Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Kurze und/oder lange Kommentare oder Reviews zu den von euch gesehenen Filmen.
nerofranco
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Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Liebe FilmliebhaberInnen,

damit meine jahrelange Arbeit nicht ganz umsonst war, werde ich in nächster Zeit meine Filmbesprechungen aus dem alten Forum nach und nach hochladen. Vielleicht hat ja noch jemand Zeit und Lust, die ein oder andere Besprechung zu lesen. Ich habe damals zumindest viel Zeit und Leidenschaft hinengesteckt. :)

Liebe Grüße an alle hier im Forum
nerofranco

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

30 Winchester für El Diablo (30 Winchester per El Diablo; ITA 1965)
R: Gianfranco Baldanello


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Der grausame El Diablo schikaniert mit seiner Bande von brutalen Schakalen die ganze Gegend rund um das kleine Städtchen Canyon City. Abgesehen hat er es vor allen Dingen auf die zahlreichen Viehherden, die durch die Prärie getrieben werden. El Diablo hat leichtes Spiel mit den verängstigten Stadtbewohnern und der aufrechte Sheriff Webb allein kann nicht allzu viel ausrichteten. Als ein Fremder namens Jeff Benson in der Stadt auftaucht ändert sich die Situation aber schlagartig.
"Mehr schlecht als recht aus altbekannten Klischees gefertigter Italo-Western" (Kabel 1 – Filmlexikon (1))
Gianfranco Baldanellos 30 Winchester per El Diablo (30 Winchester für El Diablo) genießt innerhalb der Fangemeinde einen nicht gerade guten Ruf weswegen meine Erwartungshaltung an den Film recht gering ausgefallen war. Deshalb war ich doch ein wenig überrascht wie gut mich dieser frühe Genrevertreter unterhalten hat. Sicherlich, mit einem großen Meisterwerk haben wir es hier nicht zu tun aber Baldanello schafft es immerhin einen feinen Film abzuliefern, der über die gesamte Laufzeit hindurch angenehme Unterhaltung bieten kann. Für Gianfranco Baldanello stellte der 1965 entstandene Western 30 Winchester per El Diablo sein Regiedebüt dar auf dass noch so einige Beiträge in unterschiedlichen Genres folgen sollten. Sein mit Abstand bester Western ist mit sicherer Bestimmtheit der knüppelharte Black Jack (Auf die Knie, Django), in dem Robert Woods mal so richtig auf den Putz hauen darf. Zuvor war Baldanello ein vielbeschäftigter Regieassistent, neben dem Western Buffalo Bill, l'eroe del far west (Das war Buffalo Bill) von Mario Costa fallen da so manche Abenteuer- und Peplum- Streifen darunter.


30 Winchester per El Diablo erzählt eine ziemlich konventionelle Geschichte, in der ein gewalttätiger mexikanischer Banditenboss mit seinen Leuten brutale Raubüberfälle sowie Viehdiebstähle im großen Stil begeht. Irgendwann taucht ein geheimnisvoller Fremder in der Stadt auf, der nicht nur mit der skrupellosen Bande aufräumt sondern zudem noch den hintertückischen Hintermann entlarvt und zu guter Letzt auch noch das Herz der schönsten Dame des Ortes erobert. Wie gesagt, nichts besonderes aber immerhin wird das ganze Treiben einigermaßen flott in Szene gesetzt. Den strahlenden Helden Jeff Benson spielt der Österreicher Carl Möhner, der seine Sache recht ordentlich erledigt im Vergleich zu Genregrößen wie Garko, Nero, Hilton, Hill, Eastwood u.a. aber natürlich ziemlich blass aussieht. Etwas nervig ist sein ständig lachender Begleiter Jerry, der einem recht schnell auf den Senkel geht. Es ist kein Wunder dass die Banditen ihm ständig eine verpassen, das würd ich nämlich auch machen. Noch furchtbarer fand ich allerdings die Darstellerin der durchtriebenen Tänzerin Rosario, die mit El Diablo sowie dem undurchschaubaren Francesco unter einer Decke steckt. Ich für meinen Teil fand sie ganz grausam, außerdem hat sie einen Gesichtsausdruck auf Lager als wär sie ständig richtig geil oder auf Drogen oder irgend so was in die Richtung.
"Erstmals auf DVD: Der `vergessene` Genreklassiker von 1965" (DVD-Cover Werbung)
Umso besser sind dafür die Schurkendarsteller José Torres und Ivano Staccioli. Torres, der wie meist eine großartige Figur macht, mimt den gnadenlosen Banditenboss El Diablo, der bei seinen Raubüberfällen nicht gerade zimperlich vorgeht. Den undurchsichtigen und schleimigen Sohn des Sheriffs spielt Ivano Staccioli, der diesmal blondiert herumläuft und gemeinsam mit Rosario ein unglaublich melodramatisches Ende nimmt. Sheriff Webb wird dargestellt von Attilio Dottesio, der im Genre häufig in Kurzauftritten zu sehen ist und dieses Mal sogar überlebt. Der Sheriff ist hier ausnahmsweise mal kein armes, korruptes Schwein sondern ein gut situierter Gesetzeshüter, der aus gutem und reichem Hause zu sein scheint und der meistens mit dem alten Rinderbaron Randall herumhängt. Sein hübsches Töchterlein Barbara darf am Ende des Films mit dem siegreichen Helden in den Sonnenuntergang reiten. Guglielmo Spoletini spielt die treue rechte Hand von Francesco und trägt dabei eine richtig tolle schwarze Kluft. Seine Treue soll ihm im Verlauf der Geschichte aber noch teuer zu stehen kommen. Ein gesundes Maß an Misstrauen kann niemals schaden, vor allem wenn die Luft derart bleihaltig wie in Canyon City ist.


30 Winchester per El Diablo scheint um einiges höher budgetiert gewesen zu sein wie Baldanellos Folgeproduktionen, denn der Film ist sehr gut fotografiert und sieht optisch dementsprechend blendend aus geizt aber mit inszenatorischen Leckerbissen und diversen Spielereien, die das Genre ja unter anderem so interessant machen. Es gibt hier jede Menge Pferde, einen ganzen Haufen Banditen, eine riesige Viehherde und am Ende sogar einen richtigen Zug, geladen mit massenweise Soldaten, zu sehen. Die Drehorte sind ebenfalls wunderbar ausgewählt und werten den Film erheblich auf. Gedreht wurde in der wunderschönen Felsen- und Hügellandschaft Sardiniens (2), was dem Film eine gewisse Eigenständigkeit verleiht gegenüber den haufenweise in Spanien entstandenen Western. Den Action-Höhepunkt liefert mit Sicherheit die bleihaltige Schlussballerei rund um den goldbeladenen Zug, bei der eine ganze Menge böser Buben ins Gras beißen müssen. Unnötige Brutalitäten sucht man hier leider vergebens ebenso wie nackte Tatsachen was aber bei dem Entstehungsjahr des Films nicht überrascht. Einen Pluspunkt gibt’s aber noch für den sehr schön animierten Vorspann, der von Biamonte und Crisanti gestaltet wurde. Auch die Kostüme und die Dekors haben mir sehr gut gefallen, was bei dem farbenprächtigen Bild der DVD auch sehr gut zur Geltung kommt. Die SAD-DVD ist übrigens sehr zu empfehlen da sie für kleines Geld erhältlich ist und eine hervorragende Bild- und Tonqualität bietet. Die Musik eines gewissen Ghant ist relativ unauffällig aber immerhin zweckdienlich dafür kann man aber die deutsche Synchro als durchweg überzeugend betrachten. Deswegen kann man auch das Fehlen der italienischen Tonspur auf der DVD einigermaßen verschmerzen.

Gianfranco Baldanellos 30 Winchester per El Diablo ist ein ordentlicher früher Vertreter des Genres, der zwar konventionell aber durchweg unterhaltsam ausgefallen ist. Die Inszenierung ist solide, die Ausstattung recht ordentlich, der Held zwar etwas blass dafür die beiden Obergauner umso ausdrucksstärker. Manche mögen ihn vielleicht als uninspiriert bezeichnen aber der Film bietet das was er bieten möchte: gute Unterhaltung für Westernliebhaber denen Django und Co. zu brutal sind und es eher ein wenig entspannter mögen. Wer mit italienischen Western aus der Frühphase des Genres etwas anfangen kann sollte diesen so oft gescholtenen Film nicht verschmähen und ihm eine Chance geben. Unterhaltsam ist er allemal auch wenn man ihn vielleicht sogar am Sonntagnachmittag im Fernsehen zeigen könnte, was jetzt nicht unbedingt als Kritik zu verstehen ist.


(1) http://www.kabeleins.at/filmlexikon/yy/ ... lmnr/23556
(2) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S
Zuletzt geändert von nerofranco am Fr., 10.06.2022 23:27, insgesamt 2-mal geändert.

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

1000 Dollar Kopfgeld (Il venditore di morte, ITA 1971)
R: Lorenzo Gicca Palli



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images.jpg (14.27 KiB) 3722 mal betrachtet


Bei einem Überfall auf einen Saloon werden zwei Menschen getötet. Verantwortlich gemacht wird der kriminelle Chester Conway (Klaus Kinski), der allerdings seine Unschuld beteuert. Anwalt Jeff Plummer übernimmt das Mandat und engagiert zu seiner Unterstützung seinen alten Freund Silver (Gianni Garko).
Du versuchst immer die Moral mit der Gerechtigkeit zu verheiraten, die bringst du aber nie unter einen Hut. (Silver)


Das Drehbuch dieses sehr interessanten Westerns wurde bereits 1967 von Alfonso Brescia für seinen sehr guten Film Killer calibro 32 (Stirb oder töte) mit Peter Lee Lawrence in der Hauptrolle in einer ähnlichen Form verarbeitet. In Il venditore di morte kommt allerdings die Krimihandlung noch mehr zu tragen ebenso wie der moralische Aspekt. Die ehrenwerten Bürger des Städtchens sind allesamt ziemlich scheinheilig, in der Öffentlichkeit geben sie die Moralapostel, hinter verschlossenen Türen sieht’s dann aber doch ganz anders aus. Der Oberapostel ist der Reverend, dargestellt von Giancarlo Prete, der vor allem die Huren verteufelt und so sogar dem ermordeten Mädchen ihren letzten Segen verweigert (Sie waren Jünger des Bösen. Sie hatten ihr Leben der Sünde und dem Laster geweiht und Gott der Herr verflucht die Sünde in Ewigkeit.). Luciano Catenacci ist noch als Sheriff zu bewundern, der Silver nicht so ganz über den Weg traut.

Der Verdächtige Chester Conway wird gespielt von dem wieder mal genialen Klaus Kinski, der allerdings leider nicht allzu oft auftritt. Seinen Anwalt spielt der mir ansonsten unbekannte Franco Abbiana, der seine Sache aber auch gut macht. Gianni Garko gibt mit seinem Silver eine Art light Version seiner berühmten Sartanafigur, der für 1000 Dollar alles macht, solange es nicht zu viel Arbeit macht. (Es ist schon eine harte Arbeit den umzulegen, aber den Kerl auch noch suchen zu müssen ist wohl ein bisschen zu viel verlangt finde ich.)

Man kann das Laster nicht ausrotten und also muss man es kontrollieren.


Die Musik von Mario Migliardi fügt sich sehr gut in den Film ein und verwendet dabei auch kleinere Teile seines ausgezeichneten Scores aus ¡Matalo! (Willkommen in der Hölle, R: Cesare Canevari). Kameramann Franco Villa arbeitet immer wieder mit verwackelten Bildern und liefert eine wie von ihm gewohnt gute Arbeit ab. Unter anderem war Villa auch der Stammkameramann von Fernando di Leo (u.a. bei Milano Calibro 9) und Trashfilmer Demofilo Fidani.

Il venditore di morte ist ein ungewöhnlicher und interessanter Westernkrimi, der zwar seine Schwächen hat, aber trotzdem ein sehr guter Film bleibt, bei dem man sich bestens unterhält.

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Sid Vicious
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von Sid Vicious »

Super, dass du dich dazu entschlossen hast, deine Besprechungen hochzuladen! :bravo1: ;danke2:

Magst Du deine Besprechungen auch in der Italo-Western-Rubrik veröffentlichen? Die Sparte wächst und mit deiner Hilfe sollten wir schon bald da ankommen, wo wir im alten Forum leider abbrechen mussten.
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nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Ja, kann ich machen :)

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Allegri becchini… arriva Trinita (ITA 1971)
R: Ferdinando Merighi



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Die junge Braut Maggie wird von brutalen Gangstern entführt, die daraufhin versuchen ein Lösegeld von deren Bräutigam zu erpressen. Allerdings gelingt ihr die Flucht, bei der sie den Gaunern allerdings wieder ins Netz geht und dabei eiskalt erschossen wird. Ihr Bruder schwört Rache und der ist niemand geringerer als der berühmte Ex-Sheriff Chad Randall.

Randall: Poor Maggie. I swear that you’ll be revenged. I swear in front of god that I will be merciless. Even if it is the last thing I to. Poor Maggie. May you rest in peace.

Ja, das ist er nun, einer der schlechtesten Italo-Western, die je gedreht wurden, wie es heißt. Tja, und manch Qualitätsfanatiker mögen dem vielleicht zustimmen, aber alte Trashliebhaber wie ich einer bin haben die größte Freude an einem Machwerk wie diesem. Regisseur und Drehbuchautor Ferdinando Merighi hat hier in die vollen gelangt und einen nahezu unglaublich billigen aber dafür unfreiwillig komischen Film geschaffen, der doch tatsächlich jede Menge Spaß macht. Merighi legt auch sofort richtig los und so bekommt Amerigo Castrighella alias Fiesling Cain gleich in der ersten Szene von seinem Kumpel Eier ins Gesicht geknallt. Nach einem langen Ritt, und von denen gibt es den ganzen Film über reichlich zu bewundern (Fidani lässt grüßen), kommen die fünf Gauner zu ihrem Boss, der eine völlig bescheuert aussehende Kapuze trägt und seine Anweisung per Zeichensprache erteilt. Überhaupt gehören die fünf Gauner wohl zu dem asozialsten Gesindel, welches man je in einem Italowestern gesehen hat. Die schreien rum, saufen, prügeln sich und vermöbeln andere. Einer von ihnen popelt die halbe Zeit über in seiner Nase und schmiert seine Popel überall hin. Als er sie einmal auf Cains Unterarm schmiert führt das zu einer üblen Schlägerei, hält den Dreckspatz aber nicht davon ab ihm später seine ekligen Popel direkt ins Gesicht zu schmieren. Geradezu ekelhaft. Unterstützt wird das Ganze noch von einer englischen Synchro, bei der die Worte der Figuren mehr nach Geächzte und Affenlauten klingen als nach menschlichen Worten.

