SPASMO - Umberto Lenzi

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Sid Vicious
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SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Spasmo
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Guglielmo Mancori
Musik: Ennio Morricone
Drehbuch: Pino Boller, Massimo Franciosa, Umberto Lenzi, Luisa Montagnana
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Spasmo_Plakat_3.jpg (77.03 KiB) 3977 mal betrachtet
Christian Baumann, der Sohn eines Industriellen, entdeckt während eines Strandbummels mit seiner Freundin, Xenia, ein scheinbar totes Blondchen. Doch der erste Eindruck entlarvt sich als Fehleinschätzung, denn die attraktive Lady (Barbara) ist quietschfidel und voller Lebensfreude – und zwar so quietschfidel, dass sie sich in das Auto schwingt und schwuppdiwupp von der Bildfläche verschwindet. Kurze Zeit später treffen sich die beiden (Barbara und Christian) – wie es sich für die Mitglieder im „Club der Reichen und Schönen“ gehört – auf einer Yacht wieder. Da man sich auf Anhieb gut versteht, will man natürlich auch die Nacht miteinander verbringen. Doch die Flamme der feurigen Liebesspiele kann sich nicht entfalten, denn in Barbaras Badezimmer taucht plötzlich ein Fremder auf, der Christian nach dem Leben trachtet. Es kommt zu einem Handgemenge und Christian tötet den Unbekannten – kurze Zeit später ist die Leiche allerdings verschwunden und nichts weist auf einen Mord hin…

„Spasmo“ wurde 1974 von Umberto Lenzi inszeniert, nachdem Lucio Fulci die künstlerische Leitung aus persönlichen Gründen ablehnte. Ich wage zu behaupten, dass das von Sein und Schein geprägte Sujet in Fulcis Händen (möglicherweise - man denke an “A Lizard in a Woman's Skin”) größere Entfaltungsmöglichkeiten erhalten hätte, denn „Spasmo“ arbeitet im Vergleich zu den zahlreichen Giallo-Nebenbuhlern nicht nach dem üblichen whodunnit-Schema. Der Film lässt sich mit einem Psycho- sowie einem Paranoia-Thriller assoziieren, der einhergehend mit Realität und Imagination hantiert, den Zuschauer zwischen diesen beiden Elementen balancieren lässt, ihn in eine rezessive Position beordert und mit zahlreichen Fragezeichen bombardiert. Das mag bei einigen Betrachtern weniger zünden, da sie in einem tief verankerten Logismus gefangen sind und Filme nach einem verbohrten Ursache-Wirkung-Prinzip betrachten. Mit einer solchen Grundeinstellung kann – und das muss ich fett unterstreichen – „Spasmo“ keinen fruchtenden Gesamteindruck erzeugen beziehungsweise hinterlassen, demnach sollte man das während der Sichtung Aufgenommene nicht mithilfe eines detektivischem Spürsinns hinterfragen.

Der Siegeszug der Psychoanalyse innert der Gesellschaft setzte sich natürlich auch innerhalb der Lichtspiele fort. Der abartige Killer wurde nun einer mehr oder weniger genauen Untersuchung unterzogen, denn für jedes noch so barbarische Verbrechen beziehungsweise abnorme Verhalten sollte eine Begründung anhand der Vergangenheit (der Lebensgeschichte) des Täters nachgewiesen werden. Folglich wurden und werden dem Zuschauer zu den Lösungen auch Erklärungen offeriert, die sich detaillierter gestalten, als die üblichen Skizzierungen von Mord und Gewaltverbrechen.

„Spasmo“, den Lenzi neben „Orgasmo“ und „Paranoia“, als Teil (s)einer Trilogie bezeichnet(e), beschreitet ebenfalls diese Marschroute. Der Film startet mit der Präsentation einer erhenkten „Schaufensterpuppe“, die auf den ersten Blick für eine Leiche gehalten wird. Es wird somit sehr früh ein kleiner Spoiler eingestreut, der einhergehend einen gelungenen Übergang zu einer am Strand liegenden Frau liefert, welche sich als eine der Hauptprotagonistinnen (Barbara, verkörpert von Suzy Kendall) entlarven lässt. Es ist der Auftakt einer Exposition, die uns in einer zusammenhangslosen Weise mit sieben Filmfiguren bekannt macht. Denn die folgenden Situationen wie der geplante Mord, der Mord in Notwehr, die verschwundene Leiche sowie die Funktionen des ominösen Alex und den beiden Personen im Hause von Barbaras verreister Freundin stellen den Zuschauer vor eine vier Meter hohe Mauer, über die er nicht blicken kann, da ihm Lenzi die benötigte Leiter vorerst versagt.

