HEROIN - Gianni Martucci

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
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Richie Pistilli
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HEROIN - Gianni Martucci

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Heroin (D)
Gefährliche Blumen (D)
Milano... difendersi o morire (IT)
Coup de gueule (F)
Blazing Flowers

IT 1978

R: Gianni Martucci
D: Marc Porel, George Hilton, Al Cliver, Anna Maria Rizzoli, Barbara Magnolfi, Guido Leontini, Bruno Di Luia, Nino Vingelli u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 10.07.1981

Score: Gianni Ferrio

Italo-Cinema.de

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Auch wenn die Ratte das Maul nicht aufbringt, der Tag wird kommen an dem ich Euch das Handwerk legen werde.“


Pino Scalise (Marc Porel) ist ein ehemaliger Rennfahrer, der aufgrund seiner Mitwirkung an einem bewaffneten Raubüberfall von der Justiz eigentlich zu sechs Jahren Haft in einem sizilianischen Gefängnis verdonnert wurde, doch aufgrund guter Führung bereits nach zwei Jahren vorzeitig wieder aus dem Strafvollzug entlassen wird. Völlig geläutert von seiner kriminellen Vergangenheit möchte Pino nun ein aufrechtes Leben führen und nimmt daher auch gleich das erstbeste Jobangebot als LKW Fahrer bei der Kunstblumen-Export-Firma “Alicanti” an, um sich somit einen soliden Grundstock für seinen löblichen Lebensentwurf zu errichten. Erleichtert über den neugewonnen Job lässt er daraufhin auf der Mailänder Lustmeile die Sektkorken knallen, bevor er eine bumsfidele Nacht mit der Prostituierten Fiorella (Anna Maria Rizzoli) in einem einschlägigen Etablissement verbringt. Doch am nächsten Tag trifft Pino fast der Schlag, da sich urplötzlich in einer gemütlichen Familienrunde herausstellt, dass es sich bei der Prostituierten aus der Vornacht in Wahrheit um seine Cousine Marina (Anna Maria Rizzoli) handelt, die ihre verruchte Tätigkeit klammheimlich hinter dem Rücken ihres Vaters Nicola (Nino Vingelli) ausführt.


Marina-Fiorella untersteht der Zuhälterschaft des kleinkriminellen Luden Nosey (Mario Novelli), der nicht nur ein Ex-Knastbruder von Pino war, sondern von diesem auch inständig bekniet wird, doch bitte sein geliebtes Cousinchen aus dem unerbittlichen Prostitutionssumpf zu entlassen. Doch das Problem an der Sache ist, dass Nosey wiederum dem mächtigen Don Chicco (Guido Leontini) untersteht, dem mächtigsten Drogenbaron Mailands, der die ganze Stadt mit seinem unheilvollen Stoff überschwemmt und somit für das immer stärker werdende Elend unter der suchtgeplagten Bevölkerungsschicht sorgt. Obendrein denkt Chico nicht einmal im Traum daran, eines seiner lukrativsten Pferdchen einfach so ziehen zu lassen, denn der Heroin-Don hat bereits seine ganz eigenen Pläne geschmiedet und nutzt somit gleich mal die Gunst der Stunde, indem er Cousinchen Marina durch seinen schmierigen Handlanger Domino (Al Cliver) heftigst unter Drogen setzen und in einem dunklen Kellerverließ wegsperren lässt, bevor er dann den ahnungslosen Pino damit erpresst: Um seine Cousine wieder frei zu bekommen, soll dieser im Rahmen seiner neuen Lohnarbeit für Don Chicco mit Heroin-Päckchen präparierte Kunstblumen über die Landesgrenze transportieren. Doch zuvor erwartet Pino einen Übergangsjob als Fluchtwagenfahrer im Rahmen eines Banküberfalls.


Was aber bis dato niemand ahnt: Bereits seit der Haftentlassung Pinos kreiste das immer wache Auge des unnachgiebigen Kommissars Morani (George Hilton) über den bisherigen Ereignissen, da er nicht nur dem unheilvollen Drogenbaron schon seit Ewigkeiten den Kampf angesagt hat, sondern diesem auch mit allen Mitteln das Handwerk zu legen versucht. Wird es ihm dieses mal gelingen?