Es gibt eine unglaubliche Szene, in der Mitchell und seine Unteraffen die arme Maggie entführen, woraufhin kurz zu dem, sich in einer ganz anderen Gegend befindlichen, höllisch lachenden Maskenmann geschnitten wird. Einfach wunderbar. Nach erfolgreicher Entführung macht sich Naturschönheit Castrighella alias Cain ("You dirty skunk") an die hübsche Maggie ran, was die allerdings gleich mit einem heftigen Tritt abwehrt. Man kann sich allerdings vorstellen, dass das einen richtigen Kerl wie Cain nur noch mehr anmacht ("I like them touth. Come here little cat. I teach you how to behave with a real man"). Neben Gordon Mitchell, der hier sowas wie die rechte Hand des Maskenmannes ist, gehören noch der bereits erwähnte Amerigo Castrighella als Cain und Mike Monty als schweigsamer Indianer zu den Bösewichtern. Wer die anderen beiden Schwachköpfe spielen weiß ich nicht, der Nasenpopler kommt mir aber durchaus bekannt vor. Mario Dardanelli hat hier mal eine größere Rolle ergattert und spielt den Anwalt Oliver. Wer Haim Bogart ist weiß ich nicht. Es klingt zwar nach einem Pseudonym von Guglielmo Spoletini, gesehen hab ich den hier aber nicht.


Who dies in the sun, dies twice.



Den unerbittlichen Rächer mimt kein Geringerer als Dino Strano himself, der hier endlich einmal in einer Hauptrolle glänzen darf. In den meisten anderen Western spielt der gute Dino meist einen der Untergangster, der vom Helden früher oder später ins Jenseits gepustet wird. Auch wenn er erst nach etwa 20 Minuten Laufzeit auftaucht hat er noch genug Auftritte um so richtig zu brillieren. Eine Hammerszene ist etwa als Chad dem Obergangster die Maske vom Kopf zieht, kann man kurz Amerigo Castrighella erkennen bevor man, in einem üblen Schnitt, zum wahren Maskenmann schneidet. Da hat Schnittmeister Batzella mal so richtig schön gepatzt. Recht gut gelungen sind die Folterszenen, bei denen man Randall zu guter Letzt an einen fetten Stein bindet und ihn von der Sonne braten lässt. Zum wiehern ist dann allerdings wie er sich mit aller letzter Kraft versucht von seinen Fesseln zu befreien. Das muss man gesehen haben.

Der Wirt des heruntergekommenen Lokals in der Stadt besitzt einen kleinen Affen, der schon mal gern an der Flasche hängt oder Randall dessen Nüsse aus dem Mund klaut. Der Affe wirkt allerdings wesentlich zivilisierter als die meisten Menschen in Merighis unglaublich heruntergekommener Welt. Als der jüngste der Gauner angeblich angeschossen wird versucht Cain ihm die Kugel mit seinem Messer herauszuschneiden wobei der Junge fast draufgeht. Die Schusswunde entpuppt sich allerdings als weniger schwerwiegend als angenommen (Cain: "That‘s funny, there was no bullet, ha, ha"). Toll auch die Szene als Randall voller Wut einem der Gangster ein paar kräftige Schläge verpasst und darauf doch tatsächlich ein ganz entspanntes "I don’t wanna loose my temper" von sich gibt um ihm daraufhin sein eigenes Grab schaufeln zu lassen.

Ein wenig Erotik darf natürlich auch nicht fehlen und so darf sich Randall mit der temperamentvollen Mexikanerin Adelita im Bettchen vergnügen. Zu sehen gibt’s leider nicht viel außer Adelitas Busen, aber ich weiß nicht ob jemand scharf darauf ist Strano beim Liebesspiel zu bestaunen. Also, ich muss es nicht haben. Gordon Mitchell hat leider keine richtig guten Szenen, darf sich dafür aber immerhin mit Strano im Dreck prügeln bevor ihm die Lichter ausgeblasen werden.

Gedreht wurde die Sause in Mitchells Cave Studios, die perfekt in die vollkommen asoziale und heruntergekommene Welt des Films passen. Billiger kann man Kulissen wohl kaum aufbauen. Die Kameraführung ist den Umständen entsprechend eigentlich recht ordentlich ausgefallen bietet aber leider auch keinerlei besondere Schauwerte oder auch nur irgendeinen Höhepunkt. Dafür ist die musikalische Untermalung von Komponist Marcello Gigante eigentlich sehr gut. Sie dudelt zwar die meiste Zeit nur recht angenehm im Hintergrund aber die Titelmusik kann sich mehr als Hören lassen, die geht recht gut ab. Geschnitten wurde das Ganze von Multitalent Luigi Batzella alias Paolo Solvay. Im Forum der spaghettiwesterndatabase wurde sogar einmal eine Zeitlang heftig darüber diskutiert ob es sich bei Batzella und Merighi um ein und dieselbe Person handelt was aber stichhaltig widerlegt werden konnte.

Ferdinando Merighis Allegri becchini… arriva Trinita ist objektiv betrachtet mit Sicherheit einer der schlechtesten Italowestern, die je gedreht wurden. Wer allerdings etwas für Trash und billige Filmchen übrig hat kann hier jede Menge Spaß haben. Es gibt Unmengen von unglaublichen Dingen zu entdecken und außerdem kann man Dino Strano mal in der Rolle des Helden bewundern.


Links:
http://www.spaghetti-western.net/index. ... init%C3%A0
http://www.imdb.com/title/tt0244384/
http://de.wikipedia.org/wiki/Allegri_be ... init%C3%A0

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Manos Torpes (ITA/SPA 1970)
R: Rafael Romero Marchent



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Die junge Rancherstochter Dorothy verliebt sich unsterblich in den Stallburschen Peter. Ihr Vater hat aber andere Pläne mit ihr. Um seine kleine Ranch retten zu können muss er sich mit dem Großgrundbesitzer Johnny um das wenige Wasser einigen. Als Preis fordert er die Hand von Dorothy. Die lässt sie sich das aber nicht gefallen und haut zusammen mit Peter ab. Die beiden werden aber schnell gefasst, Peter ausgepeitscht und in der Wüste ausgesetzt. Der unbescholtene Peter wird nun zum brutalen Outlaw.

Der Spanier Rafael Romero Marchent ist bedauerlicherweise ein recht unbekannter und meiner Meinung nach ebenso unterschätzter Regisseur, der sich für mehr als nur einen interessanten Western verantwortlich zeichnet. Dazu zählen neben Manos torpes unter anderem Filme wie Due croci a Danger Pass, Garringo, Un dólar de recompensa, allesamt mit Peter Lee Lawrence in der Hauptrolle.

Manos torpes
hat mir außerordentlich gut gefallen. Der Film hat eine gute Besetzung, einen hervorragenden Soundtrack und liefert uns zudem einige tolle Szenen. Lawrence macht eine sehr gute Figur als verliebter Jüngling Peter, der sich von einem etwas tollpatschigen Stallburschen in einen gnadenlosen Killer verwandelt. Ausgebildet wird er von einem alten Chinesen, der in den Wäldern wohnt. Noch besser als Lawrence fand ich allerdings Alberto de Mendoza als Killer Latimore, der Peter vor dem sicheren Tode bewahrt. Die hübsche Spanierin Pilar Velázquez ist ein echter Augenschmaus, bei der es wohl keinen verwundert dass sich der arme Peter unsterblich in fesche Farmerstochter verliebt. Zu seinem Pech ist sie aber die Tochter seines Chefs, der sie bereits dem reichen Rancher Johnny versprochen hat, um sich dessen Freundschaft, und damit auch Wasser, zu sichern. Schlussendlich jagt Johnny Peter vom Hof und lässt ihn in der Wüste aussetzen, wo er glücklicherweise von Latimore gerettet wird.

Am gelungensten fand ich die Szene in der von Lepra (glaub ich zumindest) verseuchten Stadt, in der vier Gangster Unterschlupf finden und dort auf Latimore warten, der sie verfolgt. Unter den vier Gaunern befinden sich unter anderem Aldo Sambrell und Francisco Brana. Großartig fand ich als die Kranken wie Zombies auf die vier zugehen und um Wasser flehen. Ebenso grandios ist wie Latimore einen der Gauner mit einem toten Kranken an deren Bäuchen zusammenbindet. Eine wirklich beängstigende Szene, richtig klasse. Sehr schön waren auch die Alpträume, wie beim tollen Auftakt, die Peter die ganze Zeit verfolgen und in denen ihm ständig ein schwarz gekleideter Killer erschießt. Peters Abrechnung sowie das Finale fand ich auch ganz toll. Hervorheben muss man auch noch einige sehr schöne Schnitte.

Marchents Manos torpes ist ein wirklich sehr, sehr schöner Film, der zu diesen vergessenen spanischen Perlen zu zählen ist, die nie den Sprung in den deutschsprachen Raum gefunden haben. Manos torpes ist ein Film, den man sich unbedingt besorgen sollte, wenn man noch auf der Suche nach ungewöhnlichem und interessantem Stoff ist. Meine Fassung hat leider eine ganz furchtbare Qualität, deswegen hoffe ich, dass da mal gutes Material auftaucht, denn der Film hat einige wunderbare gefilmte Szenen zu bieten, die ich gern in guter Qualität sehen würde.

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

La pazienza ha un limite... noi no! (ITA/SPA 1974)
R: Franco Ciferri



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Die beiden Taugenichts Bill und Duke bekommen von ihrer Mutter jeder die Hälfte einer Karte, die zusammen zu einem sagenhaften Schatz führt. Einst hatte nämlich deren Vater diesen Schatz der Armee geklaut und so versteckt, dass er 20 Jahre über nicht gefunden werden konnte. Bill und Duke machen sich auf die beschwerliche Suche nach dem Schatz. Dabei sind sie allerdings nicht allein, denn nicht nur die Armee ist ihnen auf den Fersen, sondern auch ein geheimnisvoller Fremder in Schwarz ist dicht hinter ihnen.

"Unglaublich schwacher Versuch einer Westernkomödie auf den Spuren der 'Triniti'- Filme." (Bruckner)(2)

Die Geduld hat seine Grenze… wir nicht! So in etwa lässt sich der italienische Titel übersetzen und wer sich diesen Film antun will muss schon einiges an Geduld mitbringen, denn der Humor ist, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Für Genreexperte Christian Kessler "hört hier sogar der Humor auf Humor zu sein, und betritt das Reich der Philosophie" (3). Soweit würd ich nicht zwar nicht gehen aber witzig ist was anderes. Regie führte der unbekannte Franco Ciferri, dessen einziger Film diese Komödie darstellt und der in anderen Funktionen ansonsten noch einige Male mit Antonio Margheriti zusammenarbeitete. Manchmal wird auch Produzent Armando Morandi als Regisseur angeführt was Giusti aber definitiv ausschließt (4). Im Endeffekt ist es auch egal wer dieses Machwerk verbrochen hat, eine persönliche Note hat der Film sowieso nicht zu bieten.


Das Drehbuch, an dem unter anderem auch Amando 'die reitenden Leichen' de Ossorio mitwirkte, gibt nicht viel her. Die zwei Dumpfbacken Bill und Duke bekommen eine Schatzkarte in die Hand und begeben sich daraufhin auf die Suche. Allerdings werden sie dabei von der Armee, in Form von Leutnant Pollock, und von einem Pferdehändler verfolgt. Die Brüder Bill und Duke werden dargestellt von Peter Martell und Sal Borgese, die diesen Schwachsinn vor dem Untergang retten, denn die beiden agieren hier wirklich sympathisch und harmonieren als Duo recht gut. Bill und Duke wurden ganz offensichtlich nach dem Vorbild von Bud Spencer und Terence Hill modelliert. Bill (Martell) ist der gutaussehende, charmante(re) und klügere von beiden, der trotz seines gammligen Auftretens bei den Frauen gut ankommt. Duke (Borgese) hingegen ist der schlagkräftige und vielfräßige Hansdampf, der allerdings ein paar Schrauben locker hat. Außerdem würde er am liebsten ein großer Revolvermann sein. Seine Versuche sich als Pistolero zu beweisen scheitern allerdings kläglich an seinem Unvermögen, wobei diese Szenen, als er vor der Bank Leuten auflauert um sie zu beklauen, mit zum Besten gehört was der Film zu bieten hat. Ebenso amüsant anzuschauen ist als Duke versucht Bill eine Münze aus der Hand zu schießen und ihm dabei beinahe den Daumen wegschießt und Martell auf einem Esel reiten zu sehen ist ebenso zum Brüllen.

