La polizia ordina: sparate a vista (IT)
Gördüğün yerde vur (TUR)
Special Squad Shoots on Sight
IT / TUR 1976
R: Giulio Giuseppe Negri & Yilmaz Atadeniz
D: Beba Loncar, Irfan Atasoy (aka Tony Tiger), Gordon Mitchell, Jean Pierre Blanchard, Albertina Capuani, Birtane Güngör, Michelle Leite Costa, Salvatore Carrara, Cesare Nizzica u.a.
Italienische Erstaufführung: 01.04.1976
Score: Marcello Gigante
Imcdb
OFDb
Nachdem eine in Istanbul operierende Gangsterbande am hellichsten Tag eine Bankfiliale ausraubte, beschließt ihr Anführer, ein gewisser David (Gordon Mitchell), zwei kostbare Buddha-Statuen in seinen Besitz zu bringen, wobei sich eine im Besitz eines Privatsammler befindet, während die andere als Ausstellungsstück ein Museum ziert. Zur gleichen Zeit werden der Journalist und Hobby-Hypnotiseur Larry Foster (Irfan Atasoy) sowie die Fotografin Sonia (Albertina Capuani) mit den Recherchen zu dem geplanten Statuen-Diebstahl beauftragt, die sich daraufhin auf dem direkten Weg zu dem Sammler begeben, wo sie bereits von der Gangsterbande erwartet werden. Nach einem heftigen Handgemenge, bei dem auch der Duft von Blei in der Luft lag, entkommen die Gangster samt der Buddha-Statue und Sonia, die sie vorübergehend als Geisel in ihre Gewalt genommen haben. Im anschließenden Verhör mit der Polizei versuchen diese Larry Forster als inoffiziellen Mitarbeiter zu gewinnen, der sich als unbeschriebenes Blatt in die Reihen der Gangsterbande einschleusen soll. Gleichzeitig setzt aber auch Gangsterboss David seine Frau Jane (Beba Loncar) auf den investigativen Hypnotiseur an, damit diese ihn mit ihren Reizen zur Mitarbeit an dem geplanten Coup bewegt. Was folgt, ist eine durchaus erfolgreiche Zusammenarbeit, bis Larry plötzlich erpresst wird, denn die Bande, zu der augenscheinlich noch weitere Helfershelfer gehören, hat seine Schwester Susy (Birtane Güngör) in ihre Gewalt gebracht. Und als wäre das alles noch nicht genug, betritt plötzlich eine blonde Dame (Figen Han) die Bühne, die von da an sowohl für Larry Forster als auch für dessen Schwester zu einer erheblichen Gefahr wird. Bleibt letztlich die Frage, ob es der Polizei und ihrem ebenfalls im Umfeld der Bande konstituierten Agent Fred (Altan Bozkurt) gelingen wird, der Bande rechtzeitig das Handwerk zu legen, bevor doch noch etwas Schlimmeres geschieht?
