THE FLOWER WITH THE DEADLY STING - Gianfranco Piccioli

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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THE FLOWER WITH THE DEADLY STING - Gianfranco Piccioli

Beitrag von Richie Pistilli »

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Il Fiore dai petali d'acciaio (IT)
La flor de petalos de acero (ES)
The Flower with the Deadly Sting
The Flower with Petals of Steel


IT / ES 1973

R: Gianfranco Piccioli
D: Gianni Garko, Paola Senatore, Pilar Velázquez, Carroll Baker, Ivano Staccioli, Umberto Raho, Giuseppe Mattei, Eleonora Morana u.a.



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Score: Marcello Giombini

Italo-Cinema.de

OFDb




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Dr. Andrea Valenti (Gianni Garko) ist seines Zeichens nicht nur ein erfolgreicher Chirurg, der seinen verantwortungsvollen Beruf äußerst gewissenhaft ausübt, sondern auch ein virtuos veranlagter Frauenmöger, wobei sich seine zweite Berufung weniger positiv auf die Beziehung mit seiner fest liierten Partnerin Daniella (Paola Senatore) auswirkt. So auch an diesem Abend, denn als Valenti von einem harten Arbeitstag erschöpft in sein trautes Heim zurückkehrt, erwartet ihn dort schon Daniella, mit der er kurzerhand einen Streit vom Zaun bricht, anstatt dem eigentlichen Grund ihres Daseins zu frönen. Nach einer heftigen Verbalattacke seitens Valentis folgt eine handgreifliche Auseinandersetzung, in deren Folge Daniella tödlich verunglückt - sie war infolge eines Sturzes in einem scharfkantigen Kunstblumenobjekt gelandet, wobei eine der eisernen Blattspitzen ihren Körper durchstach. Doch anstatt die Polizei zu alarmieren, beginnt der saubere Herr Chirurg den Leichnam der armen Daniella fein säuberlich zu zerstückeln, bevor er diesen in einer schrottmühlenartigen Presse fachgerecht entsorgt.



Doch als am nächsten Tag Daniellas Stiefschwester Evelyn (Carroll Baker) unvermittelt auf der Matte steht, brechen für Valenti turbulente Zeiten an, denn Evelyn ist fest davon überzeugt, dass der saubere Herr Chirurg für Daniellas spurloses Verschwinden verantwortlich ist, woraufhin sie wiederum den rastlosen Inspektor Garrano (Ivano Staccioli) auf ihn ansetzt. Als sich dann auch noch plötzlich ein anonymer Zeuge bei Valenti meldet und diesen mit belastendem Beweismaterial des tödlichen Handgemenges erpresst, beginn die Luft für den Chirurgen immer dünner zu werden. Wie um alles in der Welt konnte bloß jemand seiner Tat, die er in der sicheren Abgeschiedenheit seiner eigenen vier Wände begangen hat, beigewohnt haben?



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Eigentlich hätte dieser geringverbreitete Genrevertreter ein ganz großer Wurf werden können, wenn es dem Regisseur Gianfranco Piccioli gelungen wäre, seinen Film etwas sorgfältiger zu inszenieren. Obwohl es sich im gewissen Sinn um keinen Whodunit-Giallo handelt, bei dem der Mordverantwortliche erraten werden muss, wurde dem Film ein äußerst durchdachtes Drehbuch zu Grunde gelegt, das in Verbindung mit dem exzellenten Cast eigentlich einen hochspannenden sowie ausgeklügelten Giallothriller hätte hervorbringen müssen. Leider versäumte es Gianfranco Piccioli während der ersten Stunde, seine Inszenierung auch spannend zu gestalten, denn die meiste Zeit dümpelt DIE BLUME MIT DEM TÖDLICHEN STACHEL einfach nur vor sich hin. Dabei verschenkte Piccioli das vorhandene Potenzial nicht nur im handwerklichen Rahmen, sondern auch hinsichtlich der Rollenausgestaltungen seiner Darsteller, die allesamt weit hinter ihren Möglichkeiten bleiben.