"You’re a pistolero, not like that, cool face, watching his reflexes, walk like a panther. The pistolero is out to kill." (Duke)

Ihnen auf den Fersen ist vor allem Leutnant Pollock, der schon zwanzig Jahre auf seine Beförderung zum Captain wartet. Grund dafür ist, dass er bis dato den Schatz nicht gefunden hat, was die Voraussetzung für seine Beförderung ist. Außerdem hat er eine große Schwäche für die Mutter von Bill und Duke, die er regelmäßig aufsucht, um sie nach dem Schatz zu befragen, die schweigt allerdings beharrlich. Zu allem Überfluss erfährt aber auch ein geschäftstüchtiger Pferdehändler von dem Schatz und beauftragt seinen Sekretär Blacksmith den beiden zu folgen, um so den Schatz für sich einsacken zu können. Blacksmith ist ein Mann der ganz alten Schule, elegant, vornehm und unterwürfig, der am Schluss doch noch zum Gegner überläuft und neben den beiden Protagonisten die interessanteste Figur des Films ist. Gegen Ende hin duelliert er sich noch recht umständlich mit Duke, der von traditionellen Duellregeln jedoch noch nie was gehört hat. Blacksmith schleppt sogar ständig seine einschüssige Duellpistole mit sich rum, weswegen er von Bill auch Mister Singleshot genannt wird. Auf bekannte Nebendarsteller hat man leider verzichtet oder vielleicht wollte auch niemand mitmachen. Immerhin kann man kurz Luis Barboo als Schmied begutachten was zumindest besser ist als nichts.


Zu den visuellen Qualitäten braucht man glaube ich keinerlei Worte verlieren, denn die sind eigentlich praktisch nicht vorhanden. Die ganze Geschichte ist ohne nennenswerte Einfälle uninspiriert heruntergekurbelt worden. Dem 70’er Jahr Flair kann ich aber immer etwas abgewinnen auch wenns noch so billig aussieht. Die Musik des Trios Bixio, Frizzi und Tempera, die sich unter dem Pseudonym Leonerbert verstecken, ist zwar alles andere als Italowestern-typisch, dudelt aber recht angenehm im Hintergrund vor sich hin und besitzt hin und wieder sogar einen Hauch von Melancholie, was dem Film ganz gut tut. Das Liedchen The Ballad of Bill and Duke ist ebenfalls ganz nett ausgefallen und kann sich durchaus hören lassen. Die mir vorliegende Fassung, eine englische Fassung mit hebräischen(?) Untertiteln, ist unglaublich schlecht, vor allem ist die Bildqualität mies und die Figuren stehen häufig links und rechts neben dem Bild. Sollte hier mal eine sehr gute Fassung auftauchen, eine DVD vielleicht, würd ich auf alle Fälle noch einmal zuschlagen.

Franco Ciferris La pazienza ha un limite... noi no! gehört zu den letzten Ausläufern von Italowestern-Komödien und das sieht man leider auch allzu deutlich. Der Humor ist teilweise leider unterste Kajüte, ist aber trotzdem weit weg von den vollkommen überdrehten Komödien à la Carnimeo, bedauerlicherweise in meinen Augen. Was den Film einigermaßen erträglich macht ist das sympathische und gut harmonierende Duo Martell und Borgese, die den Streifen vor dem absaufen retten. Sie liefern immerhin auch ein paar recht witzige Szenen. Wer also schon mit den gelungenen Westernkomödien nicht allzu viel anfangen kann sollte vor dieser Klamotte einen großen Bogen machen. Für Komödienfreunde ist er aber durchaus einen Blick wert, so mies wie er meist gemacht wird ist er dann doch nicht.


(1)http://www.ivid.it/fotogallery/imagesea ... g_jtau.jpg
(2) Bruckner, Ulrich P.: Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Schwarzkopf und Schwarzkopf. Berlin 2002 S. 447
(3) Kessler, Christian: Willkommen in der Hölle. Der Italo Western im Überblick. Terrorverlag. 2002. S. 181
(4) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S. 342f

Links:
http://www.spaghetti-western.net/index. ... oi_no!,_La
http://www.imdb.com/title/tt0073942/
http://www.ofdb.de/film/128390,Pazienza ... -noi-no-La

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Le porno killers (ITA 1980)
R: Roberto Mauri



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Ein wunderbarer Film, den Roberto Mauri hier zum Abschluss seiner Regiekarriere abgeliefert hat. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, dass der Streifen so viel Spaß macht. Die Geschichte über die zwei Auftragskillerinnen ist natürlich vollkommen nebensächlich macht sich aber ganz gut und hält den Film zusammen. Die Rolle des etwas schmierigen Gangsters passt viel besser zu Vassili Karis als die Heldenrollen, die er früher in einigen Western verkörperte. Die beiden Killer-Ladies sind einfach toll und wie sie zweimal die frauenfeindlichen Typen vermöbeln war erste Sahne. Vor allem find ich die Idee ganz gut die Männer zuerst einmal zu vermöbeln oder zu entführen bevor man mit ihnen in die Kiste steigt. Mit so schlagfertigen Frauen würde deren Emanzipation möglicherweise etwas schneller vonstatten gehen.

Gilberto Galimberti, in vielen Western zu sehen, war hier Maestro d’armi, spielt, wie Regisseur Mauri, auch eine kleine Nebenrolle. Entdecken konnte ich die beiden aber bedauerlicherweise nicht. Der Soundtrack zu Le porno killers stammt von Paolo Ormi ist einfach klasse und passt wie die Faust aufs Auge. Die römischen Locations waren genauso wunderbar wie die ganze Atmosphäre, die ganze Stimmung des Films, die man vielleicht am besten als Wohlfühlatmosphäre bezeichnen könnte. Man genießt es einfach dem ganzen Treiben zuzusehen, ein Bierchen zu trinken und einfach Spaß zu haben.

Zu diesem wundervollen Streifen wünsch mir wirklich eine gute Veröffentlichung. Le porno killers beweist, dass das italienische Genrekino in den 80’ern alles andere als tot war, im Sterben begriffen aber noch lange nicht mausetot. Für mich ist Le porno killers nach dem Western La vendetta è il mio perdono (Django – sein letzter Gruß) der beste Film von Mauri, den ich bisher gesehen habe. Mächtig interessieren würden mich zwei seiner 70’er Filme, nämlich Madeleine... Anatomia di un incubo und Un toro da monta, die sich beide sehr interessant anhören.

Link:
https://www.imdb.com/title/tt0131542/
http://www.eskalierende-traeume.de/die- ... ller-1980/

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Auch Djangos Kopf hat seinen Preis (Anche per Django le carogne hanno un prezzo, ITA 1971)
R: Luigi Batzella



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Die Cortez-Brüder räumen mit ihrer Bande von Schakalen die Bank von Silver City leer. Nach dem gelungenem Coup ziehen sie sich nach Mexiko zurück um sich dort zu verstecken bis sich die Sache etwas gelegt hat. Kopfgeldjäger Django heftet sich aber an ihre Fersen und macht unerbittlich jagt auf die Cortez-Brüder.

Luigi Batzellas Karriere im Filmbusiness begann Anfang der 60’er Jahre als Schauspieler, häufig unter der Regie von Roberto Mauri (La vendetta è il mio perdono), der ja auch häufiger mal als Darsteller zu bewundern ist. Seine erste Regiearbeit folgte aber bereits 1966 mit Tre franchi di pietà mit Gino Turini in der Hauptrolle, mit dem er später noch des Öfteren zusammenarbeiten sollte. Bekanntheit erlangte Batzella vor allem durch die beiden Naziploitation-Filme Kaput lager - gli ultimi giorni delle SS und La bestia in calore. Als sein bestes Werk gilt der Horrorfilm Nuda per Satana mit Rita Calderoni. Sein erster von insgesamt drei Western, Anche per Django le carogne hanno un prezzo, entstand im Jahre 1971, zu einer Zeit in der das Genre schon am absteigenden Ast war. Die beiden anderen, Quelle sporche anime dannate und La colt era il suo Dio (Nur Gott was sein Colt), wurden wahrscheinlich so ziemlich zur selben Zeit gedreht und sind beide dementsprechend schwach ausgefallen. Anche per Django le carogne hanno un prezzo ist zwar ebenfalls äußerst schwach geraten, aber immerhin doch einen Deut stärker als die beiden anderen Filme.

Anche per Django le carogne hanno un prezzo ist wie gesagt ein ziemlich schwacher Film aber trotzdem leidlich unterhaltsam. Django wird hier dargestellt von Jeff Cameron, der häufig in Fidani-Streifen zu sehen ist. Cameron ist auch der einzige einigermaßen bekannte Darsteller in dem Streifen. Sein Django hat natürlich mal überhaupt nichts mit der von Franco Nero verkörperten Figur zu tun, obwohl er hier sogar im Titel auftaucht. Er war auch der Hauptdarsteller in den anderen beiden Western von Batzella, die immerhin noch Donal O’Brian als Zugabe zu bieten haben. Ihm zur Seite steht der dumpfe Halbstarke Pickwick, gespielt vom ehemaligem Sänger Johnny Desmond und wenn der so schlecht singt wie er spielt möchte ich den guten Johnny lieber nicht singen hören. Der gutgläubige Pickwick liebt seinen Sattel über alles und verteidigt ihn bis aufs Blut ("Mein Sattel ist mir heilig, der ist von meinem Opi"). Einmal versucht er eine ganze Bande von Banditen allein mit seinem Sattel zu vermöbeln, dass geht allerdings gründlich daneben.

Leichen sind eine verderbliche Ware, die fangen leicht an zu stinken. (Django)

Die vier Cortez-Brüder verstecken sich nach dem Banken-Coup in einer sehr schönen Burgruine, die es so in Mexiko wohl nicht geben wird, glaube ich zumindest. Einer der vier Brüder ist ein junges Mädchen, die wohl lieber ein starker Jüngling geworden wäre. Die Nebendarsteller sind alle ziemliche Dilettanten, aber leider die Form von Dilettantismus, die nicht unfreiwillig komisch ist. Gengher Gatti gibt einen undurchsichtigen Pokerspieler, der sich als Versicherungsagent ausgibt aber natürlich ganz etwas anders ist. Als mexikanischer Bandit Pedro Ramirez, der von Django mächtig eins über die Rübe bekommt, ist noch Gianfranco Clerici mit von der Partie. Als Drehbuchautor war Clerici für so manchen Kracher mitverantwortlich wie beispielsweise für Non si sevizia un paperino von Lucio Fulci oder Enzo Castellaris La polizia incrimina la legge assolve (Tote Zeugen singen nicht) mit Franco Nero. Dann gibt’s da noch die durchtriebene Kneipenwirtin Donna Dolores, die es mit jedem macht solange sie nur davon profitiert.

Der Film hat auch noch einige unerklärliche Ereignisse zu bieten. Als Django etwa einmal Pedro entwaffnet und mit der Knarre vor ihm steht schmeißt er jene völlig unmotiviert weg und ist dann äußerst verdutzt als sich Pedro plötzlich mit Händen und Füßen wehrt. Django ist sowieso nicht gerade mit Intelligenz gesegnet. Als sein Freund Pickwick mehr oder weniger am Strick baumelt schaut er tatenlos zu anstatt ihm zu helfen und zu allem Überfluss lässt er sich dann auch noch gefangen nehmen. Der einzige Grund, warum Django die Oberhand behält ist, weil die Cortez-Brüder und deren Bande ein paar ziemliche blöde Idioten sind, die jeder Beschreibung spotten. Wer es bis zum Schluss durchhält, der kann dann zumindest noch erleben wie jeder der Beteiligten eine kleine Überraschung parat hält, denn keiner ist natürlich der, der er vorgibt zu sein.

Das Beste an dem Film ist allerdings die Musik von Vasili Kojucharov, die sehr schmissig geraten ist. Kojucharov sind, zusammen mit Elsio Mancuso, ein paar sehr gute Soundtracks gelungen wie etwa zu Sergio Garrones Django, il bastardo. Sehr interessant ist noch das schöne mexikanische Städtchen Posada, das mitten in einem Fichtenwald zu liegen scheint. Ähnlich den Filmen von Fidani gibt es hier ebenso jede Menge Reitszenen, die auf die Dauer recht langweilig werden. Die Dialoge sind teilweise haarsträubend und die deutsche TV-Synchro kaum ertragbar. Die Stimmen und Dialoge sind katastrophal und zum Teil sind gar keine Geräusche zu hören, zum Beispiel bei einer Kussszene zwischen Django und Dolores. Warum Kabel 1 immer solche Filme ausgegraben hat, ich weiß es nicht.

Luigi Batzellas Anche per Django le carogne hanno un prezzo ist alles andere als ein guter Film aber für ein einmaliges Erlebnis durchaus ansehnlich. Einen gewissen Unterhaltungswert möchte ich dem Streifen auf keinen Fall absprechen, aber leider fehlt ihm irgendwie vollständig der Trashfaktor, der so manchen schlechten Film wirklich sehenswert macht. Der Film ist wie die anderen beiden Western von Batzella also im unteren Mittelmaß anzusiedeln und nicht unbedingt empfehlenswert.

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Sid Vicious
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von Sid Vicious »

nerofranco hat geschrieben:
Sa., 11.06.2022 18:21
Ja, kann ich machen :)
Super! Besten Dank. :applaus: Und sofern mein Einwurf den Fluss in deinem Tagebuch hemmt, kann ich ihn sofort entfernen.
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nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Nein, das ist natürlich kein Problem. :D

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Django – dein Henker wartet (Non aspettare Django, spara; ITA 1967)
R: Edoardo Mulargia


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Der kleine Farmer Foster hat ein großes Geschäft gemacht. Durch den Verkauf von Pferden an Don Alvarez hat er satte 10.000 Dollar eingenommen. Nach erfolgreicher Abwickelung behauptet Don Alvarez aber nun er habe gar keine Pferde bekommen und schickt seinen Killer Navarro los um das Geld zurückzuholen. Da sich Foster ziert das Geld herauszurücken macht Navarro kurzen Prozess und knallt ihn über den Haufen. Dessen Sohn Django sinnt auf Rache und will sich nun Don Alvarez und seinen ganzen Haufen stinkender Schweine vorknöpfen.

