DER BASTARD
● I BASTARDI / LE BÂTARD / DER BASTARD (I|F|D|1968)
mit Giuliano Gemma, Rita Hayworth, Klaus Kinski, Margaret Lee, Serge Marquand, Umberto Raho, Dan van Husen und Claudine Auger
eine Produktion der Ultra Film | PECF | Rhein Main | im Verleih der Warner Brothers
ein Film von Duccio Tessari
»Ich bin jetzt schon eine verdammt lange Zeit 40, um noch etwas vom Leben zu haben!«
Nach einem Juwelenraub kommt es zu einem blutigen Zwischenfall. Aus der anschließenden Verfolgungsjagd geht nur Jason (Giuliano Gemma) als einziger Überlebender hervor und bringt die Beute an sich. Als sei nichts geschehen, feiert er wenig später den Geburtstag seiner Mutter Martha (Rita Hayworth), bei dem auch sein ungeliebter Halbbruder Adam (Klaus Kinski) dabei ist. Martha wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sich ihre ungleichen Söhne gut verstehen, doch Adam ist an ganz anderen Dingen interessiert. Mit allen Mitteln will er die Beute aus dem Raub an sich bringen. So schreckt er nicht davor zurück, Jason zu foltern, doch das Versteck ist nicht aus ihm herauszubringen. Als Adam sich schließlich an Jasons Freundin Karen (Margaret Lee) vergreift, bricht er sein Schweigen. Halb tot wird er von der Farmerin Barbara (Claudine Auger) gefunden und gesund gepflegt, doch Jason kommt nicht zur Ruhe. Seine mittlerweile gelähmte rechte Hand erinnert ihn nur noch an tödliche Rache...
Duccio Tessaris glasklar aufgebauter Film zeigt gleich zu Beginn, womit sich diese Geschichte in aller Kompromisslosigkeit beschäftigen wird. Der Einstieg ist rasant und sogleich sprechen einige Revolver und Maschinenpistolen eine überaus eindeutige und international verständliche Sprache. Dass es immer wieder zu beachtlichen Wendungen und gelungenen Überraschungen kommen wird, wird sich erfreulicherweise wie ein roter Faden durch Duccio Tessaris Beitrag ziehen, was der relativ schnörkellosen Geschichte eine gute Griffigkeit gibt. Angereichert mit genügend Brutalität, Gewalt, Demütigung und Zynismus, zeigt sich der Film aber auch daran interessiert, auf charakterliche Differenzierungen einzugehen und findet immer wieder seine Ruhe in unscheinbaren bis hin zu trügerischen Sequenzen, außerdem einem gut aufgebauten Wechsel zwischen Trostlosigkeit und Hoffnung. Tragik und Familienhintergründe verlieren sich idealerweise nur in Andeutungen und dabei kommt es stellenweise dennoch immer wieder zu nahezu komisch anmutenden Momenten, für die hauptsächlich Rita Hayworth als Projektionsfläche dient. Neben der teils deftigen Exposition, besticht diese Produktion durch überzeugende Schauwerte. Die Ausstattung und Settings wirken edel, beziehungsweise situationsbedingt authentisch, die Schauplätze zeigen dutzende schöne Kulissen und Landschaftsaufnahmen, was die beachtliche Kameraarbeit in den Fokus zu rücken weiß. Die musikalische Untermalung erscheint zeitweise etwas gewöhnungsbedürftig zu sein und unterstützt ein paar wenige Längen, doch insgesamt weiß besonders der eingängige Titelsong 'Love and Money' von Nicole Croisille ganz gut gefallen. Bei all diesen positiven Grundvoraussetzungen gibt es noch eine besonders gut aufgelegte Star-Besetzung zu sehen, die alleine aufgrund ihrer unorthodox wirkenden Zusammenstellung ausgesprochen interessant wirkt. Die Titel-Credits führen zuerst Hollywood-Ikone Rita Hayworth an, allerdings spielt sie hier nur die nominelle Hauptrolle. Diese mutige Interpretation in Wort und Erscheinung setzt ein spätes Ausrufezeichen.
