir nur zustimmen, denn gerade aufgrund ihres Seltenheitswerts in diesem Filmgenre hätte ihr Einsatz gerne etwas ausgiebiger ausfallen können. Schade, dass der Dame nur eine 'Anhängsel'-Rolle zugesprochen wurde.

TRAXX
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von TRAXX »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 17:24
Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Angesichts der Synchronfassung stellt sich mir abschließend die Frage, ob für Film ursprünglich ein Kinoeinsatz vorgesehen war

Dazu weiß ich zwar nichts Näheres, aber ich hab schon immer vermutet, dass eine Kinoauswertung vorgesehen gewesen sein muss, wofür alleine die prominenten Synchronsprecher und das generell oberste Ziel jeder Produktion sprechen, einen Film auch zu vermarkten. Also gehe ich davon aus, dass sich wohl kein Verleih gefunden hat, der diesen Spät-Giallo ins Programm nehmen wollte. Gemessen an den stark verzögerten und wenigen internationalen Terminierungen der Premieren offenbar auch nicht nur hierzulande. Die besten Zeiten, um solche Filme zu platzieren, waren seinerzeit offenbar vorbei.
Nun ja, der kam irgendwann in der 2. Hälfte der 80er (1986?) bei UFA Video raus und die hatten damals immer sehr viel Wert auf eine gute Eindeutschung gelegt - und so wurden auch Video-Premieren mit einer Top-Synchro veredelt.
Von daher...

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Richie Pistilli
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Richie Pistilli »

TRAXX hat geschrieben:
Di., 18.05.2021 20:28
Prisma hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 17:24
Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 28.04.2021 06:46
Angesichts der Synchronfassung stellt sich mir abschließend die Frage, ob für Film ursprünglich ein Kinoeinsatz vorgesehen war

Dazu weiß ich zwar nichts Näheres, aber ich hab schon immer vermutet, dass eine Kinoauswertung vorgesehen gewesen sein muss, wofür alleine die prominenten Synchronsprecher und das generell oberste Ziel jeder Produktion sprechen, einen Film auch zu vermarkten. Also gehe ich davon aus, dass sich wohl kein Verleih gefunden hat, der diesen Spät-Giallo ins Programm nehmen wollte. Gemessen an den stark verzögerten und wenigen internationalen Terminierungen der Premieren offenbar auch nicht nur hierzulande. Die besten Zeiten, um solche Filme zu platzieren, waren seinerzeit offenbar vorbei.
Nun ja, der kam irgendwann in der 2. Hälfte der 80er (1986?) bei UFA Video raus und die hatten damals immer sehr viel Wert auf eine gute Eindeutschung gelegt - und so wurden auch Video-Premieren mit einer Top-Synchro veredelt.
Von daher...

Laut Filmportal.de wurde der Film bereits 1981 von RTL plus ausgestrahlt, was wiederum auf eine ursprünglich für den Kinoeinsatz angefertigte Synchro schließen lässt.
Oder war letztlich RTL plus für die Top-Synchro verantwortlich?
Fragen über Fragen... :)

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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Mater_Videorum »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 19.05.2021 06:08

Laut Filmportal.de wurde der Film bereits 1981 von RTL plus ausgestrahlt, was wiederum auf eine ursprünglich für den Kinoeinsatz angefertigte Synchro schließen lässt.
Oder war letztlich RTL plus für die Top-Synchro verantwortlich?
Fragen über Fragen... :)


RTL plus ging erst Anfang '84 auf Sendung.

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Prisma
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Di., 18.05.2021 18:00
wie wohl der Film unter der Regie von Massimo Dallamano ausgesehen hätte - zumindest hätte er einen dynamischeren Inszenierungsstil an den Tag gelegt.

Ein schönes Gedankenspiel, da ich für Massimo Dallamano ja immer zu haben bin, obwohl ich auch wirklich vollkommen d'accord mit Alberto Negrins Ergebnis bin. Da hätten bestimmt Welten dazwischen gelegen und alles wäre dynamischer geworden, allerdings hätte er dann auch zwingend früher gedreht werden müssen. Die Regie tausche ich allerdings nur selten mal gedanklich aus, das passiert mir viel häufiger bei den Interpreten.

Richie Pistilli hat geschrieben:
Di., 18.05.2021 18:00
Hinsichtlich der Darbietung von Christine Kaufmann kann ich Dir nur zustimmen, denn gerade aufgrund ihres Seltenheitswerts in diesem Filmgenre hätte ihr Einsatz gerne etwas ausgiebiger ausfallen können. Schade, dass der Dame nur eine 'Anhängsel'-Rolle zugesprochen wurde.

Eben dass es nur eine solche Anhängsel-Rolle geworden ist, finde ich schade, da Christine Kaufmann wesentlich mehr Potenzial hatte, auch wenn sie gerne kritische Töne gegenüber viele ihrer Filme anschlug. Denkt man ein paar Jahre nach vorne gegen Anfang bis Mitte der 70er Jahre, so ist sie gedanklich problemlos in etlichen Gialli zu platzieren, für die sie die richtige Ausstrahlung um nicht zu sagen Aura mitgebracht hätte. Aber ich bin ja froh, dass sie ab dieser Zeit wenigstens wieder den deutschen Film tatkräftig unterstützte.