Mit Beginn der zweiten Hälfte und dem Auftreten von Christian Baumans Bruder, Fitz, nehmen diese Figuren jedoch deutlichere Konturen an, sodass sie sich nach und nach als Filmcharaktere zu erkennen geben, da dem Zuschauer die Vorgeschichte um das Brüderpaar näher gebracht wird. Dieser Auftakt ist zugleich der Moment in dem der Film intensiver mit dem Paranoia-Thriller sympathisiert und den Zuschauer, der von Beginn an Christian Baumanns Reflektorfigurenpotential nutzt, intensiver in diese Position hineinmanövriert. Dabei agieren Zuschauer und Identifikationsfigur Seite an Seite und der große Informationsvorsprung den Christian innert der ersten Hälfte verbucht - verringert sich, allerdings ohne die Wirkung der finalen Auflösung abzuschwächen, geschweige denn zu gefährden.

Auch wenn uns „Spasmo“ mit vielen (sorry, dass ich es wieder erwähne) teilweise unterfütterten Situationen allein lässt, verrät uns zumindest die Firmierung eine Unkontrollierbarkeit, die schlagartig und jederzeit ausbrechen kann. Spasmus beziehungsweise Spasmen – wer sich an seinen letzten Muskelkrampf erinnert, der kann diese Unberechenbarkeit des Muskels, der abrupt in den Bewegungsapparat eingreift und diesen hemmt, mit dem Handlungsablauf assoziieren und dem Unvorhersehbaren gespannt entgegenblicken. Dieses Wissen sollte man stets im Hinterkopf behalten, denn mit Beginn der zweiten Hälfte wird gleichzeitig ein Punkt der Offenbarung gesetzt, der einerseits Christian zur Offensive zwingt, andererseits den Zuschauer in die Position des Fahnders beordert, der die schizophrenen Züge („Kombiniere, Kombiniere“, 00 Schneider) sowie das Ich des Hauptcharakters ergründen soll.

Jeder Thriller gestattet einen Einblick in die Abgründe des menschlichen Verhaltens, ist eine Begegnung des Helden mit dem Bösen. (Georg Seeßlen)

Nebst einem zeitweise aufgeführten Gothic Horror Ambiente und dem Spiel zwischen Schein und Sein sollte man unbedingt die recht beängstigend in Szene gesetzten Schaufenster- beziehungsweise Gummipuppen erwähnen, welche sich unter anderem als Verweise zu Prä „Spamo“ Filmen wie Mario Bavas „Blutige Seide“ und „Red Wedding Night“ aka „Hatchet for the Honeymoon“ sowie Post „Spasmo“ Filmen wie William Lustigs „Maniac“ dechiffrieren lassen.

Fazit: Ziehe ich die Einträge des Internets zurate, so werden mir divergierende, überwiegend allerdings geringschätzige Meinungen zu „Spasmo“ offeriert. Für mich war es mittlerweile die fünfte (Erstsichtung ca. 1989) Sichtung dieses farbenfrohen sowie paranoiden Thrillers, und ich kann behaupten, dass sich mein Gesamteindruck von einem „geht so“ bis zu einem „wirklich gut“ sublimieren konnte.
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hockeymask86
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von hockeymask86 »

Ja ´Spasmo´ ist einer auf den man sich einlassen muss. Bei der Erstsichtung wusste ich nicht so recht was ich damit anfangen soll und fand den eher meh. Bei der Zweitsichtung wurde es besser und bei der dritten,die vor kurzem stattfand, hats dann gefunkt.

