UN GIOCO PER EVELINE - Marcello Avallone

Schwarze Handschuhe, undurchsichtige Typen, verführerische Damen und stylische Kills.
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Richie Pistilli
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UN GIOCO PER EVELINE - Marcello Avallone

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Un gioco per Eveline (IT)
A Game for Eveline


IT 1971

R: Marcello Avallone
D: Erna Schürer, Adriana Bogdan, Marco Guglielmi, Wolfgang Hillinger, Rita Calderoni, Luisa Delli, Franco Jemma, Giorgio Libassi, Simonetta Negri, Angelo Tagliavia



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Italienische Erstaufführung: 18.04.1972

Score: Marcello Giombini

OFDb



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Eine halsbrecherische Autofahrt auf einer eng verschlungenen Serpentinenstrecke endet für ein junges Pärchen, das sich gerade auf einer Urlaubsreise in Sizilien befindet, im Straßengraben, wobei nicht nur der Wagen lädiert, sondern auch der Fußknöchel der adretten Natalie (Erna Schurer). Glücklicherweise findet ihr Partner Pierre (Wolfgang Hillinger) in nächster Nähe eine idyllisch gelegene Villa, in der ein gewisser Phillipe Giraud (Marco Guglielmi) mit seiner Frau Minou (Adriana Bogdan) residiert. Nachdem sich herausstellt, dass sowohl ein verfügbarer Arzt als auch ein Automechaniker erst frühestens in zwei bis drei Tagen verfügbar sind, unterbreiten die beiden Hausbesitzer dem gestrandeten Pärchen das großzügige Angebot, so lange als Gäste in ihrer Villa zu verweilen. Doch bereits in der ersten Nacht wird Pierre von klagenden Kinderlauten geweckt, obwohl Phillipe ihm tagszuvor offenbarte, dass er und Minou kinderlos seien. Je länger der Aufenthalt der beiden andauert, desto näher kommen sich Pierre und Minou. Verzaubert von der vermeintlichen Zerbrechlichkeit Minous dauert es auch nicht lange an, bis sich die beiden gegenseitig mit Haut und Haar verfallen. Was dann aber folgt, hätten Pierre und Natalie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen gedacht, denn Phillipe und Minou beginnen sich plötzlich gegenseitig Vorwürfe über den Verbleib ihrer angeblichen Tochter Eveline zu machen. Laut Phillipe, der zuvor noch die Existenz eines gemeinsamen Kindes geleugnet hatte, sei ihre gemeinsame Tochter vor geraumer Zeit bei einem Lawinenuglück ums Leben gekommen. Minou hingegen zweifelt die Aussage ihres Mannes an, denn ihrer Überzeugung nach, habe ihre Tochter das Unglück zwar überlebt, wird aber seitdem von ihrem Mann an einem geheimen Ort auf der Insel versteckt gehalten. Eine verzwickte Situation, die von da an für alle Beteiligten immer mehr zu eskalieren droht. Als Pierre dann auch noch eines Nachts ein geheimnisvolles Kind erscheint, weiß er nicht mehr, was er noch glauben soll. Ist Evelin nun bei dem Lawinenunglück ums Leben gekommen oder geistert sie tatsächlich Tag und Nacht auf der verträunten Urlaubsinsel herum?


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Eines vorweg: Bei UN GIOCO PER EVELINE handelt es in keinster Weise um einen üblichen Giallo, denn der Film hält weder einen vermummten Killer mit schwarzen Handschuhen bereit, noch kommt hier irgendwelches Schlitz- oder Stechwerkzeug zum Einsatz. Weiterhin fehlt dem Film ein genretypisches Intrigenkonstrukt, wobei eine gewisse Intriganz schon enthalten ist - nur eben nicht in der gewohnten Art und Weise. Gleiches betrifft die Whodunit-Ebene, die im vorliegenden Film zwar ebenfalls in einer gewissen Eigenart vorliegt, aber letztlich nicht nach einem typischen Mörder fragt. Letztlich entpuppt sich UN GIOCO PER EVELINE als ein gialloeskes Psychodrama, das mit surrealen Gruselelementen angereichert wurde, so dass weder die Zuschauer, noch die Film herumirrenden Protagonisten irgendwann wissen, was überhaupt noch real ist und was nicht. Doch anstatt die drängende Frage irgendwann im Filmverlauf zu beantworten, lässt der Regisseur die Zuschauer lieber im Unklaren, bis er kurz vor Schluss des Films einen fiesen Trick anwendet, der die Betrachtern zwar nicht unbedingt zufrieden aus dem Film entlässt, aber letzten Endes deren Verstand aus der bis dahin immer heftiger drehenden Albtraumspirale rettet.

Neben der adretten Erna Schürer spielt die reizende Adriana Bogdan die zweite weibliche Hauptrolle, wobei bis zum bitteren Ende nicht klar sein wird, ob sie mit ihrer Überzeugung richtig liegt oder ob sie einem am Sträußchen hat. Zumindest wird offensichtlich, dass sie mit Wolfgang Hillinger, der den frisch verheirateten Ehemann von Erna Schurer spielt, mehr harmonisiert, als dieser mit seiner Ehefrau. Ein Grund hierfür dürfte der Kinderwunsch sein, der, wenn auch jeweils aus unterschiedlichen Gründen, sowohl bei Pierre als auch der geheimnisvollen Miou besteht. Dumm nur, dass eine Voraussetzung zur Heirat seiner Natalie darin bestand, dass ihre Ehe sowohl kinderlos als auch haustierlos bleibt, der er dann auch schweren Herzens zustimmte. Was folgt, ist ein gewisser Frauentausch, der aber wie so vieles in diesem Film schlussendlich nicht richtig durchgezogen wird. Als Überraschungsgast tritt zudem die Polselli-Muse Rita Calderoni mit blond gefärbter Mähne in Erscheinung, wobei ihr Auftritt der bereits im Wahnsinn verhafteten Handlung einen weiteren Kick verleiht. Laut Erna Schürer wurde der Film von einem Mafioso finanziert und nach längeren Problemen mit der Zensurbehörde erst regulär am 18. April 1972 in einem Mailänder Kino gezeigt. Zuvor ging bereits am 16.07.1971 eine einmalige Uraufführung über die Bühne.


Was bleibt, ist ein sonderbarer Film, an dem lediglich die hartgesottenen Giallo-Liebhaber eine gewisse Freude haben dürften.


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