Edoardo Mulargia war ein richtiger Genreexperte, der es in seiner Karriere als Regisseur auf immerhin neun Western brachte. Seine beste Arbeit war mit Sicherheit der wunderbare El Puro mit Robert Woods in der Titelrolle aber auch alle anderen, mit Ausnahme von Rimase uno solo e fu la morte per tutti! (Dakota- nur der Colt war sein Gesetz) vielleicht, können sich mehr als sehen lassen. Gemeinsam mit dem Schauspieler, Produzenten, Drehbuchautor und Regisseur Vincenzo Musolino schuf er vier äußerst unterhaltsame kleine Western. Dazu zählen Mulargias erste vier Genrebeiträge Vaya con dios, Gringo, Perché uccidi ancora (Jetzt sprechen die Pistolen), Cjamango (Django – Kreuze im blutigen Sand) und eben Non aspettare Django, spara (Django – dein Henker wartet). Danach inszenierte Musolino mit Chiedi perdono a Dio... non a me (Django – den Colt an der Kehle) und Quintana selber noch zwei einigermaßen unterhaltsame Filmchen bevor er mit nicht einmal 40 Jahren aus dem Leben schied.

Bei Mulargias Non aspettare Django, spara (Django – dein Henker wartet) handelt es sich, wie bei allen seinen Western, um einen äußerst billig produzierten kleinen Western, der aber ungemein unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Farmer Django, der sich aufgrund des Mordes an seinem Vater auf einen unerbittlichen Rachefeldzug begibt, um den Mördern ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen. Seinem Vater Foster wurde vorgeworfen er hätte ein Geschäft nicht sachgemäß abgewickelt und die an Don Alvarez verkauften Pferde nicht geliefert. Alvarez schickt den irrsinnigen Navarro los, um das gezahlte Geld zurückzuholen. Der fackelt nicht lange und legt Foster ohne zu zögern um als der die Moneten nicht rausrücken will. Django lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und macht sich sofort auf den Weg um die Schuldigen zur Strecke zu bringen und die 10.000 Dollar will er klarerweise auch wieder haben. Die Story ist zwar enorm dünn ausgefallen und gibt nicht allzu viel her aber was Mulargia aus dem Stoff herausholt ist schon aller Ehren wert. Das ist auch der Punkt wo man meiner Meinung nach noch mehr herausholen hätte können. Es ist nämlich immer ganz klar bei wem sich gerade das Geld befindet. Das hätte man vielleicht im Unklaren lassen sollen da es jede Menge Möglichkeiten gibt wer es denn nun haben könnte, etwa Navarro, Hondo, Gray oder sogar Django. Wenn man da noch ein paar Spielereien eingebaut hätte wäre der Film vielleicht noch etwas spannender ausgefallen.

Der große Rächer Django wird verkörpert durch Ivan Rassimov alias Sean Todd, der mit Mulargia kurz zuvor bereits in Cjamango (Django – Kreuze im blutigen Sand) erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Django ist ein ziemlich wortkarges Bürschchen, dem nur die deutsche Synchro ab und an ein Sprüchlein in den Mund gelegt hat. Auch wenn Rassimov seine Sache ganz ordentlich macht legen seine Gegner doch weitaus mehr Charisma an den Tag als der gute Ivan. Der erste Schurke auf Djangos Abschussliste ist der vollkommen wahnsinnige Navarro, der seinen Vater erschossen hat. Navarro hat die Hitze wohl etwas das Hirn verbrannt, nicht nur das er seine eigenen Leute ohne Grund über den Haufen schießt erschleicht ihn auch noch der Größenwahn ("Weil ich es euch sage. Ich, Navarro und wenn ich etwas sage stimmt es auch. Bin ich hier der Chef oder bin ich es nicht mehr"). Als er merkt dass ihn sein eigener Sohn Chico übers Ohr gehauen hat und ihm die 10.000 Dollar geklaut hat macht er Jagd auf diesen ("Der Halunke kann noch nicht weit sein. Wir werden ihn suchen und wer ihn findet legt ihn um und zwar auf der Stelle"). In einem mexikanischen Städtchen findet er seinen Sohn dann allerdings tot auf der Straße liegend. Da kommt dann doch der Vater in ihm durch und so versucht er den Mörder ausfindig zu machen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Deswegen lässt der die ganze Dorfbevölkerung antanzen und droht einen nach dem anderen umzubringen wenn man ihm den Mörder nicht ausliefert ("Wie lange wollt ihr euch das noch überlegen. Ich geb euch zwei Minuten und dann knallt es. Zwei Minuten und nicht eine Sekunde länger"). Das setzt er dann auch in die Tat um bis ihm Django in die Quere kommt und dem fortschreitenden Massaker ein Ende bereitet.

Als ein wesentlich schwierigerer Gegner als Navarro stellt sich der stämmige Hondo heraus, der eigentlich von Don Alvarez angeheuert wurde um Navarro und das Geld ausfindig zu machen. Produzent und Drehbuchautor Vincenzo Musolino spielt den machohaften und äußert brutalen Hondo, für den Mitgefühl ein absolutes Fremdwort zu sein scheint. Aber das trifft hier auf fast alle beteiligten zu, denn der Film spielt in einer Welt in der ein Menschenleben einen Dreck wert ist und nur mehr der Zaster etwas zählt. Wer in so einer Welt zu Hause ist sollte sich möglichst früh um ein geeignetes Grab samt Sarg umsehen. Hondo lässt sogar Djangos Schwester entführen, die übrigens von Rassimovs echter Schwester Rada gespielt wird, um ihn unter Druck zu setzen damit er das Geld rausrückt. Der Brasilianer Celso Faria spielt den fiesen Gray, der nicht nur Navarros Sohn auf dem Gewissen hat sondern sich auch das Geld unter den Nagel gerissen hat. Aber Gray hat ein gehöriges Problem: er kommt mit dem Geld nicht aus seinem Haus hinaus ohne dass Django oder Barrica ihn zu Gesicht bekommen würden. Faria war recht häufig in Filmen von Demofilo Fidani mit von der Partie so etwa als Killer Ramirez in ...e vennero in quattro per uccidere Sartana! (Sie kamen zu viert, um ihn zu töten!), in dem er gerne ein Messer in Sartanas Kehle jagen würde. Grays Freundin Judy ist ein ziemlich heißer Feger, die gespielt wird von der äußerst hübschen Marisa Traversi. Musolino hat sich das wohl ebenso gedacht und sie gleich für seinen Film Quintana engagiert.

Wer ist sonst noch mit dabei? Besonders hervorzuheben ist noch Ignazio Spalla alias Pedro Sanchez, der den mexikanischen Sidekick von Django spielt und ihm bei der Suche nach dem Geld unter die Arme greift. Allerdings macht er das nicht, weil er so ein guter Mensch ist, sondern für eine zehn prozentige Beteiligung (Barrica zu Django: "Ich bin Geschäftsmann, natürlich nur da wo Geschäfte zu machen sind, verstehst du. Und abgesehen davon bin ich ein sehr angenehmer und sympathischer Mensch, immer hilfsbereit. Das ist ein Glückstag für dich, dass du mich heute getroffen hast, ohne Übertreibung"). Alfredo Rizzo spielt wieder mal einen Alki und taumelt sich so durch den Film. Franco Pesce hat auch seinen üblichen Part als kauziger Totengräber, der jede Menge Leichen unter die Erde bringen muss, dafür aber keinerlei Entlohnung bekommt, was ihn mächtig stinkig macht. Dino Strano muss hier natürlich auch noch erwähnt werden gehört er doch zu meinen allerliebsten Schurkendarstellern. In dem Film spielt er allerdings nur eine untergeordnete Rolle als Unter-unterschurke von Don Alvarez mit Namen Johnny. Der Bär Amerigo Castrighella, der ebenso wie Strano und Faria häufig im Fidaniuniversum unterwegs war, spielt noch einen von Alvarez Männern mit dem klingenden Namen Barretta.

Mulargia stand bei den Dreharbeiten augenscheinlich nur ein geringes Budget zur Verfügung. Es gelingt ihm aber diese Tatsache relativ gut zu kompensieren und einen ausgezeichneten kleinen Western zu inszenieren. Ein großer Vorteil des Films ist die Konzentrierung auf einige wenige Schauplätze. Ein großer Teil spielt in einem kleinen mexikanischen Dorf, in dem Django und Barrica erstmal Navarro und seine Mannen wegpusten und dann darauf warten bis Gray irgendeinen Fehler macht, damit sie ihm das Geld abknüpfen können. Mulargia bietet uns zwar vergleichsweise wenig Action und Tempo dafür gelingt es ihm aber sehr gut Spannung aufzubauen. Eigentlich wird die meiste Zeit über nur auf irgendetwas oder irgendwen gewartet. Unterstützt wird die Spannung durch die besonders hitzige Atmosphäre, die den Film umgibt. Wir scheinen uns hier im Hochsommer zu befinden und der Schweiß rinnt nur so an den Körpern der Akteure herunter. Die Hitze sorgt wohl auch dafür dass so mancher Fiesling seine Nerven verliert, zumindest auf Navarro trifft das zu, denn der scheint geradezu wahnsinnig zu werden. Ebenso gelungen sind die vielen Duelle und Schießereien, die Duelle zählen sowieso zu den Stärken von Mulargia wie ich finde.

Hervorragend ausgefallen ist die Musik von Felice di Stefano, der vor allem jene Szenen in denen unglaublich viel gewartet wird mit seinem Soundtrack ein wenig zusätzliche Spannung einhaucht. Für die deutsche Synchronisation zeichnet sich wieder einmal Rainer Brandt verantwortlich, der sich im Gegensatz zu anderen Filmen (siehe Django – Ein Sarg voll Blut) ziemlich zurück hält. Nur Django, der von Rainer Brandt höchstpersönlich gesprochen wird, fallen ab und an ein paar blöde Sprüche aus dem Bart, die aber nicht weiter negativ auffallen. Teilweise ist die Synchro aber auch schön knochentrocken. Beispielsweise als Grays Partner Smith seinen Anteil ausbezahlt bekommen und dann schnellst möglich aus der bleiverseuchten Gegend verschwinden möchte schießt ihn Gray über den Haufen und kommentiert das trocken mit: Siehst du, jetzt bist du weg. Sowas gefällt mir ungemein. Die DVD von MCP/MAWA hat zwar akzeptable Bildqualität allerdings hat man da oben und unten einen Balken eingezogen, der häufig die Hüte oder Köpfe der Darsteller ein wenig beschneidet. Denke mal nicht dass es sich hierbei um das richtige Format handelt aber in dem Bereich bin ich leider nun mal überhaupt kein Experte.

Edoardo Mulargias Non aspettare Django, spara ist ein hervorragender kleiner Western und einer meiner Lieblinge aus der zweiten Reihe. Mulargia holt aus der üblichen Rachestory und dem geringen Budget noch einiges raus und schafft es einen spannenden und atmosphärisch dichten Western zu inszenieren, der mit guten Darstellern und einem ausgezeichneten Score punkten kann. Mit einer etwas besser ausgebauten Story hätte der Film aber noch mehr Luft nach oben gehabt. Wer ein Faible für geradlinige Western hat wird mit Django – dein Henker wartet bestens bedient.



Links:
http://www.ofdb.de/film/10238,Django--- ... ker-wartet
http://de.wikipedia.org/wiki/Django_%E2 ... ker_wartet
http://215072.homepagemodules.de/t51702 ... t-ITA.html
http://www.mannbeisstfilm.de/kritik/Edo ... /1617.html
http://www.spaghetti-western.net/index. ... ngo,_spara

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Töte, Ringo, töte (Uno sceriffo tutto d'oro; ITA 1966)
R: Osvaldo Civirani


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"They say that gold will change a man
that yellow stone that glows on the sand
he hasn’t even time for loving
for love for him is gold

A simple man becomes a king
be king a man must have gold
and if there comes a day for dying
he’ll die, he’ll die for gold."
(The Golden Man)

Der eigentlich ehrenwerte Sheriff Jeff Randall überredet seinen Gefangenen Arizona Roy mit ihm einen Goldraub durchzuziehen, wozu der natürlich nicht nein sagen kann. Der riskante Coup gelingt, doch durch unglückliche Umstände gelangt der mexikanische Bandit Vargas mit seinen Männern an das Gold. Nun müssen sie in die Höhle des Löwen, um ihre Beute zurückzuholen. Allerdings weiß Roy nicht woran er an Jeff ist, handelt es sich bei ihm um Sheriff Jeff Randall oder doch um den gnadenlosen Killer Ringo.

Uno sceriffo tutto d'oro (Töte, Ringo, töte) bildete den Auftakt einer kleinen, fünf Filme umfassenden Reihe Western, die Osvaldo Civirani bis Anfang der 70’er inszenierte. Darunter fallen auch zwei Westernkomödien, die er mit den bekannten Duos Ric e Gian (Ric e Gian alla conquista del West) sowie Cicco und Franco (I due figli di Trinità) realisierte. Civirani saß bei seinen Arbeiten nicht nur auf dem begehrten Regiestuhl, sondern war auch für die Kamera und das Drehbuch zuständig und produzierte zudem einige seiner Filme. Der 1966 entstandene Uno sceriffo tutto d'oro ist mein ganz klarer Favorit unter seinen fünf Western, wobei ich Ric e Gian alla conquista del West noch nicht gesehen habe, und auch klar besser als die durchaus ordentlichen Il figlio di Django (Der Sohn des Django) und T'ammazzo! - Raccomandati a Dio (Django – wo steht dein Sarg?).

Die Story des Films ist ein wenig konfus, vor allem weil man bis zum Schluss nicht genau weiß ob Jeff Randall nun ein ehrenwerter Sheriff oder doch der gefürchtete Revolverheld Ringo ist, oder vielleicht eine Mischung aus beiden. Die Geschichte an sich ist aber recht simpel. Jeff bewahrt den zum Tode verurteilten Arizona Roy vorm Galgen und überredet das Schlitzohr mit ihm einen Goldtransport zu überfallen. Der gelingt zwar aber wie das bei Gold so üblich ist zieht es haufenweise finstere Gestalten an, in diesem Fall die hübsche Jane und den Banditen Vargas, die ihnen ihre Beute wieder abluchsen wollen. Das Gold wechselt ein paar Mal den Besitzer kommt am Ende aber wieder zu den richtigen Personen.