Keine Ahnung was die Verantwortlichen damals geritten hat, denn die italienisch-türkische Koproduktion LA POLIZIA ORDINA SPARATE A VISTA entpuppt sich als eine knallbunte Wundertüte, die im engeren Sinn eigentlich recht wenig mit dem italienischen Polizeifilmgenre gemein hat. Eng genommen handelt es sich bei dem unfreiwillig komischen Filmprodukt um einen gangsterlastigen Spionagefilm, bei dem obendrein auch noch die türkische Polizei mitmischt. Angereichert mit halbgarer Action, laienhaften Darsteller:innen und westlicher Freizügigkeit erzählt der Film eine dermaßen wirre Story, die ich stellenweise schon nicht nicht mehr nachvollzogen bekam. Obendrein gesellen sich in der zweiten Filmhälfte weitere ähnlich aussehende Protagonisten hinzu, von denen man überhaupt nicht weiß, von wo diese plötzlich herkamen und wer sie überhaupt sind. An vorderster Front ermittelt sich Tony Tiger, der übrigens mit bürgerlichen Namen Irfan Atasoy heißt, um Kopf und Verstand. Bekannt aus Negris FIGHTING KILLER, in dem er bereits schlagkräftig in Erscheinung trat, verkörpert Tony Tiger im vorliegenden Film einen Journalist, der mit hypnotischen Fähigkeiten ausgestattet als inoffizieller Ermittler der Polizei agiert. Sein Einsatzziel ist die Verbrecherbande von Gordon Mitchell, der wiederum ein eigenes Interesse an dem investigativen Hypnotiseur hegt. Um in die Gunst der hypnotischen Fähigkeiten des vielbeschäftigten Berichterstatters zu kommen, setzt Gordon Mitchell die reizende Beba Loncar auf den bis dahin noch ahnungslosen Tony Tiger an, der sich wiederum hingebungsvoll durch deren flatterhaftes Süßholzraspeln den Kopf verdrehen lässt. Gemeinsam mit seinen neugewonnen Freunden widmet sich Tony daraufhin seinem neuen Job, bei dem auch das ein oder andere Mal seine sonderbare Hypnosetechnik beim Gegner zum Einsatz kommt. Darüber hinaus bietet er sich mit motorisierten Straßenrowdies einen waghalsigen Messerzweikampf, vernascht alles, was bei Drei nicht auf den Bäumen ist und der obligatorische 'Sex on the Beach' darf natürlich auch nicht fehlen.
Weiterhin bietet diese wahnhafte Filmproduktion, die augenscheinlich ausschließlich in Istanbul abgedreht wurde, ungelenke sowie ausdrucksschwache Laiendarsteller:innen, die auf englische Namen hören, unausgegorene Actionszenen, wirre Telefonate, verrückte Intrigen, italienisch klingende Straßennamen wie beispielsweise 'Corso Vittoria', kitschiges Wohnzimmerdekor, ein sagenhafter Musikschrank (#1 -- #2 -- #3) und ein ulkiges Einzelschuss-Handmaschinengewehr, das nach jedem abgegebenem Schuss zunächst per Handarbeit nachgeladen werden muss. Einzig Gordon Mitchell in der Rolle eines garstigen Ekelpakets, das in gewohnter Weise mächtig auf die Kacke haut, sowie Beba Loncar geben passageweise solide Darbietungen ab. Abgerundet wird das desaströse Durcheinander durch eine nicht weniger exotische Filmmusik von Marcello Gigante, die neben fußnägelzusammenrollenden Stücken auch abenteuerliche Synthie-Sound-EFX sowie groovende Beat-Rock-Nummern enthält. Dumm nur, dass bei der im Film auftretenden Band gar kein Saxophon zu hören ist, obwohl sich der hoch agile Saxophonist an seinem Instrument die Seele aus dem Leib bläst - es sei denn, es handelt sich dabei um ein sonderangefertigtes Sxophon, dass schließlich wie eine Lead-Gitarre klingt.
Im Gegensatz zu FIGHTING KILLER, der laut Gerüchten ein rein türkisches Produkt war und von Bruno Vanni und Giulio Giuseppe Negri lediglich vertrieben wurde, übernahm Negri unter dem Pseudonym Jerry Mason bei LA POLIZIA ORDINA: SPARATE A VISTA zumindest stellenweise die Regie, bevor der Film von seinem türkischen Regiekollegen Yilmaz Atadeniz vervollständigt wurde. Giulio Giuseppe Negri soll zunächst einen Handlungsentwurf für Bruno Vanni verfasst haben, der bei dieser maroden Koproduktion ebenfalls wieder in der Funktion des Produktmanagers mitmischte, woraus dann das finale Drehbuch entstand. Als Cutter wurde obendrein Luigi Batzella verpflichtet, der sich aufgrund seiner einschlägigen Regiearbeiten bei diesem wahnhaften Unterfangen äußerst wohl gefühlt haben muss. Trotz des desaströsen Durcheinanders bietet LA POLIZIA ORDINA: SPARATE A VISTA ein Erlebnis der ganz besonderen Art, welches sich aber nur den Liebhabern obskurer Bodensatzproduktion erschließt.
Fazit: Ein völlig durchgeknallter Film ohne Sinn und Verstand.
Oder auch einfach nur: Die Zerfaserung des Seins.
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