DIE ZUHÄLTERIN - Stelvio Massi

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
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Prisma
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DIE ZUHÄLTERIN - Stelvio Massi

Beitrag von Prisma »




Maurizio Merli   Joan Collins

DIE ZUHÄLTERIN


● POLIZIOTTO SENZA PAURA / DIE ZUHÄLTERIN (I|A|1978)
mit Werner Pochath, Gastone Moschin, Franco Ressel, Annarita Grapputo, Alexander Trojan, Massimo Vanni, u.a.
eine Produktion der Promer Film | Documenta Film | Neue Delta Film | im Verleih der Tivoli
ein Film von Stelvio Massi

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»Willst du sportlich meine Faust in die Fresse haben?«


Der italienische Privatdetektiv Walter Spada (Maurizio Merli) ist mit allen Wassern gewaschen und fällt durch seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden auf. Ein Entführungsfall verschlägt ihn nach Österreich, denn Anneliese (Annarita Grapputo), die junge Tochter seines Klienten von Straben (Alexander Trojan), soll dorthin verschleppt worden sein. Langsam entschlüsseln sich die Zusammenhänge, bis er sieht mit einem rücksichtslosen Zuhälter-Ring konfrontiert sieht. In Wien macht er die Bekanntschaft mit einer rätselhaften Frau namens Brigitte (Joan Collins), die in einem Nachtlokal strippt. Doch welche Rolle spielt sie in dieser Angelegenheit? Die Ermittlungen werden immer gefährlicher, denn Walter lernt Strauss (Werner Pochath) kennen, die rechte und rücksichtslose Hand der Organisation. Eine Mordserie beginnt, der viele Beteiligte zum Opfer fallen. Wer wird der nächste sein..?

Lässt man sich von gängigen Covern oder dem deutschen Titel in die Irre leiten, bestehen eigentlich keinerlei Zweifel darüber, wohin diese Reise gehen dürfte, aber es kommt komplett anders. Joan Collins strippt sich erst nach 45 Minuten in das mit Spannung und Action aufgeladene Szenario, und Maurizio Merli kann in der Zwischenzeit eine überaus beeindruckende One-Man-Show abliefern, die definitiv in Erinnerung bleibt. Es ist die Frage, ob es an diesem unfreiwilligen Überraschungseffekt liegt, dass der Film derartig gut ankommen konnte, oder ob es tatsächlich schlicht daran liegt, dass Regisseur Massi einen wirklich rundum funktionierenden Beitrag kreiert hat. Es muss an Variante 2 liegen, denn die Geschichte kann von Anfang bis Ende überzeugen und vor allem unterhalten. Der Verlauf scheint dabei alles andere als neu zu sein, aber er verfügt über einen sehr klaren Aufbau, der angenehm an diverse Perlen des Genres erinnert. Auch die anfängliche Annahme, dass es sich vielmehr um einen Erotik- als einen Polizeifilm handelt, wird sich nicht bestätigen. Dieser Beitrag liefert ein eigenständiges Profil, wofür nicht zuletzt der Protagonist ersatzlos verantwortlich ist. Hinzu kommt eine Prise Erotik, eine ordentliche Dosis Action und Thrill, beeindruckende Schauplätze und Settings, gut geschliffene Charaktere und flotte Sprüche, eine fantastische Score von Stelvio Cipriani, der das turbulente Geschehen sehr eingängig unterstützt, willkommene Twists, et voilà: Es läuft alles wie geschmiert. Maurizio Merli ist es wie gesagt zu verdanken, dass die Geschichte zu einer durchgehend mitreißenden Angelegenheit werden kann.

Neben ihm ist eine Joan Collins zu beobachten, die in allen Belangen untergeordnet zu sein scheint, wenngleich ja quasi alles irgendwie zu einem Joan-Collins-Film wird, in dem die aparte Britin auftaucht. Um sie in die Schranken zu weisen, muss Merli das Rad keineswegs neu erfinden, weil Collins' Auftrittsdauer einerseits sehr limitiert ist, und er alle übrigen Kollegen in darstellerischer Hinsicht andererseits übertrifft. So wirkt intern alles auf ihn zugeschnitten, nach außen hin laufen die Wetten allerdings auf ein anderes Zugpferd. Flotte Sprüche und Selbstironie machen Walter sehr sympathisch. Seine Agilität lässt keinerlei Zweifel daran entstehen, dass er diesen Fall lösen wird, auch wenn er häufig gut einstecken muss. Er steht nicht als klassischer Über-Held da, sondern kocht oftmals eben auch nur mit Wasser. Seine unorthodoxen Methoden wirken erfolgversprechend aber bringen auch die gute Portion Gefahr mit sich, sodass man als Zuschauer schon mitfiebern wird. Die restlichen Darsteller funktionieren allesamt sehr gut, auch einer der Lieblings-Irren des zeitgenössischen Films kann erneut in der Rolle seines Lebens überzeugen, da man bei ihm immer wieder neue aggressive Plänkeleien zu sehen glaubt: Werner Pochath. Joan Collins stellt wie gewöhnlich eine souveräne Bereicherung dar. Die Frau, die wohl irgendwann in den 80er Jahren einfach beschlossen hatte, ewig 40 bleiben zu wollen, ist ein richtiges Phänomen, und sie hat ihren Markennamen definitiv selbst erfunden. Es fällt jedoch insgesamt schwer, sie adäquat zu beschreiben. Collins reizt auf komplexe Art und Weise. Bestimmt ist sie als einer der Prototypen der Frau bezeichnen, der von ihr selbst immer weiter perfektioniert wurde.