"Richter sind Menschen, auch wenn sie nicht so aussehen."

Uno sceriffo tutto d'oro beginnt richtig stark und lässt auf Großes hoffen. Der Film beginnt mit einem sehr schönen, in Blau gefärbten Vorspann, der mit einem von Don Powell gesungenem Lied unterlegt wurde. Dieses nette Liedchen mit dem schönen Titel The Golden Man ist wunderbar melancholisch ausgefallen, glücklicherweise ohne jemals ins schmalzige abzudriften. Danach folgt bereits der beste Part des Films. Tiger, dargestellt von Ivan Scratuglia, hat den Sheriff ermordet und mit seinen Männern die Stadt unter seine Kontrolle gebracht. Zu Tigers Leuten gehört auch der irre Jack, gespielt von Luciano Rossi, der für sich auch die beste Szene im ganzen Film verbuchen kann. Jack lehnt dabei lässig an einem Balken und zielt mit seinem Colt lachend auf herumlaufende Hühner und macht Schussgeräusche. Als dann aber ein alter Kerl auftaucht wird er schlagartig ziemlich verbissen und beginnt sofort auf ihn zu schießen, um daraufhin noch heftiger zu Lachen. Leider werden Scratuglia und Rossi von Sheriff Randall gleich anschließend, in einer gut inszenierten, bleihaltigen Schießerei, weggepustet. Dieses anfänglich gute Niveau kann der Film dann zwar nicht halten bleibt aber trotz alledem überdurchschnittlich.

Jeff Randall wird dargestellt vom Franzosen Jacques Berthier, der neben diesem Western hier darüber hinaus noch in Roberto Mauris Colorado Charlie und Sergio Corbuccis Il bianco il giallo il nero (Stetson - Drei Halunken erster Klasse) mit von der Partie war. Für den etwas älteren Sheriff ist Berthier eine sehr gute Wahl und er macht seine Sache auch wirklich gut. Sein Randall ist eine etwas undurchsichtige Figur, weiß man bis zum Schluss eigentlich nicht wer er wirklich ist und was er in Wahrheit vorhat. Ist er tatsächlich ein Sheriff, nur ein windiger Bandit, ein richtiger Marschall oder doch der gefürchtete Revolvermann Ringo. Kann natürlich auch sein, dass der Ringo nur in der deutschen Fassung auftaucht, vielleicht wegen der kurz zuvor erschienen Ringo-Filme mit Giuliano Gemma. Für den Banditen Arizona Roy entwickelt sich Randall zu einer Art Vaterfigur und Freund. Blondschopf Luigi Giuliani ist ebenfalls eine gute Wahl als charmanter Gauner, der sogar seine hübschen Entführungsopfer zu verführen versteht. Giuliani hat eine tolle, wenn für ihn auch unangenehme, Szene als er, während Vargas eine große Fiesta schmeißt, an ein Wasserrad gebunden wird und sich dort die ganze Zeit überdreht und dabei kräftig Wasser schlucken muss. Anstelle von Giuliani hatte Civirani zuerst Klaus Kinski ins Auge gefasst, der hatte aber verlangt, dass er sich bei seinen Szenen selbst ins rechte Licht rücken darf, was Civirani aber nicht akzeptierte. (1)

Zwischen die Männer stellt sich die fesche Caterina Trentini als durchtriebene Jane, die die drei Männer (wenn man ihren Mann noch dazu nimmt) gegeneinander ausspielt, um selbst an das Gold zu gelangen und damit abzuhauen. Zu ihrem Pech ist Randall aber nicht nur schnell mit dem Colt, sondern hat auch was im Hinterstübchen. Toll ist auch Fortunato Arena als mexikanischer Obergangster Vargas, der auch an das Gold ran will, Randall und Roy allerdings etwas schneller waren. Ansonsten noch mit dabei sind unter anderem Franco Pesce, Nando Angelini und Roberto Messina, den ich allerdings gar nicht entdecken konnte. Amerigo Castrighella blitzt auch mal kurz hervor als er von Jane eins über die Rübe bekommt.

"Contro il sangue e la violenza la sua Colt faceva giustizia al primo colpo." (2)

Optisch ist der Film recht ansprechend geraten, nichts außergewöhnliches aber durchaus ansehbar. Action und Wendungen in der Geschichte gibt es auch genügend, so dass einem niemals langweilig wird. Dem Film sehr gut zu Gesicht stehen auch die sehr gut ausgewählten Schauplätze, die teilweise wirklich etwas hermachen. Dazu zählen unter anderem eine unter einem Stein befindliche Bar, in der sich Roy mit dem Gold versteckt und die wunderbare Felsenlandschaft, die doch stark auf Sardinien als Drehort schließen lässt. Ebenso schön anzusehen war die Hazienda, auf der sich Vargas mit seinen Leuten herumtreibt. Ausgezeichnet gelungen ist dieses Mal die Synchro, die mit jeder Menge toller und bekannter Stimmen aufwarten kann. Man kann an dem Film auch sehen was eine gute Synchronisation ausmacht, der gewinnt (oder hält zumindest die ursprüngliche) so deutlich an Qualität. Allerdings scheint mir als hätte man bei der deutschen Videofassung doch ein wenig herumgeschnipselt, gibt es doch ein paar Handlungssprünge zu verzeichnen ebenso wie einige Szenenübergänge, die mit Sicherheit nicht originalgetreu sind. Meine Fassung geht circa 82 Minuten, Bruckner und die spaghettiwesterndatabase schreiben was von 89 Minuten. Gekürzt ist er aber auf alle Fälle.

Die Musik von Nora Orlandi hat wie bereits erwähnt ein sehr schönes, melancholisch angehauchtes Titellied zu bieten. Aber auch der Rest dudelt angenehm im Hintergrund und haucht dem Film so ein klein wenig Melancholie ein. Teile des Soundtracks erinnern mich ganz stark an Gianni Puccinis erstklassigen Dove si spara di più (Glut der Sonne), bei dem allerdings Gino Peguri für den Soundtrack verantwortlich war. Äußerst originell und witzig ausgefallen sind auch zahlreichen Pseudonyme der beteiligten, so bekommen wir wunderbare Namen geboten wie etwa Bob Messenger, Ares Lucky, Ivan Scratt, Glenn Eastmang oder Hubert Dickinson. Am Drehbuch wirkte auch Enzo Dell'Aquila mit, der später mit ...e venne il tempo di uccidere (Einladung zum Totentanz) selber einen recht guten Genrebeitrag als Regisseur ablieferte.

Osvaldo Civirani schuf mit seinem Westerndebüt Uno sceriffo tutto d'oro einen mehr als ordentlichen Genrebeitrag, der mich äußerst gut unterhalten hat und mit Sicherheit zu Unrecht dermaßen in Vergessenheit geraten ist. Der Film bietet eigentlich alles was man von einem Western dieser Art erwartet: gute Darsteller, schöne Drehorte, einen netten Soundtrack, eine einigermaßen interessante Geschichte sowie genügend Action und Wendungen. Obendrauf gibt’s auch noch eine tolle deutsche Synchronisation. Wer gute Westernunterhaltung sucht sollte sich Töte, Ringo, töte auf keinen Fall entgehen lassen.


(1) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S.452
(2) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S.452

Links:
http://www.spaghetti-western.net/index. ... 27oro,_Uno
http://www.imdb.com/title/tt0202572/
http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6te, ... _t%C3%B6te

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Quel maledetto giorno d'inverno... Django e Sartana all'ultimo sangue (ITA 1970)
Demofilo Fidani


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Jack Ronson kommt nach Black City um den schon seit längerem nicht mehr besetzten Sheriffposten zu übernehmen. In dem dreckigen kleinen Nest weht ihm ein harter Wind entgegen, denn der schießwütige Bud Wheeler hat dort eine schauerliche Schreckensherrschaft aufgebaut. Jack steht nun vor der Aufgabe dem brutalen Treiben von Bud und seiner Bande ein Ende zu bereiten. Dabei steht ihm ein unbekannter Fremder zur Seite dessen Motive zunächst im Unklaren bleiben.

Anfang der 70’er fabrizierte Trashregisseur Demofilo Fidani eine Art Trilogie Rund um die berühmten Figuren von Django und Sartana. Quel maledetto giorno d'inverno... Django e Sartana all'ultimo bildete den Auftakt an den im selben Jahr noch Arrivano Django e Sartana... è la fine (Django und Sartana kommen) und Inginocchiati straniero... I cadaveri non fanno ombra! (Tote werden keine Schatten) drangehängt wurden. Zwei Jahre später folgte dann noch ein Zusammenschnitt aus den drei genannten Filmen, wie auch noch anderen Fidanis, mit dem Titel Giù le mani... Carogna! (Halleluja pfeift das Lied vom Sterben), der auf haarsträubende aber recht amüsante Weise die abenteuerliche Lebensgeschichte von Revolverheld Django erzählt.

In dem 1970 inszenierten Quel maledetto giorno d'inverno... Django e Sartana all'ultimo sangue legen sich nun Django und Sartana mit dem überaus fiesen und brutalen Bud Wheeler und dessen besten Kumpel Paco Sanchez an. Zuerst muss mal erwähnt werden, dass in dem Film die Figur des Sartana gar nicht auftaucht. Fabio Testis spielt nämlich einen Sheriff namens Jack Ronson, der auch nicht Sartana genannt wird. Jack Ronson ist ein nicht gerade fähiger Sheriff, ist er doch ein wenig tollpatschig und lässt er sich doch ziemlich leicht hinters Licht führen. Nicht nur einmal muss ihm der eiskalte Killer Django aus der Klemme helfen. Wheeler hat auf alle Fälle seinen Spaß mit dem armen Sheriff. Bei der Schlussballerei darf er dann aber doch noch zeigen was er so alles auf den Kasten hat. Welche Motive Django dazu bewegen sich in die ganze Sache einzumischen ist nicht ganz klar. Geht es um Rache oder nur um das viele Kopfgeld? Man weiß es nicht, erfährt es aber irgendwann, man muss aber aufpassen. Zumindest haben Jack und Django dasselbe Ziel: Den sadistischen und brutalen Killer Bud Wheeler und dessen Busenkumpel Paco Sanchez ins Jenseits zu befördern.

Sheriff Jack Ronson wird dargestellt von Fabio Testi, der zwei Jahre zuvor in Ed ora... raccomanda l'anima a Dio! in einem Fidani Western zum ersten Mal überhaupt eine Hauptrolle übernommen hat. Auch sein erster Auftritt auf der großen Leinwand in Straniero… fatte il segno della croce! (Bekreuzige dich, Fremder) war in einem Film von Fidani. Der Mann hat dem guten Fido also einiges zu verdanken. Hier kann er nicht wirklich überzeugen, wirkt er doch ziemlich steif und kommt zudem auch noch ohne jegliches Charisma daher. Da hat er sich in späteren Filmen durchaus noch gesteigert, obwohl jetzt mit Sicherheit nie ein großer Schauspieler aus ihm geworden ist. Aber manchmal reicht es auch schon wenn man gut aussieht. Hunt Powers als Django trägt zwar einen tollen Mantel bleibt aber wie Testi ebenfalls ordentlich blass. Da machen die Gauner schon weitaus mehr Spaß. Oberfiesling ist dieses Mal Dino Strano alias Bud Wheeler der mit seiner Bande von Schakalen die ganze Gegend tyrannisiert. Sein Partner und bester Kumpel ist Paco Sanchez, der von Benito Pacifico verkörpert wird. Strano und Pacifico verbreiten weit mehr Charisma als die beiden Hauptdarsteller aber vielleicht waren sie ja auch einfach motivierter. Die fiesen Gangster zu spielen war hier mit Sicherheit die bessere Wahl, denn Django und Jack sitzen oder stehen meist nur irgendwo in der Gegend rum und schauen blöd, während die beiden Bösewichter richtig die Sau rauslassen dürfen. Da hagelts jede Menge Leichen wenn Bud und Paco irgendwo auftauchen. Der arme Powers steht manchmal so hilflos da bei seinen Auftritten, da weiß er gar nicht was er machen soll. Da kann er einem fast leidtun.

Inszeniert hat Demofilo Fidani seinen vierten Western überraschend gut und so kann der Streifen mit einigen sehr gelungenen Szenen aufwarten. Beispielsweise ist der Raubüberfall von Wheelers Bande auf eine Bank recht spannend in Szene gesetzt. Sehr stark sind auch wieder die Duelle, die eine der wenigen wirklichen Stärken von Fidani darstellen, neben den Schlägereien würd ich sagen. Außerdem hat er sich hier zwei nette Spielchen einfallen lassen. Dabei gibt es ein Armdrücken, bei dem dem Verlierer ziemlich heiß wird. Im zweiten Spiel kämpfen Sanchez und Paco der Riese, gespielt von Pietro Torrisi, gegeneinander wobei sie als Erschwernis am Handgelenk miteinander verbunden sind. Unter anderem erzählt Attilio Dottesio als Willie Sheriff Ronson in einer langen Rückblende warum Wheeler ein so fieser Sack ist, dabei kommt auch der erwähnte Banküberfall drinn vor. Es gibt zwar auch sonst noch einige gelungene Einstellungen aber leider ist die Story wie so oft bei Fidani wenig aufregend erzählt. Deshalb gibt’s diesmal von meiner Seite nicht allzu viel zu berichten. Trotzdem weiß der Film bis zum Schluss einigermaßen zu Fesseln und es wird einem überraschenderweise niemals langweilig. Vielleicht liegt das auch nur daran, dass man hofft dass es irgendwann nochmal richtig knallt, darauf wartet man aber vergebens, weil der Film eigentlich nur so vor sich hin plätschert. Viele Szenen dieses Films wurden zwei Jahre später in dem bereits erwähnten Giù le mani… Carogne! noch einmal verwurstet.

