DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
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Richie Pistilli
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DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Beitrag von Richie Pistilli »

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Der unerbittliche Vollstrecker (D)
La polizia sta a guardare (IT)
Le grand kidnapping (F)
Fiel a su mandato (ES)
The Great Kidnapping (UK)
Ransom! Police Is Watching


IT / F 1973

R: Roberto Infascelli
D: Enrico Maria Salerno, Lee J. Cobb, Jean Sorel, Laura Belli, Luciana Paluzzi, Claudio Gora, Ezio Sancrotti, Gianni Bonagura, Ignazio Leone, Ennio Balbo, Franco Angrisano u.a.



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Score: Stelvio Cipriani

Italo-Cinema.de

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Eine völlig neue Dimension des organisierten Verbrechens erschüttert Mailand in seinen Grundfesten, da kriminelle Banden die recht risikofreie sowie äußerst lukrative Geschäftsidee von Entführung und Geiselnahme für sich entdeckt haben, die sie nun hemmungslos für sich ausnutzen. Dabei begünstigt das solidarische Verhalten der erpressten Angehörigen den Erfolg des aufblühenden Entführungsgeschäfts immens, da das geforderte Lösegeld bisher immer anstandslos hinter dem Rücken der ahnungslosen Polizei gezahlt wurde. Aber auch die viel zu sanfte Linie der Justizbehörde trägt ihren Teil zum Erfolg dieser neuen Verbrechensdimension bei, indem auch sie die entsprechenden Forderungen der skrupellosen Geiselnehmer kurzer Hand zum Schutz der todesgefährdeten Opfer erfüllen. Als Opfer werden ausschließlich Kinder reicher Eltern auserkoren, da logischerweise bei der wohlhabenden Gesellschaftsschicht am meisten abzuräumen ist. Und da den Familien natürlich die Unversehrtheit ihrer verzogenen Sprösslinge am aller wichtigsten ist, versuchen diese unter allen Umständen die Polizei aus dem Spiel zu lassen, um bereitwillig hinter deren Rücken die geforderten Lösegeldsummen an die hocherfreuten Geiselnehmer zu zahlen. Als dann auch noch eines Tages der resignierte Kommissar Jovine (Lee J. Cobb) völlig unverhofft sein Amt niederlegt, tritt der als kompromisslos und knallhart geltende Kommissar Cardone (Enrico Maria Salerno) an seine Stelle, der hierfür eigens aus Rom entsendet wurde. Cardone gilt als Hardliner seines Fachs, der sich jeglichen Forderungen krimineller Subjekte gegenüber völlig renitent zeigt und dadurch ganz bewusst das Leben der Entführungsopfer aufs Spiel setzt. Denn seiner Meinung nach, könne nur durch eine völlig unnachgiebige Haltung gegenüber den Erpressern ein Ende dieser florierenden Entführungswelle herbeigeführt werden.



Hören Sie, ich bin hier der Chef! Man hat mir alle Ihre Forderungen mitgeteilt. Ich habe NICHT die Absicht, diese zu akzeptieren... diese nicht und keine anderen! Theoretisch sind Sie schon im Gefängnis, also lassen Sie die Geiseln frei und kommen Sie ohne Waffen und mit den Händen über dem Kopf heraus. Ende!“


Seine schonungslose Haltung gegenüber Verbrechern und Opfern bringt ihm aber nicht nur Lob ein, sondern führt in Großteilen der Bevölkerung auch zur maßlosen Empörung, da diese um das Wohl der hilflos ausgelieferten Entführungsopfer bangen. Zudem ist er mit seiner unbändigen Vorgehensweise dem zuständigen Staatsanwalt Aloisi (Jean Sorel) ein heftiger Dorn im Auge, da bei diesem das Wohl der Geiseln an aller erster Stelle steht und somit sehr nachsichtig sowie zurückhaltend den Erpressern gegenüber tritt. Als dann aber plötzlich Cardones eigen Fleisch und Blut von einer erzürnten Verbrecherbande verschleppt wird, stellt sich die Frage, ob der Kommissar seiner eingeschlagenen Linie treu bleibt und zur Erreichung seiner ehrenwerte Ziele das Wohl seines eigenen Sohnes aufs Spiel setzt oder wird er gegenüber seinen selbstauferlegten Prinzipien letztendlich doch einknicken und den Forderungen der Entführer klein beigeben?