Percy Lister
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Percy Lister »

Sid Vicious hat geschrieben: Das mag bei einigen Betrachtern weniger zünden, da sie in einem tief verankerten Logismus gefangen sind...
In der Tat stellt "Spasmo" einen Film dar, der nicht nach dem bekömmlichen Giallo-Strickmuster abläuft, sondern mit Wendungen aufwartet, die es dem Publikum schwer machen, eine klare Linie zu erkennen und sich mit dem "Held" der Geschichte zu identifizieren bzw. zu sympathisieren. Es ist löblich, dass Du immer wieder neue Anläufe genommen hast, um hinter die scheinbar klar abgesteckte Fassade zu blicken. Meistens ist es ja eher so, dass man einem Film die zweite oder dritte Chance verweigert, wenn der Funke bei der Erstsichtung nicht überspringen konnte.

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Prisma
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Prisma »

hockeymask86 hat geschrieben:
Mi., 17.03.2021 16:15
Bei der Erstsichtung wusste ich nicht so recht was ich damit anfangen soll und fand den eher meh. Bei der Zweitsichtung wurde es besser und bei der dritten,die vor kurzem stattfand, hats dann gefunkt.

Das kommt mir sehr bekannt vor. Dass es gefunkt hätte, wäre bei mir zwar immer noch ein bisschen zu viel gesagt, aber ich konnte mich mit ihm anfreunden. "Spasmo" habe ich erstmals zu VHS-Zeiten in einer Qualität gesehen, bei der man in den meisten Szenen raten durfte, was eigentlich passiert. Ich denke, das hat seinen Teil zum schwierigen Start beigetragen. Die Geschichte ist ja bestimmt alles andere als uninteressant und auch nicht schlecht, beziehungsweise nicht schlechter als diejenigen in anderen Gialli, und auch das verstörende Element der Handlung ist eigenartig packend - um nur wenige Vorzüge zu nennen. Ich persönlich konnte und kann hier aber seit Beginn nichts mit den Interpretationen von Robert Hoffmann und Suzy Kendall anfangen, wobei das vielleicht nur eine Kleinigkeit ist, aber insgesamt hält mich das ab, dass ich besser ran komme an den Film, den ich nach wie vor mit den Augen der Erstsichtung betrachte. Auch merke ich wieder. dass ich es nur schwer erklären kann.

ZOSO
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von ZOSO »

Ich mag ihn sehr ! Müsste ich mir eigentlich mal wieder anschauen, ist schon wieder viel zu lange her...

Percy Lister
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Percy Lister »

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"Spasmo" (Original: Spasmo) (Italien 1974)
mit: Robert Hoffmann, Suzy Kendall, Ivan Rassimov, Monica Monet, Guido Alberti, Adolfo Lastretti, Franco Silva, Mario Erpichini, Maria Pia Conte, Rosita Torosh, Luigi Antonio Guerra, Nestore Cavaricci u.a. | Drehbuch: Félix Tusell, Pino Boller, Luisa Montagnana, Massimo Francioso und Umberto Lenzi | Regie: Umberto Lenzi

Christian Baumann, Sohn eines Großindustriellen, überlässt die Arbeit in der Firma lieber seinem Bruder Fritz und genießt Ausflüge in felsige Buchten und an sonnige Strände. Als er mit seiner Freundin Xenia unterwegs ist, finden sie eine bewusstlose Frau in den Dünen, die Christian so sehr fasziniert, dass er Xenia auf einer anschließenden Yacht-Party stehen lässt und mit Barbara in die Nacht fährt. Nach kurzem Flirt beschließen die beiden, den Abend in Barbaras Motelzimmer ausklingen zu lassen. Während sich Christian den Bart rasiert, um seiner neuen Geliebten zu gefallen, dringt ein Mann ins Badezimmer ein und wird nach einem kurzen Handgemenge von Christian getötet. Statt die Polizei zu alarmieren, fliehen Barbara und der schockierte Christian zu einem abgelegenen Turm, der momentan leer steht, um ihre Gedanken zu ordnen und Entschlüsse zu fassen. Doch so einsam, wie angenommen, ist ihr Refugium doch nicht....