Die Mutter rivalisierender Söhne ist offensichtlich seit Jahren Alkoholikerin und scheint darüber hinaus die Wurzel für die Fehde der Männer zu sein. In ihren angeheiterten Phasen zeigt sich, aus welch ordinärem Holz diese längst desillusionierte Frau eigentlich geschnitzt ist. »Vertraut ihr euren Huren mehr als mir?«, ist diesbezüglich nur eine kleine Kostprobe der üblichen Konversationen. Sie wünscht sich zwar nichts mehr als Frieden, doch sie ist es auch, die indirekt immer wieder aufs Neue Konfrontation hervorruft und Unruhe in einer Art Wettstreit oder Rivalität stiftet. Hayworth verpasst es trotz gelungenem Sarkasmus und diverser guter Ansätze hier meistens, das Szenario zu dominieren und verschenkt leider viele gute Vorlagen. Ihr Auftritt wird schließlich durch Filmsohn Giuliano Gemma vielleicht nicht gerade in den Schatten gestellt, aber deutlich getrübt, da ihr generell eine Schlüsselszene fehlt. Giuliano Gemma als Jason ist der Empathischere der beiden Brüder. Trotz der langen Palette von Verbrechen, Gewalt und Mord, wirkt er sympathisch und man fiebert schließlich bei seinem sich von selbst rechtfertigendem Rache-Feldzug mit. Dafür ist vor allem die Rolle von Klaus Kinski relevant, der dem älteren Bruder Adam in ein eiskaltes, rücksichtsloses und latent aggressives Wesen zu hüllen weiß. Dies zeigt sich vor allem, als Jason von der Delegation seines Bruders fast tot geschlagen wird, er aber immer wieder betont, man solle ihm nicht allzu sehr wehtun. Adam legt eine kaum zu überbietende Grausamkeit an den Tag, indem er seinen Leibarzt anweist, Jason für immer außer Gefecht zu setzen. Dieser packt Spritze und Skalpell aus, und man kann es kaum glauben, was dort geschieht. Die Damen Margaret Lee und Claudine Auger runden das Ensemble gekonnt innerhalb herber Kontraste ab und überzeugen daher restlos in den Bereichen Ausstrahlung und Erscheinung. Duccio Tessaris Handschrift ist generell sehr ansprechend und mit einem enormen Wiedererkennungswert versehen, welcher voll durchschlägt. Der Film kann daher insgesamt einen sehr guten Eindruck hinterlassen, da das Finale packend, wenn auch vielleicht etwas zu abgehackt ist, aber im Endeffekt ist "Der Bastard" als spannend, zeitweise recht originell, und insgesamt wirklich sehenswert zu bezeichnen.