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Nachdem der Produzent und Drehbuchautor Roberto Infascelli (LUANA – DER FLUCH DES WEIßEN GOLDES) bereits ein Jahr zuvor unter der Regie von Stefano Vanzina den als Prototypen des italienischen Polizeifilm geltenden DAS SYNDIKAT abdrehen ließ, folgte 1973 der Quasi-Nachfolger EIN UNERBITTLICHER VOLLSTRECKER, wobei der Produzent dieses mal gleich selbst den Platz auf dem Regiestuhl einnahm. Dabei ist ihm eine mitreißende Inszenierung gelungen, die aufgrund eines sehr gut aufgelegten Hauptdarstellers, einer außerordentlichen Kameraarbeit und des durchwegs hohen Spannungspotenzials zu begeistern vermag.


Ähnlich wie beim Vorgänger stammen auch hier die eigentlichen Strippenzieher letztendlich aus den Reihen der Politik, die das angestiftete Chaos wiederum gnadenlos für ihre niederen Zwecke zu nutzen versucht. Und auch hier sind der Polizei in den meisten Fällen die Hände gebunden, da sowohl die Angehörigen der Opfer, als auch die Justizbehörde ihnen bei der Arbeit in den Rücken fallen und somit den bereits angeschlagenen Rechtsstaat weiterhin schwächen. Außerdem verhilft eine solch erpresserfreundliche Vorgehensweise dem gerade erst aufkeimenden Entführungsgeschäft nicht nur zur Hochkonjunktur, sondern begünstigt obendrein die Erpressbarkeit des unterwürfigen Rechtsstaats. Infascelli zeigt somit ein rechtsstaatliches Dilemma auf, bei dem es letztendlich nur um eine vertrackte Fragestellung geht: Entweder eine bedingungslose Verteidigung der rechtsstaatlichen Prinzipien mit dem Risiko, dass einzelne Entführungsopfer dafür bluten müssen oder die Zurschaustellung der völligen Machtlosigkeit gegenüber dem immer mächtiger werdenden Verbrechen, indem der Unversehrtheit der leidgeplagten Opfer die höchste Prioritätsstufe zugesprochen wird.


Wie bereits beim Vorgänger verkörpert Enrico Maria Salerno (BETRACHTEN WIR DIE ANGELEGENHEIT ALS ABGESCHLOSSEN, AUF VERLORENEM POSTEN, MÄDCHEN IN DEN KRALLEN TEUFLISCHER BESTIEN) auch im Quasi-Nachfolger einen knallharten und unbarmherzigen Gesetzeshüter, der sich aufgrund seines gesteigerten Drangs zur Selbstjustiz nicht nur kurzerhand die alleinige Entscheidungsmacht zuschreibt, sondern dabei sowohl das opferschonende Bestreben der Justiz als auch jegliche Forderungen krimineller Subjekte vehement ignoriert. Für ihn zählt somit nur die eine goldene Regel: Völlige Unnachgiebigkeit gegenüber den Entführern, auch wenn dabei das Leben der Geisel auf dem Spiel steht! Alles andere würde den bereits angeschlagenen Rechtsstaat nicht nur weiterhin enorm schwächen, sondern letztendlich sogar noch in die Knie zwingen. Darüber hinaus lässt er ohne Einholung eines richterlichen Beschlusses die Telefonanschlüsse der potenziellen Erpressungsopfer überwachen, wodurch er auch sogleich einem versuchten Vertuschungsversuch eines brandaktuellen Entführungsfalls auf die Schliche kommt und die Verhandlungen mit den Kidnappern ungefragt an sich reißt. Und so kommt es, wie es kommen muss: Nach außen hin scheint seine selbstherrliche Vorgehensweise plötzlich ein erstes Todesopfer gefordert zu haben, wofür er von der Öffentlichkeit herbe Kritik erntet. Dabei schickten die gewissenlose Geiselnehmer ihr Opfer bereits vor der Intervention durch die Polizei ins Jenseits, wodurch für diesen von vorne herein noch nicht einmal der Hauch einer Überlebenschance bestand. Enrico Maria Salerno spielt die Rolle des unbändigen Kommissars Cardone nicht nur mit absoluter Bravour, sondern schafft es sogar, seine nicht gerade unbekannten Mitstreiter recht blass aussehen zu lassen.