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"Spasmo" bedeutet im weiteren Sinn eine plötzliche und vorübergehende Explosion von Aktivitäten, Emotionen und Energien. Psychische Einflüsse und Stimmungsschwankungen verstärken dabei die Verkrampfung der Muskulatur. Bereits die Ouvertüre zum Film zeigt Auswüchse eines kranken Gehirns, das sich Mordphantasien kreiert, um dem Geist für kurze Zeit Entlastung zu verschaffen. Die bizarren Puppeninstallationen in der weiten Natur stehen anklagend Spalier für Reaktionen eines gestörten Verstandes, die noch zu erwarten oder bereits geschehen sind. Sie sind stumme Botschafterinnen der Gewalt und verweisen auf einen tieferen Sinn als plumpe Eifersucht oder geschäftliche Rivalitäten. Der Zuschauer ist deshalb ein wenig irritiert, dass der gelungene Auftakt bald in eine wenig unheimliche Handlung übergeht, in der Dummheiten und Fehler begangen werden, die den Charakteren einige Sympathien kostet. Streckenweise ist man fast belustigt über das irrationale Verhalten, obwohl man weiß, dass es nicht so gedacht war - und das macht die Handlung vor allem im Mittelteil zu einem Dauerlauf ohne Wasserreserven. Auf Robert Hoffmann lastet das Gros der Verantwortung und er wird diesem Anspruch nicht immer gerecht, wobei man auch sagen muss, dass das Drehbuch ihm oftmals krude Dialoge und Szenen auf den Leib schneidert. In schneller Abfolge wechselt er zwischen Ablehnung, Gier und Misstrauen und scheint sich nicht für eine Taktik entscheiden zu können. Das Verhalten von Christian erfordert viel Geduld vom Publikum, das dann im späteren Verlauf schlüssigere Abläufe präsentiert bekommt und dem langsam ein Licht darüber aufgeht, was die Figuren des Films eigentlich umtreibt.

Der geduldige Zuschauer wird rückblickend mit einer psychologisch verwirrenden Geschichte belohnt, deren Feinheiten sich in den letzten zwanzig Minuten zeigen. Einmal mehr sind es Rückblenden und der Austausch von Identitäten, welche die aufgeweichten Strukturen mit Sinn erfüllen und Akzente setzen. Im Wahnsinn liegt Methode, und methodisch gehen die Wahnsinnigen zu Werk - wie so oft wurzelt das Übel in der Kindheit der Protagonisten und verfolgt sie als Erbe der (Groß-)Väter bis in die Gegenwart. Relativ spät, jedoch äußerst effektiv tritt Ivan Rassimov vor die Kamera und vermag seinen Szenen wie gewohnt Härte zu verleihen, die mit einer Eleganz kombiniert ist, die Macht und Kompromisslosigkeit demonstriert. Für Robert Hoffmann ist es kein Leichtes, den schwierigen Part des labilen Christian zu stemmen. Mit seinem unsteten Verhalten verscherzt er sich immer wieder das Vertrauen und die Sympathie des Publikums. Die Figur weist so viele Widersprüche auf, dass es schwerfällt, mit ihr Schritt zu halten und ihr durch das Dickicht der imaginierten und tatsächlichen Täuschmanöver zu folgen und eine klare Absicht hinter ihren Handlungen zu entdecken. Suzy Kendalls Barbara spricht den Zuschauer schon eher an, zeigt sie doch im Augenblick größter Gefahr Loyalität und Weitsicht. Wie selbstverständlich nimmt sie Hoffmanns Platz an seiner Seite ein, was ihn mehrfach egoistisch und kalt erscheinen lässt. Agiert Kendall zu Beginn in verspielter Weise und liefert sich mit Hoffmann screwball-comedy-Dialoge, so holt das Verbrechen sie rasch auf den harten Boden der Realität zurück.

FAZIT: Robert Hoffmann auf einem Psycho-Trip durch die schillernde Welt des Giallo - delirant, verschroben und abstoßend, doch im Grunde auch wieder angemessen in diesem Umfeld von Habgier, Grausamkeit und Unsinn. Glanzlichter setzen vor allem die enigmatische Monica Monet und der hypnotische Ivan Rassimov, während Suzy Kendall in diesem "Irrgarten der Leiden(schaft)" fast schon normal wirkt. Geniale Auflösung eines verknoteten Plots!