Sie veranstaltet ein Spiel im Schauspiel, kehrt bestehende Eindrücke oft mit einer unvergleichlichen Aura plötzlich um, und besitzt dem Anschein eine streng choreografierte Mimik und Gestik, die immer von einer Frau von Welt zu erzählen versucht, auch falls sie von gewöhnlicher Natur sein sollte. Trotz ihrer augenscheinlich nicht sehr ausgefeilten Rolle wird sie aller aller Wahrscheinlichkeit nach überzeugen, weil es sich einfach um etwas Besonderes handelt. Ausgestattet mit der Synchronstimme ihrer Stamm-Sprecherin Ursula Heyer, wartet man förmlich auf die Szenen ihrer halbseidenen Brigitte, die bei den prüden und kurzen Nacktszenen allerdings verrät, dass sie nicht besonders viel Vergnügen dabei gehabt haben dürfte. "Die Zuhälterin" kann im Großen und Ganzen ein bestechendes Gesamtbild vermitteln, und Stelvio Massi setzt alles daran, eine ausgewogene Geschichte zu erzählen, die schlussendlich eindrucksvoll zum Punkt kommt. Interessante Schauplätze und sehr dynamische Kamera-Einstellungen lassen die Produktion in einem besonderen Glanz durch die exzellente Bildgestaltung strahlen. Ebenfalls auffällig ist die gute Dosierung zwischen humorvollen Ansätzen und den nicht gerade zahlreichen, aber dafür umso eindringlicheren Schock-Momenten. Besonders gut kommt der Umgang mit Walters österreichischem Kollegen an, und überhaupt sind einige nette Ideen im Bezug auf die Nebenhandlung zu finden. Im Endeffekt nimmt sich "Die Zuhälterin" vielleicht nicht allzu ernst, was zur Folge hat, dass es ungemein unterhaltsam und kurzweilig zugehen wird. Insgesamt gesehen handelt es sich also um einen Beitrag, der sich aus unterschiedlichsten Gründen sehen lassen kann.

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Richie Pistilli
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Re: DIE ZUHÄLTERIN - Stelvio Massi

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Die Zuhälterin (D)
Poliziotto senza paura (IT)
Magnum Cop (FRA)
Policía sin miedo (ES)
Polícia Sem Medo (POR)
Código matar (ARG)
A nagy Fox (HUN)
Fearless Fuzz
Magnum Cop
Fatal Charm
Fearless


IT / AT 1979

R: Stelvio Massi
D: Maurizio Merli, Joan Collins, Gastone Moschin, Werner Pochath, Massimo Vanni, Annarita Grapputo, Franco Ressel, Andrea Scotti, Salvatore Billa, Claudia Messner, Helmuth Silbergasser, Heidi Gutruf u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 19.07.1985

Synchronkartei

Filmportal

Italo-Cinema.de

Nischenkino

Antel-Filmarchiv

Drehortvergleich

Score: Stelvio Cipriani

IMCDb

OFDb



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"Als sie noch Polizist waren, haben sie sich aufgeführt wie ein Privatdetektiv. Jetzt, wo sie einer sind, führen sie sich auf wie ein Polizist -aber nur die Polizei darf Verbrecher erschießen, wenn es notwendig ist."


Als Chefin eines internationalen Gangster-Rings zeigt Superstar Joan Collins in diesem explosiv-erotischen Film, was sie in „Denver“ nicht enthüllen darf … Bei seinen Recherchen nach einem verschwundenen Mädchen stößt der junge Privatdetektiv Walter Spada (Maurizio Merli) auf eine Verbrecherorganisation, die mit Jugendprostitution Millionen kassiert. Die Fäden dieses brutalen Zuhälter-Rings laufen bei der Striptease-Tänzerin Brigitte (Joan Collins) zusammen, die das skrupellose Syndikat leitet. Eine faszinierende Frau, geschaffen für die Leidenschaft, die in ihrem Geschäft keine Zeugen duldet. „Tote“, so das Motto, „reden nicht“. Ein Argument, das auch Walter Spada erkennen muss. [VMP Video]