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Kommen wir zu Jean Sorel (NACKT ÜBER LEICHEN, MALASTRANA, A LIZARD IN A WOMAN'S SKIN), dessen unspektakuläre Darbietung als nachgiebiger und stets kompromissbereiter Staatsanwalt Aloisi leider etwas farblos wirkt. Etwas mehr Biss hätte seine Rolle zwar schon haben können, wobei er aber auch so eine immer noch recht solide Darbietung abzugeben vermag. In weiteren Rollen gibt es zudem Lee J. Cobb (DER TAG DER EULE, DER EXORZIST, DAS ULTIMATUM LÄUFT AB) als unheilvollen Kommissar, Luciana Paluzzi (EXZESS - MORD IM SCHWARZEN CADILLAC, DER MAFIABOSS – SIE TÖTEN WIE SCHAKALE, MANHUNT IN THE CITY) als undurchsichtige Millionärsgattin, Claudio Gora (GEFAHR: DIABOLIK!, DER CLAN, DER SEINE FEINDE LEBENDIG EINMAUERT, DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS) als zwielichtiger Anwalt und die reizende Laura Belli (DER BERSERKER, VON CORLEONE NACH BROOKLYN, DIE EISKALTEN KILLER) als (Ex)-Geliebte eines Entführungsopfers zu bewundern. Letztere wirkte übrigens schon beim Vorgänger DAS SYNDIKAT mit, wobei sie dort selbst das Entführungsopfer verkörperte, das unfreiwillig an der an der Seite von Jürgen Drews einen denkwürdigen Auftritt ablieferte.


Obwohl es sich bei dieser italienisch-französischen Koproduktion um eine deutsche VHS-Erstveröffentlichung handelt, ist die deutsche Synchro recht ordentlich ausgefallen. Außerdem wurde der ernste Grundton dieses dialoglastigen Genreverteters sehr gut getroffen. Lediglich der deutsche Filmtitel DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER wurde mal wieder etwas unpassend gewählt, da dieser eine eher gewaltsame Polizeifilmsause eines wild um sich herum prügelnden Maurizio Merlis vermuten lässt. Viel besser hätte dem Film eine originalgetreue Übersetzung des italienischen Titels gestanden, denn DIE POLIZEI KANN NUR ZUSEHEN trifft hier eigentlich genau ins Schwarze.


Abschließend wurde dem Ganzen auch noch eine aus der ciprianischen Erfolgssoundschmiede stammende Filmmusik verliehen, deren prägnante Titelnummer nicht nur zu den bekanntesten ihrer Gattung zählt, sondern auch weitere Einsätze in Filmen wie DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER oder DEATH PROOF zugesprochen bekam.



Fazit: Ein ausgezeichnetes Entführungsdrama mit unerbittlichem Ausgang.


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Mater_Videorum
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Registriert: So., 01.11.2020 17:51
Wohnort: Vulgärien

Re: DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Beitrag von Mater_Videorum »

Die neue BD von Cineploit ist leider erneut nur bedingt zu empfehlen!

• Tonhöhe der dt. Tonspur mal wieder zu tief (da VHS-Synchro)
• Tonqualität der dt. Tonspur äußerst ​dumpf, wenn auch nicht ganz so räudig wie bei Kochs TONY ARZENTA (vermutlich hat in diesem Fall die olle avi-Datei aus'm Netz von vor 10 Jahren herhalten müssen, eine ordentlich digitalisierte VHS von EuroVideo ohne Filter bei der Audiobearbeitung klingt –trotz Mono– definitiv nicht so ärmlich an Dynamik
• die Untertitel bei der OmU-Auswahl sind desöfteren fehlerhaft (nicht nur in der Rechtschreibung, sondern auch beim Satzbau und dem Sinn der Dialoge) – liest sowas niemand mehr zur Korrektur?
• das Bild ruckelt ab und an, was womöglich aber auch nur an meinem BD-Player liegen könnte, oder tritt dieses Manko ebenfalls bei Euch auf?


PS: Kann womöglich mal ein Helfer aus der Fandub-Szene denen unter die Arme greifen? Die verhunzen doch jede zukünftige VÖ mit ihrer Unwissenheit, da offensichtlich nicht mal die Kunde vom Unterschied zwischen 24fps und 25fps vorliegt – und das ist leider Fakt. Dazu das üble Gefiltere an den dt. Tonspuren, wo nicht mal die unbearbeitete Tonse als mickrige Bonusoption mit drauf ist. Die Filmauswahl ist ja durchweg nice, aber wenn zu 80% des Outputs bei der letztendlichen Filmpräsentation nur gepfuscht wird, dann ist bei mir mit der Sammelleidenschaft für Produkte dieses Anbieters zukünftig Feierabend!

