SCHACH DER MAFIA - Warren Kiefer

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
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Richie Pistilli
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SCHACH DER MAFIA - Warren Kiefer

Beitrag von Richie Pistilli »

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Schach der Mafia (D)
Killer-Bestien des Grauens (D - WA)
Scacco alla mafia (IT)
Droga, mondo senza pietà (IT)
Échec à la maffia (F)
Jaque a la mafia (ES)
Checkmate to the Mafia
Defeat of the Mafia


IT / F 1970

R: Warren Kiefer (Lorenzo Sabatini)
D: Pier Paolo Capponi, Maria Pia Conte, Victor Spinetti, Luciano Pigozzi, Nestor Garay, Micaela Pignatelli, Enzo Fiermonte, Carmen Scarpitta, Paolo Giusti u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 08.12.1972

Deutsche Wiederaufführung: 02.04.1976

Deutsche TV-Premiere (RTL Plus): 07.12.1985

Score: Stefano Torossi

Synchronkartei

OFDb




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"Rom hat sich nicht verändert. Wie lange bin ich nicht mehr hier gewesen? Zum letzten mal vor acht Jahren, da gab es auch eine Familienangelegenheit zu regeln. Der Tod und die Geschäfte haben schon immer eine entscheidende Rolle gespielt. Jetzt war der Tod an der Reihe. Warum hat sie sterben müssen? Ich werde es erfahren."


Nach dem plötzlichen Tod der jungen drogensüchtigen Susan Palmer (Margarita Puratich), reist ihr Vetter Arthur Horigan (Victor Spinetti) eigens aus den Staaten an, um die mysteriösen Umstände des unerwarteten Todes seiner Cousine aufzuklären. Susan, die nebenbei beim Film jobbte, sollte für den Ganovenboss Frankie Agostino (Luciano Pigozzi) Heroin im Wert von mehr als einer Million Dollar ins Land schmuggeln, doch kurz nachdem sie die Koffer mit der vermeintlichen Ware am Flughafen von Fiumicino den beiden Mittelsmännern Agostinos ausgehändigte hatte, wurde nicht nur in einem abgelegenen Raum der Flughalle die ermordete Leiche der jungen Amerikanerin vorgefunden, sondern es fehlte auch der Stoff in den Koffern. Verärgert über den dreisten Betrug beauftragt Agostino seine Männer mit den Ermittlungen nach dem verschwundenen Heroin, den er entweder in der drogenverseuchten Rotlichtszene Roms oder bei den Lieferanten in den Staaten vermutet. Weiterhin mischt im undurchsichtigen Sumpf von Mord und Drogenschmuggel auch der verbissene Kommissar Scott Luce (Pier Paolo Capponi) mit, der von den Staaten aus damit beauftragt wurde Licht ins Dunkel dieses Raubmordfalls zu bringen. Gemeinsam mit Jenny Ryan (Maria Pia Conte), der ehemals besten Freundin von Susan, stürzt sich Scott Luce in die Unterwelt Roms, wo er sogleich seinen unerbittlichen Ermittlungsstreifzug gegen die organisierte Kriminalität beginnt. Die erste Spur führt die selbsternannten Aufklärer zu dem Freudenmädchen Marjorie Mills (Micaela Pignatelli), die gemeinsam mit ihrem Zuhälter Kiki Velour (Paolo Giusti) ein gemeinsames Apartment am Rande der Stadt bewohnt.



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Wenn es um pseudoreporthafte Off-Kommentargestaltungen ging, hatten die Deutschen im mitteleuropäischen Raum meisten die Nase vorn, aber im Falle von SCHACH DER MAFIA verstummte wundersamerweise der Off-Kommentar zu Beginn des Films in der deutschen TV-Fassung gänzlich. Dabei zieht sich der aus Sicht der Drogenschmugglerin Susan Palmer eingesprochene Off-Kommentar in der englischen Fassung über die ersten neun Minuten des Films hin und wird lediglich einmal kurz durch den Kommentar von Arthur Horigan unterbrochen (= Eingangszitat), der in der deutschen Synchronfassung wiederum enthalten ist. Obendrein wurde die deutsche Filmfassung, die bis dato lediglich von RTL Plus ausgestrahlt im TV wurde, nicht nur der Pre-Title-Sequenz beraubt, in der sich Susan Palmer den verhängnisvollen Schuss setzt, sondern auch das gezeigte Liebesspiel zwischen Marjorie Mills und Kiki Velour, das alles andere als freiwillig begann, um einige Einstellungen verkürzt. Angesichts dieser beschriebenen Filmkürzungen wäre es jetzt noch interessant zu wissen, ob die ursprüngliche deutsche Kinofassung die Pre-Title-Szene ungekürzt enthielt.