Quel maledetto giorno d'inverno... Django e Sartana all'ultimo sangue von Demofilo Fidani ist ein durchaus solider Mittelklassewestern, der durch ein paar fidanitypische Unzulänglichkeiten Sympathiepunkte sammeln kann. Der Film gehört mit Sicherheit zu den besseren und weniger trashigeren Werken des Regisseurs, ist aber leider weit nicht so unterhaltsam wie manch anderer seiner Trashfilme. Trotzdem ist mir während des Betrachtens niemals langweilig geworden was bei einem Fidani-Film eher selten vorkommt. Wer sich mal einen kurzweiligen Westernabend machen will ist hier auf jeden Fall richtig.


Links:
http://it.wikipedia.org/wiki/Quel_maled ... imo_sangue
http://www.ofdb.de/film/162638,Quel-mal ... o-e-Sartan
http://www.spaghetti-western.net/index. ... all'ultimo
http://mondo-esoterica.net/Django%20mee ... rtana.html

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Drei Nonnen auf dem Weg zur Hölle (Più forte sorelle, ITA 1973)
R: Mario Bianchi



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"Was Renzo Girolami hier serviert, ist das unkomischste, was man jemals im Gewand einer Westernkomödie gesehen hat" (Christian Kessler).


Also ich für meinen Teil hab schon weitaus unkomischeres gesehen als den hier und wer seine Ansprüche nicht all zu hoch ansetzt kann sich hier durchaus amüsieren. Più forte sorelle ist, sowie es aussieht, der einzige Film den Renzo Girolami, aus der berühmten Girolami Familie, je als hauptverantwortlicher Regisseur gedreht hat. Es gibt allerdings auch Quellen (u.a. imdb), die Mario Bianchi den Film zuschreiben, allerdings geben die glaubwürdigeren Quellen Girolami an (ofdb, spaghettiwestern database, Kessler). Auch das Pseudonym Renzo Spaziani, obwohl in der deutschen Fassung Frank Bronston Regie geführt hat, weist wohl eher auf Girolami hin als auf Bianchi. Naja, ist ja auch egal, Hauptsache der Film macht Spaß.

Die Story des Films ist denkbar simpel. Ein Kopfgeldjäger namens Amen wird von drei Nonnen angeheuert um gestohlenes Geld, das für den Bau einer Kirche verwendet werden soll, zurückzuholen. Gestohlen haben das Geld die Leute des stadtbekannten Banditen Katapult. Seine eigene Frömmigkeit hat Amen aber nicht davon überzeugt den Auftrag anzunehmen, dafür aber die hübsche Schwester Angela ("Für die Kirchschleicher und Frömmler bestimmt nicht, wenn dann nur für sie"). Der redselige Kopfgeldjäger Amen hat mit seiner Kundschaft immer so seine Probleme, den die sind nicht besonders scharf darauf sich mit ihm zu unterhalten und machen stattdessen lieber den Schritt ins Jenseits ("Ach, das sind alles Selbstmörder. Warum kann man mit diesen Burschen nie ein Gespräch führen. Die ganze Konversation ist immer nur mein Amen"). Gespielt wird Amen von Lincoln Tate, der in den 70’ern des Öfteren mal im italienischen Genrekino vorbeigeschaut hat und das zumeist im Western. Sein bekanntester und mit Sicherheit auch bester Film ist die Revolutionskomödie Il West ti va stretto, amico... è arrivato Alleluja (Beichtet Freunde, Halleluja kommt) von Giuliano Carnimeo, in dem er einen Schotten im Schottenrock spielt und sich mit Halleluja um eine heilige Statue matcht .

Die drei Nonnen, von denen eine ein ziemlich heißer Feger ist, sind unterwegs in die Stadt um dort eine Kirche zu bauen. Chauffiert werden sie von dem netten alten Saufkopf Timothy, dessen bester Freund mit Sicherheit Whisky heißt. Timothy wird dargestellt von Luigi Bonos, der beispielsweise auch den Barkeeper in ...continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja) spielt, der von Bambi ständig dazu gezwungen wird die Sperrstunde um eine Stunde zurückzuverlegen, weil der noch auf Trinità warten muss. Recht nett ausgefallen ist der Spruch einer Nonne beim Überfall. (Wir haben keinen Cent. Die Kirche gibt nichts, sie nimmt nur). Da eine der Nonnen elendige Zahnschmerzen plagen müssen sie einen Zahnarzt aufsuchen und geraten dabei an den grenzdebilen Denti, der so ziemlich alles behandelt, vor allem aber Pferde. Zudem ist er momentan auch noch ordentlich damit beschäftigt Särge zu basteln, da ihm Amen ständig neue Kunden beschert. Ob die Zahnbehandlung da gelingt? Tja…

Der böse mexikanische Bube Katapult, der so heißt weil er seine Feinde mit einem Katapult aus seiner Festung katapultiert, ist wohl ein einstiger Mitstreiter von Porfirio Díaz oder ähnlichem Gesocks, zumindest hält er viel auf seine Uniform ("Sie hat die Uniform beleidigt, der Stolz der mexikanischen Armee. Wirft sie in Ketten, sie hat keinen Respekt vor der Uniform. Fort mit dieser Anarchistenbagage"). Katapults rechte Hand ist Gilberto Galimberti, alias Geiergesicht (O-Ton Amen), der unter seinen Leuten der Einäugige unter den Blinden zu sein scheint. Als Amen sich in Katapults Bande einschleicht, macht der ihm gleich seine Stellung streitig, was Geiergesicht natürlich nicht auf sich sitzen lässt und Amen möglichst schnell wieder los werden will ("So einen Typen wie dir reiß ich von unten bis oben den Arsch auf, schreib‘s dir hinter die Löffel"). Katapult ist sich der vollkommenen Blödheit seiner Bande durchaus bewusst, seiner allerdings nicht ("Ich bin nur von Deppen umgeben. Ich bin der einzige Lichtblick hier"). Für Frauen hat er auch nur einen Nutzen vorgesehen ("Entweder wir machen jetzt das Spielchen Beinchen spreiz dich oder ich kill dich").

Am Ende versetzt Amen den Alkohol von Katapults Leuten mit Abführmittel, die sich danach alle so ziemlich in die Hosen scheißen und dabei herumrennen wie Hühner, denen man gerade den Kopf abgeschlagen hat ("Oh Mann, so viel Kacke und nur ein Scheißhaus"). Die Schlusskeilerei in Katapults Unterschlupf ist etwas zu lang geraten und wird deshalb etwas ermüdend aber dafür gibt’s dann als Entschädigung ein schönes Feuerwerk zu bestaunen. Als Amen Katapult das Geld wieder abgeluchst hat gibt er es allerdings nicht mehr den Schwestern zurück sondern behält es für sich, warum?, darüber wird man ganz zum Schluss aufgeklärt. Dann gibt’s da noch einen verzweifelten, und auch ziemlich faulen, Sheriff, der keine Kohle mehr hat um den fleißigen Amen für seine Arbeit zu bezahlen und ihm am Ende rät seine Tätigkeit doch bitte in eine andere Gegend zu verlegen ("Ich möchte sie bitten in Zukunft keine Banditen mehr für uns zu jagen. Ja weil, ähm, die Mittel in unserer Gemeinde restlos erschöpft sind. Sie haben ein Loch in die Gemeindekasse geschossen. Sie haben zu viele Banditen umgebracht, ja, ja.") Tja, und wo ist Katapult geblieben? Der endet dort wo er hingehört, nämlich in der Scheiße seiner Leute.

Girolamis Inszenierung ist jetzt nicht wirklich besonders aufregend oder gar innovativ ausgefallen und er verzichtet zudem fast gänzlich auf sämtliche genreüblichen Spielereien. Für eine Komödie gibt es auch relativ viele Brutalitäten. Zum Beispiel sprengt Amen ein paar Banditen mit Dynamit in die Luft. Der nette Soundtrack trällert fröhlich im Hintergrund vor sich hin ohne besonders aufzufallen. Ganz nett ist noch das Titellied Catapult, gesungen von den sogenannten Eldorado Stones, das den bösen Schurken Katapult besingt. Die Synchro ist nicht wirklich gut hat aber zumindest ein paar ganz witzige Sprüche auf Lager.

Più forte sorelle ist jetzt natürlich keine besonders intelligente Komödie, aber wer hier nichts erwartet wird zumindest ein wenig positiv überrascht. So schlecht wie er meist dargestellt wird ist er nun wahrlich nicht. Wer Carnimeos schräge Westernkomödien a lá Halleluja mag wird sich auch hier einigermaßen amüsieren können.

nerofranco
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Beitrag von nerofranco »

Colorado- Zwei Halunken im Goldrausch (Amico mio, frega tu... che frego io!, ITA 1973)
R: Demofilo Fidani


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Amico_mio1.jpg (37.07 KiB) 733 mal betrachtet


Die beiden Herumtreiber Jonas und Mark bekommen von einem alten Sack namens Tripper die Information, dass sich irgendwo in den Bergen Gold befinden soll. Daraufhin machen sie sich auf den Weg, um die Goldmine auszubeuten. Sie haben allerdings nicht mit dem gefinkelten Banditen Miller gerechnet, der sich einen besonders ausgeklügelten Plan austüftelt, um an das Gold zu kommen.

Hier handelt sich nun tatsächlich um eine Westernkomödie vom Trashmeister Demofilo Fidani, als ob seine anderen Trashfilmchen nicht schon witzig genug wären. Amico mio, frega tu… che frego io! ist nun alles andere als ein guter Film, aber man glaubt es kaum, ist er nun doch einigermaßen unterhaltsam.

Die beiden Hauptcharaktere sind der Pseudopriester Jonas Dickenson und der Herumtreiber Mark Taylor. Ein dicker, großer, starker und nicht ganz so heller Bär und ein charmanter gewitzter Kerl. Na, woher kennen wir denn so ein Westernpärchen? Jonas wird dargestellt von Ettore Manni, der von großen Klassikern bis hin zum Trash so ziemlich überall mitgespielt hat. Manni muss wohl ein alter Spezi von Fidani gewesen sein, hat er doch in nicht weniger als acht seiner Filme mitgespielt. Mannis Partner spielt der weniger bekannte Spanier Andrés Resino, der den Part des feschen und gewitzten Frauenschwarms übernimmt. Und wer die Filme von Spencer und Hill kennt, kann sich ungefähr vorstellen welche Zutaten Fidani hier verwurstet hat. Es gibt jede Menge Schlägereien, Fressorgien, blöde Sprüche und Kartentricks. Leider ist das Ganze natürlich auf einem weitaus niedrigeren Niveau angesiedelt als wie bei Enzo Barboni.

Der härteste Konkurrent der beiden Kumpels ist der äußerst miese Verbrecher Miller, der das ganze Gold für sich haben will. Die Szenen, in der seine Leute den Goldgräbern ihr für harte Arbeit erworbenes Gold abknöpfen ist recht witzig geraten. Von der staatlichen Autorität hält er auch nicht viel und übernimmt kurzerhand mal das Sagen in der Stadt (Miller: "Jetzt bin ich das Gesetz in der Stadt. Also benehmt euch, sonst bekommt ihr keine Rente." - Sheriff: "Es ist gemein mit Rentenentzug zu drohen, ich protestiere. Das ist Meuterei Mister Miller"). Millers rechte Hand ist der Riese Amerigo Castrighella, der einer von Fidanis Stammpersonal war und in den meisten seiner Filme dieselben Klamotten übergestreift hat. Castrighella hätte man ruhig öfter in anderen Filmen in Szene setzen können, denn er hat eine wirklich herausragende Verbrechervisage. Immerhin war er kurz, als Zuschauer bei einer Hinrichtung, in Sergio Leones Klassiker Il buono, il brutto, il cattivo zu sehen. In diesem nicht ganz so großen Klassiker bekommt er einen Sheriffstern verpasst, als Miller die Macht im Städtchen übernimmt.

Simonetta Vitelli beweist jede Menge Sitzfleisch, denn viel mehr als irgendwo im Saloon herumsitzen macht sie eigentlich nicht. Als Amüsiermädchen Pearl sieht sie aber zumindest wieder ganz nett aus, was auch Miller nicht verborgen bleibt ("Nicht schlecht Pearl. Diese Beine werden dich noch weit bringen, wenn tust was ich sage"). Wer Sleepy Warren ist weiß ich nicht, klingt aber stark nach Pseudonym. Dann gibt’s da noch ein Kartenass, dass Miller jede Menge Tricks vorführt, natürlich nur damit der später den Goldgräbern ihr Gold beim Pokern aus den Taschen ziehen kann. Aber es gibt immer einen, der besser spielt. Federico Boido hat auch noch einen Kurzauftritt als etwas degenerierter Kerl, der mit seinem imaginären Freund Bob Karten spielt und letztendlich vom bulligen Jonas eins auf die Rüber kriegt. Benito Pacifico ist als Mitglied von Millers Bande auch noch mit von der Partie.

Dass die Produktion natürlich nicht gerade leonemäßiges Budget hat, dürfte wohl nicht allzu sehr verwundern. Die meiste Zeit über befindet man sich in irgendeiner Kiesgrube oder in einem heruntergekommenen Städtchen, das wohl zu Mitchells Cave Studios gehören wird. Die Kameraarbeit ist leider nicht so trashig wie üblich, was heißt, dass die Kamera nicht so schön in der Gegend herumwirbelt und sich um Personen kreist als sonst. Das liegt wohl daran, dass diesmal nicht Franco Villa an der Kamera war, wie häufig bei Fidani, sondern Claudio Morabito. Immerhin gibt es wieder das schöne Ringelspielchen, bei dem der in der Mitte schön eins auf die Mütze bekommt. Auch sonst gibt es noch ein paar nette Einfälle, wie beispielsweise ein chinesisches Fahrrad, das sich Mark zu eigen macht. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit dem berühmten Kniechen-Näschen-Öhrchen-Spiel, dass man bereits aus Laurel und Hardys 1933 erschienen The Devil's Brother (Hände hoch- oder nicht) kennt, in dem die beiden Fra Diavolo das Leben schwer machen. Diesmal soll das Spielchen den schier unbändigen Hunger vertreiben, was nicht unwesentlich ist, da Jonas seinen Kumpel vor lauter Hunger mit einem Truthahn zu verwechseln beginnt.