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Mit dem vorliegenden Polizeifilm ist Regisseur Gianni Martucci wahrlich kein großer Wurf gelungen, da das Drehbuch nicht nur recht überschaubar und fast schon zu einfach gestrickt wirkt, sondern der Großteil der Darstellerriege auch weit hinter ihren Möglichkeiten bleibt. Aber trotz der verschenkten Ressourcen bietet diese mittelprächtige Polizeifilmsause immer noch einen ausreichenden Unterhaltungsgrad, so dass sie dem geneigten Genreliebhaber schon mal einen Blick wert sein sollte. Der filmische Werdegang des Regisseurs ist übrigens genau so überschaubar, wie die Story seines vorliegenden Filmwerks, da er es während seiner Karriere zwischen den Jahren 1975 – 1988 auf lediglich fünf Filmproduktionen schaffte, worunter sich dann solche Kaliber wie der gleichfalls sehr mittelprächtige Slasher-Giallo THRAUMA von 1981 oder die etwas unausgegoren wirkende Horror-Sause THE RED MONKS von 1988 tummeln. Eigentlich enthält diese Inszenierung alle benötigten Ingredienzien wie beispielsweise wilde Verfolgungsjagden, handfeste Schlagabtäusche, eine sinnbefreite Strip-Einlage vor einem einsamen Wandspiegel, einen rastlosen Kommissar mit zu hohem Blutdruck und ein paar genretypische Grausamkeiten, wobei aber vielen Szenarien einfach die benötigte Intensität fehlt. Zudem hätten die meisten Darsteller auch gerne etwas energischer auf den Putz hauen dürfen. Aber natürlich gibt es auch ein paar richtig gelungene Momente zu bestaunen und die recht heftige Stanzmaschinenszene wird so schnell auch nicht wieder in Vergessenheit geraten.


Kommen wir zu den Darstellern, die trotz ihrer stellenweise ressourcenschonenden Darbietungen in ihren Rollen gefallen können. An vorderster Front kämpft sich Marc Porel für ein sauberes Leben in Straffreiheit um Kopf und Kragen, wobei er angesichts seines äußeren Erscheinungsbilds tatsächlich wie ein Saubermann wirkt. Da hilft auch keine Bomberjacke mehr... Aber letztendlich macht er seine Sache ordentlich und liefert eine solide Darbietung ab. Der nächste im Bunde wäre der vom wutauslösenden Merli-Virus befallene George Hilton, der dieses mal den wutschnaubenden und zähnefletschenden Ermittler mimt und dabei sogar merli-ähnliche Gesichtszüge annimmt. Aber so ganz kann er dem einzig wahren Kommissar Eisen dann doch nicht das Wasser reichen, da das Ausmaß der Wutdimension des Eisenmeisters einfach unerreichbar bleibt.


Die sagenhafteste Rolle wurde zweifelsfrei dem guten Al Cliver zugesprochen, der dieses mal einen unbeschreiblichen Oberschmierlappen mit grandios zurückgekämmter Haartolle verkörpern darf und dabei als unerbittlicher Handlanger des Dons eine aalglatte Darbietung abliefert. Als Krönung wurde ihm in der deutschen Sprachfassung zudem eine völlig wundersame Synchronstimme verliehen, so dass seine Rolle zu den absoluten Highlights dieser Produktion zählt. Außerdem gibt es neben der adretten Anna Maria Rizzoli (PLAY MOTEL, ZWEI TOTE HOSEN SAHNEN AB) auch noch den unverwüstlichen Guido Leontini (GEWALT – DIE FÜNFTE MACHT IM STAAT, TÖDLICHE WARNUNG) als Drogenbaron Don Chicco, die unverkennbare Hackfresse Bruno Di Luia (GANGBUSTER, PLAY MOTEL) als dessen Handlanger, Nino Vingelli (CAMORRA - EIN BULLE RÄUMT AUF, DER SCHWARZE LEIB DER TARANTEL) in der Rolle des liebenswerten Onkels Nicola und Schwarzschopf Barbara Magnolfi (SUSPIRIA, SUSPECTED DEATH OF A MINOR) als dessen weiteres Töchterlein Teresa zu bestaunen.


Als Filmmusik erklingt dieses mal eine funkige Jazzy-Listening Mixtur, die aus der Feder von Gianni Ferrio stammt und angemessen zum vorliegenden Film passt.


Leider ist die deutsche VHS Fassung gegenüber der italienischen Originalfassung um ca. 10 min geschnitten, wobei dies sowohl zahlreiche Gewaltszenen, als auch Handlungsszenen betrifft. Dabei stechen zwei längere Handlungsblöcke direkt ins Auge: Zum einen ist die komplette Eröffnungsszene der Schere zum Opfer gefallen (ca. 3 Minuten), in der Marc Porels Entlassung aus dem Gefängnis, die Verabschiedung von seinen Mithäftlingen und das Abschlussgespräch mit dem Gefängnisdirektor zu sehen ist. Zum anderen wurde sowohl ein ca. 90 sekündiger Dialog zwischen Marc Porel und Barbara Magnolfi sowie die sinnbefreite Strip-Einlage vor dem einsamen Wandspiegel vollständig entfernt.



Fazit: Eine etwas unausgegoren wirkende Produktion, die aber aufgrund der Masse an namhaften Darstellern letztendlich doch noch einen annehmbaren Unterhaltungswert bietet als auch mit einem stanzmaschinengeladenen Finale aufwartet.




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