Jenius
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Re: DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Beitrag von Jenius »

Mater_Videorum hat geschrieben:
Sa., 12.02.2022 20:26
Die neue BD von Cineploit ist leider erneut nur bedingt zu empfehlen!

• Tonhöhe der dt. Tonspur mal wieder zu tief (da VHS-Synchro)
• Tonqualität der dt. Tonspur äußerst ​dumpf, wenn auch nicht ganz so räudig wie bei Kochs TONY ARZENTA (vermutlich hat in diesem Fall die olle avi-Datei aus'm Netz von vor 10 Jahren herhalten müssen, eine ordentlich digitalisierte VHS von EuroVideo ohne Filter bei der Audiobearbeitung klingt –trotz Mono– definitiv nicht so ärmlich an Dynamik
• die Untertitel bei der OmU-Auswahl sind desöfteren fehlerhaft (nicht nur in der Rechtschreibung, sondern auch beim Satzbau und dem Sinn der Dialoge) – liest sowas niemand mehr zur Korrektur?
• das Bild ruckelt ab und an, was womöglich aber auch nur an meinem BD-Player liegen könnte, oder tritt dieses Manko ebenfalls bei Euch auf?


PS: Kann womöglich mal ein Helfer aus der Fandub-Szene denen unter die Arme greifen? Die verhunzen doch jede zukünftige VÖ mit ihrer Unwissenheit, da offensichtlich nicht mal die Kunde vom Unterschied zwischen 24fps und 25fps vorliegt – und das ist leider Fakt. Dazu das üble Gefiltere an den dt. Tonspuren, wo nicht mal die unbearbeitete Tonse als mickrige Bonusoption mit drauf ist. Die Filmauswahl ist ja durchweg nice, aber wenn zu 80% des Outputs bei der letztendlichen Filmpräsentation nur gepfuscht wird, dann ist bei mir mit der Sammelleidenschaft für Produkte dieses Anbieters zukünftig Feierabend!
Das kann und muss ich leider bestätigen. Der Film ist heute auch direkt in meinem Player gelandet. Nach einigen Minuten habe ich meine alte Fan-DVD zum Vergleich rausgekramt, der Ton hörte sich für mich relativ identisch an (dumpf, teilweise kaum verständlich). Nach dem ersten Drittel wird es zwar etwas besser, aber ein Genuss ist es leider nicht! Das Bild war für mein Empfinden ordentlich, ich bin aber auch kein Pixelzähler.

TRAXX
Beiträge: 353
Registriert: Fr., 30.10.2020 03:13

Re: DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Beitrag von TRAXX »

Ein Elend wirklich!

Und ja, natürlich würde ich (und sicher auch zig andere) gerne helfen und denen unter die Arme greifen, aber das müssen die natürlich auch wollen.

Die können mich gerne diesbezüglich kontaktieren.

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Rolf
Beiträge: 8
Registriert: Mi., 20.04.2022 11:41

Re: DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Beitrag von Rolf »

Ui, wusste gar nicht , dass der draußen ist!!! Gab mal ne Ankündigung, dass der im Ausland veröffentlicht werden sollte aber das schien dann im Sande verlaufen zu sein. Werde den gleich mal ordern. Ganz toller Streifen! :)

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Rolf
Beiträge: 8
Registriert: Mi., 20.04.2022 11:41

Re: DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER - Roberto Infascelli

Beitrag von Rolf »

So, meine Disc kam heute an und habe den Film gleich mal gerne wieder angeschaut!

Kann die bschriebenen Probleme bei den dt. UT bestätigen... Rechtschreibung und Grammatik kann da schon mal 'ausarten' :D störte mich aber jetzt nicht sonderlich. Das Bild ist sehr gut, Ruckler habe ich nicht feststellen können, nur ein paar mal weiße Streifen oberhalb des Bildes während der Autoverfolgungsjagd.

Habe mit italienischem Dub geschaut und da klang alles okay. Extras sind spärlich, aber Mike Malloy beweist wieder der Genreexperte zu sein mit Focus auf Lee J. Cobb's Karriere.

Insgesamt eine schöne VÖ finde ich und für mich ist der Film auch einer der allerbesten Italo Euro Crime Filme überhaupt.

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