Das Drehbuch schrieb Fidani zusammen mit seiner Angetrauten Mila Vitelli Valenza. An der Kamera ist diesmal, wie bereits erwähnt, leider nicht Franco Villa, sondern ein gewisser Claudio Morabito, der aber mit Villa zusammen an so manchem starken Film beteiligt war (zb. Milano Calibro 9). Der Soundtrack von Lallo Gori ist recht nett und spritzig geraten und trägt so zur angenehmen Atmosphäre bei.

Im Endeffekt ist Amico mio, frega tu... che frego io! ein recht netter, anspruchsloser Spaß, der einige größer budgetierte Komödienproduktionen, zwar nicht locker, aber immerhin, in die Tasche steckt. Wer einen nicht allzu großen Anspruch an den Film stellt, und das wird bei Demofilo Fidani wohl kaum jemand, der wird hier angenehm unterhalten.

nerofranco
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Beitrag von nerofranco »

…e lo chiamarono Spirito Santo (ITA 1971)
R: Roberto Mauri


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Bei einem Gefangenentransport wird der Häftling Spirito Santo von zwei unbekannten Männern befreit. Die Männer gehören zum Großgrundbesitzer Foster, der Spirito Santos Hilfe benötigt, um einen Überfall auf einen Goldtransport durchführen zu können. Nicht nur, dass der Raubüberfall schiefgeht, hat Spirito Santo auch noch einen Sheriff am Hals, der ihn unbedingt vor Gericht bringen will, da er ihn beschuldigt, seine Schwestern umgebracht zu haben.

Roberto Mauri ist einer der ganz speziellen Spezialisten, die das italienische Genrekino hervorgebracht hat. Immer mit der Aura eines Trashregisseures umgeben hat er es doch geschafft ab und an mal einen richtig guten Film auf Zelluloid zu bannen. Im Westernbereich hat Mauri neben einigen durchschnittlichen und schwachen Streifen auch zwei sehr gute und unterhaltsame Werke zustande gebracht. Der erste war der 1968 erschienene La vendetta è il mio perdono (Django – sein letzter Gruß), der eine beinharte Rachegeschichte staubtrocken und ohne Rücksicht auf Verluste erzählt. Der Film liefert ausgezeichneten Stoff und gehört für mich sogar zu den stärksten Vertretern aus der zweiten Reihe. Beim zweiten Film handelt es sich um den drei Jahre später entstandenen …e lo chiamarono Spirito Santo, der gemeinhin als sein bester Western gilt. Auch wenn ich La vendetta è il mio perdono noch etwas unterhaltsamer und besser finde, kann sich der Spirito Santo Film absolut sehen lassen. Ersterer hat mehr Action und ein flotteres Tempo zu bieten, letzterer ein besseres Drehbuch, ausgereiftere Charakter und ein ungewöhnliches Finale.

Robert Mauris …e lo chiamarono Spirito Santo bildet den Auftakt einer Trilogie, der noch die beiden Filme Spirito Santo e le cinque magnifiche canaglie und Bada alla tua pelle, spirito santo! angehören und denen ebenfalls noch keine deutschsprachige Veröffentlichung zuteilwurde. Leider habe ich diese beiden Western noch nicht gesehen, was aber wohl nicht allzu viel ausmacht, denn was man so hört und sieht, bewegen die sich eher am unteren Rand des Genres. Im Gegensatz zum ersten Spirito Santo, der jetzt zwar keinen kleinen Klassiker darstellt, aber auf alle Fälle äußerst interessant ist und exzellente Unterhaltung bietet. Den 1974 erschienene Corte marziale hat Mauri wohl ausschließlich aus den drei Spirito Santo Filmen zusammengeschustert. Aber kommen wir nun zum Film.

Jack Fulton, der von jedem nur Spirito Santo genannt wird, wurde zu einigen Jahren Zuchthaus verurteilt und die muss er nun in einem Arbeiterlager abarbeiten. Von dort wird er aber gleich zu Beginn des Films von einem Sheriff abgeholt, weil er in einem Prozess eine wichtige Aussage machen soll. Spirito Santo wird vorgeworfen eine Indianerin ermordet zu haben, bei der es sich ausgerechnet um die Schwester des Sheriffs handelt, der ihn zu dem Gerichtstermin geleiten soll. Während des Transportes wird er aber von einigen Männern befreit, die für den Großgrundbesitzer Foster arbeiten. Da man von der Landwirtschaft alleine nicht reich und mächtig werden kann, bereitet Foster gerade einen Raubüberfall auf einen Goldtransport vor, der von Soldaten begleitet wird. Gemeinsam mit dem unberechenbaren Priester Steve und einigen Männern von Foster überfällt Spirito Santo den Goldtransport. Bedauerlicherweise geht dabei einiges schief und Spirito Santo hat Foster nun gegen sich. Als ob das nicht reichen würde, ist auch noch der unnachgiebige Sheriff hinter ihm her, der ihn unbedingt für den Mord an seiner Schwester zur Rechenschaft ziehen will.

Dargestellt wird Spirito Santo von Vassili Karis, der hier eine weitaus bessere Figur macht als in so manch anderem Western. Karis hat häufiger in Filmen von Roberto Mauri mitgespielt. In Seminò la morte… lo chiamavano Castigo di Dio spielt er beispielsweise den schmierigen Oberfiesling Scott, der Sheriff Durango, alias Brett Harris, ans Leder möchte. Der Sheriff, der Spirito Santo jagt wie ein wildes Tier, ist tatsächlich ein Indianer. Das dürfte wohl der einzige Indianersheriff der Italowesterngeschichte sein, wenn man mal von Navajo Joe absieht, der sich ja selbst zum Sheriff gemacht hat. Recht am Anfang wird in Rückblenden gezeigt wie Spirito Santo die Schwester des Indianers, da noch in traditioneller Kluft, ermordet. Was, und wie es, genau passiert wird allerdings nur angedeutet. Gespielt wird der Indianersheriff vom großartigen Mimmo Palmara, der eigentlich jedem ein Begriff sein dürfte. Interessant dabei ist, dass der Indianer wohl nur Sheriff geworden ist, um den Mörder seiner Schwester legal jagen zu können. Hunt Powers spielt den Großgrundbesitzer Foster, der Spirito Santo für seine Zwecke missbraucht. Zu seinem Missfallen verliebt sich der Revolvermann auch noch in seine hübsche Tochter Consuela, was in späterer Folge noch für tragische Momente sorgen wird. Powers trägt hier einen unglaublichen Bart, mit dem er aussieht wie Kaiser Franz Joseph I.

Die beste Rolle hat aber diesmal José Torres ergattert, der einen etwas verrückten und absolut unberechenbaren Priester spielt, der beim Raubüberfall ebenso mit von der Partie ist. Allerdings spielt er dabei nicht mit offenen Karten, aber das machen sowieso die wenigsten. Seine Spezialität ist das Maschinengewehr und von Nächstenliebe spricht er wohl nur in seinen Predigten. Als sie während des Überfalls die überwältigten Soldaten in der Poststation festhalten, faselt Steve was von: das 5. Gebot heißt: "Man soll nicht töten… aber andererseits kann ich auch keine Zeugen gebrauchen", und schon ratat das Maschinengewehr. Wenn der irre Steve hinter dem Maschinengewehr sitzt, dreht er vollkommen ab, einfach herrlich dieses Lachen. So einen Priester wünscht man sich, oder nicht? Äußerst witzig ist jene Szene, in der Steve zuerst ehrfurchtsvoll vor dem Kreuz betet und dabei die Füße von Jesus küsst und gleich im Anschluss sein Maschinengewehr aus dem Schrank nebenan holt und ihm dabei fast einer abgeht. Was ein Psychoanalytiker wohl dazu sagen würde. Wahrscheinlich hat ja Papst Benedikt auch sowas im Schrank, mit dessen Hilfe er die ganzen bösen Sünder bestraft, dem würd ich es nämlich zutrauen.

Dass …e lo chiamarono Spirito Santo einen äußerst billigen Look hat, wird bei einem Roberto Mauri Western wohl kaum jemanden überraschen, was aber den Sehgenuss nicht sonderlich stört. Manche Filme schaffen es dadurch eine dreckige und menschenfeindliche Atmosphäre zu erzeugen. Inszeniert hat Mauri den Film allerdings recht ordentlich und nüchtern und er verzichtet dabei auch auf trashige Einlagen. Die Geschichte ist ebenfalls recht anständig und hat einige nette Ideen zu bieten, wie etwa den Indianersheriff oder den verrückten Priester. Die drei Protagonisten sind überhaupt viel interessanter und besser ausgearbeitet, wie es im ersten Moment scheint. Ebenso entwickeln sich die Beziehungen zwischen Spirito Santo und den anderen beiden Protagonisten in eine spannende Richtung, vor allem jene zwischen Spirito Santo und dem Indianersheriff. Auch wenn der Film immer wieder einmal ein paar Längen aufzuweisen hat, so kann er doch über die gesamte Spielzeit hindurch unterhalten und man wird letztendlich auch noch mit einem Finale der Sonderklasse belohnt. Der Anfang allein kann sich schon mal sehen lassen. Während in der Kirche gerade die Messe gehalten wird und die Glocken bimmeln, bekommt eine junge Frau ihre Wehen. Sie läuft nach Hause und bekommt dort einen kleinen Jungen. Als während der Geburt eine weiße Taube auf das Fensterbrett fliegt, sind das genug der göttlichen Botschaften und der Junge bekommt den heiligen Namen Spirito Santo verpasst.

Nach einem sehr schönem, in rot gehaltenem Vorspann verlagert sich das Geschehen in einen Steinbruch, in dem Gefangene für ihre Schuld büßen müssen, und zwar brutal büßen müssen. Für was Spirito Santo genau verurteilt wurde, kommt nicht zur Sprache, aber wahrscheinlich ist er ein Experte für Goldraub, wie man in späterer Folge noch in Erfahrung bringen kann. Die Gefangenen müssen unter unmenschlichen Bedingungen, bei sengender Hitze bis zur vollkommenen Erschöpfung schuften. Als Spirito Santo seinem Namen alle Ehre machen will und einem Mitgefangenen hilft, der aus Erschöpfung zusammengebrochen ist, bestrafen ihn die sadistischen Wärter gleich mal mit einem kräftigen Sonnenbad. Neben diesem starken Auftakt hat der Film immer wieder ähnlich starke Szenen zu bieten, die den Film ganz klar aus der Masse herausheben. Die ganzen vielen Reitszenen um die Zeit zu füllen sind etwas nervig, die hätte Mauri ruhig weglassen können, dann wäre der Film immer noch lange genug gewesen und wahrscheinlich sogar etwas kompakter.

Den sehr guten und außergewöhnlichen, wenn manchmal auch etwas eintönigen, Score steuerte Carlo Savina bei, der so manchen Western mit seinen Klängen unterlegte, mit E Dio disse a Caino (Satan der Rache) und Joko invoca Dio... e muori (Fünf blutige Stricke) unter anderem zwei Filme von Antonio Margheritti. Der Sound klingt teilweise typisch 70’er Jahre Western typisch, mit einigen Jazz- und Rockeinflüssen, aber auch das Orgelstück weiß zu überzeugen. Bedauerlicherweise gibt es von dem Film keine deutsche Auswertung, dafür ist die italienische Fassung aber leicht verständlich, da sich die Dialoge nicht gerade auf Damiani Niveau bewegen. Das soll aber nicht heißen, dass es hier keine guten Dialoge gibt, aber so richtige Plappermäuler hat Mauri hier ausgespart. Ein weiteres Problem ist, wie so häufig bei schlechteren Fassungen, dass man bei Nachtszenen fast nichts erkennen kann.

Roberto Mauris …e lo chiamarono Spirito Santo ist ein äußerst unterhaltsamer kleiner Western, der mit einigen guten Szenen und einem außergewöhnlichen und gleichzeitig tragischem Finale aufwarten kann. Wer hier weiß, worauf er sich einlässt und keinen Leone oder Corbucci erwartet, wird mit ziemlicher Sicherheit gut unterhalten. Außerdem gewinnt Spirito Santo bei mehrfacher Betrachtung zunehmend an Qualität, was man auch nicht von jedem Film behaupten kann. Ich für meinen Teil hab mich ausgezeichnet amüsiert und werde mich nun auf die schwierige Suche machen nach den beiden Fortsetzungen und damit wohl in die Niederungen des Genres vordringen, allerdings war ich da schon des Öfteren.

Quellen:
(1) https://www.spaghetti-western.net/index ... rito_Santo

nerofranco
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Ed ora... raccomanda l'anima a Dio! (ITA, IRA 1968)
R: Demofilo Fidani


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Drei, sich bis dato sich völlig unbekannte Männer, befinden sich mit derselben Postkutsche auf den Weg nach Denwer (nein, es handelt sich um keinen Schreibfehler). Alle drei haben dort eine Rechnung zu begleichen und um den ganzen Zirkus etwas zu vereinfachen, machen sie gemeinsame Sache.

Nachdem Demofilo Fidani 1968 mit Straniero... fatti il segno della croce! (Bekreuzige dich, Fremder) sein Regiedebüt feierte, lieferte er ein Jahr später mit seinem zweiten Streich, Ed ora... raccomanda l'anima a Dio!, wiederum einen recht unterhaltsamen Beitrag zum Genre ab. Der Film stellt auch eine Kuriosität dar, da es sich um eine italienisch-iranische Koproduktion handelt. Ich denke mal, dass das nicht allzu häufig der Fall war.