Gianni Garko verkörpert einen wohlhabenden Mediziner, der sich nicht nur sehr gerne in der Frauenwelt suhlt, sondern auch den gesamten Handlungsverlauf unzufrieden und teilahmslos wirkt. Neben der Beziehung mit Daniella, die bereits nach wenigen Minuten für alle Zeiten in die Brüche geht, buhlt er nebenbei auch noch mit seiner adretten Assistentin Lena herum, die ihm augenscheinlich auch unterwürfig zu sein scheint. Doch der Schein trügt, denn wie bereits geschrieben, ist das Drehbuch im Grunde allererste Sahne, denn es befasst sich nicht nur mit den Abgründen der männlichen Gattung, sondern propagiert letztendlich auch das Erstarken des Feminismus, wie uns das erstaunliche Finale unmissverständlich klar macht. Neben Gianfranco Piccioli zeigte sich übrigens auch Gianni Martucci für die Mitarbeit an dem gelungenen Drehbuch verantwortlich, wobei sich Letzterer nicht nehmen ließ, gleich auch noch Regieassistent in Erscheinung zu treten. Zudem enthält der Film eine denkwürdige Szene, die ich in dieser Form bis dato noch nicht erleben durfte: eine kochend heiße sowie geschmackvoll in Szene gesetzte Liebeslesbelei, die von zwei Taucherinnen genüsslich unter Waser vollzogen wird.


Die drei beteiligten Damen vom Grill legen allesamt solide Darbietungen an den Tag, wobei auch bei diesen noch ausreichend Luft nach oben bestanden hätte. Die römische Schönheit Paola Senatore spielt dabei die Geliebte von Gianni Garko, der infolge eines unglücklichen Sturzes von einem spitzkantigen Kunstobjekt das Lebenslicht ausgeblasen wird. Trotz ihrer überschaubaren Spielzeit kommt ihrem Rollencharakter eine Funktion zu, die den Zuschauer rückwirkend erstaunen lässt - und zwar nicht nur wegen ihrer augenscheinlichen Bekleidungsallergie, zu der sie sich in den meisten ihrer Filme offenherzig bekennt. An ihrer Seite verkörpert die bereits gialloerprobte Carroll Baker ihre Halbschwester Evilyn, wobei ihrer Rolle aufgrund des unzulänglichen Inszenierungsstils der Glanz aus ihren Lenzi-Jahren ein wenig abhanden kam. Schade, denn mit ein wenig mehr Sorgfalt der Filmverantwortlichen hätte Carroll Baker auch im vorliegenden Giallo einen denkwürdigen Eindruck hinterlassen. Die letzte der drei Damen hört auf den Namen Pilar Velazquez, die in der Rolle der heimlichen Geliebten eine gute Figur abgibt. Ivano Staccioli macht in der Rolle des ebenfalls eine gute Figur, wobei wohl für alle Zeiten ungeklärt bleibt, wie er es schließlich in die finale Szene des Films geschafft hat - seine reine Ermittlungstätigkeit scheint zumindest nicht dazu beigetragen zu haben.


Für die musikalische Untermalung zeichnete sich Marcello Giombini verantwortlich, wobei sich das Ganze wie so oft bei ihm nach Demoversionen von noch unvollendeten Tracks anhört. Nicht schlecht, aber auch nicht mehr. Als schlecht hingegen würde ich die mir einzig bekannte Filmfassung bezeichnen, denn diese stammt zwar aus dem italienischen TV, wurde aber leider im falschen Bildformat sowie in einer minderprächtigen Qualität ausgestrahlt. Die spanische VHS-Fassung ist mir leider nicht bekannt.


Fazit: Am Ende sühnt sich jede Schandtat mehr oder minder - und in manchen Fällen sogar mehr als man(n) sich überhaupt vorstellen kann.



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Score:







(Überarbeiteter Beitrag aus dem alten Forum: 27.02.2015)

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