Ex-Kommissar Walter Spada (Maurizio Merli) ist schäbiger Privatdetektiv, der gemeinsam mit seinem Kompagnon Benni (Massimo Vanni) eine heruntergekommene Detektei in Rom betreibt. Nachdem er die Tochter eines französischen Konsuls aus den Fängen ihrer Entführer befreit hat, rückt ihm sein ehemaliger Vorgesetzter, Inspektor Nardelli (Andrea Scotti) auf die Pelle, der ihm wegen des unerlaubten Schusswaffengebrauchs die Hölle heißt macht. Glücklicherweise erhält Sparda kurz darauf von seinem österreichischen Freund Karl Koper (Gastone Moschin) den lukrativen Auftrag, die Tochter (Annarita Grapputo) eines vermögenden Bankiers (Alexander Trojan), die in Rom in schlechte Gesellschaft geraten ist, aufzustöbern, um sie wieder wohlbehalten ins Elternhaus nach Wien zu bringen. Zwar gelingt es Sparda im Handumdrehen Annalise von Straben, so der Name der verlorengegangenen Tochter, in einer indischen Hare-Krishna-Sekte aufzuspüren, aber eine Gangsterbande, die ebenfalls Verbindungen nach Wien unterhält, schnappt sie ihm vor der Nase weg. Also reist Sparda kurzerhand nach Wien, um die entführte Annalise in einem froschgrünen Porsche Spyder zu suchen, der ihm sein Freund Koper für die Zeit seines Aufenthalts freimütig zur Verfügung stellt.


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"Immer ein Ohr an der Schiene und den Finger am richtigen Drücker."


Stelvio Massis DIE ZUHÄLTERIN stellt ein weiteres gutes Beispiel für Filme dar, bei denen sich eine erneute Sichtung gelohnt hat, denn nachdem ich diesen Poliziottesco nach der ersten Runde als äußerst schwach in Erinnerung behielt, offenbarte sich der Film viele Jahre später als ein unterhaltsames sowie auch sehenswertes Unterfangen. Während sich die erste Filmhälfte eher humorig gestaltet, wendet sich das Blatt nach ca. 30 Minuten, denn ein jeanslatzhosentragender Maurizio Merli, der bis dahin als stümperhafter Privatdetektiv unbeschwert belustigende Sprüche riss, findet sich ab diesem Zeitpunkt so langsam wieder in seinem Element ein. Während Kommissar Eisen bis dahin als ein Schatten seiner selbst wirkte, macht plötzlich die österreichische Hauptstadt Wien unsicher. Gemeinsam mit Gastone Moschin, der seinen österreichischen Freund und Dienstkollegen Karl Koper verkörpert, recherchiert er einen an vermeintlichen Mordfall, bei dem ein minderjähriges Mädchen angeblich bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Dem vorausgegangen war ein lukrativer Auftrag eines reichen Bankiers, dessen Tochter von einer Gangsterbande von Rom aus nach Wien verschleppt wurde und nun den vermögenden Unternehmer erpresst.


Während Walter Spada hoch verschuldet ist und dementsprechend in einem schäbigen Büro sein Dasein fristet, scheint sein österreichischer Kollege Koper in einer ganz anderen Liga zu spielen. Um sich vor diesem nicht die Blöße zu geben, erzählt Spada ihm ständig einem vom Pferd, indem er in seinen beruflichen Schilderungen mächtig hochstapelt. Seine Ermittlungen führen ihn irgendwann in den Wiener Nachtclub 'Queen Anne", in dem dann auch der internationale Star des Films, Joan Collins, sogleich mit einem heißen Strip erstmals in Erscheinung tritt. Dabei macht der Denver-Clan-Star ihrem in der TV-Serie hart erarbeiten Titel alle Ehre, denn sie offenbart sich als ein wahrhaftes Biest, dem Sparda zunächst auf dem Leim zu gehen scheint. Doch Merli wäre nicht Merli, wenn er das falsche Spiel letztlich nicht durchschauen würde. Der Besitzer des Nachtclubs hört auf den Namen Strauß, der von keinem Geringeren als dem unnachahmlichen Werner Pochath verkörpert wird. In weiteren Rollen treten auch noch Massimo Vanni, der als Mitarbeiter Spadas in Rom zurückgelassen wurde, Franco Ressel, der einen römischen Kommissar spielt sowie Franco Ressel in Erscheinung, der als Leichebeschauer Dr. Zimmer, auch der Schlächter genannt, alles was er in die Finger kriegt bis zur Unkenntlichkeit zerlegt.


Leider wurde dem Film, an dessen Drehbuch auch Franz Antel beteiligt war, für den deutschen ein denkbar ungünstiger Titel verpasst, denn dieser offenbart allzu offensichtlich das Geheimnis, das Maurizio Merli eigentlich erst nach einer Stunde offen legt. Gedreht wurde die italienisch-österreichische Koproduktion im Jahr 1979, wobei der Film hierzulande erst 1985 in die Kinos kam. Vermutlich waren die guten Einschaltquoten der Denver-Clan-Serie dafür verantwortlich, die zwischen den Jahren 1981 - 1989 erfolgreich im deutschen Fernsehprogramm lief. Was mich nach erneuten Betrachtung des Films ein wenig verwundert, ist die Tatsache, dass sich bisher noch kein deutsches Filmlabel an die ZUHÄLTERIN herangetraut hat, um den Streifen auf einem digitalen Medium zu veröffentlichen. Dabei existiert in Italien bereits eine BD des Films.


Fazit: Ein eigentlich sehenswerter Polizeifilm, der mir trotz der ungewöhnlichen Perfomance Merlis zwischenzeitlich eine Menge Spaß bereitet


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Deutscher Trailer


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