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Richie Pistilli
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Richie Pistilli »

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Spasmo (D, IT, F, ES, UK)
Mistérios dum Jovem Rico (POR)
Manyak (TÜR)


IT 1974

R: Umberto Lenzi
D: Robert Hoffmann, Suzy Kendall, Ivan Rassimov, Adolfo Lastretti, Monica Monet, Guido Alberti, Maria Pia Conte, Tom Felleghy u.a.



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Deutsche VHS-Premiere: 1981

Synchronkartei

Italo-Cinema.de

Score: Ennio Morricone

OFDb



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Nachdem ich mir gestern mit DER SCHÖNE KÖRPER DER DEBORAH einen weiteren Giallo aus der intriganten Beziehungsplot-Schublade angeschaut hatte, folgte zu später Stunde als krönender Abschluss Umberto Lenzis SPASMO, der sich im Vergleich seinen bisherigen Gialli als äußerst ungewöhnlich entpuppt. Eigentlich hätte Umberto Lenzi seine Frühwerke bereits als eine mehrteilige Filmreihe anlegen können, die mit PARANOIA I-IV bestens umschrieben gewesen wäre, denn egal ob Frau oder Mann, in Lenzis Psycho-Thriller durchleben sämtliche Hauptprotagonist*innen schwere psychotische Zustände, für die sich wiederum in den meisten Fällen außenstehende Übeltäter*innen verantwortlich zeigen.



Wurde in seinen vorausgegangenen Gialli ein jedes Mal Caroll Baker in den Wahnsinn geschickt, so betrifft es in SPASMO den österreichischen Schauspieler Robert Hoffmann, der im etwas überstrickten Plotverlauf nach und nach die Nerven zu verlieren scheint. Kein Wunder, denn sowohl Suzy Kendall in der Rolle einer aus dem Meer angeschwemmten Unbekannten, in die sich der von Hoffmann gespielte Rollencharakter Christian Bauman auf Anhieb verguckt als auch Guido Alberti und Monica Monet sorgen in ihren Rollen dafür, die nervliche Anspannung beim Hauptprotagonisten stets weiter zu steigern. Dabei legt Robert Hoffmann des öfteren einen leidenden, wütenden und zugleich schmerzgeplagten Gesichtsausdruck an den Tag, den man bereits bestens aus EXZESS - MORD IM SCHWARZEN CADILLAC her kennt. Am besten gefällt mir persönlich die Darbietung von Adolfo Lastretti, der infolge seines markanten Aussehens vortrefflich in die Rolle des zu verkörperten Killers passt. Zu guter Letzt tritt auch noch der unnachahmliche Ivan Rassimov in Erscheinung, wobei für längere Zeit unklar bleibt, ob er wie so oft den 'grausamen Ivan' mimt, oder mal etwas völlig anderes im Schilde führt.

Einzig der vorenthaltene Kinostart hierzulande stellt sich als ein kleines Ärgernis heraus, denn mit einer qualitativ höheren Kinosynchro hätte die deutsche Sprachfassung des Films vermutlich noch mehr Eindruck geschunden.



Fazit: Ein immer wieder gern gesehener Vertreter seines Genres, der auch nach Jahren so gut wie nichts von seinem Glanz eingebüßt hat.



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Filmplakate:
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Das türkische Filmplakat (MANYAK) stellt dabei eine kleine Kuriosität dar, denn als Motiv wurde einfach ein bereits bestehendes von einem anderen Film übernommen: LA POLIZIA BRANCOLA NEL BUIO


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Score:
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Trailer:


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Sid Vicious
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Sid Vicious »

Das lese ich doch immer gern, dass dieser Film gut aufgenommen und demzufolge auch fruchtend rezipiert wurde. SPASMO ist ein kleines Genrehighlight. Gut fotografiert und ebenso gut besetzt. Schön!
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Richie Pistilli
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Re: SPASMO - Umberto Lenzi

Beitrag von Richie Pistilli »

Falls jemand der Film aber dennoch auf den Magen schlagen sollte, dann gibt es glücklicherweise die wirksamen 'SPASMO GALLO' Pillen (ohne 'i'), nach deren Einnahme ein unbeschwerter Filmgenuss wieder ganz schnell möglich erscheint:

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