"Das Triumvirat" (Kriminalhörspiel von Gisbert Haefs, WDR 1984)
mit: Hans Korte (Oberst Albrecht a. D.), Peter Pasetti (Pfarrer Bargmann) und Heinz Trixner (Dr. Korff) | Regie: Heinz Dieter Köhler | Folge 1 - Dauer: 52 Minuten
Jeden Dienstagabend treffen sich ein pensionierter Oberst, der Dorfpfarrer und ein Arzt zum Skatspielen. Dabei diskutieren sie über die Dinge des Lebens und vor allem über ungelöste Rätsel. Sie überlegen, welchen Menschen in der Gemeinde sie töten würden, wenn sie einen Mord planten. Schnell einigt man sich auf den Apotheker, der aufgrund mehrerer Verfehlungen in der Vergangenheit das ideale Opfer darstellt. Als dieser am nächsten Tag tatsächlich getötet wird, kommen die drei Freunde im Haus des Obersten zusammen und zerpflücken die Alibis der in Frage kommenden Personen. Anscheinend hatte niemand in der Nachbarschaft des Apothekers ein Motiv, diesen zu ermorden. Akribisch beleuchten die Männer alle Möglichkeiten, bis einer von ihnen eine überraschende Lösung präsentiert....
Der Autor, Übersetzer und Herausgeber bedeutender literarischer Werkausgaben Gisbert Haefs schrieb auch Hörspiele für den Rundfunk. Zweimal kam dabei das Trio Hans Korte, Peter Pasetti und Heinz Trixner zum Einsatz; nach Pasettis Tod wurde dieser mit Harald Leipnitz ersetzt. Ein weiteres Mal wurde das Triumvirat von Peter Fricke, Gert Haucke und Dietmar Mues gesprochen. Ihre Stellung im Leben ermöglicht es den drei Personen, Ereignisse zu reflektieren und sich mit Fällen zu befassen, die ihnen einen angenehmen Zeitvertreib bescheren. Jeder bringt dabei Voraussetzungen mit, die der Aufklärung dienlich sind. Als Geistlicher weiß Pasetti um die 'miserable Qualität' des Menschen, im Beichtstuhl wurde er des öfteren Mitwisser dunkler Geheimnisse und Zuhörer bei Schilderungen sündhaften Verhaltens. Er kennt also die Abweichungen vom Pfad der Tugend und des Rechts und hat genügend eigene Phantasie, um sich Verbrechen auszumalen und sie in Gedanken zu begehen. Der Oberst im Ruhestand Hans Korte dominiert die Tischrunde und leitet das Gespräch. Seine Einfälle sorgen für einen kontinuierlichen Gedankenfluss, wobei auch er die menschliche Natur abseits ihres offiziellen Aushängeschilds kennt. Heinz Trixner spricht den Arzt und übt dabei vornehme Zurückhaltung, was für die beiden Füchse Korte und Pasetti eine willkommene Ergänzung ist. Im ersten Hörspiel der Reihe philosophieren die drei Männer über einen noch zu verübenden Mord. Sie überlegen, wen man umbringen könnte und wie sie die Tat ausführen würden. Dabei erweisen sich ihre Gedankenspiele als Vorwegnahme der Zukunft; so charmant ihre Theorien auch sein mögen, sie bergen doch einen wahren Kern in sich, da jeder von ihnen Argumente ins Feld führen kann, die den Apotheker eines Vergehens, einer Unterlassung oder einer unrechtmäßigen Bereicherung überführen.
Die Beschreibung der Tatortumgebung erinnert an "Das Fenster zum Hof" und zählt auf die Vorstellungskraft des Hörers, der nur die drei Herren vernehmen kann, ihr Lachen, ihr Glucksen und das Gurgeln im Halse, wenn ein ausgesucht edler Tropfen durch ihre Kehle rinnt. Alle Varianten werden durchgespielt, wobei jeder seine Karten offen auf den Tisch legt. Man ist unter sich, eine loyale Männerrunde, die ihre Schwächen kennt und sie mit einem Augenzwinkern gegeneinander ausspielt. So tituliert Hochwürden Pasetti den Obersten Korte als 'finsteren Heiden', während er 'als Diener Gottes' jeden Verdacht empört zurückweist. Heinz Trixner bildet die angenehm besonnene Ergänzung zu Korte und Pasetti, deren starke Persönlichkeit beide um das Wort streiten lässt. In Ermangelung eines Polizeiermittlers, der sich nach gewissenhaften Recherchen ein Urteil bildet und den Täter überführt, sind es die drei Freunde, die eine Erklärung für den Mord finden und denjenigen entlarven, der ihn begangen hat. Allerdings bleibt es ihnen benommen, mit ihrer Kombination an die Öffentlichkeit zu treten, da sie erstens keinen Beweis und zweitens nicht die Autorität der Staatsgewalt haben. Die Kombinationen, die Freude am Nachdenken und der Nervenkitzel, Geheimnisse im kleinen Kreis aufzudecken, sind Lohn genug für die Skatrunde. Der Mord am Apotheker wird in seinen Ursachen und Auswirkungen von allen Seiten beleuchtet, wobei das tatsächliche Motiv für die Kombination aus Würgen, Stechen und Erschlagen in der Zukunft liegt und sich somit nur dem erschließt, der alle Möglichkeiten in Betracht zieht. Die bildreichen Schilderungen aller Umstände durch die lebenserfahrenen Stimmen von Korte und Pasetti, deren Präsenz vergnüglich und beruhigend zugleich wirkt, macht das Hörspiel zu einem beglückenden Krimigenuss für gehobene Mußestunden.