Die drei Männer, die nach Denwer fahren, um dort einen unerbittlichen Rachefeldzug zu starten, sind Fabio Testi, Jeff Cameron und Mohamad Ali Fardin. Testi spielt einen verbitterten jungen Mann, der den Tod seines Vaters und seines Großvaters rächen will. Für Testi war dies seine erste richtige Hauptrolle, davor war er überwiegend in kleineren Nebenrollen zu sehen. Ihm zur Seite steht der Goldsucher Stanley, der die Leute sucht, die ihm vor einiger Zeit einen ganzen Haufen Gold gestohlen und zudem versucht haben ihn umzubringen. Für den Iraner Mohamed Ali Fardin war dies der einzige Ausflug nach Italien und wie es ausschaut überhaupt der einzige Film außerhalb des Iran. Fardin war wohl ein äußerst populärer Darsteller und Regisseur in seinem Heimatland, der wie so viele Künstler ein Opfer der islamischen Revolution 1979 war. Außerdem war er ein hervorragender Sportler und wurde so 1954 Vizeweltmeister im Ringen. Den dritten großen Rächer mimt Jeff Cameron, der den mysteriösen Fremden Sanders zur Schau gibt. Sanders Grund und Motivation, weswegen er den Steve und Stanley hilft, bleibt komplett im Dunklen und wird auch nie geklärt. Vielleicht hat es aber Fidani auch einfach nur vergessen, ist ja nicht ganz so unwahrscheinlich. Cameron macht hier eine recht gute Figur und kommt auch wesentlich sympathischer rüber als in so manchen späteren Western, in denen er die Hauptrolle verpasst bekommen hat.

Auf der dunklen Seite der Macht tummeln sich so einige bekannte Gesichter. Der Hauptgrund, weswegen die drei oben genannten Rächer diesen Zirkus veranstalten, nennt sich Jonathan Clay. Diesen eiskalten und vollkommen frei von jeglicher Moral handelnden Oberboss markiert Ettore Manni, dessen Auftritte sich aber leider sehr in Grenzen halten. Clays rechte Hand Johnson spielt Calisto Calisti, der in Straniero... fatti il segno della croce! noch den Chefschurken Carson mimen durfte. Der Bulle Amerigo Castrighelle hat hier mal eine etwas größere Rolle ergattert. Er spielt den designierten Bürgermeister von Denwer City, J. H. Corbett, der seine Karriere aber sicher nicht nur mit fairen Mitteln gemacht hat. Corbett scheint außerdem nur ein Laufbursche von Jonathan Clay zu sein, der ihm sagt, was er zu tun und zu lassen hat. Unter Clays Männern befinden sich unter anderem noch Paolo Figlia und Benito Pacifico. Cristina Penz darf als Amüsiermädchen Susanne im Saloon noch ein nettes Liedchen trällern. Recht witzig ist noch die fette und ziemlich hässliche Saloonbesitzerin Betty, die schon mal ihre Kunden vermöbelt, wenn sie sich nicht ordentlich benehmen.

Mit Ed ora... raccomanda l'anima a Dio! ist Demofilo Fidani ein unterhaltsamer, aber auch recht durchschnittlicher, kleiner Film gelungen. So liefert man uns hier zu mindestens genügend Action, um sich den ganzen Film hindurch nicht zu langweilen. Die Actionszenen hat Fidani erneut recht ordentlich hinbekommen, vor allem die wieder einmal recht häufig stattfindenden Schlägereien. In den Filmen von Fidani genügt meist nur ein Hauch, damit alle mal kräftig hinlangen dürfen. Neben der guten Besetzung muss man vor allem die tolle Musik von Vincenzo Tempera herausheben, die es wirklich wert wäre, dass man sie sich anschafft. Insbesondere das Titellied Just a Coward ist äußerst gelungen. Ebenfalls noch zu erwähnen sei der sehr schön gestaltete Vorspann. Dass es einige logische Löcher gibt, brauch ich glaube nicht extra zu erwähnen. Ein Fidani ohne Lücken in der Logik wäre doch kein echter Fidani, oder? Die Geschichte ist aber, wie so oft, das Hauptproblem, denn irgendjemand hätte der Story mal kräftig in den Arsch treten sollen, da das Drehbuch auch hier wieder an starker Ereignisarmut leidet. Es fehlt an einer Struktur und vor allem fehlen irgendwelche interessanten Einzelheiten, Besonderheiten, Wendungen, Tempo oder sonstige interessante Aspekte. Am besten ist ihm das noch bei …e vennero in quattro per uccidere Sartana! gelungen, bei dem eine wirklich ordentliche Geschichte mit einigen guten Ideen herausgekommen ist. Auch die beiden Rückblenden sind dramaturgisch nicht besonders geschickt eingebaut worden. Die Geschichte wirkt wie ein totaler Schnellschuss und das wird sie mit ziemlicher Sicherheit auch gewesen sein. Da hat sich der gute Fido wohl mal einen Abend hingesetzt und das schnell mal hingerotzt, was sehr schade ist, denn der Film sieht an und für sich ganz gut aus.

Ed ora... raccomanda l'anima a Dio! ist ein recht ordentlicher, durchaus sauber inszenierter Durchschnittsstreifen, von dem man sich ganz gut unterhalten fühlt, wenn auch irgendwo leider der Trashfaktor verloren geht. Die gut 80 Minuten sind zumindest wie im Flug vergangen. Auf der Habenseite hat der Film eine gute Besetzung, nette Actionszenen und einen tollen Soundtrack. Negativ zu erwähnen ist die unglaublich dünne Story, die auch einige logische Lücken aufzuweisen hat und ohne nennenswerte Versatzstücke auskommt.

Quellen:
(1) http://www.cinefania.com/movie.php/132152/en#pic

nerofranco
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Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Django – die Bibel ist kein Kartenspiel (Execution; ITA 1968)
R: Domenico Paolella


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Clint wird nach einiger Zeit aus dem Gefängnis entlassen. Er wurde wegen der Beteiligung an einem großen Goldraub eingebuchtet. Unterdessen ist sein damaliger Komplize John Coler mit der gesamten Beute abgehauen und untergetaucht. Clint ist darüber natürlich mächtig stinkig und will sich an seinem ehemaligen Kumpan rächen.

Gefängniswärter zu Clint: "Da hast du dir ja was vorgenommen. Aber mir kanns egal sein. Auch für 20.000 Dollar würd ich mir die Wampe nicht voll Blei pumpen lassen."

Regisseur und Autor Domenico Paolella ist ja in so ziemlich jedem Genre zu Hause gewesen und war seit den 30’er Jahren im Filmgeschäft tätig. Abgesehen von seiner Regietätigkeit ist Paolella auch als Filmkritiker und Theoretiker bekannt geworden. Neben seinen zahlreichen Sandalenschinken sind wohl vor allem seine beiden Nonnen-Filme in Fankreisen recht beliebt. Dazu gehören die beiden 1973 entstandenen Le monache di Sant'Arcangelo (Die Nonne von Verona) mit Rita Hayworth und Ornella Muti und Storia di una monaca di clausura (Der Nonnenspiegel) mit Catherine Spaak und Suzy Kendall. Zum Westerngenre steuerte Paolella immerhin auch zwei kleine Filme bei. Den ersten inszenierte er 1967 mit Antonio Sabato und John Ireland in den Hauptrollen und trägt den tollen Titel Odio per odio (Hass für Hass), der in Deutschland den leider weniger spektakulären Titel Die gnadenlosen Zwei erhielt. Bedauerlicherweise habe ich den Streifen noch nicht zu Gesicht zu bekommen. Es heißt aber zumindest meist Odio per odio wäre der bessere von beiden.

Mit Execution (Django – die Bibel ist kein Kartenspiel) folgte der zweite Western bereits ein Jahr darauf. Auch wenn im deutschen Titel ein Django vorkommt, ist im Original weit und breit keiner zu entdecken. Da meine Erstsichtung schon einige Jahre zurücklag, dachte ich mir, den kram ich mal wieder hervor. Den Film habe ich mir zum ersten Mal angesehen als die Koch DVD, die im Übrigen erste Sahne ist, herauskam und war damals doch recht enttäuscht von dem Streifen. Aber ab und zu kommt es vor, dass sich die Meinung bei einer weiteren Sichtung ändert, und da ich nicht allzu viel erwartet habe, war ich dieses Mal wirklich mehr als positiv überrascht. In erster Linie war ich von Paolellas Inszenierung sehr angetan, Execution sieht optisch wirklich erstklassig aus. Man merkt den ganzen Film über, dass Paolella, weiß was er tut, und sein Handwerk versteht.

Die (doppelte) Hauptrolle hat diesmal John Richardson übernommen. Richardson spielt das Brüderpaar John und Bill Coler, bei denen es wie, häufig in solchen Geschichten, einen guten und einen bösen Bruder gibt. In der deutschen Fassung wird aus Bill Django und aus dem Bruder ein ehemaliger Partner. Die deutsche Synchronisation sollte man sowieso meiden wie der Teufel das Weihwasser, denn sie unterscheidet sich häufig sehr deutlich von der italienischen Sprachfassung und macht den Sinn der Geschichte des Öfteren vollkommen unverständlich. Bill ist der recht gutmütige und nette kleine Bruder, während John der fiese und ungemütliche Bruder ist. Den guten Bruder spielt Richardson recht ordentlich, aber beim fiesen John hat er mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen. Der gute John Richardson war ja angeblich sogar mal als Nachfolger von Sean Connery als James Bond im Gespräch, hat die Rolle aber letztendlich nicht bekommen. Das war mit Sicherheit die richtige Wahl, denn George Lazenby hat ja seinerzeit eine recht ordentliche Figur als Superagent gemacht. Richardson hat in seiner anderen Hauptrolle in einem Western, und zwar in Armando Crispinos John il bastardo, eine wesentlich bessere Figur gemacht als hier.

John Colers früherer Partner Clint wird dargestellt vom Muskelmann Mimmo Palmara. Clint ist mächtig sauer auf John, da der sich mit dem gesamten Gold aus dem Staub gemacht hat, während er sich im Knast den Arsch platt gesessen hat und sich mit Wanzen herumschlagen musste. Als er aus dem Kittchen rauskommt macht er unerbittlich Jagd auf den irren John. Dabei wird auch der vermutlich unbeteiligte Bill mit in deren Angelegenheit gezogen, da es natürlich zu Verwechslungen kommt. Ob Billy auch in den Goldraub verwickelt war, kommt nicht ganz klar heraus. Auch der mysteriöse Billiardprofi Charlie heftet sich an die Fersen von Clint und John. Was der aber vorhat weiß keiner so genau. Und weil das noch nicht genug ist für eine zünftige Schlussballerei, mischen auch noch ein paar Mexikaner mit.

In der düsteren Welt von Domenico Paolella sind Frauen rar gesät, einzig Dali Bresciani und Rita Klein dürfen ihre Vorzüge zur Schau stellen. Bresciani beißt allerdings recht schnell ins Gras, was äußerst bedauerlich ist, da es sich bei ihr um einen ziemlich heißen Feger handelt. Schauspielerisch wird von den Damen allerdings nicht allzu viel abverlangt. Burt, den Freund von Bill, spielt der füllige Piero Vida. Bill und Burt arbeiten in einem Circus und treten dort als Kunstschützen auf. Vida durfte in Liliana Cavanis Galileo den ziemlich mächtigen und fiesen Gangsterboss einer großen Verbrecherorganisation spielen, und zwar Papst Urban VIII., der Galileo ans Leder will. Ansonsten sind die Nebendarsteller leider etwas blass und unbekannt. Da fehlen einfach ein paar finstere Typen, aber die waren in Israel, wo der Film gedreht wurde, wohl auf der Stelle nicht aufzutreiben.

Wie erwähnt kann sich die Inszenierung von Domenico Paolella absolut sehen lassen. Execution beginnt gleich mit einer richtig atmosphärischen Szene als Clint aus dem Gefängnis entlassen wird. Darauf folgt gleich eine weitere wunderbare Szene. Bill und Burt spielen in einem Saloon ein Duell und erschießen sich dabei gegenseitig. Clint steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, schließlich sieht er seine 20.000 Dollar Kopfgeld und das Gold schon flöten gehen. Als Burt dann doch unverletzt wieder aufsteht, kommt bei Clint schön langsam die Erleichterung durch. Das Ganze ist von Palmara wirklich herrlich gespielt. Es gibt aber im gesamten Film immer wieder richtig tolle Einstellungen, Kamerafahrten und Schnitte. Hinzu kommen schöne Landschaftsaufnahmen und jede Menge Brutalitäten. Außerdem hat sich Paolella einige nette kleine Ideen einfallen lassen. Im Mittelteil fehlt dem Streifen ein wenig das Tempo, dafür krachts am Schluss nochmals so richtig. Das Ende ist sogar fast ein bisschen tragisch. Die Musik von Lallo Gori ist auch wieder recht flott geworden, kennt man aber teilweise schon aus so manchem Fidani Filmchen.

Execution dürfte wohl zur selben Zeit wie Gianfranco Baldanellos Black Jack (Auf die Knie, Django) entstanden sein. Beide Filme wurden in Israel gedreht, haben in den Nebenrollen einen ähnlichen Cast zur Verfügung und der Soundtrack von Gori ist ebenfalls derselbe. Mit Fernando Franchi haben beide Filme auch denselben Produzenten. Black Jack ist zwar weitaus schwächer gemacht als Execution, dafür aber noch etwas unterhaltsamer, was vor allem an einem groß aufspielenden Robert Woods liegt, der einen mächtig fiesen Psychopathen spielen darf.

Domenico Paolellas Execution ist ein mehr als ordentlicher kleiner Genrebeitrag, der von einer guten Inszenierung und reichlich Action profitiert. Was dem Film noch gut zu Gesicht gestanden hätte, wäre vielleicht noch etwas mehr Tempo und ein geeigneterer Hauptdarsteller gewesen, aber auch so kann sich der Streifen sehen lassen. Wem der Film beim ersten Mal nicht gefallen hat, sollte ihm vielleicht noch eine zweite Chance geben, denn so schlecht wie er oft gemacht wird, ist er beileibe nicht. In meinen Augen handelt es sich hierbei sogar um richtig guten Stoff.

Links:
(1) https://www.spaghetti-western.net/index.php/Execution


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