24 ore di terrore
Italien, 1964. Produktion: Avis Film. Verleih (IT): Regionale - Telexport. Regie: Gastone Grandi (unter dem Pseudonym: Tony Bighouse). Drehbuch: Gastone Grandi, Tony Martinez. Kamera: John Krascher. Darsteller: A.W. Belfast, Pino Colizzi, Teodoro Corrà u.a.
Welches Genre? Ich würde „Gangsterfilm“ oder „Mafia-Film“ sagen, die Zuordnung „Giallo“ paßt bestenfalls für die zweite Hälfte und das auch nur bedingt. Wenn man unter „giallo“ einfach nur Krimi mit Mordserie versteht, paßt es aber irgendwie.
Zur Handlung:
Gangster-Boss Jean (Paul Janning) läßt zu einem Drogen-Deal einen Experten der Mafia aus den USA einfliegen, der die heiße Ware transportieren soll. Aber schon von Beginn an läuft offensichtlich alles schief. Gleich nach der Landung des Flugzeugs am Flughafen Roma Fiumicino, wird der importierte Mafioso überwältigt und gefesselt. Ein anderer übernimmt dessen Identität und schleicht sich bei den franco-italienischen Drogengangstern unter; ihnen ist er nur unter dem Namen Tronchet (oder Tronché) bekannt (Pino Colizzi unter dem Pseudonym Joseph Worrender). Ein Kurier transportiert den falschen Tronchet von Rom nach Südfrankreich, wo er in einem schloßartigen Anwesen auf Jean und seine Bande trifft. Dort wartet man gemeinsam auf die Drogenlieferung (mehrere Pakete mit Heroin).
Ab hier ändert der Film seine Gangart und wird ein wenig zu einem „closed room mystery“. Dinge verschwinden, Personen werden getötet, ohne daß es einen erkennbaren Täter gibt. Jean versucht bei der blonden Danielle zu landen, die mit Tronchet die Drogen transportieren soll. Dabei unterbricht die mit dem Messer abgemurkste Leiche von Theo, einem Handlanger von Jean, das tête-à-tête. Das dunkelhaarige Gangster-Liebchen Marie (Annie Stuart), die mit Jean liiert ist, reagiert eifersüchtig und verführt ihrerseits Tronchet. Das erotische Stelldichein wird aber wiederum durch ein unvorhergesehenes Ereignis gestört. Man sieht eine Hand, die den Strom abwürgt, und dann wie jemand im Dunkel der Nacht Anschläge unternimmt.
Lafitte, ein anderer Handlanger Jeans, wird kalt gestellt. Die erotische Marie wird mit einem Pfeil getötet. Den Showdown bildet der Anschlag auf Danielle, der aber vom falschen Tronchet und von Jean vereitelt werden kann. Ab hier wird allmählich klar, wer hinter den Anschlägen steckt und wer sich hinter der Figur Tronchets verbirgt.
Der Film ist nicht wirklich gut. Die Bewertungen unter dem Mittelmaß (bei IMDB gegenwärtig 4.5/10) hat er zurecht bekommen. Was die Qualität des Films besonders herunterzieht, ist die Leistung der Darsteller, die nur wie eine Laienspiel-Schar agiert, steif herumsitzt oder -steht und Texte herunterleiert. Auf der anderen Seite wirkt das Personal hinter der Kamera sehr viel kompententer. Die Kameraarbeit, die Bildkomposition, aber auch die Beleuchtung (wichtig bei einem Schwarzweißfilm!) wirkt professionell und durchdacht. Streckenweise gibt es spannende Momente oder visuell Ungewöhnliches (bei einer nächtlichen Jagd nach dem unbekannten Mörder wird das Bild immer wieder durch Großaufnahmen von Eulen unterbrochen).
In der zweiten Phase erinnert mich der Film ganz vage an „Das indische Halstuch“ aus dem deutschen Edgar-Wallace-Zyklus. Im Vergleich mit der Rialto-Produktion merkt man aber auch, was der italienischen Produktion „24 Stunden des Schreckens“ fehlt: überzeugende Darsteller. Ein höheres Budget hätte natürlich auch nicht geschadet.
Ob der Film außerhalb Italiens irgendwo in die Kinos kam, läßt sich aufgrund der Online-Quellen schwer sagen. Es gibt einen portugisisch-brasilianischen Titel, der auf einen Export nach Lateinamerika deutet. Nach Deutschland kam der Film scheinbar nicht. OFDB verzeichnet nur eine RAI-Fernsehausstrahlung. Vermutlich auf dieser Fassung basiert ein Youtube-Beitrag [Update: mittlerweile nicht mehr verfügbar], der oben rechts Spuren eines Logos zeigt, das man nachträglich „wegge-blurrt“ hat. Diese italienische Sprachversion hat eine Dauer von 79:13 Min. Laut IMDB soll es auch eine längere von 86 Min. geben.
Mein Fazit: muß man nicht sehen; aber auch keine vollständig vergeudete Lebenszeit, wenn man dem Film 80 Minuten widmet.
Darsteller:
* Paul Janning (als Jean) [nur 1 IMDB-Eintrag!]
* Lauren Madison (als Danielle) [nur 1 IMDB-Eintrag!]
* Dean Moor (als Lafitte) [nur 1 IMDB-Eintrag!]
* Sterling Roland [Realname: Sergio Rossi] (als Pierre)
* Annie Stuart (als Marie) [nur 1 IMDB-Eintrag!]
* Joseph Worrender [Realname: Pino Colizzi] (als falscher Tronchet) u.a.
Unter dem Namen von Gastone Grandi sind auf IMDB nur drei Filme verzeichnet. Ein großes Licht der Filmgeschichte ist er offensichtlich nicht gewesen. Das englische Pseudonym „Bighouse“ resultiert aus dem Realnamen Casagrande.
Quellen: IMDB; OFDB; Comingsoon
Übernommen aus dem alten Forum, Datum: 28.12.2019