Duccio Tessaris glasklar aufgebauter Film zeigt gleich zu Beginn, womit sich diese Geschichte in aller Kompromisslosigkeit beschäftigen wird. Der Einstieg ist rasant und sogleich sprechen einige Revolver und Maschinenpistolen eine überaus eindeutige und international verständliche Sprache. Dass es immer wieder zu beachtlichen Wendungen und gelungenen Überraschungen kommen wird, wird sich erfreulicherweise wie ein roter Faden durch Duccio Tessaris Beitrag ziehen, was der relativ schnörkellosen Geschichte eine gute Griffigkeit gibt. Angereichert mit genügend Brutalität, Gewalt, Demütigung und Zynismus, zeigt sich der Film aber auch daran interessiert, auf charakterliche Differenzierungen einzugehen und findet immer wieder seine Ruhe in unscheinbaren bis hin zu trügerischen Sequenzen, außerdem einem gut aufgebauten Wechsel zwischen Trostlosigkeit und Hoffnung. Tragik und Familienhintergründe verlieren sich idealerweise nur in Andeutungen und dabei kommt es stellenweise dennoch immer wieder zu nahezu komisch anmutenden Momenten, für die hauptsächlich Rita Hayworth als Projektionsfläche dient. Neben der teils deftigen Exposition, besticht diese Produktion durch überzeugende Schauwerte. Die Ausstattung und Settings wirken edel, beziehungsweise situationsbedingt authentisch, die Schauplätze zeigen dutzende schöne Kulissen und Landschaftsaufnahmen, was die beachtliche Kameraarbeit in den Fokus zu rücken weiß. Die musikalische Untermalung erscheint zeitweise etwas gewöhnungsbedürftig zu sein und unterstützt ein paar wenige Längen, doch insgesamt weiß besonders der eingängige Titelsong 'Love and Money' von Nicole Croisille ganz gut gefallen. Bei all diesen positiven Grundvoraussetzungen gibt es noch eine besonders gut aufgelegte Star-Besetzung zu sehen, die alleine aufgrund ihrer unorthodox wirkenden Zusammenstellung ausgesprochen interessant wirkt. Die Titel-Credits führen zuerst Hollywood-Ikone Rita Hayworth an, allerdings spielt sie hier nur die nominelle Hauptrolle. Diese mutige Interpretation in Wort und Erscheinung setzt ein spätes Ausrufezeichen.
Die Mutter rivalisierender Söhne ist offensichtlich seit Jahren Alkoholikerin und scheint darüber hinaus die Wurzel für die Fehde der Männer zu sein. In ihren angeheiterten Phasen zeigt sich, aus welch ordinärem Holz diese längst desillusionierte Frau eigentlich geschnitzt ist. »Vertraut ihr euren Huren mehr als mir?«, ist diesbezüglich nur eine kleine Kostprobe der üblichen Konversationen. Sie wünscht sich zwar nichts mehr als Frieden, doch sie ist es auch, die indirekt immer wieder aufs Neue Konfrontation hervorruft und Unruhe in einer Art Wettstreit oder Rivalität stiftet. Hayworth verpasst es trotz gelungenem Sarkasmus und diverser guter Ansätze hier meistens, das Szenario zu dominieren und verschenkt leider viele gute Vorlagen. Ihr Auftritt wird schließlich durch Filmsohn Giuliano Gemma vielleicht nicht gerade in den Schatten gestellt, aber deutlich getrübt, da ihr generell eine Schlüsselszene fehlt. Giuliano Gemma als Jason ist der Empathischere der beiden Brüder. Trotz der langen Palette von Verbrechen, Gewalt und Mord, wirkt er sympathisch und man fiebert schließlich bei seinem sich von selbst rechtfertigendem Rache-Feldzug mit. Dafür ist vor allem die Rolle von Klaus Kinski relevant, der dem älteren Bruder Adam in ein eiskaltes, rücksichtsloses und latent aggressives Wesen zu hüllen weiß. Dies zeigt sich vor allem, als Jason von der Delegation seines Bruders fast tot geschlagen wird, er aber immer wieder betont, man solle ihm nicht allzu sehr wehtun. Adam legt eine kaum zu überbietende Grausamkeit an den Tag, indem er seinen Leibarzt anweist, Jason für immer außer Gefecht zu setzen. Dieser packt Spritze und Skalpell aus, und man kann es kaum glauben, was dort geschieht. Die Damen Margaret Lee und Claudine Auger runden das Ensemble gekonnt innerhalb herber Kontraste ab und überzeugen daher restlos in den Bereichen Ausstrahlung und Erscheinung. Duccio Tessaris Handschrift ist generell sehr ansprechend und mit einem enormen Wiedererkennungswert versehen, welcher voll durchschlägt. Der Film kann daher insgesamt einen sehr guten Eindruck hinterlassen, da das Finale packend, wenn auch vielleicht etwas zu abgehackt ist, aber im Endeffekt ist "Der Bastard" als spannend, zeitweise recht originell, und insgesamt wirklich sehenswert zu bezeichnen.