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Richie Pistilli
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Richie Pistilli »

Mater_Videorum hat geschrieben:
Mi., 19.05.2021 10:39
RTL plus ging erst Anfang '84 auf Sendung.

Danke für die Info. :hut:
Dann scheint es sich bei dem Eintrag auf Filmportal.de um eine Fehlinformation zu handeln.

Prisma hat geschrieben:
Mi., 19.05.2021 16:27
Eben dass es nur eine solche Anhängsel-Rolle geworden ist, finde ich schade, da Christine Kaufmann wesentlich mehr Potenzial hatte, auch wenn sie gerne kritische Töne gegenüber viele ihrer Filme anschlug. Denkt man ein paar Jahre nach vorne gegen Anfang bis Mitte der 70er Jahre, so ist sie gedanklich problemlos in etlichen Gialli zu platzieren, für die sie die richtige Ausstrahlung um nicht zu sagen Aura mitgebracht hätte. Aber ich bin ja froh, dass sie ab dieser Zeit wenigstens wieder den deutschen Film tatkräftig unterstützte.

Muss gestehen, dass ich zwar nur eine handvoll Filme mit ihr kenne, mir aber dennoch eine häufigere Beteiligung in italienischen Genrefilme hätte vorstellen können.

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Prisma
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Prisma »



Bei "Orgie des Todes" handelt es sich um einen hoch interessanten Spät-Giallo, der thematisch und sogar inszenatorisch in die Zeit der Bryan-Edgar-Wallace-Beiträge passen würde. Eine Produktionsbeteiligung durch Artur Brauners cCc Filmkunst stellt stets einen Pauschalgewinn für derartige Filme dar, und Alberto Negrin inszeniert recht klassisch, streckenweise vielleicht sogar konservativ, was im Gesamtgeschehen aber sehr gut ankommt, da sich eine besondere Art der Spannung entfalten kann. Die Geschichte rund um eine Mordserie und ein Phantom im Mädchenpensionat weckt naturgemäß Interesse, vor allem weil die beteiligten Mädchen vorgeben, kein Wässerchen trüben zu können, bis man in einem Sumpf von Sex, Drogen und Gewalt landet, der sich erst spät aber fulminant abbildet. Als Ermittler macht Fabio Testi eine besonders dynamische Figur, da er während der Ermittlungen auf Höflichkeiten aller Art scheißt und die Verbrecher immer mehr in die Enge treibt, das Geschehen damit grob aufmischt, bis es richtig schön eskaliert. Es scheint, als habe er den kriminellen Abschaum der Menschheit endgültig satt. Die zunächst unscheinbar wirkende Besetzung setzt besonders erinnerungswürdige bis drastische Akzente, sodass man sich mit deren Hilfe auf einen fesselnden Verlauf und eine überraschend hybride Auflösung gefasst machen darf. Lediglich Christine Kaufmann lässt sich im Rahmen ihres Potenzials nicht abnutzen, was dramaturgisch nicht gut gelöst ist. Es bleibt ein später love at first sight-Giallo, der mich innerhalb der starken Konkurrenz von Anfang an mehr begeistern konnte, als so mancher ausgewiesener Klassiker des Genres.

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Dschallogucker
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Dschallogucker »

Heute geguckt und ja, der Film hat mir ziemlich gut gefallen. Schwachpunkt aber die teils nur schwer nachvollziehbaren Handlungen. Er ist ziemlich kurz geraten, aber besser so als irgendwie zu viel Leerlauf drin. In D wohl nur die Eyecatcher Varianten. Wäre schön, wenn da auch mal eine Blu käme. Aber mediacs hatte den Film wohl nicht auf dem Schirm

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Prisma
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Prisma »

Dschallogucker hat geschrieben:
Di., 27.12.2022 18:43
der Film hat mir ziemlich gut gefallen.

Mit der Einschätzung bin ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht, da man sie in dieser positiven Form nicht allzu häufig hört. Gefällt mir. :D Meistens wird der Film als Spät-Giallo und eben handlungstechnisch schwach bewertet, was vielleicht auch an der eher sterilen Atmosphäre liegt. Ich mag den Film ja bekanntlich sehr und hätte ihn auch liebend gerne angemessen veröffentlicht, da würde ich sofort zuschlagen!

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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Dschallogucker »

die erotischen Passagen werten ihn für mich auf. Die Schauplätze wechseln sich so ab, dass es spannend und interessant bleibt. Und es wird nicht endlos gequatscht, wie in einigen ähnlichen Filmen. Alles sehr ausgewogen eben.
Bei "Das Versteck" als Vergleich mal, wurde ja noch ganz "züchtig" geduscht :mrgreen:

Matze5878
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Re: ORGIE DES TODES - Alberto Negrin

Beitrag von Matze5878 »

Dschallogucker hat geschrieben:
Di., 27.12.2022 18:43
Heute geguckt und ja, der Film hat mir ziemlich gut gefallen. Schwachpunkt aber die teils nur schwer nachvollziehbaren Handlungen. Er ist ziemlich kurz geraten, aber besser so als irgendwie zu viel Leerlauf drin. In D wohl nur die Eyecatcher Varianten. Wäre schön, wenn da auch mal eine Blu käme. Aber mediacs hatte den Film wohl nicht auf dem Schirm
Kommt demnächst von Xcess.

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