► Text zeigen

SCHACH DER MAFIA wurde zwar bereits Ende 1968 gedreht, aber erst im Jahre 1970 in den italienischen Kinos veröffentlicht. In unseren Breitengraden gelangte der Film erstmals im Dezember 1972 in die deutschen Kinos, bevor er im Jahr 1976 nochmals unter dem unfassbaren Titel KILLER-BESTIEN DES GRAUEN wiederaufgeführt wurde. Laut einem Eintrag in der OFDb soll auf dem genauso unfassbaren WA-Plakat der folgende Werbetext enthalten gewesen sein:


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"Testen Sie Ihre Nerven!

Die internationale Presse schreibt: Schaudernd erregt verlassen Sie das Kino - falls Sie diesen Film überlebt haben...

Der härteste und brutalste, aber beste Horror-Action-Schocker...

Ein Farbfilm von Jeff Arnold in Brutalo-Color.
"



Warren Kiefer, der 1929 in New Jersey das Licht der Welt erblickte, sein Studium an den Universitäten von New Mexico und Maryland absolvierte, bevor er in den 1950ern für mehrere Jahre nach Italien übersiedelte, zeichnete sich als Autor mehrerer Romane, als Regisseur der drei italienischen Filmproduktionen IL CASTELLO DEI MORTI VIVI (THE CASTLE OF THE LIVING DEAD), MADEMOISELLE DE SADE E I SUOI VIZI (JULIETTE DE SADE) und SCACCO ALLA MAFIA (SCHACH DER MAFIA) sowie als ungenannter Verfasser zahlreicher Drehbücher aus. Über das Zustandekommen der italienisch-französischen Koproduktion SCHACH DER MAFIA besteht augenscheinlich immer noch Unklarheit dahingehend, ob der Film nicht ursprünglich als argentinisch-italienische Kopruduktion geplant war, denn der Alternativtitel zu dem in der IMDb eingetragene NEXT OF KIN, von dem niemand weiß, ob der Film tatsächlich zu Stande kam, lautete EL SECRETO DE SUSAN PALMER. Weiterhin sollen laut Roberto Curti die beiden Arbeitstitel SULLE TRACE DI SUSAN PALMER (On the trail of Susan Palmer) und MORTE IMPROVVISA (Sudden Death) existiert haben. Da es sich bei SCHACH DER MAFIA aber letzten Endes um eine italienisch-französische Koproduktion handelte, bei der gewisse rechtliche Vorgaben bestanden, musste Warren Kiefer seinen Namen für die besagte Regietätigkeit in Lorenzo Sabatini umbenennen.


Letztendlich entpuppt sich SCHACH DER MAFIA als ein durchschnittlicher Kriminalfilm, der vielmehr an den Film Noir als an das europäische Crime-Kino angelehnt scheint. Dennoch bereitete mir der Film eine gewisse Freude, denn neben einigen beeindruckenden Schauspieler*innen bietet die nicht ganz ausgegarte Polizeifilm-Sause einige verblüffende Nebensächlichkeiten, die angesichts der Entstehungszeit des Films stellenweise auch noch äußerst gewagt wirken. Zumindest bleibt die bezaubernde Maria Pia Conte den Handlungsverlauf verhüllt, wohingegen sich das Energiebündel Micaela Pignatelli nicht davor zurückscheut, sich auch offenherziger ablichten zu lassen. Dafür amüsiert sich die Erstgenannte nicht nur mit zwei Männern gleichzeitig, sondern legt auch zweifelsfrei die beeindruckendere Darbietung an den Tag, denn als vermeintlich 'stilles Wässerchen', das es dann aber faustdick hinter den Ohren hat, überzeugt die geborene Genovese durch die Bank weg. An ihrer Seite ermitteln sowohl der in Wales geborene Victor Spinetti als auch Pier Paolo Capponi nach dem verschwundenen Heroin, wobei aber über lange Zeit unklar bleibt, wer hier genau welche Rolle in der undurchschaubaren Schmierenkomödie spielt. Einzig die Rolle Luciano Pigozzi scheint von vorne herein klar angelegt zu sein, denn als römischer Gangsterboss, der obendrein an einen Rollstuhl gefesselt ist, gilt dieser nicht nur zweifelsfrei als Drahtzieher des gekaperten Deals, sondern als Geldgeber auch als Hauptgeschädigter, der nun alles daran setzt, das geraubten schnellstmöglich wiederzuerlangen.


Abgerundet wird der Film mit einer unaufdringlichen Filmmusik von Stefano Torrosi, die erst im letzten Drittel des Film auch gewohnt rockigere Sounds erklingen lässt. Obendrein kann die Synchro der deutschen Filmfassung als überdurchschnittlich solide bezeichnet werden. Fehlt jetzt nur noch eine angemessene Veröffentlichung des Films, der im Rahmen einer käuflichen Version weltweit bis dato lediglich als englischsprachige VHS veröffentlicht wurde.


Fazit: Klein, aber irgendwie auch fein.



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